Bücher November 2010

Anne Tyler – Noah’s Compass

Och. Naja. Noah plüscht so vor sich hin, auch wenn’s brutal losgeht: Der gerade in Pension geschickte Liam zieht in ein neues Appartement, wird dort überfallen und niedergeschlagen, wacht im Krankenhaus auf und kann sich nicht an den Ãœberfall erinnern. Immerhin weiß er noch, dass er zweimal verheiratet war und drei Töchter hat, und die besuchen ihn auch und kümmern sich um ihn (oder auch nicht), und das ist alles irgendwie nett und beschaulich und es geht um Erinnerungen und Vergangenheit und wie sie logischerweise die Gegenwart beeinflusst, und dann kommt noch eine weitere Frau dazu und man liest das alles mit freundlichem Interesse, und gerade, als man sich dann wirklich für alle Figuren begeistert hat, kommt ein seltsames Ende, und man hat wochenlang keine Lust, eine richtige Besprechung zu dem Buch zu schreiben. Och. Naja.

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(eBook) Stephenie Meyer – Twilight

Wie ich bereits twitterte: Endlich habe ich den Sinn des iPads gefunden, denn damit kann ich im Bus unerkannt richtigen, richtigen Schrott lesen. Denn Twilight ist unfassbarer Schrott, aber wie ich ebenfalls bereits twitterte, man kann nicht damit aufhören. Twilight ist das literarische Äquivalent zu chipsessend Soaps guckend, aber selbst Soaps haben bessere Dialoge, und selbst Chips haben mehr Gehalt. Ich fand den Film ja schon anstrengend, aber das Buch ist noch viel schlimmer. WIE ICH BEREITS TWITTERTE (eigentlich müsst ihr dieses Blog gar nicht mehr lesen): Jungfrauenporneaux. Und während ich im Film immerhin den Eindruck hatte, dass Bella diejenige wäre, die in der Beziehung zu Edward die Hosen anhat, klingt das im Buch ganz anders. Da sagt Männe, wo’s langgeht und vor allem, wie weit alles geht, und Bella denkt die ganze Zeit darüber nach, wie unwürdig und hässlich und ungeschickt und doof sie ist. Ganz tolles Empowermentbuch für die 13jährige Leserin. Die Dialoge sind noch hölzerner als im Film, und vor allen Dingen gibt es so – unglaublich – viele von ihnen. Und alle sagen auf zwei Doppelseiten, was man auch in zwei Zeilen hätte sagen können, wenn man denn gewollt hätte. Wie gesagt: unfassbarer Schrott. Sofort den zweiten Teil aufs iPad gezogen.

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(eBook) Stephenie Meyer – New Moon

100 Seiten länger als Twilight – 100 Seiten mehr schlimme Dialoge. Diesmal immerhin mit Werwolf Jacob, der deutlich öfter als Blassbacke Edward ohne Hemd rumläuft (bitte den Clip angucken, das ist mein liebster YouTube-Twilight-Schnipsel ever, der so wunderbar die Zielgruppe illustriert) und eine Körpertemperatur hat, die näher an Bellas liegt. Sollte eigentlich also ein no-brainer sein, wem Bella ihr Herzelein schenkt, ist aber natürlich alles totaaaal kompliziert, du. Ich muss gestehen, dass ich das Buch genauso verschlungen habe wie den ersten Teil, auch wenn ich dafür den Kopf ziemlich ausschalten musste, um nicht dauernd mit Rotstift an den digitalen Seitenrand zu pöbeln: „Halt die Klappe! Du! Und du auch! Haltet alle die Fresse und kriegt euer Leben gebacken! Und du, Bella, hör mit diesem Märtyrerscheiß auf, schick den memmigen Beißer in die Wüste und geh studieren. Herrgottnochmal.“ Der dritte Band ist schon auf dem iPad, aber ich brauch erstmal eine Pause und ein richtiges Buch.

