Tagebuchbloggen 01.02.2010

Viele schöne Tipps für Chemiebücher gekriegt, um die ich hier gebettelt hatte.

Zum Beispiel von Thomas, der mich auf ein inzwischen vergriffenes Werk aufmerksam gemacht hat: Der große Augenblick in der Chemie von Erich H. Heimann, von dem es auch eine Leseprobe als pdf gibt.

Sven weist mich auf den Wälzer (genau mein Ding!) Chemie: – eine lebendige und anschauliche Einführung von Richard E. Dickerson und Irving Geis hin. Zu diesem Buch spuckt Amazon gleich lustige Hinweise aus, zum Beispiel auf Die Ordnung der Stoffe: Ein Streifzug durch die Welt der chemischen Elemente von Ulf von Rauchhaupt. Auch mal gebuchmerkt.

Und dann hat sich noch Christa gemeldet – eine Chemielehrerin, wenn ich die Mail richtig verstanden habe. Sie hat mir 7000 Jahre Chemie von Otto Krätz empfohlen, das ich lustigerweise schon selbst ergoogelt hatte, weil es anscheinend eher über Geschichte als über lustigbunte Experimente berichtet. Herr Krätz ist „Chemiker, Historiker, Buchautor (…), war Hauptabteilungsleiter am Deutschen Museum in München und ist seit 1993 Honorarprofessor für Geschichte der Chemie an der Universität Stuttgart.“ Passt.

Für mehr Fakten empfiehlt sie das Taschenbuch der Chemie von Werner Schröter, Karl-Heinz Lautenschläger, Joachim Teschner und Hildegard Bibrack, das mich allerdings beim Blick ins Buch sehr einschüchtert. Ich glaube, ich bleibe erstmal bei der Historie, ehe ich mich an das Buch rantraue. (Ein Taschenbuch mit 858 Seiten macht mir Angst. Außer wenn „Tolstoi“ vorne draufsteht.)

Ein weiterer Tipp schlägt den Bogen zwischen Chemie und Backen: Eckart von Due Baristi empfiehlt mir die Bücher von Rose Levy Beranbaum, weil die Dame anscheinend nicht nur Rezepte auf Lager hat, sondern auch immer erklärt, warum jetzt wieviel von was irgendwo reinmuss und was damit passiert.

Vielen Dank an alle Mailschreiber und -schreiberinnen.

Tagebuchbloggen 30./31.01.2010

Wochenende. Viel Tee getrunken. (Ich trinke neuerdings Tee.) Endlich In the Valley of Elah gesehen, den es damals zum Deutschlandstart nur synchronisiert in Hamburg gab, und immer, wenn ich in meiner Lieblingsvideothek nach ihm geguckt habe, war er ausgeliehen. Samstag lief er auf Sky im Zweikanalton, und ich fand ihn sehr, sehr gut.

Gekocht: Satay-Hähnchen mit Erdnusssauce. Sehr underwhelmed gewesen, weil ich beim Huhn nur den Ingwer geschmeckt habe, obwohl der nur in homöopathischen Dosen in der Marinade war. Die Erdnusssauce war auch eher die Richtung „Kann man machen“: tat nicht weh, war aber auch kein Erlebnis. (Ich höre mich gerade wie Calvin an, der von seinem Leben einen Sound- und Laugh Track erwartet, damit es sich spannender anfühlt, ich weiß.)

Beim Nachkochen festgestellt: Ich kenne niemanden von den Leuten, die mir da tolle Rezepte aufschreiben; es ist also ein bisschen so wie Buch- oder Filmempfehlungen von völlig Fremden zu vertrauen. Aber: Bei diesen beiden Kategorien habe ich über die Jahre Blogs gesammelt, von deren Verfassern und Verfasserinnen ich weiß, dass ihr Geschmack mit meinem meist kompatibel ist. Diese Blogs muss ich beim Kochen erst suchen.

Erdnusszeug-Bookmark bei delicious gelöscht. Gehe wieder auf die Suche nach einer tollen Erdnusssauce plus Marinade. Immerhin mit dem Wissen im Hinterkopf: kein Ingwer. Weniger Zitrone. Mehr Sojasauce vielleicht?

Gebacken: Zitronen-Rosmarin-Kekse. Bitte hier entlang zum Rezept.

Zitronen-Rosmarin-Kekse

Lu hatte mir zu Weihnachten ein kleines Tütchen Rosmarinkekse geschickt, das sich bei uns nur sehr kurze Zeit gehalten hat, denn die Kekse waren sehr lecker. Ich Trantüte habe es bisher in jeder Mail vergessen, mal nach dem Rezept zu fragen, und daher war ich doppelt erfreut, über Tastespotting dieses Rezept gefunden zu haben. Klingt einfach. Mach ich nach.

