Mittwoch, 31. Dezember 2003

Und ab und zu beim DVD-Amiserien-Weggucken wieder anfangen, atemlos der Handlung zu folgen, den ausgelegten Fährten, den Überleitungen, den Sätzen und Gesten, die 20 Minuten später wieder aufgegriffen werden und plötzlich nicht nur Sinn machen, sondern weh tun vor lauter Schönheit und Erhabenheit und Cleverness. Die letzte Episode der zweiten Staffel von The West Wing. Die letzten zehn Minuten. Rotz und Wasser. Und fassungslose Bewunderung.



In meiner persönlichen Hitliste an klassischen Rausschmeißern läuft „Shabbat Shalom, motherfucker!“ gerade „I'll be back!“ den Rang ab. Das Zitat stammt aus The Hebrew Hammer, zu dem Salon einen halbherzigen Verriss und einen schönen Vergleich zur Blaxploitation hat, während Herr Uceda den Film ganz okay fand.





Good night, 2003. Embrace me, 2004. May you be as interesting, exciting, passionate and funny as your predecessor.

This entry sounds SO different from last year's. Thank you for that. You know who you are.

And now ... bring me that horizon.




Dienstag, 30. Dezember 2003

Deswegen ist Friends gut: weil man die Folge nicht mal gesehen haben muss, um darüber zu lachen.

„Monica: Ok, let's see... uhm, okay, the turkey is in the oven, the stuffing is ready...

Chandler: You know, you always cook this meal all by yourself. Let me help this year.

Monica: Oh, Chandler, that's sweet. But you don't have to do everything Doctor Phil tells you to do.

Chandler: I'm serious, let me do something, just not the turkey or the stuffing, nothing "high profile".

Monica: Ok, let's see... Oh, the cranberry sauce, it is easy to make and no-one really cares about it.

Chandler: Tell me more.

Monica: Okay, I'm gonna go check on something across the hall. You start by washing these (she gives Chandler a bowl with cranberries. Then, while she's going outside, she sees him with a bottle of soap in his hands) Not with soap!! (she leaves)

Chandler: You obviously haven't tasted my Palmolive potatoes!“



Danke an Marc für den folgenden Link: So kann man mir (und allen anderen Süchtigen) die Lord of the Rings-Trilogie richtig schön versauen. Mein Favorit für Dinge, die man unbedingt im Kino machen sollte: "In The Two Towers when the Ents decide to march to war, stand up and shout "RUN FOREST, RUN!" "

(By the way: Four times and counting.)




Montag, 29. Dezember 2003

Den Wecker ausmachen und 20 Minuten dem Regen zuhören.



Willkommen zurück, all ihr Surfer, die ihr nur auf der Arbeitsstelle einen Rechner habt und so auf meine Seite kommt. Willkommen zurück aus einem viel zu langen Wochenende, das meine Zugriffsstatistiken total ruiniert hat. Willkommen zurück – und jetzt lest erstmal die letzten fünf Tage nach. Da, links, der Link zu „Letzte Woche“ – da müsst ihr hin. Drei unterschiedliche Jahresrückblicke: meine Magic Movie Moments, meine Igitt-Movie Moments, ein Rundumschlag aufs letzte Kinojahr und ein paar weggeguckte DVDs. Und als Bonus eine neue Review zu In America (Kinoecke).
Also: lesen. Aber zackig. Und los.



Ein bisschen Filmbildung nachgeholt und alte DVDs geliehen:
Anna and the King (Anna und der König): gepflegte Langeweile. Immer, wenn die Burmesen im Bild sind, will man die Liebesgeschichte weitergucken, wenn Jodie Foster im Bild ist, will man wissen, wie's den Konkubinen geht, und wenn Chow Yun-Fat im Bild ist, will man lieber Jodie sehen. Komisch verschnitten, schöne Kostüme, die Menschen schwitzen zu wenig, zu lang. Gähn.

Sleepy Hollow: scary, funny, beautiful. Tim Burton, wie ich ihn liebe.

Planet of the Apes (Planet der Affen): Tim Burton, wie ich ihn hasse – langweilig, uninspiriert, mainstreamig. Zu Mark Wahlberg und Estella „Wenn ich mit Modeln kein Geld mehr verdiene, versuche ich's mal als Schauspielerin“ Warren muss ich, glaube ich, nicht wirklich was sagen, oder? Schade, dass die einzigen Schauspieler, die was können (Tim Roth, Michael Clarke Duncan und Helena Bonham Carter) unter ihren Affenmasken verschwunden sind.

Ich kann Apes sowieso nicht ernst nehmen. Ich fand schon das Original mit Charlton Heston zum Totlachen, auch wenn ich sein Cameo in der Neuauflage durchaus genossen habe. Außerdem habe ich eine Simpsons-Episode im Hinterkopf, die nienienie wieder weggeht: In ihr sehen wir Troy McClure, wie er Apes als Musical aufführt und dabei die grandiose Songzeile hat: „You've finally made a monkey out of meeeee!“




Sonntag, 28. Dezember 2003

DVDs vom laaaangen Wochenende, das noch nicht mal rum ist (aber ich hab nix mehr zum Gucken):

Try Seventeen/All I Want: feines, herzerwärmendes Filmchen mit Elijah Wood und Franka Potente. Keine große Story, nur die üblichen Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens: die erste Liebe, der erste Sex, die erste Trennung, Versöhnung mit der Vergangenheit, wahre Freundschaften, unerwartete Gesten, schöne Geschichten. Mir hat's gefallen.

Full Frontal (Voll frontal): sollte wohl ein kleiner Independent-Film werden, der ein paar Hollywoodregeln bricht, ist aber doch ein Hollywood-Film geworden, der sich anfühlt wie ein Versuch, einen Independent-Film zu drehen. Vielleicht liegt's an den großen Namen wie Julia Robert, Brad Pitt, David Hyde Pierce und Catherine Keener, die einen eben nie vergessen lassen, dass das hier immer noch Hollywood ist. Mit weniger bekannten Gesichtern hätte der Plan vielleicht funktioniert, aus einer ziemlich improvisierten Geschichte auf digitalem Material einen Film abseits der Regeln zu drehen. Aber wer schon Regeln am Filmset austeilt (keine Trailer für die Schauspieler, kein Make up-Department), kann nicht erwarten, dass Kleinkunst dabei rauskommt. Wieso hat das eigentlich bei Dogma funktioniert?

FeardotCom: Hahaha. Nee, klar. Dass Stephen Dorff nur noch Müll dreht, war mir ja klar, aber warum Natasha McElhone sich für diesen Stupid German Money-Film hergegeben hat, ist mir ein Rätsel. Es geht um eine total fiese Website, die Leute umbringt, die sie anschauen. Glaube ich jedenfalls. Ansonsten stirbt Udo Kier in der ersten Minute des Films, Matthias Schweighöfer darf ne Menge auf Deutsch brüllen, bevor er auch stirbt, und dann war da noch das Mädchen, das im Minirock in ein leeres, unheimliches Theater geht, wo der böse ... ach, egal. Weg damit.

Amores Perros: Ja, ich bin verdammt spät dran, ich weiß, aber jetzt hab ich ihn endlich gesehen. Der Film ist für meinen Geschmack ein bisschen zu lang, und er verliert leider ziemlich an Tempo, sobald die zweite Geschichte der dreien beginnt, die erzählt werden, aber ich fand ihn trotzdem sehr gut. Drei verschiedene Welten, die sich alle stimmig anfühlen, wunderbare Darsteller und Pointen, die man nicht schon meilenweit vorher ahnt – gute Sache. Ein bisschen viel Hund vielleicht. Aber dafür mit Schnuffi Gael García Bernal.
Außerdem steht am Schluss des Films die beste Widmung, die ich bis jetzt auf einer Leinwand gesehen habe: „A Luciano, porque también somos lo que hemos perdido – Für Luciano, denn wir sind auch das, was wir verloren haben.“

The Kid Stays in the Picture: Dokumentation nach der gleichnamigen Autobiografie des legendären Produzenten Robert Evans. Die Doku hat den gleichen selbstbeweihräuchernden Tonfall wie das Buch und ist durch seine nervige tough guy-Attitüde ziemlich anstrengend. Aber immerhin gibt's ne Menge schöner Hintergrundstorys zu Rosemary's Baby, Love Story, The Godfather und vielen weiteren Hollywood-Klassikern. Kann man machen.
Und auch hier eine schöne Widmung, diesmal als Eingangszitat: "There are three sides to every story: your side, my side, and the truth. And no one is lying.“

Billy Elliot: immer wieder gern, weil immer wieder wundervoll.




Samstag, 27. Dezember 2003

Ich war im Kino. Spät, aber immerhin: In America. Mehr in der Kinoecke.



Okay, letzter filmischer Rückblick. Die Fragen hatten die Jungs und Mädels von filmtext letztes Jahr gestellt. Ich beantworte sie einfach nochmal.
(Bei Interesse: Für meine Antworten zum Filmjahr 2002 müsst ihr tief ins Archiv tauchen und den 6. Januar 2003 suchen.)

Quälendste Filmminute :
siehe gestriger Eintrag.

Entzückendste Filmminute:
siehe Eintrag vom Donnerstag.

Mit XX hätte ich gerne diesen Film gesehen:
Mit Kevin Spacey The Life of David Gale. Und ich hätte ihm konstant eine reingehauen für diesen Müll.

Freudigste Entdeckung:
Dass Adam Sandler schauspielern kann. Jedenfalls in Punch-Drunk Love.