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Miguel de Cervantes (Ludwig Braunfels, Übers.)– Don Quijote

Der Bücherfragebogen hat mich mit dieser Frage auf ein Buch gestoßen, das seit Jahren in meinem Regal auf mich wartet. Die Frage lautet: Welches Buch wolltest du schon immer lesen? Und als ich sie beantwortet hatte, habe ich mich gefragt: Ja, warum liest du das Ding denn nicht endlich?

Ich hab’s versucht. Und ich habe knapp 400 der 1.000 Seiten mit wenigen Hängern auch gerne gelesen, aber dann hat’s mir gereicht. Die Grundgeschichte kennt hoffentlich jede_r: Don Quijote ist ein kleiner Adliger, der nichts lieber tut als Ritterbücher zu lesen. Er wird darüber verrückt und bildet sich nun ein, selbst ein Ritter zu sein. Sein altes Pferd wird Rosinante getauft, eine Bäuerin aus dem Nachbardorf wird in seinem Kopf zu Dulcinea, der schönsten aller Schönen und seine Herrin, für die er auszieht, um Abenteuer zu erleben, und ein Bauer namens Sancho Pansa fällt auf sein Geschwafel von Reichtum, Gold und Glück herein und folgt ihm mit seinem Esel. Beim Lesen der Windmühlengeschichte, die sehr früh im Buch kommt, musste ich das gleiche denken wie bei der Madeleine-Episode bei Proust, die auch auf den ersten, na, 50 Seiten von 5.000 kommt: Bis hierhin haben’s alle gelesen, und dann hat’s jede_r weggelegt.

Ich mochte an Don Quijote, dass es nicht, wie ich erwartet hatte, ein Abenteuer nach dem nächsten ist. Ganz im Gegenteil, es werden Geschichten eingestreut, die ihm erzählt werden, und die werden teilweise unterbrochen und drei Kapitel später fortgesetzt. Dinge passieren, die 100 Seiten danach nochmal aufgegriffen werden. Das Ganze ist eigentlich wirklich hübsch, aber ich muss zugeben, dass mir irgendwann die über 100 Jahre alte Ãœbersetzung von Ludwig Braunfels auf die Nerven gegangen ist. Wahrscheinlich auch, weil ich wusste, dass gerade vor wenigen Jahren eine Neuübersetzung von Susanne Lange erschienen ist, die sich deutlich besser liest, ohne etwas vom Charme der 400 Jahre alten Sprache zu verlieren. Leider kostet die Neuübersetzung satte 68 Euro, und ich muss zugeben: Das war mir Herr Quijote dann doch nicht wert. (Edit, nach zwei Wochen drüber Nachdenken: bestellt. Man gönnt sich ja sonst nix.) Jetzt noch nicht. Vielleicht später, denn irgendwie juckt’s mich ja doch in den Fingern, ein weiteres Werk der Weltliteratur durchzulesen. Aber nach soviel Kultur musste wieder Schrott sein:

(eBook) Stephenie Meyer – Eclipse

Ich muss zugeben: Den fand ich jetzt nicht so albern wie die ersten beiden Bände. Natürlich quatschen immer noch alle zu viel: Sämtliche Männer, die ich jemals in meinen Leben getroffen habe, seien es Beziehungen, Kollegen oder Menschen im Bus, haben zusammen nicht so viel geredet wie Edward und Jacob, wenn sie Bella ihre Gefühle erklären. Ich finde es völlig unverantwortlich, armen 13-Jährigen vorzugaukeln, die Jungs würden gerne ihr Innenleben diskutieren und auch gerne nochmal und nochmal, wenn Bella mal wieder zweifelt. Trotzdem: In Eclipse passiert wenigstens mal was: Jacob entdeckt seine Ahnen, die Vampire müssen gegen ihre eigenen Leute kämpfen, und Bella darf mehr knutschen als je zuvor. Habe ich von allen dreien am liebsten gelesen. Bis auf die drohende Hochzeit, weil das mal wieder doof war. Aber was reg ich mich auf, ich lese schließlich Twilight und nicht Cervantes. Selber schuld.

(PS: TEAM JACOB!)

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