Bei amerikanischen Rezepten werden die Mengen gerne in cups angegeben. Ich habe mir seit Jahren angewöhnt, für eine cup meine hässliche Uli-Stein-Tasse zu benutzen, die mir meine liebreizende Schwester mal in sicherlich guter Absicht geschenkt hat. Damit habe ich auch immer meine geliebten Brownies gebacken – eigentlich war das das einzige, was ich regelmäßig gebacken habe –, von denen bisher jeder, der sie probiert hat, das Rezept haben wollte. Ich bin immer davon ausgegangen, dass eine cup 250 g bzw. ml entspricht. Laut dem schlauen Internet sind’s eher 240 g/ml. Und meine tolle Uli-Stein-Tasse fasst – ich hab’s inzwischen nachgemessen – ca. 180 g/ml. Heißt: Meine Brownies schmecken so toll, weil viel zu viel Butter in ihnen ist.

Zurück zu den Keksen: Ich weiß also jetzt, dass meine cup nicht der Rezept-cup entspricht, aber ich ignoriere das einfach. Wenn das Missverhältnis bei Brownies das Endergebnis so lecker werden lässt, gilt das auch für alles andere. (Milchmädchengröner.)

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200 g Butter
ca. 140 g Zucker

zu lustigen Streuseln rühren (der Schock, als ich erfahren habe, dass die tollen Streusel auf Streuselkuchen bloß Zucker und Butter und keine kleinen Zauberwerke sind!), dann

1 Ei
1 TL Vanilleextakt (braucht kein Mensch, schmeckt man eh nicht)
1 Msp Salz

dazuquirlen. Dann: Rosmarin. Bis gestern war ich der Meinung, wir hätten einen tollen, frischen Rosmarintopf im Esszimmer stehen, den ich auch immer gaaanz vorsichtig gegossen habe, aber als ich gestern ein paar Nadeln abzupfen wollte, kam mir der halbe Topf entgegen. Wir haben dann also jetzt getrockneten Rosmarin in Mengen zur Verfügung. Falls ihr gerade welchen braucht. Come on over.

Ebenfalls in die Schüssel dürfen

1 TL (theoretisch) frischer Rosmarin, fein gehackt
2 TL geriebene Zitronenschale
400 g Mehl

Bei mir war’s mindestens die doppelte Menge Zitrone, eine ganze, um genauer zu sein, Zitrone kann man ja gar nicht genug in irgendwas reinhauen. Mehl: 2 1/4 Uli-Stein-Tassen.

Das ganze kurz durchmixen, bis der Klumpen an den Mixern hängt, dann den Glump auf die extremst bemehlte Arbeitsfläche plumpsen lassen. Der Teig sieht aus und fühlt sich an wie Kartoffelbrei. Das ist genau der Grund, warum ich so selten Mürbeteigkekse zu Weihnachten backe, dieser klebrige Schleim ist echt nix für mich.

Möglichst effizient zwei Rollen daraus formen, ca. vier Zentimeter Durchmesser, je nachdem, wie groß man seine Kekse haben will. Die beiden Rollen auf Backpapier für mindestens eine Stunde ins Gefrierfach legen. Dann in circa ein Zentimeter dicke Kekse schneiden, in den auf 190° vorgeheizten Backofen schieben und ihnen zugucken, bis die Ränder allmählich braun werden. Im Originalrezept heißt es 15 Minuten, bei mir waren es fast 30.

Die Kekse schmecken sehr fein und bröseln auch ziemlich kleinteilig im Mund rum. Bei meinem Mischungsverhältnis ist die Zitrone natürlich das vordergründige Aroma, aber der Rosmarin guckt ganz zum Schluss noch mal um die Ecke. Passen hervorragend zum gediegenen Nachmittagstee – natürlich stilvoll serviert.

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Morgen im Programm: Wir basteln uns aus Tonpapier eine total natürlich aussehende Hohlkehle.

In the Valley of Elah

Tommy Lee Jones spielt einen Militärveteranen, der darüber informiert wird, dass sein Sohn Mike, der gerade aus dem Irak wiedergekommen ist, auf seinem Stützpunkt vermisst wird. Er fährt in das kleine Nest, das zur Basis gehört und in dem die Soldaten ihren Sold in Strip-Clubs und Fast-Food-Läden lassen, und beginnt auf eigene Faust nach Mike zu suchen. Relativ schnell wird klar, dass er ermordet wurde. Die Militärpolizei in Form von Jason Patric und der örtliche Sheriff (Charlize Theron) streiten sich noch ein wenig darum, wer jetzt zuständig ist, während Jones schon ahnt, wie das Verbrechen passiert sein könnte.

In the Valley of Elah (Im Tal von Elah) beginnt als klassisches „Wer war’s?“, wird aber immer mehr zu einer Anklage an das Militär: was es mit seinen Soldaten und Soldatinnen in Kriegsgebieten macht, wie wenig psychologische Unterstützung sie bekommen und wie alleine sie sind, wenn ihr Dienst vorbei ist. Elah ist relativ wortkarg und bildet die Einsamkeit des kleinen Fleckchens in Amerika und seiner Bewohner sehr gut ab. Im Zentrum steht aber immer Tommy Lee Jones, der mit extrem sparsamer Mimik und Modulation so viel transportiert, eine so dichte Figur kreiert, dass man sich wünscht, der Film wäre länger, die Zeit von Vater und Sohn wäre noch nicht vorbei, und wir könnten sie noch weiter begleiten und ihnen zusehen, wie alles wieder gut wird. Wird es natürlich nicht, und das letzte Bild im Film – so vorhersehbar es ist –, macht die ganze Hilflosigkeit der Kriegsmaschinerie und aller derer, die in ihr sind, sehr drastisch sichtbar.