Liebste Filmkritik:
Die Kritik zu Kill Bill von meiner Leib- und Magenkritikerin Stephanie Zacharek auf Salon, die Quentin Tarantino (meiner Meinung nach) zu Recht als kleinen, besserwisserischen Filmnerd hinstellt:
„I have no doubt that Tarantino loves the genres that Kill Bill borrows from. Even so, the movie comes off too much like a fan's scrapbook and not enough like its own fully rounded vision – as if Tarantino were holding us captive on a moldy postgraduate couch somewhere, subjecting us to 90 minutes worth of his favorite movie clips strung together, accompanied by an exhausting running commentary along the lines of "Isn't this great? Isn't this cool?"
He's not totally wrong: Sometimes this stuff is cool. Sometimes it's even great. But Tarantino's zombielike devotion to style also puts him at an emotional remove, a barrier if he's going to make the most of his gifts as a filmmaker. As visually arresting as Kill Bill often is, there's a stultifying blankness about it. Despite Tarantino's obvious enthusiasms, he comes off jaded and cynical: He's seen plenty of movies, and this is his proof. Kill Bill is one long yakkety-yak about Tarantino's passions. He's the samurai who won't shut up. “

Und am meisten gelacht habe ich über die wenigen nörgeligen Stellen in der ansonsten fast hymnischen Kritik zu The Return of the King von Andrew Heir:
„Then there's that big-ass cartoon Eye, oscillating inside that tuning fork or radio antenna or whatever it is on top of the Dark Tower. No, I don't think it's crucial that Jackson stick to the books in every detail (in Tolkien, the evil Sauron actually has a blackened and disfigured physical form, although he never appears in person). And maybe there's an argument for taking Sauron's symbol, the Lidless Eye, and making it literal. But every time I see it – and you see it a lot in The Return of the King – I get bummed out. This wobbling, ectoplasmic searchlight-thingy is the Dark Lord himself, the embodiment of evil? OK, maybe it's scary at first, but the more you see it scouring the landscape and doing exaggerated double takes, the more it becomes, well, scary-cute, in a Tom-staring-down the-mouse-hole in-search-of-Jerry way. What's ol' Saur going to do with the Ring if he ever gets it back? Balance it on top of his googly, eyeball-jelly head? "Blassst you, wretched halfling! I have no fingersss!" “

Aus dem Film bin ich gegangen:
Dieses Jahr aus gar keinem. Aber ich hab ne Menge DVDs nach 20 Minuten ausgetreten.

Aus dem Film hätte ich gehen sollen:
Once upon a time in Mexico. Ich war in netter Begleitung, und die hätte das wahrscheinlich als äußerst unhöflich empfunden.

Hier hätte ich gerne mitgewirkt:
2 Fast 2 Furious. Rasen, bis der Arzt kommt und Paul Walker knutschen.



Knutschen würde ich gerne mit:
Äh ... ja.

Schönster Filmsatz:
Pirates of the Caribbean:
Jack Sparrow: Why is the rum gone?
Elizabeth: One, because it is a vile drink that turns even the most respectable men into complete scoundrels. Two, that signal is over a thousand feet high. The entire royal navy is out looking for me; do you really think that there is EVEN the slightest chance that they won't see it?
(beat)
Jack Sparrow: But why is the rum gone?

Two Weeks Notice:
Lucy: You are the most selfish human being on the planet!
George: Well that's just silly. Have you met everyone on the planet?

Intolerable Cruelty: der Moment, in dem wir den asthmakranken Killer schon meilenweit durch sein Pfeifen und Keuchen hören und George Clooney nach einer kurzen Pause schlicht fragt: Are you Wheezy Joe?

Verfilmt werden sollte mal:
Der Streit um die Blogawards als Drama shakespearianischen Ausmaßes.

Ich freu mich auf:
Big Fish. The Last Samurai. Blueprint. Traumschiff Surprise. Der Wixer. Lost in Translation. Mona Lisa Smile. Monster. Something's Gotta Give. Hidalgo. Cold Mountain. The Missing. The Passion of the Christ. The Incredibles. The Company. Noch nicht wirklich auf Troy, trotz Orlando. Aber ansonsten eigentlich auf jeden Film, der anläuft und einen Hauch interessant klingt.




Freitag, 26. Dezember 2003

Der gestrige Eintrag in Bizarro World: die nervigsten, ekligsten, seltsamsten, verstörendsten Momente des letzten Kinojahres.

Bowling for Columbine: als Michael Moore sich nicht entblödet, das Bild eines getöteten Kindes theatralisch bei Charlton Heston zurückzulassen.

Gangs of New York: als Daniel Day-Lewis mit seinem Schlachtermesserchen an sein Glasauge klopft.

Chicago: wie Hungerhaken und Schmoll-Lippchen Renee Zellweger vergeblich versucht, gegen die Sinnlichkeit von Catherine Zeta-Jones anzuspielen.

Herr Wichmann von der CDU: wie Herr Wichmann im Altersheim nur verständnislose Platitüden absondern kann und so richtig einsam aussieht.

The Hours: der Moment, in dem Ed Harris dadurch Selbstmord begeht, dass er sich vor den weit aufgerissenen Augen von Meryl Streep rücklings aus seinem Appartementfenster fallen lässt. Extrem unfreiwilliger Lacher.

Matrix Reloaded: die Tanzszene in Zion, jumpgecuttet mit der Sexszene zwischen Neo und Trinity. Ein noch besserer unfreiwilliger Lacher.

Charlie's Angels: Full Throttle: der Moment, in dem Demi „Hardbody“ Moore im Bikini durchs Bild geht und man sich überlegt, dass man das ganze schöne abgesaugte Körperfett prima in ihre Lippen hätte spritzen können.

Irréversible: die achtminütige Vergewaltigungsszene. Werde ich nie vergessen. Hätte ich aber lieber nie gesehen.

Once upon a time in Mexico: Johnny Depps Dialogzeile "Are you a Mexican or a Mexican't?“

Phone Booth: wenn man feststellt, dass allein die Stimme von Kiefer Sutherland aus dem Off mehr Eindruck macht als das theatralische Gehampel von Colin Farrell in Großaufnahme.
(Okay, der könnte ein bisschen subjektiv gefärbt sein.)




Donnerstag, 25. Dezember 2003

Und weiter im Text mit den Rückblicken: hier meine Magic Movie Moments 2003:

Gangs of New York: die unendliche Kamerafahrt über den New Yorker Hafen – von den ankommenden Einwanderern bis zu den in den Bürgerkrieg marschierenden Soldaten. Michael Ballhaus at his best.

Catch me if you can: der wunderbare animierte Vorspann.

Maid in Manhattan: der Moment, in dem Jennifer Lopez im Abendkleid auf Ralph Fiennes zugeschwebt kommt und der sie so fasziniert anschaut, als ob er noch nie einen anderen Menschen gesehen hat.

Punch-Drunk Love: die unglaubliche Liebeserklärung von Adam Sandler und Emily Watson:
Barry: "I'm lookin' at your face and I just wanna smash it. I just wanna fuckin' smash it with a sledgehammer and squeeze it. You're so pretty."
Lena: "I want to chew your face, and I want to scoop out your eyes and I want to eat them and chew them and suck on them."

The Rules of Attraction: die atemlose Rundreise durch Europa inklusive ner Menge Sex und ner Menge Drogen in fünf Zeitraffer-Minuten.

Pirates of the Caribbean: der Moment, als Orlando und Keira sich endlich küssen. Und jeder Moment mit Johnny Depp. Am liebsten der, in dem er entdeckt, dass der Rum alle ist. Welcome to the Caribbean.

Kill Bill Vol. 1: die Anime-Sequenz, in der das Blut der getöteten Mutter in Zeitlupe auf das Gesicht der Tochter tropft.

Mystic River: der Augenblick, in dem Sean Penn klar wird, dass seine Tochter ermordet worden ist. Der Augenblick, als er ihr das Kleid für die Beerdigung auf den toten Leib legt. Der Augenblick, als er endlich darüber weinen kann. Und der Augenblick, in dem er erkennt, dass er den Falschen für diesen Mord hingerichtet hat.

Intolerable Cruelty: die Szene mit dem Berufskiller, der Knarre und dem Asthma-Inhalator. Und wer den Film nicht gesehen hat: Er ist von den Coen-Brüdern. Mit ein bisschen kruder Fantasie kriegt ihr die Szene schon zusammen.

Finding Nemo: als Dory Marlin anfleht, sie nicht alleine zu lassen, weil sie sich zusammen mit ihm besser an alles erinnern kann.
Dory: "I don't want that to go away. I don't want to forget.“
Marlin: "I'm sorry, Dory. But I do."

Love Actually: der Moment, in dem Emma Thompson versteht, dass ihre Ehe gescheitert ist, sie zum Weinen ins Schlafzimmer geht und danach wieder die Fassung für die Familie bewahrt.

The Return of the King: der lange Schwenk über verschneite Gipfel, auf denen ein Leuchtfeuer nach dem anderen die Welt erhellt. Und die Szene, in der Pippin ein einsames Lied gegen den Wahnsinn von Denethor singt, während dieser Essen in sich hineinstopft.

Hero: jede einzelne Sekunde. Jede einzelne Einstellung. Jedes einzelne Bild.




Mittwoch, 24. Dezember 2003

„Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Euch allen von Herzen ein fröhliches, friedliches, besinnliches, schönes, warmes, lustiges, gesegnetes Weihnachtsfest.




Dienstag, 23. Dezember 2003

Frau Ingeborch blickt rück. Ich blicke mit.

1. Zugenommen oder abgenommen?
Unverändert. Glaube ich.

2. Haare länger oder kürzer?
Länger. Da bin ich mir sicher.

3. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Ich bin kurzsichtig, aber meine neue Brille hat einen Hauch weniger Dioptrin als die davor. Also: ein bisschen normalsichtiger.

4. Mehr Kohle oder weniger?
Mehr.

5. Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr. Wenn ich mehr zum Ausgeben habe, dann gebe ich auch mehr aus.

6. Mehr bewegt oder weniger?
Mehr. Allein die Strecken, die ich in London rumgerannt bin, waren mehr als das sonst übliche Haustür-Auto-Agentur.

7. Der hirnrissigste Plan?
Mich mal wieder verlieben zu wollen.

8. Die gefährlichste Unternehmung?
Mit meiner Art Direktorin von München nach Ingolstadt im SLK zu fahren. 240 Sachen und ich schweißnass auf dem Beifahrersitz.

