2010 revisited

(2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003, 23. Dezember)

1. Zugenommen oder abgenommen?

Abgenommen, unfassbarerweise.

2. Haare länger oder kürzer?

Deutlich kürzer. Im Januar sind ungefähr zehn Zentimeter runtergekommen, im Oktober nochmal zehn. Jetzt haben sie Brad-Pitt-Länge, und das passt so.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?

4. Mehr Kohle oder weniger?

Ungefähr gleichgeblieben. Glaub ich. Steuerberaterin rechnet noch.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?

Mehr, weil ich dauernd neue Gewürze brauche und Zitronenreiben und Mixer und Zerkleinerer und Pralinenbesteck und Spritzbeutel und Kuchenformen und endlich mal RICHTIGE Messer und man kann ja auch nicht immer Omas Geschirr rausholen, wenn Gäste da sind und …

6. Mehr bewegt oder weniger?

Vielleicht ein bisschen mehr. Das neue Körpergefühl sorgt nicht nur dafür, dass ich mich in neuen Klamotten wohlfühle, sondern dass ich mich freiwillig bewegen will, weil ich Bewegung auf einmal nicht mehr mit „Kalorienverbrennen“ verbinde, sondern mit „Fuck yeah, schmerzfrei und gut gelaunt rumlaufen“. Deswegen fahre ich mit Öffis und steige mal eine Station früher aus dem Bus, nehme den weiten Weg zum Einkaufen und höre Musik dazu oder gehe einfach mal so eine halbe Stunde aufs Laufband. Because I can. Und die dusselige Kalorienverbrauchsanzeige decke ich mit einem Handtuch ab. Quatschkram.

7. Der hirnrissigste Plan?

Drei Jobs gleichzeitig anzunehmen in der irrigen Annahme, ich würde das hinkriegen, ohne zutiefst genervt zu sein.

8. Die gefährlichste Unternehmung?

Marmeladekochen.

9. Der beste Sex?

Kannnichklagen.

10. Die teuerste Anschaffung?

Mein erstes Implantat.

11. Das leckerste Essen?

Haha. HAHAHAHAAAA! Ach, was geht’s uns gold.

12. Das beeindruckendste Buch?

Ich drücke mich mal wieder um DAS EINE TOLLE BUCH, sondern geb euch mehrere Lieblinge in mehreren Kategorien.

Comic: Chew Vol. 1 – Taster’s Choice von John Layman und Rob Guillory. Ikigami: The Ultimate Limit 1 von Motoro Mase (englische Übersetzung von John Werry). Faust von Flix. (Und alle Hellboys. So viel Zeit muss sein.)

Sachbuch: alle, die zu einem positiven Körpergefühl und einem genussvollen Essen beigetragen haben, ganz besonders In Defense of Food von Michael Pollan und Health at Every Size von Linda Bacon. (Ich komme über ihren Namen nicht weg.) Runner-ups: Oliver Sacks’ Uncle Tungsten: Memories of a Chemical Boyhood und Inverting the Pyramid: The History of Football Tactics von Jonathan Wilson.

Kochbuch: Die neue vegetarische Küche von Maria Elia.

Fiktion: Mit weitem Abstand vorne: If Nobody Speaks of Remarkable Things von Jon McGregor. Auf den Plätzen: Freedom von Jonathan Franzen und What I Loved von Siri Hustvedt.

13. Der ergreifendste Film?

Ich war dieses Jahr gerade zweimal im Kino, in Moon und Inception. Auf DVD/Sky habe ich gefühlt zehn Filme gesehen, aber von denen kam keiner an die beiden Kinofilme ran, auch The Hurt Locker nicht, über den ich nicht mal geschrieben habe. Die Auszeichnung geht an Moon, Trostpreis an The Damned United.

14. Die beste CD? Der beste Download?

Johannes Brahms, Sinfonien 3 und 4, Ein deutsches Requiem, Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim.

15. Das schönste Konzert?

Keins gesehen, nichts vermisst.

16. Die meiste Zeit verbracht mit …?

… lauter lustigen Küchenutensilien.

17. Die schönste Zeit verbracht mit …?

… lauter lustigen Küchenutens … äh … dem Kerl natürlich, dem Kerl!

18. Vorherrschendes Gefühl 2010?

Kann ich noch nen Nachschlag haben?

19. 2010 zum ersten Mal getan?