Bücher 2010 – Januar

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(Bitte beachten Sie das total gewollte Schattenspiel im Bild, das nicht von meinem dicken Kopf kommt, sondern von der Sessellehne, damit ich einen weißen Hintergrund habe. Den man ja auch total toll sieht auf dem Bild. Mpf. Auf die Leseliste für Februar: Knipsen für Dummys.)

Volker Ullrich – Die nervöse Großmacht 1871–1918. Aufstieg und Untergang des deutschen Kaiserreichs

Knapp 50 Jahre auf 600 Seiten unterzubringen, ist nicht einfach. Vor allem, wenn es nicht „nur“ um die Politik des Kaiserreichs bzw. überhaupt erst einmal seine Entstehung geht, sondern auch um Kultur, Alltagsleben, des Entstehen von Parteien, Gewerkschaften, Vereinen; Bildung, Frauen in der Männergesellschaft, Militarismus undsoweiterundsofort … Ich fand das Buch sehr aufschlussreich, aber in vielen Belangen nicht aufschlussreich genug. Viele Themen werden nur angerissen bzw. das Buch bleibt an der Oberfläche – wie gesagt, bei gerade 600 Seiten ist das nicht anders möglich, aber ich habe bei fast jedem Thema gedacht, da hätte ich jetzt gerne noch mehr darüber gewusst. Insofern ist Die nervöse Großmacht eher ein Sprungbrett für weiterführende Literatur, aber ein guter, weil kompakter Einstieg in das Thema. (Und ich hatte noch nie was von der Bagdadbahn gehört!)

David YurkovichDeath by Chocolate: Redux

Äh … also: Da ist ein Besitzer eines Schokoladenladens, der in die Schweiz eingeladen wird, um sich anzugucken, wie Schokolade hergestellt wird. In der Fabrik wird ihm klar, dass er umgebracht werden soll, woraufhin er sich in einen Bottich mit Schokolade stürzt, in dem schon ein Alien gefangengehalten wird, aus dem Schokolade gemacht wird, das sich jetzt mit ihm verbindet, und als der Mann wieder aus dem Bottich klettert, ist er aus Schokolade und kann alles andere auch in Schokolade verwandeln, was das FBI etwas nervös macht, und dann gibt’s noch einen Subplot mit einem Hund aus dem All, der sprechen kann und unbedingt Ernest Hemingway kennenlernen will. Äh. Ja. Oder anders: tolles Buch. Die Zeichnungen sind großartig – schwarzweiß, sehr grafisch, kantig, sieht aus wie nöliger Linoldruck. Und bei aller Seltsamkeit ergibt die Geschichte sogar irgendeinen Sinn. Hat sich wenigstens so angefühlt. So wie aus einem fremdartigen Film zu kommen, wo man sonst nur Amipopcornzeug guckt. So wie das Hirn mal durchgewischt zu kriegen. Gleich nochmal lesen.

Warren Ellis/Darick Robertson – Transmetropolitan 3: Year of the Bastard

Bisher mein liebster Transmetropolitan, weil er sich keinen Durchhänger leistet wie die ersten beiden Bände, die mir zwar auch gut gefallen haben, wo einem aber irgendwann die ziellos schlechte Laune von Spider Jerusalem auf den Keks gegangen ist. In Year hat sie ein Ziel: Es geht um die Kandidatenkür zur Präsidentschaftswahl, Spider braucht mal wieder eine neue Assistentin, und berechtigterweise findet er die Welt größtenteils zum Kotzen. Mit hat das Tempo sehr gut gefallen, das einen schönen Rhythmus findet zwischen Raserei und Einsicht, und ich mag immer noch Bilder und Tonfall der Serie.

Marguerite Abouet/Clément Oubrerie (Kai Wilksen, Übers.) – Aya

Aya erzählt die Geschichte von drei Freundinnen von der Elfenbeinküste 1978. Vornehmlich geht’s um Jungs, ums Ausgehen, um die Familie, aber auch um Träume, die von der vorgezeichneten weiblichen Karriere abweichen. Denn Aya hat so gar keine Lust, sich nur einen Ehemann zu suchen, sondern will Ärztin werden und kann es überhaupt nicht leiden, wenn ihr wildfremde Männer auf der Straße hinterherpfeifen. Sowohl für die Autorin Abouet (die von der Elfenbeinküste stammt) als auch für den Zeichner Oubrerie ist es der erste Comic, was man dem Buch aber nicht anmerkt. Sehr stimmungsvolle Bilder und absolut treffende Dialoge, bei denen der Übersetzer netterweise ein paar französisch-ivorische Eigenheiten ins Deutsche mitgenommen hat, was die Atmosphäre sehr schön ergänzt. So beenden die Jugendlichen ihre Sätze gerne mit „dêh“ (ich nehme an, ein Äquivalent zu „ey“ oder „Alder“), und ich kenne jetzt gleich drei wohlwollende Begriffe für einen schönen Hintern. Und auch wegen des Satzes „Halt dein großes Maul, es sieht aus wie ein Kuharsch“ kaufe ich mir die zwei Nachfolgebände mit Freude.