9. Der beste Sex?
Ja, gerne.

10. Die teuerste Anschaffung?
Mein „neues“ Auto. 1800 Euro.

11. Das leckerste Essen?
Viel zu viele Crêpes mit Michel und Jörn im Ti Breizh.

12. Das beeindruckendste Buch?
Traveling Mercies von Anne Lamott.

13. Der ergreifendste Film?
Punch-drunk love von Paul Thomas Anderson.

14. Die beste CD?
One Deed von Tony Vincent.

15. Das schönste Konzert?
Robbie Williams at Knebworth als Livestream. Richtig in einem Konzertsaal war ich dieses Jahr gar nicht. Asche auf mein Haupt.

16. Die meiste Zeit verbracht mit ...?
... meinen Kollegen.

17. Die schönste Zeit verbracht mit ...?
... mir selbst.

18. Vorherrschendes Gefühl 2003?
Augen auf und durch.

19. 2003 zum ersten Mal getan?
Nach London gefahren.

20. 2003 nach langer Zeit wieder getan?
In die Kirche gegangen.

21. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Depressiver Rückfall Anfang des Jahres. Deppige Internet-Stalker. 20six-Diskussionen.

22. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Meinen besten Freund davon, dass meine Kündigung ne gute Idee ist.

23. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Eine meiner Kolleginnen meinte, meine Abschiedsmail wäre die schönste Post gewesen, die sie je bekommen hätte.

24. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Meine Therapietante, mein Gott, meine Kollegen und meine Freunde haben mir den Glauben an mich selbst zurückgegeben.

25. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Bleib, wie du bist.“

26. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
„Merciiii, dass eeees diiiiich giiiiibt.“

27. 2003 war mit einem Wort ...?
Inspirierend.




Montag, 22. Dezember 2003

Mal wieder der Guardian, diesmal mit einem fiesen Quiz zum Jahresende. Immer schön im Kino gewesen? Ich schon:
„You scored 24 out of a possible 30. Silver medal. A fine performance; you kept your eye on the filmic ball throughout the year, and maintained a breadth of knowledge that marks you out as a renaissance (wo)man.“

Meine Lieblingsfrage ist ja die 10, die ich allerdings falsch hatte:
„After Roger Ebert wrote a negative review of The Brown Bunny, the film's writer-director-star Vincent Gallo dismissed the US critic as "a fat pig" and claimed that he had "put a curse" on his colon. What was Ebert's response?
 - "Those who can, review. Those who can't, make films like The Brown Bunny"
- "I put a curse on Vincent Gallo and the result opens in cinemas this weekend"
- "In hindsight I acknowledge that The Brown Bunny is indeed a masterpiece, and humbly apologise for any distress I might have caused"
- "I had a colonoscopy once and they let me watch it on TV. It was more entertaining than The Brown Bunny"



Ich persönlich halte zwar Menschen, die während eines Kinofilms aufs Klo gehen, für charakterschwache Weichlinge, aber wenn's sein muss: SFGate hat hier eine kleine Aufstellung von laaangen Filmen und den perfekten Augenblicken, mal eben aus der Handlung auszusteigen: Every long movie has that special moment -- here's how to find it.
„The Jerry Bruckheimer Law of Blowing Things Up: In almost every Jerry Bruckheimer-produced action film, there are exactly two scenes worth seeing – one special effects sequence in the middle of the film and one at the end. Beyond those scenes, movies such as Pearl Harbor (183 minutes) and Armageddon (144 minutes) are little more than one big excuse for a bathroom break. Bring a book or a few magazines and settle in to a comfortable stall. Hopefully the bathroom walls will start shaking to tip you off when the first bombs, car crashes or asteroids hit.“

(Danke an Herrn Kutter für diesen Hinweis. Ich hätte ihn ja als Superstar-Blogger gewählt, wenn ich nicht schon längst auf seiner Linkliste ... aber lassen wir das jetzt doch. Stattdessen rufe ich hiermit zum letzten Urnengang bei den Blogawards auf.)




Sonntag, 21. Dezember 2003

Friday Five:
1. List your five favorite beverages.
Diet Coke. Vanilla Coke. Noilly Prat. White Chocolate Mocca. Sekt, so lange er trocken ist, scheiß auf die Marke, literweise. Oder nee, doch nicht. Immer noch etwas Weihnachtsfeiergeschädigt.

2. List your five favorite websites.
Salon.com. Guardian.co.uk. Arts & Letters Daily. Fray. Sofa – auch, wenn ich von seiner Linkliste geflogen bin. Dafür bin ich auf den anderen vieren noch drauf. Kein schlechter Schnitt fürs fragile Selbstbewusstsein.
(Haben inzwischen auch alle brav bei den Blogawards abgestimmt? Oder wie Manfred Deix schon vor Jahren fragte: „Schon beschlossen, was ihr wählt? Sex und Drogen, nur das zählt.“)

3. List your five favorite snack foods.
Pringles Sour Cream and Onion. Bounty zartherb. Kinder Pingui. Peanut Butter Twix. Und wenn der Name nicht so peinlich wäre, auch noch Pommels. Aber so nehme ich eben ... äh ... Peppies ... öhm ... Ringli. Pombär. Ach, lasst mich doch in Ruhe.

4. List your five favorite board and/or card games.
Poker. Trivial Pursuit. Outburst. Tabu. Inkognito.

5. List your five favorite computer and/or game system games.
Am Computer spiele ich nur Snood. Der Faszination einer Playstation bin ich immer noch nicht erlegen.




Samstag, 20. Dezember 2003

Die Schnuffiposter vom Schreibtisch abgenommen. Duden,Textor und alle Kreativfibeln in Tüten gepackt und ins Auto getragen. Schränke und Schubladen leergemacht. iBook aufgeräumt. Alle Daten von der lokalen Festplatte auf den Server kopiert. Outlook-Ordner weggeschmissen, wichtige Mails nach Hause weitergeleitet, im Explorer alle Bookmarks gelöscht. Agenturschlüssel abgegeben, Lohnsteuerkarte abgeholt. Nach Hause gefahren und das Make-up nach der ersten Heulattacke wieder aufgefrischt. In die Agentur zurückgefahren und zusammen mit Kollegen auf die Weihnachtsfeier gegangen.

Ne Menge gelacht, ne Menge getrunken, ne Menge Spaß gehabt. Gutes Essen genossen, ein paar Zigaretten geschnorrt, auch nach zweieinhalb Jahren noch Neues über Kollegen erfahren. Der Chefrede zugehört und sich halb drin und halb draußen gefühlt. Irgendwie noch dazugehörig und doch schon mit einem Bein woanders.

Irgendwann still und leise das Jäckchen angezogen, als der Kloß im Hals immer größer wurde. Vom Chef verabschiedet und zu hören bekommen: „Komm jederzeit wieder. Selbst wenn wir grad keinen Job freihaben – wir finden schon was, um dich wieder einzustellen.“ Alle Kollegen umarmt, ein paar geküsst, dutzende wundervolle Sätze zum Abschied gehört. Auf dem Weg nach Hause in einer Tour Rotz und Wasser geheult.

Ich weiß, dass ich viele gute Gründe gehabt habe zu kündigen.
Aber im Moment fällt mir kein einziger mehr ein.




Freitag, 19. Dezember 2003

So many roads. Now all I have to do is start walking.



Die Nominierungen für die Golden Globes sind draußen. The Return of the King hat vier abgekriegt: immerhin Best Picture/Drama und Best Direction, aber sonst nur noch beste Musik und bester Song. Schnarch.

Die Liste führt Cold Mountain mit acht Nominierungen an, der neue Film von Anthony Minghella mit Jude Law und der anscheinend zurzeit unvermeidlichen Nicole Kidman (hab ich schon erwähnt, dass ich sie überhaupt nicht leiden kann?). Mystic River und Lost in Translation haben jeweils fünf Nominierungen abgeräumt. Bei den fremdsprachigen Filmen ist Good Bye, Lenin! netterweise dabei. Und am meisten gefreut hat mich die Nominierung für Johnny Depp als beste Hauptrolle im Bereich Actor, Comedy or Musical.

Und im TV-Bereich ist natürlich – natürlich – Herr Sutherland für 24 nominiert. Wär ja auch noch schöner.




Any excuse.



Der Guardian hat ein Quiz, das sich mit Weihnachtsfilmen beschäftigt. Ich hab lausige sechs von zehn. Aber immerhin hatte ich Frage 3 richtig:
„Now regarded as an American classic, It's a Wonderful Life drew fierce criticism when it was released in 1946. Who hated it and why?
 
- President Truman dismissed the film as a "poorly made and un-Christian movie" and added: "I urge all right-thinking Americans not to see it"
- The townsfolk of Bedford Falls tried to sue the makers for depicting their home as "a place of institutional corruption and widespread despair? this is simply not true"
- The FBI labelled it a "subversive" movie and charged that its use of a nasty, Scrooge-like businessman "was a common trick used by communists"
- The Christian Alliance of America objected to its "sympathetic" treatment of suicide and dismissed it as "sugared blasphemy in the guise of a Christmas parable"“




Donnerstag, 18. Dezember 2003

Der König ist zurückgekehrt. Mehr in der Kinoecke.

Dazu hat Herr Lachmann auch mal wieder was Schönes entdeckt (totales Copy & Paste):

bei der geburt getrennt

"gondors truchsess denethor (...) gibt zu, dass er sich wünschte, sein sohn faramir wäre an boromirs stelle gefallen. faramir reitet daraufhin mit seinen männern zur verlorenen stadt osgiliath, die von den orks eingenommen wurde. ein dem tode geweihtes unterfangen. gleichzeitig singt pippin für denethor ein klagendes lied."

('piegel online über den herrn der ringe)

"gwyneth molesworth fährt nach north cothelstone hall zurück, aber nicht über middle addlethorpe, sondern über north thurston, thrumpton castle, middle fritham und nether addlethorpe. dort trifft sie priscilla molesworth, die mit lord molesworth-houghton noch nachts von middle fritham nach north cothelstone hall fahren wollte."