Marmelade gekocht. Karamell gemacht. Polenta fabriziert, die nach mehr schmeckt als nichts. Eine Auster gegessen. Calamaretti gegessen. Aus einem Kochbuch mehr als ein Rezept gekocht. Eier pochiert. Mich mit Buchlektor_innen unterhalten. In einem Supper Club gegessen. In Stuttgart gearbeitet. Auf der re-publica gewesen.

20. 2010 nach langer Zeit wieder getan?

Abgenommen. Bewusst fleischlos gelebt. In Berlin gearbeitet.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?

Revision einer Wurzelbehandlung, Implantat und die Rechnung zu letzterem.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?

Mich selber davon, einfach mal diese Auster da zu essen. Oder diese Pilze. Oder dieses Gemüse. Oder dieses Irgendwas, dessen Namen ich nicht mal kenne. Ging jedesmal äußerst widerstandslos. Ich bin überhaupt keine würdige Gegnerin mehr.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?

Ein paar Mails an Lu, glaube ich.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?

Mein Körper hatte irgendwann keine Lust mehr auf so viel Schokolade. Damit hatte ich wirklich nicht mehr gerechnet. Danke, dickes Ding.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?

„Das war so lecker.“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?

„Siehst gut aus, Kleine.“ (Anke über Anke.)

27. 2010 war mit einem Wort …?

Supercalifragilistikexpialigetisch mit 30-prozentiger Sprühsahne und gezuckerten Maraschinokirschen obendrauf.

What Anke ate in 2010

Kochbücher 2010

„Schöner Tag noch“ hat einen hübschen Jahresrückblick auf ihre neu erworbenen Kochbücher gemacht. Gute Idee. Klau ich sofort. Vor allem, weil wir das gleiche Lieblingskochbuch haben, das in meinem Foto ganz oben auf dem Stapel liegt.

Der Rest der Bücher ist nach Größe und völlig wertungsfrei gestapelt.

1. Lieblingskochbuch und eindeutig das, aus dem ich am meisten gekocht habe: Die neue vegetarische Küche von Maria Elia. Danke nochmal an Ramses für den Tipp. Meine Nachkochergebnisse: Pastinakenrisotto mit Thymianpesto, rote Linsensuppe mit Orange und Ingwer (das einzige Rezept, das ich nicht ganz so toll fand), knusprige Kürbis-Polenta-Streifen mit Rosmarin, grüne Linsen mit Roter Bete, Mozzarella und Champignons en papillote (mein heimlicher Star), Maissuppe mit Zitronengras, Crème Brûlée mit Roquefort, Weintrauben und Pekannüssen und ein Risotto mit geröstetem Radicchio und Erdbeeren. Außerdem „gekocht“, aber nicht gebloggt: Popcorn mit salziger Butter und Rosmarin sowie Schokoladentrüffel mit Kardamon-Orangen-Aroma.

2. Natürlich Jamie ist ein saisonales Kochbuch. Das heißt, es beginnt mit Frühlingsrezepten und hangelt sich nach und nach durchs Jahr. Ich habe daraus die Blumenkohlröschen im Curryteig, einen Caesar Salad und den indischen Möhrensalat zubereitet und es war alles lecker. Momentan koche ich so gut wie fleischlos, was einem Jamie-Oliver-Kochbuch nie so richtig gut tut, denn bei ihm wimmelt es von leckeren Braten. Trotzdem mag ich das Konzept des Buchs sehr gerne, auch wenn ich mit seinen Pflanztipps nichts anfangen kann, und wie immer bei Jamie lässt sich alles recht entspannt nachkochen.

3. Bei River Cottage Everyday von Hugh Fearnley-Whittingstall bin ich mir nicht sicher, ob ich das nicht schon 2009 gekauft habe, aber egal. Die Serie vom River Cottage war eine der ersten, die der Kerl und ich auf ITV gesehen habe, in der wir mal schlichtes, schnickschnackfreies Essen zu sehen bekommen haben. Der Mann mit dem langen Namen hat auch eine Kolumne im Guardian, die ich allerdings seltener lese. Ich mag an dem Buch, dass es mit weniger Minze auskommt als Jamie und dass es recht einfache, aber immer schmackhafte Gerichte sind, mit denen auch Anfänger_innen gut klarkommen. Aus dem Buch stammt das Rezept, das mich zu einem Dicke-Bohnen-Groupie gemacht hat: das Favabohnenpüree. Außerdem daraus zubereitet: der Couscoussalat, der seitdem zu einer festen Größe in unserer Küche geworden ist. Unser derzeitiges Bratapfelrezept stammt auch aus diesem Buch, und ich glaube, ich muss da mal wieder länger drin rumblättern. Einziger Kritikpunkt, der aber sehr persönlich ist: Auch hier werden wieder Fleischberge verarbeitet, aber Hugh nimmt sich immerhin auch die weniger bekannten Stücke vor, die es günstig beim Metzger gibt.