(Leseprobe bei Carlsen Graphic Novels und als Bonustrack das Weblog von Monsieur Oubrerie)

Stendhal (Arthur Schurig, Übers.) – Die Kartause von Parma

Nun ja. Meisterwerk, sagen zum Beispiel Honoré de Balzac und Gustave Flaubert und das Internet. Ich fand es – tschuldigung – sehr plüschig. Es geht um Fabrizio del Dongo, einen italienischen Edelmann zur Zeit der napoleonischen Kriege. Als Jungspund reitet er mal eben so von Parma nach Waterloo, weil er dringend an einer Schlacht teilnehmen will, was in Italien nicht ganz so gerne gesehen wird, weswegen ihn seine reichen Verwandten bei der Kirche unterbringen, wo aus ihm was Anständiges werden soll. Stattdessen verknallt er sich in eine kleine Schauspielerin, während sich seine Tante in ihn verknallt, die aber mit einem Fürsten (Grafen? Baron? Ich kann mir sowas nie merken) verheiratet ist, obwohl sie zusätzlich noch einen anderen Fürsten/Grafen/Baron total schnuffig findet. Dann ersticht Fabrizio in Selbstverteidigung einen Nebenbuhler, landet im Gefängnis, woraus ihn diverse Damen befreien wollen, was höfische Intrigen und Passfälschungen noch und nöcher nach sich zieht. Hach. Alles sehr straff erzählt, keine Widerworte, Handlung los und durchgaloppiert. Mein Germanistikstudium ist zu lange her (deswegen hatte ich die Kartause auch überhaupt im Regal; wir haben damals Rot und Schwarz von Stendhal gelesen, und anscheinend hätte ich die Kartause auch lesen sollen, bin aber vorher zu den Historikern gewechselt), um das Buch anständig würdigen zu können. So kann ich nur sagen: liest sich nett weg, fühlt sich an wie ein gut gelaunter Film, dauert aber im Endeffekt zu lange. Entschuldigung, Herr Stendhal. Entschuldigung, Germanisten.

(Kompletter Text beim Projekt Gutenberg auf spiegel.de)

Brian Azzarello/Marcelo Frusin – Hellblazer: Good Intentions

Die Hauptfigur in Hellblazer, der Herr Constantine, ist sicherlich ein spannender Charakter, und mir hat auch die allgemeine, düstere Atmosphäre gefallen, die einen konstant in Ungewissheit hält, wo die Reise hingeht. Trotzdem fand ich Good Intentions eher naja. Hauptnörgelpunkt ist mal wieder das offensichtliche Ungleichgewicht beim Maß der Bekleidung an Männlein und Weiblein, was mir schlicht auf den Zeiger geht. (Deswegen bin ich auch immer noch nölig auf das affige Tom-Ford-Vanity-Fair-Cover, aber das nur sehr nebenbei.) Und obwohl mich die Geschichte mit ihrem Südstaatenslang, ihrem hohen Schwarzanteil in den Zeichnungen und sehr hübschen Zeitsprüngen teilweise faszinieren konnte (und mich an meine liebste X-FilesFolge erinnert hat), hat mich der Band eher kaltgelassen. Trotzdem geb ich der Serie noch eine Chance, weil ich, wie gesagt, die Atmo sehr gerne mochte.

Brian K. Vaughan/Pia Guerra – Y: The Last Man – Unmanned

Im Sommer 2002 zerstört ein Virus (?) alle Wesen auf der Welt, die mit einem Y-Chromosom geboren wurden – heißt: Plötzlich gibt es nur noch Frauen. Ganz Gallien? Nein, ein junger Mann namens Yorick und sein Kapuzineräffchen haben überlebt, warum auch immer. Sie machen sich auf den Weg nach Washington, wo Yoricks Mutter Kongressabgeordnete ist, obwohl Yorick eigentlich nach Australien will, wo seine Freundin gerade Urlaub macht. Dann gibt’s noch eine israelische Soldatin, eine Agentin, die einem Amulett hinterhergejagt ist, bevor sie jetzt von der Präsidentin zu Yoricks Bodyguard „befördert“ wird und eine Bande von Amazonen, die das ziemlich klasse finden, dass die Kerle alle weg sind, jetzt aber allen Frauen klarmachen wollen, wie das so geht mit dem „wahren“ Frau-Sein. So ganz hat mich The Last Man nicht überzeugt, weil die Story dauernd hin- und hertaumelt zwischen lustig, beklemmend und doof (wieso sind die Amazonen so zickig – ist doch jetzt alles so, wie’s ihrer Meinung nach sein soll?), aber ich muss trotzdem dringend wissen, wie es weitergeht. Nächster Band ist schon auf der Merkliste.