(loriot, die zwei cousinen)“




Mittwoch, 17. Dezember 2003

Redesign. Relaunch. Remember?
Heiko klingt ein bisschen wehmütig. Aber sehr schön.



Spidey is back. Das nenne ich mal einen Trailer, dessen Kuss-Szene eine sehr unerwartete Wendung nimmt.
(via dekaf)



Chef beim Werbegeschenke auspacken und laut im Atelier rumfragen: „Wer kann noch Marzipan essen? ... (hüstel) ... wer kann noch Ramazotti trinken? ... (händchenheb) ... komm, Anke, dann nimm die Amica mit dem Schenkenberg auf dem Cover auch noch.“

Wieso hab ich nochmal gekündigt?



Das war mein Tag.
Und mein Abend fand hier statt.
Hm. Och jo. Kann man machen.

Ich habe ja nun noch nicht so wirklich viele Musicals gesehen: vor Jahren mal Cats (fand ich widerlich) und jetzt in London Jerry Springer – The Opera und We Will Rock You. Im Zuge des vorsichtig beginnenden Musical-Interesses Jesus Christ Superstar auf DVD geholt und, ja, schon gut, eine Best of Andrew Lloyd Webber. Ich muss zugeben, dass mein Interesse dadurch nicht erlahmt ist, sondern ich im Gegenteil ziemlich wild drauf bin, mir Les Miserables in Berlin zu geben. Und Aida. Und den König der Löwen. Und 42nd Street.
Aber die Vampire guck ich mir nicht nochmal an.

Ich fand die Musik okay – Jim Steinman hat meines Wissens nach so ziemlich alles für Meatloaf und Bonnie Tyler geschrieben, und wenn man das vorher weiß, dann ahnt man auch, wie der Abend klingen wird. Total Eclipse of the Heart war dann auch das ziemlich aufdringlich durchgezogene Leitmotiv (aber die Zeile "forever's gonna start tonight" ist schon schön). Ansonsten gab's relativ belanglose Gitarrenkost, Schnulzen, bei denen die Stimmen zum Schluss schön theatralisch in die Höhe gingen – wie man's halt haben will im Musical, aber leider viel zu wenig Ensemble-Stücke.

Mir hat irgendwie ein roter Faden gefehlt; musikalisch, von der Handlung her – und über den fiesen deutschen Text sag ich jetzt mal gar nichts. Außerdem gab's im zweiten Akt so ziemlich gar keine Story mehr, jedenfalls keine, die Sinn gemacht hätte. Als zum Schluss nochmal ein schöner schmissiger (ja, das Wort musste mal sein) Chor kam, dachte ich, ach klasse, endlich geht mal was – und dann war das das Finale!
Ich habe ein paar Atempausen zwischen den Songs vermisst, die mir die Gelegenheit gegeben hätten, mal ein bisschen Beifall für die durch die Bank guten Sänger zu spenden. Aber alles suppte ineinander, und wenn man mal klatschen konnte, dann fast nur bei Nummern, wo ich dachte, na ja, den Song vorher fand ich schöner, aber das kann ich jetzt leider nicht kundtun.

Trotzdem hatten die Bühnentechniker anscheinend ne Menge Spaß; es gab viel zu gucken, schicke Kostüme, gute Choreografien, und wenn man einen Platz am Gang hatte, konnte man ungefähr alle fünf Minuten einen Vampir oder einen der anderen Hauptdarsteller an sich vorbeirauschen lassen. Wenigstens etwas, das die Neue Flora auszeichnet – man kann überall prima sehen. Ansonsten hat das Ding den Charme eines Multiplexes.

Nerverei zum Schluss: Sobald die letzten Töne verklungen waren, gab's Standing Ovations. Also echt, Leute – da hab ich aber schon besseres gesehen. Trotzdem war's ein unterhaltsamer Abend, und ich hab vor allem eine alte Freundin wiedergesehen, die dafür extra aus Hannover hochgekommen ist. Allein das war's wert.

Und ich geh heute um 14.45 Uhr ins Kino. Ihr erratet nie, in welchen Film.




Dienstag, 16. Dezember 2003

DVDs vom langen Wochenende, bevor ich heute wieder in die Agentur gehe, in der ich Freitag meinen letzten Tag hatte:

Swimfan: Fatal Attraction in der High School. Vorhersehbar, billig, schlecht gespielt. War klar; ich hab's trotzdem bis zum Ende geguckt. Schön, wenn man sonst gerade mal nichts zu tun hat. (Ja, ich mach meine Wäsche irgendwann diese Woche noch.)

Den of Lions (Auf Messers Schneide): Russische Mafiakerle, die in Budapest Menschenhandel betreiben, Gangleader mit verführerischen Töchtern, die in London Wirtschaft studiert haben, karrieregeile FBI-Männer, die kein ungarisch sprechen und ein schlecht gelaunter Stephen Dorff als Zigeuner – 21 Minuten und keine Sekunde länger.

Hulk: Ich war fest entschlossen, diesen Film fürchterlich zu finden, aber es ist mir nicht ganz gelungen. Er ist viel zu lang, am Ende sehr zäh, und der Hulk ist so dermaßen mies animiert, dass man sich fast nach den Menschen in Finding Nemo sehnt – selbst die sahen besser aus. Trotzdem fand ich ihn handwerklich recht ordentlich und durchaus unterhaltsam. Hulk versucht gar nicht großartig, ernsthaft rüberzukommen, sondern rettet mit Split Screens und einer Menge hübscher Überblendungen stets das Comichafte der Vorlage in den Realfilm rüber. Und obwohl Eric Bana als Hulk nicht unbedingt der talentierteste Schauspieler ist, kann man ihn ertragen; Jennifer Connelly und Josh Lucas sowieso. Nur Nick Nolte als verzauselter Vater vom Angry Man (schöner Codename für den Grünling) übertreibt es ein wenig, wenn er ernsthaft versucht, seine Dialoge diabolisch rüberbringen zu wollen.

The Hard Word: Schöner, schneller Film über drei Brüder, die mit den Cops gemeinsame Sache machen und Raubüberfälle verüben. Die Kriminalgeschichte ist nur die Grundlage; der Film macht Spaß, weil die Charaktere gut gezeichnet sind und nicht die üblichen Gangster-Schablonen bilden – jedenfalls die Kerle. Die weiblichen Akteure kommen nicht ganz so ausgewogen weg, stören aber auch nicht wirklich.
Australisches Slang-Englisch werde ich übrigens nie ohne Untertitel verstehen. Ein Land weniger auf der Auswanderungs-Wunschliste.

Außerdem bin ich mitten in der zweiten Staffel von The West Wing. Allmählich könnten die Jungs mal die dritte und vierte Staffel rausbringen, denn mein Suchtfaktor ist schon ziemlich weit fortgeschritten. Es reicht doch schon an Selbstbeherrschung, dass ich noch bis nächsten August auf die dritte Staffel von 24 warten muss. Und jetzt kommt mir nicht mit dieser Download-Scheiße. Bei qualitativ hochwertigen Serien will ich die DVD und kein pixeliges Quicktime-Bildchen.
(Six Feet Under? Malcolm in the Middle? Will & Grace? Ich brauch nen neuen Job.)



Elke hat die ersten Teaser zu Traumschiff Surprise: Periode 1 entdeckt. Ob der Link zum großen Trailer funktioniert, ist immer tagesformabhängig (vulgo: mal geht er, meistens geht er nicht), aber es lohnt sich.



Und um sofort jeden erwachsenen Eindruck zu ruinieren, den ich mit meiner heroischen Ankündigung, einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen, vielleicht erweckt haben sollte: DURAN DURAN KOMMEN AUF TOUR!
Im April. Nach London. I'm so there, baby.



Und wieder isses der Basser. Sing blue silver ...
(Some looks never die.)




Montag, 15. Dezember 2003

Anke Gröner proudly presents My New Life®.
Out now for me to own. Limited availability. No guarantees.
Enjoy the ride.



Salzkartoffeln

Mutter tischt auf. Mutter tischt immer auf. Seit ich denken kann, gibt es Weihnachten immer Ente, Erbsen und Möhren, braune Soße und Salzkartoffeln. Sie steht da, großgeblümt, fettig glänzend und tischt auf, wie sie es schon immer getan hat und wohl auch immer tun wird. Ich habe mich schon oft gefragt, ob sie eine Art Perpetuum Mobile ist, das nie aufhört, das zu tun, was es eben schon seit 1000 Jahren tut.

Vater sitzt am Kopfende, repräsentativ, wichtig, alt. Die Geschenke: der übliche Pfeifenreiniger, die Krawatten, die Bücher, die nie gelesen werden. Er steicht mit seinen blauen Händen über die gute Tischdecke und murmelt etwas von schöndasswirmalwiederallezusammensind. Dabei wischt er einige Krümel auf den Fußboden, die noch vom Zuckerkuchen übrig geblieben sind. Zum Kaffee. Schon Stunden her. Ewigkeiten. Mutter eilt herbei mit Fegeblech und müdem Blick. Sie kniet, und er tätschelt ihr mechanisch den Rücken.

Brüderchen neben mir. Die ersten grauen Strähnen in seinen blonden Haaren, um die ich ihn immer beneidet habe, wie um so vieles mehr. Der leise Tonfall, wenn er von seiner Familie erzählt, warum seine Frau ausgerechnet heute nicht hier sein kann, die Arbeit, die Kinder. Und jeder denkt sich seinen Teil und weiß von der Trennung und dass die Kinder schon längst zu altuninteressierteigenerfreundeskreis sind, um noch bei den Großeltern den ersten Feiertag zu verbringen.

Brüderchen darf den Vogel anschneiden. Ein wenig Bratensaft spritzt auf die Decke, ein müder Blick, ein Kichern. Meine Kinder.