4. ganz & einfach von Dieter Moor und Sabine Schneider. Das Tolle daran, eine Lektorin zu haben, ist, dass man dauernd Bücher geschenkt bekommt. Das hier ist eins davon. Moor betreibt seit einigen Jahren mit seiner Frau einen demeter-Hof in Brandenburg, und die Rezepte bedienen sich logischerweise der Zutaten, die er erntet. Sie sind mir inzwischen zu einfach, aber ich glaube, wenn ich das Buch vor einem Jahr in der Hand gehabt hätte, wäre das perfekt gewesen. Außerdem ist es wirklich schön aufgemacht und zeigt auf jeder Seite, wie simpel es ist, genussvolle Küche zuzubereiten.

5. VegItalia von Ursula Ferrigno. Ein Leserinnengeschenk, das mir wirklich gut gefällt. Auch hier: recht einfache Rezepte, aber immer mit dem gewissen Kniff, auf den ich noch nicht gekommen wäre. Bisher nachgekocht: Rotolo ripieno, eine Rolle aus Nudelteig, gefüllt mit Ricotta, gewürfelten Tomaten und Spinat; Pasta e Fagioli, eine dicke Suppe mit Bohnen und Nudeln, und Rigatoni con cipolle, Pasta mit einer cremigen Zwiebelsauce. Ich glaube, mit dem Buch werde ich noch eine Menge Spaß haben.

6. Ottolenghi – The Cookbook. Von Yotam Ottolenghi koche ich gerne Kram aus seiner GuardianKolumne nach, zum Beispiel den Salat mit Roter Bete und Avocado, die Blumenkohltorte oder den Salat aus grünen Linsen mit Walnüssen in Kurkumahonig, der allerdings eher doof war – was am Akazienhonig gelegen haben MUSS und an nichts anderem. Ich probiere das auf jeden Fall nochmal. Aus dem Buch habe ich drei Dinge nachgekocht, die alle sehr lecker waren: die gerösteten Süßkartoffeln mit Ingwerdressing – das Dressing haue ich inzwischen an so ziemlich jedes Gemüse; die Parmesankekse mit Mohn sowie die Krachertorte aller Krachtertorten, der Macadamia-Karamell-Käsekuchen. Das Buch ist optisch wunderbar, alles sehr organisch und haptisch und lecker; die Rezepte ähneln sehr der Kolumne. Braucht man also eigentlich nicht als Buch, macht aber trotzdem Freude im Regal.

7. ad hoc at home von Thomas Keller. Was genau dieses Buch ist, habe ich hier beschrieben und auch gleich das erste Rezept ausprobiert, nämlich das Pfefferminzeis mit Schokostückchen. Das Eis-Grundrezept gehört inzwischen zu meinen Standards, und ich benutze es als Basis für jede Art von Eiscreme (wenn ich nicht gerade was mit Salz ausprobiere). Außerdem aus dem Buch zubereitet: die Knoblauchcroutons, die ich seitdem in jeden, aber auch wirklich jeden Salat werfe, und manchmal einfach so esse, sowie die extrem leckere Blumenkohlrahmsuppe mit Rote-Bete-Chips. Das Buch hat keine ausgefallenen Rezepte, aber verfeinert die gängigen, die man eben so kennt, mit einer unaufwendigen Raffinesse, die aus Brotstückchen in Knoblauchbutter etwas macht, mit dem man mich zum breitesten Grinsen östlich des Mississippi kriegt.

8. Italien – die landestypische Küche von Ingeborg Pils und Stefan Pallmer. Das war ein Geschenk von Herrn Paul, das ich noch am Abend des Geschenktbekommens durchgeblättert habe und sofort einen Flug buchen wollte. Das Buch ist genau wie sein Kumpel Culinaria USA eher ein Reiseführer als ein Kochbuch. Aus dem USA-Buch habe ich immerhin das Brownierezept to end all Brownierezepte gefischt und danach nie wieder ein anderes Rezept ausprobiert. Mal sehen, wann ich endlich aus diesem Buch etwas koche anstatt nur sabbernd darin rumzublättern.