(Leseprobe bei amazon.de)

Maximilian Buddenbohm – Zwei, drei, vier. Wie ich eine Familie wurde

Hachschön. Das Blog des Verfassers ist ja auch immer hachschön und eins der wenigen Blogs, das ich nicht trotz, sondern gerade wegen des Kindercontents lese. Was ich ja sonst eher belanglos und egal finde. Merlix kriegt es aber hin, aus jeder Situation eine Pointe zu machen, und die sitzt auch immer und guckt nicht einfach eben so kurz mal rein, nein, die passt und bleibt, und ich musste im Buch auf so gut wie jeder Seite laut auflachen, genau wie ich im Blog immer lachen muss. Einige Geschichten kannte ich schon; völlig egal, ich lese sie immer wieder gerne. Hachschöne Empfehlung. Gleich ein Exemplar an die Patenkindseltern verschenkt.

(Für das absolut lieblose Cover kriegt der Verlag allerdings hiermit eine böse Rüge. Sieht aus wie auf dem Schulklo an die Tür geeddingt. Da gehen wir bitte nochmal bei, ja?)

Mike Mignola/John Byrne – Hellboy 1: Seed of Destruction

Der erste Hellboy-Paperback, mit dem die Saga beginnt. Ich hatte letztes Jahr schon zwei Folgebände gelesen, die mir sehr gut gefallen haben, die aber nun mit dem Fundament von Seed noch besser werden. Wir erfahren, wie Hellboy auf die Erde gelangt ist, was das Projekt Ragna Rok ist, um das es auch in den Folgebänden geht, wir lernen Gut und Böse und ganz Böse kennen. Ich bin immer mehr vom Höllenjungen fasziniert, von dieser seltsamen und unwiderstehlichen Mischung aus allen Fabeln, Märchen und Sagen dieser Welt und realen Dingen wie Nazis, Spionen und der üblichen menschlichen Hybris. Die Zeichnungen finde ich absolut begeisternd, die Storys sind zwar krude, aber ergeben doch irgendwie einen Sinn, und ich muss jetzt aufhören zu schreiben und sofort den nächsten Band anfangen.

(Leseprobe bei amazon.de)

Mike Mignola – Hellboy 3: The Chained Coffin and Others

Ein Sammelband an kurzen Geschichten, die fast alle auf Legenden und lokalen folk tales beruhen, und Hellboy ist eben auch irgendwie dabei. Nur eine Geschichte bringt den großen Handlungsbogen von Hellboy und seinen Kollegen vom Bureau for Paranormal Research and Defense voran, aber jede einzelne liest sich toll und lässt sich noch toller angucken. Ich bin der Serie inzwischen völlig verfallen. Ich liebe den Tonfall, der zwischen heroisch-gruselig und locker-aus-der-Hüfte schwankt, und ich kann mich an dem Rot, mit dem Hellboy gezeichnet ist, einfach nicht sattsehen.

Mike Mignola – Hellboy 4: The Right Hand of Doom

Wieder erstmal ein kleines Sammelsurium an Geschichten (darunter die zweiseitige Story Pancakes, die mich minutenlang hat hysterisch kichern lassen), und dann geht’s dem roten Jungen ans Eingemachte. Zuerst erfährt der Leser, was es eigentlich mit Hellboys rechter Hand aus Stein auf sich hat – und dann, warum er überhaupt auf der Erde ist. Zum ersten Mal geht die Saga etwas näher ran und gibt Hellboy einen runderen Charakter. Den habe ich bisher nicht vermisst, aber jetzt, wo er da ist, mag ich die Figur noch lieber. Wenn das überhaupt geht. Weiterhin große Empfehlung.

(Leseprobe bei amazon.de – mit den beiden Pancakes-Seiten)

Mike Mignola – Hellboy 6: Strange Places

Bisher der beste Hellboy. Strange Places besteht aus zwei längeren Geschichten, The Third Wish und The Island. In Island gehen die höllischen Pferde ein bisschen mit dem Verfasser durch; es geht um verfluchte Seeleute, die alten Mayas, Stonehenge und die spanische Inquisition – und vor allem, woher Hellboy kommt und was sein Lebenszweck auf dieser Erde und in dieser Zeit ist. Ich fand die Geschichte in ihrer Gesamtheit befriedigend, aber ich muss zugeben, dass ich mittendrin im ganzen Getümmel der Charaktere ein bisschen den Überblick verloren habe. Aber bei Lord of the Rings hab ich auch erst beim fünften Angucken kapiert, worum’s wirklich ging. Ich les die Story also einfach nochmal.

Wish allerdings hat mich umgehauen. Mignola verwebt afrikanische Sagen mit Hans Christian Andersens kleiner Meerjungfrau und wirft noch ne Runde von seinem üblichen Monsterzeug dazu, und heraus kommt eine zutiefst traurige Geschichte über Wünsche und ihre Erfüllung und Familienbande und Traditionen, die im Guten wie im Bösen weitergeführt werden. Über die Bilder sag ich jetzt gar nichts mehr, ich fang ja eh bloß wieder an zu sabbern. Und hier passt auch von der Story alles, und ich kauf jetzt die restlichen Hellboy-Bände, die mir noch fehlen und weine, weil ich sie erst jetzt entdecke. (Und ganz eventuell guck ich mir mal die Filme an. Aber eher nicht.)