Ich verteile die Salzkartoffeln. Mutter plaudert und erzählt Geschichten, die wir schon kennen aus den wenigen Telefonaten, die wir miteinander führen. Sie hat einen aufgeregten Unterton, wenn sie von den Preiserhöhungen für Butter und Mehl erzählt, einen hämischen, wenn sie die neuen Gräber beschreibt, einen erleichterten, wenn sie die letzten Arztbesuche schildert. Wir schlucken.

Abräumen dürfen die Enkelinnen. Ich höre das Klappern der Teller im Becken in der Küche und ihr erleichtertes Lachen, weil sie dem Kreis entrinnen konnten. Brüderchen und ich packen Geschenke aus und wieder ein. Die Autoschlüssel klimpern griffbereit in der Manteltasche. Vater reicht uns die blauen Hände, Mutter umarmt uns und hinterlässt einen Entengeruch am Kragen, der wochenlang nicht wieder weggeht.




Sonntag, 14. Dezember 2003

Sunday Five:
1. Do you enjoy the cold weather and snow for the holidays?
Ich gebe ja zu, dass Schnee wirklich schön aussieht, aber seit meinem 18. Lebensjahr und dem Besitz eines Führerscheins bzw PKWs bin ich dazu übergegangen, ihn zu verfluchen. Gegen kaltes Wetter habe ich allerdings nichts einzuwenden.

2. What is your ideal holiday celebration? How, where, with whom would you celebrate to make things perfect?
Ich mag an Weihnachten die Stille, Ruhe und Besinnlichkeit. Jedenfalls, seit ich nicht mehr zuhause wohne. Davor war Weihnachten einfach nur Stress: Geschenke kaufen, Baum schmücken, Verwandte besuchen, Freunde besuchen, viel zu viel essen und so weiter. Seit ich alleine wohne, fahre ich am Heiligen Abend zu meinen Eltern, aber nach Essen, Kirche und Bescherung geht's sofort wieder nach Hause. Und da ist dann Ruhe, da warten Kerzen, Bücher und meine Schnuffeldecke auf mich. Und leere Kinos. Ich hab meine Ruhe, ich will keinen Besuch, ich will niemand anders besuchen, und ich schenke schon seit einigen Jahren nichts mehr in der Gegend rum. Fühlt sich gut an, so wie es ist.

3. Do you do have any holiday traditions?
Früher gab's bei uns in der Familie immer Milchreis mit Zimt und Zucker am Heiligen Abend, weil meine Mama logischerweise keine Lust hatte, ewig in der Küche zu stehen, während wir den Baum verschönerten.

Auch da gab es übrigens die Tradition, dass ein Jahr ich und das nächste Jahr meine Schwester schmücken durfte, weil wir uns nie über die angemessene Menge an Lametta einigen konnten (ich = dezent, meine Schwester = bis sich die Zweige biegen) geschweige denn über die Farbe der Kugeln (ich = rot, meine Schwester = gold, silber, rot, blau, aus Glas, aus Metall und gerne auch noch das Holzspielzeug, die kleinen Plastiktrompeten, die sogar Lärm machen, die Strohsterne und was sich sonst noch in 30 Jahren Familiengeschichte angesammelt hat).

Zurück zum Milchreis: In ihn wurden eine Mandel und eine Nuss eingerührt, und wer eine von beiden in seiner Portion hatte, bekam jeweils ein kleines Extrageschenk. Komisch, dass meistens meine Schwester und ich sie hatten.

4. Do you do anything to help the needy?
Ich spende mal hier, mal da und habe meist Kleingeld für irgendwelche Bettler in der Hosentasche.

5. What one gift would you like for yourself?
Ewiges Leben. Auch wenn ich gerne über mein irdisches Jammertal rumnöle, bin ich wahnsinnig neugierig darauf, wie es mit uns weitergeht. Ob die Menschheit trotz immer mehr Informationen immer mehr zu verblöden scheint und ob wir uns mal alle zusammenreißen können und uns nicht schon wegen so etwas Nutzlosem, aber Nettem wie den Blogawards zerfleischen.

Hm.

Vielleicht sollte ich doch lieber hoffnungsvoll sterben als mir dieses Elend eine Ewigkeit anzugucken.
Ich revidiere meinen Wunsch also zu: ewige Gesundheit.

(Das heißt natürlich nicht, dass ich Herrn Dahlmann das Feld kampflos überlasse. Wir pflegen wenigstens eine gewisse gutmütige Streitkultur. Aber ich ahne, dass wir beide eh keine Chance gegen Frau Alpha haben werden. So be it.)



Der Abschiedsschmerz von vorgestern ist noch ein bisschen vertagt, denn weil ich so gerne bei xxx arbeite und sie mich so gerne mögen und wir außerdem in Arbeit ertrinken, bin ich für nächste Woche gleich mal drei Tage als Freie gebucht worden. So ein bisschen zusätzliches Weihnachtsgeld ist ja auch ne schöne Sache.

Zur Weihnachtsfeier nächsten Freitag darf ich auch noch kommen. Dann kriege ich auch noch ein weiteres Abschiedsgeschenk, das so wahnsinnig toll sein soll, dass mir verdammt nochmal keiner was darüber sagen will. Schweinebande. Am Freitag habe ich natürlich schon den Vorgeschmack bekommen: schicker Blumenstrauß, großartige Karte (ich als Frodo mit meinen Lieblingskollegen im Hintergrund à la Fellowship-Poster; Titel: Queen of the Lords – ich sehe übrigens scheiße aus mit Frodofrisur) und Kinogutscheine, die bis mindestens April reichen. Und, ja, ich hab geheult. Ich will gar nicht wissen, wie ich nächsten Freitag aussehen werde.




Samstag, 13. Dezember 2003

Der folgende Eintrag war meine Abschieds-Mail an alle in der Agentur. Damit könnt ihr garantiert nicht viel anfangen, aber ich will mich an diese Mail erinnern. Und deswegen wird mein Weblog jetzt mal kurz zum (Achtung, böses Wort:) Tagebuch.
Da müsst ihr jetzt durch.

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Von: Anke Gröner <groener@xxx.de>
Datum: Fri, 12 Dec 2003 17:27:05 +0100
An: alle <alle@xxx.de>
Betreff: Famous last words: Nie wieder Post von Anke

Deswegen zum Schluss noch mal ne schöne lange Mail mit einem dicken Dankeschön für zweieinhalb Jahre Spaß bei xxx. Genauer gesagt, danke an ...

Holger: dafür, dass du mir gezeigt hast, dass auch Jungs verdammt eitel sein können. (Brille? Ich?)

Hans: für den Beweis, dass nicht alle Texter Labernasen sein müssen.

Kai A: für das Autogramm von Armin Reins.

Cora: dafür, dass du mich im tiefsten Winter auf Sommerreifen zur Werkstatt kutschiert hast (in einem italienischen Kleinwagen. Pffft. Würd ich ja nie fahren).

Nic: für das leckerste Parfum im Atelier.

Raphael: dafür, dass ich fast mal deine Wohnung gemietet und du fast mal mein Auto gekauft hast.

Sandra S: fürs Premiere-Decoder leihen und den schönsten Arsch der Agentur.

Sandra F: für die interessantesten Sätze auf Hosenböden.

Silke: für die Euros aus Luxemburg und die Jägermeister-Kulis. („Aber nicht mal das Team hat genug ... jajaJA, hör schon auf zu heulen, nimm halt einen, Herrgott!“)

Andreas: für den „Falling Down“-Modus und die Erkenntnis, dass es doch Menschen gibt, denen Braun steht.

Kiki: für deine blauen Augen, die mich so sentimental machen.

Uli: dafür, dass man dich immer so schön ausbremsen konnte, wenn du deinen Hektikflash gekriegt hast: „Uli – ALLES WIRD GUT! WIRKLICH! ATMEN!“

Yvonne: dafür, dass du dir Sorgen um mich gemacht hast, als meine Website einen Tag offline war und natürlich für das liebevolle Abschiedsgeschenk (a.k.a. Schnuffi-Kalender).

Isi: für das nette Gespräch auf Michels Geburtstagsfeier.

Torben: dafür, dass du der Leuchtturm der Weisheit warst inmitten eines Meeres aus Irrsinn und dass du immer „Guten Morgen, Anke“ gesagt hast anstatt „Mpff“.

Soosoo: für ne Menge Spaß in Berlin und dass ich mich dort wie ein richtiger Werber fühlen durfte.

Stephanie: fürs Urlaubstage-Zusammenrechnen und sich entschuldigen, dass es nicht mehr sind.

Nina F: dafür, dass du mir nach meiner undamenhaften Bemerkung „Ach, so scheiße sieht deine neue Frisur doch gar nicht aus“ keine runtergehauen hast.

Thomas: dafür, dass Katrin fast Tränen in den Augen hatte: „Anke, ein Produktioner! Nur – für – uns! Hassu'n Taschentuch?“

Axel L: fürs Immer-erst-zu-mir-kommen, wenn du eine Filmfrage hattest und dann zu Herrn Google.

Nina J: für deine vielen „Du bist die Beste!“-Mails, die ich alle ernst genommen habe.

Anna: für die ganzen philosophischen Buzzwords („Paradigmen“) und das Kiefer-Foto in der Hauspost.

Tanja: für die Fahrt im TT und deinen immer wieder funktionierenden „Ach, du bist halt am schnellsten“-Psychotrick. Leider Abzug in der B-Note für „kinky“.

Kai D: für die vielen Komplimente zu meinen Filmkritiken und das schönste Lachen der Agentur.

Hilko/Wilko: für die blödeste Eselsbrücke der Welt (hhhelle Haare = HHHilko, dunkle Haare = Wilko).

Olli G: nicht wirklich ein Danke dafür, dass du an unserem gemeinsamen ersten Tag bei xxx eine total schmissige Vorstellungsrede in der Montagsandacht gehalten hast und ich mit meinem „Ja, äh, ich komm' aus Hannover“ total abgestunken bin.