Erdnussbutterswirl

Nachdem ich die eins, zwei, drei, vier Keksrezepte bis auf die Aprikosenröster nochmal nachgebacken habe und sie euch überzeugt und satt ans Herz legen kann, kommt hier ein letztes Rezept aus dem Weihnachtssonderheft von Essen & Trinken. Das ist mehr Kochen für Kinder, weil man nur fertiges Zeug zu einem Berg an Fett und Kalorien zusammenrührt, aber dafür sieht’s immerhin hübsch aus.

200 g Zartbitterkuvertüre im Wasserbad schmelzen. Das gleiche mit
200 g weißer Kuvertüre machen. Beide Massen leicht abkühlen lassen und dann

100 g Erdnussbutter unter ihnen verteilen.

40 g in die weiße Kuvertüre, 60 g in die dunkle. Nochmals abkühlen lassen, bis alles etwas zähflüssiger ist, und dann circa einen Zentimeter hoch in eine mit Klarsicht- oder Alufolie ausgelegte Form gießen. Mit einem Kochlöffelstiel lustige Muster machen, damit sich die Massen verbinden. Im Kühlschrank festwerden lassen und in mundgerechte Stücke schneiden.

Mein Foto oben ist die Hälfte der Massen aus dem Rezept, und ich habe cremige Erdnussbutter verwendet, keine stückige, wie das Heft es gerne gehabt hätte. Ich mochte vor allem die weiße Kuvertüre mit Erdnussgeschmack, muss aber sagen, dass die Brocken nur am Tag der Herstellung wirklich lecker und cremig waren. Schon einen Tag später hatte man beim Essen das Gefühl, Kuvertüre und flockige Erdnussbutter zu essen. Ich habe das Rezept zweimal zubereitet, und es war beide Male so.

Bücher Dezember 2010

Vincent Klink – Sitting Küchenbull

Schön, sehr schön, aber mit einem gewaltigen Fehler: viel zu kurz. Die Erinnerungen von Koch Vincent Klink beginnen in der Kindheit beim Schweineschlachten, dann müssen die unvermeidlichen Bundeswehranekdoten rein, und ganz kurz vor Schluss kommt noch ein bisschen Karriere. Und genau davon hätte ich gerne mehr gehabt und zwar viel mehr, denn Klink plaudert sehr lesbar und entspannt vor sich hin. Und für mich mehrmals überraschend: In den 50er und 60er Jahren, als er auf dem Land aufwuchs, war es ein Zeichen von Kultiviertheit, den ganzen Dosenkram zu essen anstatt das langweilige Zeug, was vor einem auf dem Feld wächst. Und selbst er als kulinarischer Mensch hielt Fertigkram erstmal für eine gute Sache. Das hat sich inzwischen wieder geändert, aber das fand ich erstmal überraschend. Das Buch liest sich viel zu schnell weg und fängt so an:

„Neunzehnhundertneunundvierzig, in der Tat ein Spitzenjahrgang, und meine Geburt war auch ein Donnerschlag. Kaum war Mama auf den Beinen, wurden alle Freunde eingeladen, und eine Bowle sollte den neuen Erdenbürger angemessen feiern. Wein wurde mit Sprudel vermischt und Zitronenscheiben dazugeworfen. Die erste Weinbuddel war okay, die anderen beiden Flaschen sahen genauso aus, aber sie enthielten Birnenschnaps. Wie mir berichtet wurde, geriet die Feier sehr temperamentvoll. Die Insassen des Narrenschiffs waren alle dermaßen blau, dass man das Baby vergaß. Ich lag mit vollen Windeln einsam in meinem Kinderzimmer und erbrütete mir den ersten Psychoschaden.“