(Leseprobe bei amazon.de)

Leo Tolstoi (Werner Bergengruen, Übers.) – Krieg und Frieden

Monumental. (Lange über das Adjektiv da eben nachgedacht.) Und schön. Und groß. Und episch. Und herzzerreißend. Und vielschichtig. Leider einige frauenfeindliche Stellen drin (à la „Frauen sind doof, haben kleine Hirne und darin geht’s nur um Heiraten und/oder die Bibel“), die mich genervt haben, und ja, natürlich weiß ich, dass das Buch schon einen Hauch älter ist und diese dusselige Annahme, Frauen hätten leere, hübsche Köpfchen, damals relativ weit verbreitet war, aber es geht mir trotzdem auf den Zeiger, weil der Rest des Werks so zeitlos ist und so viel in sich trägt, so viel Einsicht über das menschliche Wesen, so viele schlaue und schöne Sätze über das Innenleben einer Seele und die Hoffnungen auf Glück und was Glaube bedeutet und Patriotismus und Familiensinn. Alles da, alles hervorragend und stimmig übersetzt, viel Tee dazu trinken und sich zwei Wochen nicht mehr vom Sofa bewegen. Ein wunderbares Buch. Bis auf die blöden Stellen eben. Habe sehr traurig von diesen vielen Seiten Abschied genommen.

Schokomuffins mit Schokoschlotz

ankegroener: Heutiges Vorhaben: Satayspieße (ohne Spieße) mit Erdnusssauce. Mein Leben ist ein Ponyhof.

_Lu: @ankegroener :auch wenn ich hier durchs Rheinland gurke, ich LES DAS ALLES MIT! :)

ankegroener: @_Lu You woke the beast.

muffin

Ich backe seit Tagen Muffins. Ja, ich weiß, Lu wollte mir eigentlich gutes und gesundes Essen beibringen, das hat sie ja auch, aber dummerweise habe ich beim Kochen gemerkt, dass auch Backen ne ganz töfte Sache ist. Und deswegen backe ich seit Tagen Muffins.

Google hat mir ein Rezept für Apfelmuffins ausgespuckt, das recht lecker war. Das war vorgestern. Gestern dachte ich mir während des sturzlangweiligen HSV-Spiels, ach, die Birnen müssten ja auch noch weg, bevor sie vergammeln, zack, während der Halbzeit mal eben ein Blech in den Ofen gehauen. Und heute kam dann die Krönung: Schokomuffins.

Die habe ich nach diesem Rezept hergestellt, das ich etwas vereinfacht habe, was die Maße angeht. Also nix mit 113 Gramm Butter – 100 tun’s auch. Und hiermit eröffne ich den ersten Rezeptpost in diesem Blog mit eigenem Fressfoto. Das habt ihr jetzt davon.

100 g Butter
200 g Zucker
2 Eier

in eine Schüssel geben und schaumig schlagen. In einer weiteren Schüssel

100 g Mehl (Typ 405)
1 TL Backpulver
1 Prise Natron
1 Prise Salz
40 g entölten Kakao

mischen, ohne dabei die Küche zuzustauben. Die trockenen Zutaten langsam zur Zuckereierfettmasse hinzugeben, schön weitermixen und wenn alles hübsch gleichmäßig aussieht, noch

120 ml Milch

dazukippen. Davor möglichst den Mixer von der höchsten Stufe runterschalten, denn sonst ist man nicht nur kakaobestäubt, sondern jetzt auch noch milchverspritzt. Ich nehme an, den Müttern unter uns wird das aber nix ausmachen.

Den Ofen auf 190° vorheizen, den leckeren Schlotz – oder das, was nach dem „Ich probier mal nen Teelöffel“ noch übrig geblieben ist – auf zwölf Muffinförmchen verteilen, ca. 25 Minuten backen, fertig.

Ich habe noch ein paar Schokostückchen in die Masse geworfen, was aber nicht nötig gewesen wäre. Die Muffins sind wunderbar flauschig und locker und schokoladig, da stören die Bröckchen das kuschelige Beisammensein nur. Meine sind außerdem auf den Boden abgesunken, weswegen ich erst die Papierförmchen von den Muffins gelöst, dann den Muffin gegessen und dann das Förmchen ausgeleckt habe. Nicht sehr damenhaft, aber wir sind ja unter uns. Ist von der Einsaugefahr ungefähr gleichzusetzen mit nem Ikea-Hotdog.

Ich wollte der Glasur oder dem Frosting trotz des ersten Fehlschlags noch eine Chance geben. Bis jetzt habe ich bei Muffins nie irgendeinen Klecks oben drauf vermisst, aber ich dachte, wenn alle das so machen, mach ich das mal nach. Die Schokobuttercreme aus dem verlinkten Rezept ist auch un-fass-bar lecker und schokoladig und butterig, aber meiner Meinung nach hat sie nix auf einem Muffin verloren. Ich erzähl euch trotzdem mal, wie ich sie gemacht habe, denn auch hier habe ich das Originalrezept ein wenig runtergedummt.