Olli H: für dein verschmitztes Lächeln, wenn du die Worte „dynamisch“, „hochwertig“ oder „Alufond“ sagst. (Nebenbei: Runner-up in der Kategorie „Unterarme“.)

Diether: dafür, dass du bei deinen Bonmots todernst bleiben kannst, während ich schon gackernd am Boden liege.

Jens D: für dein Urteil über den Gemeindehauskaffee: „Da kann man ja Kinder mit abtreiben!“ und den besten Visitenkarten-Satz aller Zeiten: „Advertising while you wait.“

Jakob: fürs Auf-die-gute-Seite-wechseln.

Elke: für deinen hauptstädtischen Kleidungsstil (bunt, baby, bunt).

Feli: dafür, dass du gleich an deinem ersten oder zweiten Tag bei xxx auf meinen Filmverteiler wolltest.

Isabell: für den Tipp mit der Kiezkantine (it may rest in peace).

Nils: für die appelige Allwissenheit, deine Hilfsbereitschaft und das begeisterte Leuchten in deinen Augen, wenn du über das neue Siebzehnzöllerpowerbook geredet hast.

Glenda: für Travis, Rent und das Vorsingen im großen Konfi. Self-confidence in a minute.

Tongtos: für die London-Tipps.

Axel D: für die schönsten Beine der Agentur und ne Menge äußerst unterhaltsamer Mittagspausen.

Robert: für die schönsten Unterarme (hier ist die Benchmark, Olli), dieses kleine, charmante Lächeln um die Mundwinkel und den wundervollen Balina Akzent, wa?

Alex: für Behörnchen, Brian Boitano und dass du mich geküsst hast, als ich dir gestanden habe, ab und zu die Scorpions auf meinem iPod zu haben. Aber wenn du eben diesen nochmal auf die Schreibtischkante haust, um mir zu zeigen, wie toll shock proof er ist, breche ich dir die kleinen Beinchen. Got me?

Tobi: für deine Hilfsbereitschaft, deine Geduld und dass ich immer gute Laune hatte, wenn ich mit dir ausdenken durfte. Für „Ja, leider“, „Timmyyy“ und „Jesus is my Homeboy“. Und dafür, dass ich dich mindestens zehnmal im Weblog zitieren konnte.

Michel: für dein offenes Ohr, deine gute Seele und dein mitfühlendes Herz (und deine unnachahmliche Nasenbohr-Geste, aber das ruiniert jetzt total den sentimentalen Eintrag).

Susi: dafür, dass du so traurig geguckt hast, als ich dir von meiner Kündigung erzählt hab. Fürs Amazon-Päckchen an den Platz bringen. Für die Zappa-Jeans. Fürs Kundentassen benutzen lassen. Fürs Katrin und mich in der Lounge erdulden. Für dein Lächeln.

Katrin: für alles.

Hartwig und Dominik: dafür, dass ich jetzt überall rumerzählen kann, ich hätte bei den attraktivsten Chefs der Branche gearbeitet (diese Augen! dieses Lachen!) und für die Gelegenheit, von euch lernen zu dürfen.

Anke, over and out.




Freitag, 12. Dezember 2003

Diskussionsmüde.
Intellektuellenmüde.
Verblödungsmüde.
Verletzungsmüde.
Jahresendmüde.
Wortmüde.

We burn that bridge when we come to it.
---



Donnerstag, 11. Dezember 2003

Du bist der, der mit den Augen lächeln kann
Du bist der, der meine Stimme weicher macht
Du bist der, der weiß, wenn ich nicht weiß.

Du bist der, für den meine Fehler ein Geschenk sind
Du bist der, für den ich Lieder male
Du bist der, für den ich Worte vergesse.

Du bist der, dessen Atem wie zuhause klingt
Du bist der, dessen Lippen nach Freude duften
Du bist der, dessen Händen ich vertraue.
---



Mittwoch, 10. Dezember 2003

Okay. Gestern ein Buch geschickt bekommen. An die Agentur-Adresse. Nicht meine Amazon-Wunschzettel-Adresse. Aus Belgien, ohne Absender. Amazon Marketplace?
Hm.
Wenn's einer von euch war – danke. Trotzdem: Wozu hab ich nen Wunschzettel?

(Anonyme Zuneigung macht mich nervös.)
(Nicht-anonyme auch.)



Schöner Artikel aus der brandeins, warum Filmemachen wirtschaftlich gesehen eine ziemlich blöde Idee ist: Keiner weiß irgendwas – Wie funktioniert die Filmindustrie? Ein Überblick inklusive Zukunftsperspektiven im director’s cut mit deleted scenes und drei alternativen Enden.
„Filme sind sehr teuer hergestellte Produkte, deren Erfolg völlig unberechenbar ist. Ein Hollywood-Studio ist eine Manufaktur, die etwa 20-mal im Jahr einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag für ein Einzelstück riskiert, von dem niemand weiß, ob es verkäuflich ist. Die Filmbranche ist, ökonomisch gesehen, derartig riskant, dass es eigentlich erstaunlich ist, dass es sie überhaupt gibt. Das ist das grundsätzliche Problem der Filmindustrie.
Es ist unlösbar.
Ende des Textes für sehr eilige Leser.“
(via jawl)



Wir bereiten uns langsam auf die Rückkehr des Königs am kommenden Mittwoch vor. Die New York Times hat ihr Archiv durchgewühlt und eine Reihe von Artikeln zu einem Special zusammengefasst: alles über die Filme, die Bücher, die DVDs, die Schauspieler, die Kostüme und Neuseeland.

Und die liebe Andrea hat mir einen schönen Link mit einer Menge bewegter Bilder zum Thema geschickt.



To whom it may concern: Ich freu mich drauf, mit euch allen unter einer Decke zu stecken.




Dienstag, 9. Dezember 2003

Ich verabschiede mich allmählich aus dem Reich der Vernunft.

1. Ich habe mir bei McDonald's ein Happy Meal gekauft, um den lachenden Plastikfisch Marlin zu bekommen.
2. Ich habe meinen Lieblingsarter und unseren FFFler so lange genervt, bis sie einen Screenshot aus der gut kopiergeschützten Jesus Christ Superstar-DVD gemacht haben und daraus dann eine gephotoshoppte Postkarte, die ich Schnucki nach New York zum Autogramm-Draufschreiben schicken kann.
3. Und ich habe am Wochenende ein paar Songs aus Starlight Express aus dem Netz ... öhm ... gekauft, die mir auch noch gefallen.

Wir sehen uns auf der anderen Seite. War schön, so'n Hirn. Aber irgendwann reicht's dann auch mit dem Klumpen.



Die Nominierungen sind da, und – ich bin in einer Kategorie mehr aufgestellt als der olle Dahlmann. Qualität setzt sich durch, möchte man da fast sagen, aber das wäre doch zu hämisch.

Und wenn Herr Dahlmann jetzt glaubt, ich würde ihn zum Ausgleich als Sexy Blogger nominieren, hat er sich böse geirrt. Da hab ich mal wen anders vorgeschlagen. Ich sag allerdings nicht, wen. Das hieße ja, mich bei potenziellen Wählern einzuschleimen. Das mag Herr Dahlmann vielleicht nötig haben, aber hier wird fair gewahlkampft.

Apropos fair: diese Meldung hier fand ich sehr interessant.



Good Bye, Lenin! hat beim Europäischen Filmpreis schwer abgesahnt. Die Berliner Morgenpost hat dazu einen kaum merklich nationalistisch eingefärbten Artikel: Good Bye, Selbsthass!
„Hinterher weiß es immer keiner. Wer war zuerst da: das Huhn oder das Ei? Der deutsche Selbsthass oder die europäische Ignoranz? Was den hiesigen Film betrifft, hat zwar jeder einen gewissen Minderwertigkeitskomplex attestiert. Aber niemand wusste genau, woher er rührte: War es die Schmach, Jahr um Jahr bei den Filmfestspielen von Cannes ignoriert zu werden, oder doch das eigene Verhalten, dass man gerne ins Kino ging – nur bloß nicht in einen deutschen Film.
Das alles ist jetzt Geschichte. Denn plötzlich gibt es einen Film, der nicht nur unser Selbstbewusstsein stärkt, sondern auch in anderen Ländern ankommt. Zum Vergleich: Der letzte große deutsche Film, Lola rennt, war der große Abräumer beim damaligen Deutschen Filmpreis. Beim Europäischen Filmpreis ein halbes Jahr später dagegen gewann er nicht eine einzige Trophäe – und floppte schon an den Nachbargrenzen. Und jetzt das: Good Bye, Lenin!, in diesem Jahr mit fünf Nominierungen eingereicht, gewinnt in dreien – und staubt gleich noch sämtliche Publikumspreise ab. Zum Vergleich: In den 15 vorhergehenden Jahren hat der deutsche Film gerade mal vier einsame Preise bekommen.“
(via filmz.de)



Stephanie Merrit vom Guardian fragt sich, ob Peter Jackson mehr aus den Frauenfiguren in The Lord of the Rings hätte machen können und beantwortet die Frage gleich selbst: Passt schon.
No sex please, we're Hobbits.
„Film critic Antonia Quirke says Jackson could have exercised far more imagination in the presentation of the women. 'Tyler and Blanchett are ridiculous. While you expect a certain fidelity to the conventions of fantasy, these characters are straight from a Kate Bush album cover. They're comic. The first time I saw Arwen's entrance, with the background music and soft focus, I nearly wet my knickers, and I couldn't understand why no one else was laughing.'

The danger is that the accepted level of suspending disbelief when it comes to fantasy, whether on the page or the screen, makes us less critical of the execution, but it seems to me equally wrong to demand more of the genre than it is able to give. Jackson's women may be one-dimensional, but so are Tolkien's, and so are many of the female characters in the epic poems and sagas on which The Lord of the Rings is based – and the same is also true of the men, Hobbits and elves.“



Die oben angesprochene Postkarte sieht übrigens so aus:

Frau Emily, geht's Ihnen noch gut oder soll ich das Riechsalz rüberreichen?