(eBook) Stephenie Meyer – Breaking Dawn

Uh. Über die ersten beiden Twilight-Bände konnte ich mich schön lustig machen, den dritten fand ich gar nicht mal so doof (innerhalb des Twilight-Universums, nicht im Vergleich mit Jonathan Franzen), aber der vierte ging gar nicht. Die erste Hälfte des Buchs fand ich fast körperlich unangenehm, und ich musste mich mehrmals überwinden, den Quatsch weiterzulesen. Wo die ersten Bände simpler, pubertärer Herzschmerz sind, geht der vierte um Leib und Leben, und es ist immer Bellas Leib und Leben. SPOILER (weil es nicht ohne geht): Die Arme wird in der Hochzeitsnacht schwanger (lasst euch das eine Warnung sein, liebe kreuzbrave Mädchen – schnarch), und es ist relativ schnell klar, dass ihr der Vampirmenschmischling alles andere als gut tut. Die nervige Märtyrerhaltung Bellas läuft hier zu ekligster Höchstform auf, und als dann noch klar wird, welches Geschlecht der Nachwuchs hat, ahnt man schon, was das mit Jacob zu tun hat, und dann kommen noch 300 Seiten mit blöder Kampfvorbereitung ohne Höhepunkt und dann ist endlich Schluss. Die einzigen Stellen, die ich mochte, waren die, in denen Bella durch ihr neues Dasein als Vampirin endlich Nervensäge Edward ebenbürtig ist bzw. ihm teilweise sogar überlegen. Endlich macht sie mal, was sie will, ohne dass der Beißer ihr das ausreden kann, weil er’s ja immer nur gut meint. Fürchterlich.

Crystal Renn – Hungry

Crystal Renn ist eins der erfolgreichsten Plus-Size-Models, wobei plus size in ihrem Fall Größe 42 heißt – die Durchschnittsgröße der amerikanischen und ich glaube auch der deutschen Frau. Ihr Buch ist eine größtenteils sehr lesbare Mischung aus Autobiografie und einem Abriss über Diätwahnsinn, Körperfeindlichkeit und ihrem Weg, sich selbst zu akzeptieren – nachdem sie sich zunächst auf circa 45 Kilo bei 1,75 runtergehungert hatte, um als Model erfolgreich zu sein. Ein bisschen hatte ich schon von ihr zitiert, und hier kommt die

(Leseprobe bei amazon.de)

Miguel de Cervantes (Susanne Lange, Übers.) – Don Quijote von der Mancha

Letzten Monat hatte ich den Herrn Cervantes auch schon in der Mangel, allerdings in der Übersetzung von Ludwig Braunfels, und die hat schon über 100 Jahre auf dem Buckel. So liest sich das dann auch. 2008 hat Susanne Lange das Mammutwerk nochmal übersetzt, und das hat mich wirklich begeistert. Ich kann kein Wort Spanisch und deswegen überhaupt nicht sagen, wie gut oder schlecht sie das Original übertragen hat. Ich kann allerdings sagen, dass die Sprache immer noch „alt“ klingt, sich aber nicht mehr so liest. Gerade Don Quijote klingt immer ein bisschen verschrobener und stilblütiger als zum Beispiel Sancho Panza (der wird hier mit Z geschrieben, genau wie Rozinante, den ich auch vorher immer mit S kannte – und von dem ich immer dachte, er wäre eine sie). Andere Figuren klingen wieder anders, vernünftiger, nicht ganz so geistig umnachtet oder einfältig wie der Ritter und sein Knappe. Außerdem ist der Anhang ein steter Quell der Freude, denn er erklärt so ziemlich jede Anspielung und kulturelle Referenz, die den spanischen Leser_innen von 1604 total geläufig waren, mit denen ich jetzt aber gerade nichts anfangen kann.

Der Preis der Neuübersetzung ist alles andere als der übliche Taschenbuchpreis, aber das waren mal richtig gut ausgegebene 68 Euro. Vielleicht schaut ihr mal selbst? Hier das erste Kapitel im Tonfall von Herrn Braunfels, hier die Neuübersetzung. Und hier das Original.

Susanne Fröhlich – Und ewig grüßt das Moppel-Ich

Ich mochte an dem Buch die Abschiedsrede an Reiswaffeln und Kalorienzählen, aber dafür das herzliche Willkommen an Desserts und Vergebung. Ich mochte ganz und gar nicht: das Interview mit 160-Kilo-Mann Rainer Calmund, der anscheinend frei von jeder Selbstwahrnehmung meinte: „Der Frau, die meine Gewichtsklasse hätte, müsste ich dringend sagen: Nimm mal ab, sonst bist du nicht mehr attraktiv als Frau.“ Außerdem hat mir – logisch – der gedankliche Weg vom Moppel-Ich von 2004 bis heute gefallen. Damals war Abnehmen zwar anstrengend, aber dringend nötig, heute findet Frau Fröhlich sich anscheinend auch mit Größe 44 okay. So isses.