80 g Zucker
2 Eiweiß

miteinander vermixen. Dann – laut Rezept teelöffelweise, geht aber auch in zwei, drei Brocken –

150 g zimmerwarme Butter

dazurühren. Wie gut, dass ich einen neuen Mixer habe, denn bis aus Butter Buttercreme geworden ist, vergehen schon gerne mal zehn, 15 Minuten. In der Zeit habe ich ein bisschen im Internet gelesen, das ich mit der linken Hand navigiert habe, während die rechte damit beschäftigt war, den Mixer in der Schüssel zu bewegen, die ich mir zwischen die Beine geklemmt hatte. (Nein, ich will keine Küchenmaschine. Ich mag Mamas alte Rührschüsseln aus Plastik UND ICH HAB EINEN NEUEN MIXER.)

Wenn die Masse nicht mehr grobkörnig aussieht, sondern sich wie durch Zauberhand (UND EINEN NEUEN MIXER) in eine cremige Creme voller Cremigkeit verwandelt hat, noch

50 g geschmolzene, bittere Schokolade

unterrühren. Im Rezept steht was von 100 g; 50 tun’s für den Geschmack auch, allerdings ist die Creme dann nicht ganz so schick tiefbraun. Eher so Billigsonnenbankbraun.

Wenn die Muffins ein bisschen abgekühlt sind, kann man die Creme auf den Muffins verteilen. Nach dem Dekorieren schleppt man dann zwei Muffins ins Wohnzimmer, holt Omis Kaffeegeschirr aus dem Schrank, guckt sich die Muffins auf einer Untertasse an, auf einem Teller und bleibt dann doch bei der ovalen Platte. Die fotografiert man dann zehnmal auf dem dunkelbraunen Tisch, wobei man fünfmal irgendwas Blödes im Hintergrund übersieht und dreimal nicht scharfstellt. Dann noch fünfmal auf dem weißen Sessel, obwohl man schon ahnt, dass das nicht so toll aussieht. Aber wir sind ja neu hier. Dann beschäftigt man sich noch ne Runde mit dem Ausschneidewerkzeug im Photoshop, weil das das einzige Werkzeug ist, das man kennt, und dann kocht man sich eine Runde grünen Tee mit Orangenblüten, tippt im WordPress rum und klickt auf „Publish“.

Und während man das alles gemacht hat, hat der Kerl wahrscheinlich die anderen Muffins schon weggehauen. Muss ich wohl noch ein Blech machen.

Nebenbei: Das Fleisch für die Satay-Spieße mariniert natürlich seit Stunden vor sich hin. Ist klar.

Tagebuchbloggen 29.01.2010

Trotz Müdigkeit und dem drohendem iPhone-Gepiepse um 7 Uhr habe ich Krieg und Frieden bis ein Uhr nachts ausgelesen. Ich hör doch bei 1.600 Seiten nicht bei den letzten 30 auf. Ts.

Jetzt fühle ich mich plötzlich vereinsamt. Wo sind die ganzen Horden von Adligen hin mit ihrem Herzschmerz? Wo die französische Armee? Wo die Plünderer und Brandstifter in Moskau? Mir geht’s gerade ähnlich wie nach Auf der Suche nach der verlorenen Zeit – die Bücher sind so dicht und viel und vollgepackt; wenn man sie weglegt, bleibt eine kleine, einsame Leere. Und die Frage „Was les ich denn jetzt?“ fühlt sich sehr unhöflich an, als ob man die Werke noch etwas nachhallen lassen müsste, ihnen noch ein bisschen mehr Raum und Zeit in Kopf und Bauch geben müsste, bevor man den nächsten Comic oder das Buch über die amerikanische Autoindustrie anfängt. Mach’s gut, Pierre, du warst ein toller Charakter. Mach’s gut, Natascha, mein Täubchen. Und mach’s gut, Tolstoi, dem ich 150 Jahre später noch eine reinhauen möchte für Teile von Absätzen wie diesem hier:

„Pierre erzählte seine Erlebnisse so, wie er sie selbst in der Rückerinnerung noch nie gesehen hatte. In allem Erlebten gaubte er jetzt einen Sinn zu sehen, der ihm bisher noch gar nicht aufgegangen war. Jetzt, während er all dieses Natascha erzählte, empfand er jene seltene Freude, die Frauen einem Manne mit ihrem Zuhören machen können, nicht die sogenannten klugen Frauen, die beim Zuhören nur danach trachten, entweder das Gehörte ihrem Gedächtnis einzuverleiben, um damit ihren inneren Besitz zu vermehren und es gelegentlich wieder von sich geben zu können, oder ihre eigenen Gedanken dagegenzusetzen und so schnell wie möglich einige kluge Redensarten vorzubringen, die sie sich in der winzigen Werkstätte ihres Verstandes hergestellt haben, sondern die Frauen, die diesen Namen wirklich verdienen, weil sie die echt weibliche Fähigkeit haben, aus allem, was der Mann vorbringt, das Beste herauszufühlen und in sich zu saugen.“

(Seite 1476)

Donnerstag abend kehrten so langsam die Lebensgeister wieder. So richtig Lust auf zwei Stunden Kochen hatte ich dann doch nicht, und so gab’s „nur“ unsere geliebte und fürchterlich simple Karotten-Kartoffel-Suppe mit einem Bund Petersilie und herzhafter Wurst. Wärmt.