Montag, 8. Dezember 2003

Merke: Wenn du mit Ohropax schläfst (doofer Nachbar, doofe Stromgitarren, doofe dünne Wände), solltest du den Wecker lauter stellen.



DVDs vom Wochenende:
Human Nature (Die Krone der Schöpfung): Kleines seltsames Filmchen mit Tim Robbins, Patricia Arquette und Rhys Ifans. Robbins spielt einen Wissenschaftler, der seinen weißen Mäusen das Essen mit Messer und Gabel beibringt, während seine Frau (Arquette), die unter zu starker Körperbehaarung leidet, gerade dabei ist, sich ins Robbins' zweites Studienobjekt zu verknallen: Puff (Ifans), der Mann, dessen Vater glaubte, ein Schimpanse zu sein und deshalb seinen Sohn als Affen aufzog. Das Drehbuch stammt von Charlie Kaufman und ist trotz der irrwitzigen Charaktere für seine Verhältnisse fast ein wenig konventionell geraten. Die gut aufgelegte Darstellerriege macht daraus aber dennoch schön schräge Unterhaltung.

A Guy Thing (Gelegenheit macht Liebe): Typischer Fall von „Hätte so schön sein können“. Jason Lee und Julia Stiles gehören zu meinen Lieblingen, und daher nehme ich es ihnen persönlich übel, sich für diesen Grütz hergegeben zu haben. Nach seiner Junggesellenparty wacht Paul (Lee) neben der ihm unbekannten Becky (Stiles) auf. Natürlich steht seine Zukünftige (Selma Blair) fünf Minuten später vor der Tür; wir erleben die üblichen Szenen mit im Appartement vergessener Unterwäsche, miesen Ausreden, wohlmeinenden Freunden, übel gelaunten Exfreunden und der vor dem Altar abgesagten Hochzeit. Belanglos, charmefrei, überflüssig.

Nochmal Jason Lee: Dreamcatcher. Uargh. Stephen King-Verfilmungen klappen höchst selten, und diese ist leider keine Ausnahme. Die ersten 40 Minuten sind beklemmend und atmosphärisch dicht – Lawrence Kasdan hat Regie geführt –, aber danach wird daraus nur noch ein blöder Alien-Rip off. Selbst die Effekte sehen geklaut aus, und beim Ende habe ich nur noch gelacht. Geht nach Hause, Außerirdische. Ihr nervt.

Love the hard way: Wegen Adrien Brody und August Diehl geliehen. Der Film hatte schon verloren, als Brody in seiner ersten Szene eine Schlangenlederjacke anzieht, typisch obercooles Kleinkriminellengeschwätz ablässt und ein Feuerzeug zückt, das Mozart spielt. Nach 20 Minuten abgeschenkt.

Tadpole (Alle lieben Oscar): Überzeugende Mischung aus The Catcher in the Rye und The Graduate. Der 15jährige Oscar (Aaron Stanford, 25) verliebt sich in seine Stiefmutter (Sigourney Weaver), landet aber stattdessen erstmal mit deren bester Freundin im Bett. Was eine Aneinanderreihung von peinlichen Situationen hätte werden können, ist ein sehr stimmiger, ruhiger Film geworden. Er fühlt sich an wie eine Kurzgeschichte, manchmal ein bisschen zu gewollt intellektuell (die albernen Voltaire-Zitate als Kapiteltrenner hätte man sich auch schenken können), aber die Story selbst wird unprätentios und sensibel erzählt. Der Film ist gerade mal 78 Minuten lang, und das ist auch gut so. Er wirft nur einen kurzen Blick auf einige Menschen und lässt sie dann in Ruhe. Schöne Sache – bis auf den beknackten deutschen Titel, der sogar noch die Zusatzzeile „Wie verführt man seine Stiefmutter“ trägt. Irgendwann werde ich wegen sowas zum Bombenleger.



Wieviele Weblogs hat der Mann eigentlich? Und alle sind gut. Hier ist rebellen ohne markt. Schön deprimierend. Passt mir eigentlich grad gar nicht in die Stimmung. Und ich lese es trotzdem. Ätsch.




Sonntag, 7. Dezember 2003

Dinge, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie mal tun werde: Karten für Tanz der Vampire kaufen. Ja, genau, das Musical in der Neuen Flora nach dem Film von Roman Polanski. Premiere ist am 7. Dezember; ich werde am 16. mit drei Freunden im Parkett sitzen und mich über mich selbst wundern.

Die übernächste wird überhaupt ne gute Woche: ab Montag offiziell free as a bird, am Dienstag das Musical, am Mittwoch Return of the King, am Donnerstag ... öhm ... garantiert nochmal der König und am Freitag die Agentur-Weihnachtsfeier.
Obwohl: Die fängt ja erst abends an. Da könnte man doch um 14.45 Uhr nochmal den König ...



Copy & Paste von Search for love in Manhattan (kann man gar nicht oft genug machen):
„Yesterday (...) we went to an actual movie theater to see an actual movie playing currently. This being western Maryland, our options were severely limited; we ended up going with Timeline, which turned out to be far worse than even our vivid imaginations could have prepared us for. The plot centered around a group of archeology students, each stupider than the last, who travel back in time to fourteenth century France to rescue their professor. At one point, one of them falls in love at first sight with a fourteenth century French woman; not unsurprisingly, his love is requited, and soon enough, they kiss.
And all I could think was She has never brushed her teeth IN HER ENTIRE LIFE.



"When there's no one else
Look inside yourself
Like your oldest friend
Just trust the voice within
Then you'll find the strength
That will guide your way
If you will learn to begin
To trust the voice within"

Schönen 2. Advent euch allen. Ich für meinen Teil liege nölig und angegrippt im Bett und musste daher gleich zwei Lieblingsbloggern absagen, mit denen ich eigentlich am Wochenende verabredet gewesen wäre. Aber soweit ich informiert bin, sind die eh mit Ersatzglühbirnenkaufen und Nikolausabwimmeln beschäftigt. Hoffentlich wirkt sich das nicht auf meine Nominierung bei den Blogawards aus. Wo persönlicher Kontakt zum Wähler doch so wichtig ist.




Samstag, 6. Dezember 2003

"And missing you will be my cancer. It will kill me.“
Mystic River, Dennis Lehane

Gutes Buch, guter Film. Lesen, angucken.



Wie, was, keine Friday Five diese Woche? Immer muss man auf irgendwelche Fragebögen zurückgreifen am Samstag. Na denn:

Ernst oder lustig? Lernstig.

Workaholic oder Faulpelz? Worum geht's? Abwaschen? Faulpelz. Kinokram? Workaholic.

Vollmilch oder haltbare? Haltbare. Gibt besseren Milchschaum.

Einfach oder kompliziert? Einfach. Simplify, simplify, simplify.

Gesetz oder egal? Gesetz. Manchmal bin ich überraschend konservativ.

Blumen oder Engel? Blumen. Wie riechen Engel?

Schreiben oder lesen? Schreiben. Nee, lesen. Nee, doch schreiben. Oder ... hm.

Farb- oder schwarzweiß-Fotos? Schwarzweiß.

Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang? Sonnenaufgang.

Spät aufstehen oder spät wach werden? Spät aufstehen.

Was ist romantischer: spät aufstehen oder spät einschlafen? Ist eins von beiden romantisch?

Einen Apfel essen oder eine Orange? Apfel. Bei Orangen saue ich mich immer ein und bin vor allem zu faul, dieses ganze weiße Zeug abzupulen.

Was kommt zuerst, Arbeit oder Vergnügen? Immer Vergnügen.

Restaurant mit Kerzenlicht oder Picknick im Mondlicht? Restaurant. Ich teile mein Essen ungern mit Ameisen.

Berg- oder Talbahn? Ist das nicht ein Wort?

Lego oder Playmobil? Lego. Gibt’s eigentlich Play Big noch?

Links oder rechts? Links.

Vanille oder Schokolade? Schokolade.

Grüne Bohnen oder Karotten? Karotten. Oder, wie wir hier im Norden sagen, Wurzeln.

Großzügig oder geizig? Ich hoffe, großzügig. Außer, wenn’s um Schokolade geht.

Katze oder Hund? Katze. Ganz eindeutig.

Braune oder schwarz-weiße Kühe? Kühe sind doof und daher egal.

Kaffee, Tee oder Kakao? Kaffee. Gerne mit nem Schuss Kakao.

Halbleer oder halbvoll? Halbleer. But I'm working on it.

Senf oder Ketchup? Mayo.

Tageszeitung oder Magazin? Internet. Dann Magazin.

Karneval oder Fasching? Geh mir weg.

Nachthemd oder Schlafanzug? Schlafanzug.

Sandalen oder Turnschuhe? Sandalen? Haha. Sneakers galore.

Digital- oder Analog-Uhr? Weder noch. Ich hab ein Handy mit Uhrzeit. Reicht völlig.

Füller oder Kuli? Ich sollte Füller sagen, aber, nee, es ist der Kuli.

Diesel: tragen, trinken oder tanken? Tragen. (Bei der Frage hat aber echt mal einer nachgedacht. Mannomann.)

Samstag oder Sonnabend? Samstag.

Filofax/Terminplaner oder JahresKalender-Terminbuch-Hausaufgabenheft? Post-its allüberall auf den Tannenspitzen.

Pepsi und Berliner oder Schokolade mit Erdbeerfüllung? Äh ... was? Ich nehm ne Pepsi Light und einen Krapfen mit Erdbeerfüllung, bitte. Und Schokoguss.

Hut oder Mütze? Basecap.

Kalte Hände oder kalte Füße? Wenn, dann immer beides, aber am liebsten keins.

Kurzsichtig oder weitsichtig? Kurzsichtig.

Weihnachtsmann oder Osterhase? Weihnachtsmann. Auch, weil ich diesen kurzen Ausschnitt aus The Nightmare before Christmas so liebe, wenn ein Halloween-Kerl den Osterhasten erschreckt: "BUNNY!"

Redner oder Zuhörer? Redner immer gerne, Zuhörer, wenn’s sein muss.