Maximilian Buddenbohm – Es fehlt mir nicht, am Meer zu sein

Aber mir fehlt es, noch mehr von diesen Geschichten zu lesen. Ich mag das Blog von Herrn Buddenbohm sehr gerne, ich lese mit Begeisterung die Storys über seine Kinder, obwohl mir Kinder sonst total egal sind, aber ich muss gestehen, um die Travemünde-Geschichten habe ich meist einen Bogen gemacht. Vielleicht weil sie mir im Blog zu lang waren, wo ich eher die kurzen, pointierten Erlebnisse gewöhnt bin. (Ja, ich bin als Leserin genauso verwöhnt und nölig wie ihr auch.) Im Nachhinein war das anscheinend ein prima Plan, über diese Geschichten hinweggelesen zu haben, denn jetzt habe ich sie alle in Buchform bekommen, mit einem roten Faden, immer wiederkehrenden Menschen und dem seltsamen Gefühl, im Schnee in der Kälte auf den Bus zu warten und dabei über die zugefrorene Ostsee zu lesen. Ich mochte die Stimmung im Buch, die ich als anders empfinde als die im Blog; etwas behutsamer vielleicht. Für das Wort kriege ich wahrscheinlich Kloppe, aber „berührend“ passt auch. Große Empfehlung.

(Leseprobe bei Merlix)

Douglas Coupland – Generation A

In Generation A geht es um fünf Menschen, die von Bienen gestochen werden. Klingt erstmal sehr unaufregend, ist es aber nicht, denn: Bienen sind eigentlich seit Jahren ausgestorben. Alle fünf werden in Labore verfrachtet, und je länger das Buch dauert, desto verwirrender wird alles, denn irgendwann sitzen sie um ein Feuerchen und erzählen sich Geschichten, die sich immer ähnlicher werden. Und ehe ich noch mehr Plotpoints verrate: Ich mochte an Generation A, dass mir das Wort „McJob“ wiederbegegnet ist, über das ich zum ersten Mal in Couplands Generation X gestolpert bin. Ich mochte wieder den beiläufig einstreuten Techie-Schnickschnack, der manchmal echt ist und manchmal wunderbar ausgedacht, aber echt scheint (gerade wenn es um seltsame Internet-Memes geht). Ich mochte den Tonfall, das Thema, dass Bücher und Geschichten eine gute Sache sind und dass menschlicher Kontakt, ganz gleich in welcher Form, die Welt retten kann. Endlich mal wieder ein Coupland, den ich mochte. (Ja, ich bin als Leserin genauso verwöhnt und nölig wie ihr auch.)

(Leseprobe bei amazon.de)

Rigatoni con cipolle

Eine freundliche Leserin hat mir VegItalia zukommen lassen, in dem ich sehr gerne blättere und aus dem ich auch schon mehreres nachgekocht habe, aber immer, ohne darüber zu bloggen. Meistens, weil es irgendwelche Nudeln mit irgendwelchen Saucen gewesen wären, die bei mir nie so richtig lecker aussehen, wenn ich sie fotografiere. Gestern hat’s endlich mal halbwegs geklappt, und deswegen kommt hier eine schmackofatzige Zwiebelsauce. Nach der Pasta e Fagioli – einer dicken Nudelsuppe mit Bohnen – war das hier bisher das beste Gericht aus dem Buch. (In dem aber noch ungefähr 100 auf mich warten.)

Für zwei Personen

450 g Zwiebeln in
100 g zerlassener Butter

im geschlossenem Topf für 20 Minuten bei milder Hitze dünsten. Bis zu 4 EL Wasser zugeben; die Zwiebeln sollen keine Farbe annehmen. Ich habe vier gelbe und zwei rote Zwiebeln genommen, weswegen die Sauce leicht rötlich aussieht.

Die gedünsteten Zwiebeln pürieren und mit
150 ml Crème fraîche oder Crème double,
Meersalz,
schwarzem Pfeffer,
einer guten Prise Muskatnuss und
1 Bund glatter Petersilie (gehackt)

vermischen. Über die gekochten Nudeln geben und nach Geschmack mit Parmesan bestreuen.

Ich mochte – logisch – die zwieblige Cremigkeit sehr gerne, aber ich glaube, ich probiere nächstes Mal nur Zwiebeln, Butter und Nudeln. Mir schmecken Zwiebeln ja quasi auch ohne alles, daher würde ich gerne mal nur meine buttrigen Lieblinge über leicht gesalzener Pasta probieren. Ich geh mal eben an den Herd.

Vanillekipferl

Dieses Rezept muss ich noch loswerden, auch wenn Weihnachten und das große Keksebacken schon durch sind. Es stammt vom Pastasciuttablog und war 2009 das erste Keksrezept, an das ich mich rangetraut habe. Als Kind habe ich meiner Mutter immer beim Backen geholfen, aber danach nie wieder Kekse gemacht. Gut, dass ich mir zum Neuanfang dieses Rezept ausgesucht habe, denn es ist babyleicht, idiotensicher und geht ruckzuck.

(Das Bild ist mit dem iPhone aus der Hüfte geschossen und nicht wie sonst stundenlang liebevoll drapiert. Die Kipferl sind einfach zu lecker, um lange angestarrt zu werden.)

Für zwei Bleche bzw. ungefähr 40 Kipferl aus

100 g gemahlenen Mandeln,
100 g Butter,
60 g Zucker,
125 g Mehl,
1 Prise Salz und
1 Eigelb

einen Teig kneten. Diesen in vier Teile teilen, drei davon kühlstellen (Kühlschrank, noch besser Tiefkühlfach), den vierten gleich verarbeiten. Teig zu einer dünnen Rolle formen, kleine Stücke davon abschneiden und sie zu Halbmonden formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Die gekühlten Teigstücke genauso verarbeiten und vor dem Backen alle Bleche nochmal kühlstellen.

Die Kipferl im auf 220° vorgeheizten Backofen für zehn Minuten backen. Kurz abkühlen lassen und noch warm in einer Mischung aus

3 EL Puderzucker und
3 EL Vanillezucker

wälzen. Kekse vollständig abkühlen lassen und nochmal in der Mischung wälzen. Bei mir reicht die Zuckermasse immer nur für ein einmaliges Wälzen, aber ich bin damit sehr glücklich.

Geschichte gefunden

Die Älteren unter Ihnen erinnern sich vielleicht an diesen Eintrag, und die Jüngeren lesen ihn mal eben nach. Ich warte.

Alle wieder da? Gut. Ich habe die Geschichte gefunden, denn ich habe den diesjährigen Weihnachtsbesuch bei Mama und Papa auch dazu benutzt, gnadenlos auf dem eisigen Dachboden nach meinen alten Lesebüchern zu wühlen. Diese Geschichte geht mir seit 30 Jahren nicht aus dem Kopf – und hier ist sie. In voller Länge. Wobei ich ahne, dass sie aus einem Roman stammt, denn im Lesebuch für die 9. und 10. Klasse taucht sie im Kapitel „Erzählungen, Kurzgeschichten und Romane“ auf. Sie heißt „Eine Tür öffnen“ und stammt von Günther Weisenborn.

„Und dann kam der Tag, an dem wir zum ersten Mal ohne Begleitung das Zuchthaus verließen, drei politische Kameraden vom Gefangenenkomitee: Bäckerfranz, Paul und ich. Wir gingen einfach bummeln. Mit federnden, leichten Schritten in weichen Lederschuhen, die unsere eigenen waren. Die Anzüge schmiegten sich uns an und waren leicht und trocken, nicht schwer und immer feucht wie die Zuchthäuslerkluft. Bei jedem Schritt fühlte ich das herrliche Leinenhemd, direkt auf der Haut. Wir waren rasiert, gebadet, trocken und ausgeschlafen. Und das Sonderbarste war, wir wussten nicht richtig zu gehen. Wir wussten nicht, wohin wir gehen sollten. Die kleinen Entschlüsse des täglichen Lebens mussten erst wieder geweckt werden nach jahrelangem Schlaf. Es ging keiner hinter uns her, dessen Weg wir marschieren mussten. Und dann die Zeit, dieser betäubende Reichtum an Zeit, an goldenen Minuten auf unserem Gang.

Wir konnten stehen bleiben.
Wir konnten an ein Schaufenster treten.

Ich tat es, und irgend etwas in mir wartete mit angelegten Ohren, insgeheim lauernd auf einen Anschnauzer. Es kam keiner!

Wir traten in einen Laden, um nach Schreibpapier zu fragen. Es gab sich, dass ich als erster wieder herausging. Im Laden blieb ich vor der Tür stehen und wartete gewohnheitsmäßig darauf, dass ein Aufseher die Tür aufschloss. Dann erst wurde mir klar, dass ein Mensch seine Türen selber öffnet.

Dieser himmlische Genuss, eine Tür öffnen zu dürfen.“

Ganz und gar unjapanische Udon-Nudelsuppe mit zweimal frittiertem Tofu

Was Kleines, Schnelles, Fertigsuppiges nach dem ganzen fiesen Weihnachtsessen. Im Asiageschirr, das ich meiner Mama abgeschwatzt habe.