Auto/Fahrrad/Bus/Bahn? Auto. Geb ich Bussen einen Namen?

(via Beißreflexe)





Freitag, 5. Dezember 2003

Liebe Wählerinnen, liebe Wähler,

ein Wort zu meinem Widersacher Don Dahlmann. Man sollte ja glauben, dass erwachsene Menschen in der Lage sind, einen fairen Wahlkampf zu führen. Aber nein, aus der Berliner Ecke kommen seit gestern scharfe Töne. Da wird mir, die sich doch seit jeher gegen Amerika und dessen Kultur, insbesondere in den Lichtspielhäusern, ausspricht, unterstellt, George W. Bush zu unterstützen. Und das ist nur eine von vielen infamen Äußerungen.
Ich bin enttäuscht, nein, meine Damen und Herren, lassen Sie es mich schärfer formulieren, ZUTIEFST enttäuscht über diese Schmutzkampagne. Das haben die Blogawards nicht verdient, dass die Bemühungen der Betreiber, die mir – und das sei ganz unschuldig nebenbei erwähnt – durch die Bank äußerst sympathisch sind, so in den Dreck gezogen werden.
Im Sinne einer gerechten Auseinandersetzung appelliere ich hiermit an Herrn Dahlmann: Geben Sie sich geschlagen, bevor Sie durch Ihre unsachlichen Äußerungen jeglichen Respekt der Bloggergemeinde verloren haben. Denn das wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind.

Mit herzlichen Grüßen,
Ihre Anke Gröner

PS: Damit ich nicht ständig in Ihrem Blog rumsudeln muss, mache ich mal kurz die Kommentare auf.




David Hemmings, 18.11.1941–03.12.2003
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Noch mehr Nachrichten aus dem Jenseits: Carl Schenkel ist am vergangenen Montag gestorben.
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Im Kino war ich natürlich auch – wie meine Art Direktorin scharfsinnig bemerkte: „Und was machst du heute abend ... ach, ist ja Donnerstag.“
Diesmal gab's Nói Albinói. Mehr in der Kinoecke.
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Donnerstag, 4. Dezember 2003

Vorneweg: Wer Dahlmann wählt, ist doof.
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Zeit, den nächsten London-Trip zu buchen: When Harry met Sally wird als Theaterstück aufgeführt. Obwohl ich nicht wirklich Luke „90210“ Perry als Harry sehen möchte. Harry to meet Sally in West End.
„The stage version of When Harry Met Sally is the latest in a long line of hit movies to have spawned stage musicals and, more recently, plays. The Graduate – a theatre version of the 1967 Mike Nichols film – had a lengthy run in the West End and a shorter engagement on Broadway. And British hit movie Billy Elliot is being developed as a London stage musical to open next year.“
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Ab und zu habe ich das Gefühl, dass auch die Guardian-Schreiber mal Langeweile haben. Dann überlegen sie sich nämlich so grandiose Themen wie „Wasser im Film“. Und ich lese das dann und finde es auch noch unterhaltsam und poste es dann zu allem Überfluss (nudge, nudge) auch noch. Wave Power.
„There's something about water that spooks in the way fire never does on film. Fire illuminates, while deep water darkens; death by burning comes quickly, death by drowning slow and suffocating. If that's all too pretentious for you, look at it this way: Of these two melodramas – The Towering Inferno and Titanic – which is the cheesy naff one and which the poignant heartsqueezer that will stay with us for decades?
Okay, don't answer that one. Just think about Don't Look Now instead. Nicolas Roeg's 1973 masterpiece is well scary. From the disorientating jump cuts (latterly aped by Steven Soderbergh) to Donald Sutherland's afro the film spooks at every turn, and water is its central device.“
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Nächsten Freitag ist mein letzter Tag in der Agentur. Ich nehme eigentlich schon seit Wochen Abschied, blicke verliebt auf meinen Schreibtisch, freue mich über jede Mittagspause mit meinen Hasis, blättere aufmerksamer als sonst in den ganzen teuren Designer-Zeitschriften, die ich mir privat nie leisten würde, gehe jeden Gang bewusster, gucke ab und zu mal versonnen durch das Atelier.

Und gestern hab ich mein Herz ganz weit aufgemacht, bin in unseren großen Konfi gegangen und habe aus vollem Hals (und bei gut geschlossener Tür) gesungen:

"No matter what they tell us
No matter what they do
No matter what they teach us
What we believe is true

No matter what they call us
However they attack
No matter where they take us
We'll find our own way back

I can't deny what I believe
I can't be what I'm not
I know I'll love forever
I know, no matter what

Und danach hatte ich das Gefühl, ich könnte fliegen.

(Ja, ist kitschig, ich weiß. Na wenn schon. Stellt ihr euch erstmal auf eurer Arbeitsstelle irgendwo hin und singt. Na? Tjaha.)
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Mittwoch, 3. Dezember 2003

Heute Abgabetermin Autorenschule. Zwei Exposés abgezapft und originalverkorkt achtfach mit Passfotos und Lebenslauf in den Briefkasten gehauen. Ende Januar gehen die Einladungen zum Gespräch raus. Ruhig, Brauner.
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Danke übrigens an Lydia, die ganz ohne meine Aufforderung oder Androhung von Leseentzug für mich und mein Werk Werbung macht. Das gibt Karmapunkte, da träumt der Dahlmann aber nur von.
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Hier geht das Herz der Rechtschreibrechthaberin Gröner auf. In England ist ein Buch über Grammatik und die richtige Benutzung des Apostrophs Nummer 1 in den Buchverkaufscharts: Grammar book tops bestseller list.
„Posters for films like Two Weeks Notice and signs bearing grammatical howlers like Mens Toilets are among the examples which prompted Truss's "punctuation anarchy".
Understandably, proof-reading the book was "agonising", said the author, who has written several novels. "It was much harder than writing a book."
She said she believed her interest in punctuation stemmed from a previous job editing book reviews which put her "at the coal-face of punctuation". “

Dazu die Buchbesprechung aus dem Telegraph, die gleich zu Beginn eine wahre Huldigung an das Semikolon abliefert: Pay attention: it's important!
„I have always had a great affection for the semicolon; it has a certain discreet charm. On the other hand, there is just one word to describe the colon: bossy. A colon says: "Pay attention, this next bit is really important." If the colon is a fanfare, the semicolon is more like a polite cough. It is a nasty shock to discover that it has enemies. Gertrude Stein, who might, in her time, have been considered a bit of a bossyboots herself, suggested that semicolons were simply commas with pretensions.“

Ratet den neuesten Zugang auf meinem Wunschzettel.
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Und allmählich, ganz vorsichtig, hat sich in den letzten Tagen ein Gefühl des Vertrauens eingeschlichen. Ein Gefühl, das mir sagt, dass meine Entscheidung, die Welt der Werbung zu verlassen, die richtige war, auch ohne neue Anstellung in der Hinterhand, auch ohne einen Businessplan, den man dem Arbeitsamt vorlegen kann.

Es haben sich bereits einige Möglichkeiten ergeben, die mir a) Spaß machen würden und b) eventuell sogar die Miete sichern. Ich wäge momentan noch ein bisschen ab und werde mich dann gemütlich im Januar entscheiden.

Ich finde es gerade sehr, sehr wohltuend, dieses Gefühl zu haben. Zu vertrauen. Zu wissen, ich kann nicht scheitern, denn es stehen mir alle Wege offen. Und wenn ich bei einem nicht weiterkomme, schlage ich einfach den nächsten ein.

So erleichtert und aufgehoben habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Gute Sache, so'n Leben.
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Dienstag, 2. Dezember 2003

I envy my eyes because they saw you before I did.
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Danke an Herrn Schroeder für den freundlichen Hinweis per Mail auf die neue Vogue Italia, die als Supplement A Letter to True in sich hat – einen Brief an den Hund True von Bruce Weber, garniert mit Fotos. Oder anders gesagt: eine ordentliche Sammlung von Bruce Weber-Fotos von Hollywood-Größen. Oder noch anders: Schnuffis galore.

(Leider auch ne Menge Hundefotos. Das stört den Gesamteindruck ein wenig.)
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Und auch, wenn Herr Dahlmann schon massiv Wahlwerbung betreibt – HIER ist der wahre Sieger!

Wählen Sie Anke: Stets das Neueste aus der weiten Welt des Films. Gekonnt haarscharf am Tagebuch vorbei lavierend. Wundervolle Calvin & Hobbes-Scans. Liebenswertes Kauderwelsch aus Deutsch und Englisch. Die schönsten Menschen Hollywoods in bester Fotoqualität. Schlichtes, aber effektives Layout. Kein Flash!

Und vor allem: immer im Dienste des Lesers, denn hier wird jeden Tag ums Verrecken gepostet!

Also: Machen Sie einen Menschen glücklich. Und zwar mich. Schließlich versuche ich das auch. Wählen Sie Anke.

Anke. Making your day. Every day.


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Montag, 1. Dezember 2003


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And then your wife starts you think you're part of the furniture. Hello darkness my old friend. We could have gone all the way to the Great Wall of China. I'm the king of wishful thinking. No no fear.
Enjoy the silence.
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Copy & Paste von exdirk:
„am 28.11.1632 wurde jean-baptiste lully geboren. eigentlich hieß er giovanni battista lulli und kam aus florenz, aber am hof des 14. ludwig machte sich natürlich ein französischer name besser.

die musik: hm. vielleicht ein wenig langatmig.

erwähnenswert: er ist am musikmachen gestorben. damals hatten die dirigenten keine taktstöcke, sondern haben den takt mit einem stab auf den boden gestampft. das ding hat er sich bei einer aufführung in den fuß gerammt und ist dann an blutvergiftung krepiert.

(immerhin bei einem te deum)“

Das kommt bei mir als unnützester Tod noch vor Ödön von Horvath.
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Supertramp. Simon & Garfunkel. Billy Joel. Go West. Robbie Williams.
Depeche Mode.
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