Ein Stück festen Tofu in mundgerechte Stücke schneiden und in
3 EL Sojasauce und
3 EL Zucker marinieren. Dann zweimal in
Erdnussöl frittieren. Vorsicht, der Grat zwischen „knusprig“ und „steinhart“ ist beim zweiten Frittieren ein sehr schmaler.

Udon-Nudeln nach Packungsanleitung zubereiten. (In meinem Fall: in heiße Brühe werfen.)

Einen halben Liter Gemüsesüppchen zubereiten, nachdem ich gemerkt habe, dass bei den fertig gekauften Nudeln nur Fischsuppe dabei war, die ich nicht mag – „Ach guck, die kleinen knackigen Dinger, die ich für Croutons gehalten habe, sind Krabben. Wie süß.“ – und ich keine Misosuppe im Haus hatte.

Das Grün einer Frühlingszwiebel in feine Ringe schneiden.

Alles zusammenwerfen und essen.

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Ich wünsche euch allen ein friedliches, fröhliches, besinnliches, schönes, gesegnetes Weihnachtsfest. Danke fürs Lesen.

Hallo, Neuankömmlinge …

… die Ehrensenf gerade rüberschwappt: Ich schreibe nicht über „bewusste Ernährung und natürliches Abnehmen“, sondern über genussvolle Ernährung, bei der ich und nur ich ganz ausversehen und zufällig abgenommen habe. Ich bin immer noch dick und werde das auch bleiben.

Ich schreibe aber viele schöne Dinge über Fat Acceptance, darüber, dass Diäten Müll sind und dass wir uns und alle Menschen um uns rum so annehmen sollten, wie wir nun einmal sind, ob klein, groß, dick oder dünn. Danke für die Aufmerksamkeit.

Reverb 10: December 22 – Travel

Travel. How did you travel in 2010? How and/or where would you like to travel next year?

Ich habe mein Auto eingemottet. Es steht allerdings noch in der teuren Tiefgarage und frisst mein Geld, weil ich mich nicht komplett von ihm trennen kann. Als ehemaliges Landkind, das die Tage gezählt hat, bis ich 18 war und endlich fahren durfte, kann ich mir ein Leben komplett ohne Auto nicht vorstellen. Allerdings wird dieses „Argument“ löchriger und unüberzeugender, weil ich im letzten Jahr ziemlich gut ohne Rocky ausgekommen bin.

Ich genieße es, im Bus zu sitzen und zu lesen. Ich habe das Gefühl, dass mir Zeit geschenkt wurde, die ich sonst nölig im Berufsverkehr zugebracht habe. Klar hat man manchmal Nachbar_innen, auf die man gerne verzichten würde. Klar muss ich 20 Minuten früher aus dem Haus, weil ein Bus nun mal länger braucht als mein goldener Flitzer. Trotzdem habe ich mich bewusst für das Busfahren entschieden, auch nachdem mein Rücken mich wieder in den tiefen BMW hätte klettern lassen (was der Grund für die unfreiwillige Pause war). Aber ich habe mich so daran gewöhnt, mit Öffis zur Arbeit zu fahren, zum Einkaufen, zu Freunden – ich wüsste im Moment nicht, warum ich Rocky wieder flottmachen sollte. Außer dass er Geld kostet und ich den Kerl nicht vom Flughafen abholen kann.

Reverb 10: December 21 – Future Self

Future Self. Imagine yourself five years from now. What advice would you give your current self for the year ahead?

Hör auf deinen Bauch. Bitte um Hilfe, wenn der Bauch nicht weiter weiß. Mach mal den Rechner aus, trink nen Tee, guck um dich rum und überprüfe, ob alles noch so ist, wie du’s gerne hättest. Und wenn das nicht so ist, dann änder was.

Für das year ahead: Ruhig, Brauner.

“My Blackberry is not working”

Klick. Via Bewegungsmelders Gezwitscher.

Reverb 10: December 20 – Beyond Avoidance

Beyond Avoidance. What should you have done this year but didn’t because you were too scared, worried, unsure, busy or otherwise deterred from doing? (Bonus: Will you do it?)

Ich war nicht in Rom. (Workin’ on it.)

Ich hab manchen Leuten nicht die Meinung gesagt. (Aber dafür darüber gebloggt und viel Flak von der falschen und viele nette Mails von der richtigen Seite bekommen.)

Ich hab wiederum anderen Leuten auch nicht die Meinung gesagt. (Lohnt sich auch nicht mehr und ist jetzt auch gut.)