Davor habe ich noch ein Blech Apfel-Buttermilch-Muffins gebacken, weil vom Brotbacken noch Buttermilch da war und die Äpfel auch schon etwas länger in der Speisekammer rumlagen. Dabei gemerkt: Reste verarbeiten macht komische Laune, weil ich mich wie eine 50er-Jahre-Hausfrau fühle. Demnächst abonniere ich die Gartenlaube und fange an, Jeans zu bügeln und täglich die Bettwäsche zu wechseln. (Shoot me.)

Und da mir bei Tastespotting natürlich wieder viel zu viel leckeres Zeug über den Weg gelaufen ist, habe ich noch eine Vanillebuttercreme gemacht und sie stilecht mit Spritztüte als Frosting auf den Muffins verteilt. Ja, ich habe eine Spritztüte in meiner Backkiste, mit vier verschiedenen Aufsätzen, und jetzt wird sie endlich benutzt. Allerdings eher nicht wieder für diese Buttercreme – oder wenn, dann nicht, um sie auf duftig-frischen Apfelmuffins zu verteilen und damit aus ihnen fiese Zuckerbomben zu machen. Die Creme war toll, und die Muffins waren auch toll, aber beides zusammen fand ich doof. Wenn Omi noch lebte, früge ich sie jetzt nach ihrem Rezept für Frankfurter Kranz. (Ich hätte dann auch gerne mal ein pdf mit sämtlichen deutschen Konjunktiven, wenn’s keine Umstände macht.)

Und falls Sie das beste Kochblog Deutschlands noch nicht kannten, wird’s Zeit. Auch ich vertraue Frau Schwadroneuse bei allen kulinarischen Problemen.

Herzlichen Dank an eine mir bisher unbekannte Anneliese, die mir leider ohne Widmung bzw. Nachricht ein Geschenk von meinem Wunschzettel hat zukommen lassen: Courtney Crumrin 1: The Night Things von Ted Naifeh. Daher weiß ich gar nicht, wie ich zu der Ehre komme, aber ich hoffe, es hat was damit zu tun, dass dir mein Blog gefällt. Ist ja auch egal. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut. Und weil ich Hellboy 6 schon in der Mittagspause durchgelesen habe, hab ich jetzt auch was für die Rückfahrt nach Feierabend. Yay!

(Comics sind immer so schnell alle. Gibt’s NOCH dickere Bücher als die Verlorene Zeit und Krieg und Frieden?)

Tagebuchbloggen 27./28.01.2010

Es gibt nichts Gutes, außer man blutet (frei nach Erich Kästner), MY ASS.

Schmerztabletten, Wärmflasche, zwei Tagessätze weniger. Die seltenen Momente, in denen ich Frau-Sein richtig schön scheiße finde. Immerhin waren noch ein paar Cinnamon Rolls im Haus. Mpf.

(Und damit ist das Internet dann auch über meinen Zyklus informiert.)

Gestern abend die zweite Folge von Chemistry – A Volatile History gesehen. Ich weiß jetzt, wie das Periodensystem entstanden und vor allem wie brillant es ist. Allein die Idee, ein System aufzustellen, das noch nicht vollständig war (denn zur Zeit seiner „Entdeckung“ waren noch nicht alle Elemente gefunden) und trotzdem von seiner Richtigkeit überzeugt zu sein – absolut faszinierend. Und ich kenne jetzt Herrn Mendelejew und Herrn Bohr und muss dringend ihre Biografien lesen.

Und damit kommen wir zur heutigen Quizfrage: Gibt es ein Buch über Chemie oder die Elemente für Leute wie mich, die irgendwann jubelnd ihre Chemiebücher weggeschmissen haben, als sie es in der Schule abwählen konnten, jetzt aber doch gerne wissen würden, was die Welt zusammenhält? Darf gerne ein Grad schwieriger sein als Was ist Was – Die Elemente. Anyone? Bueller? Ich wäre für sachdienliche Hinweise sehr dankbar.

therealstief hat mich schon auf Uncle Tungsten von Oliver Sacks aufmerksam gemacht, das anscheinend bereits jemand von meinem Wunschzettel runtergekauft hat, aber vielleicht gibt’s ja noch ein Sachbuch für Anfänger. Die Welt für Dummys oder so.

Ein kleiner Edit-Nachtrag auf Twitter.

Tagebuchbloggen 26.01.2010

Das wird wieder ein Eintrag über Futter, was mir eigentlich sehr unangenehm ist, denn der Herr des Hauses und meine Wenigkeit hatten am 25. unseren Jahrestag, und ich – habe – ihn – vergessen. Also den Jahrestag, nicht den Herrn des Hauses. Ich habe mich den ganzen Tag so auf den Salat gefreut, von dem ich gleich erzählen werde, und auf die Cinnamon Rolls, von denen ich auch gleich erzählen werde, darauf, wie ich die noch fehlenden Zutaten einkaufe, wie ich mir erklären lassen, woran ich eine reife Avocado erkenne, aufs Tomatenaussuchen, denn mein Gemüsestand hat immer gefühlt 80 Sorten da, aufs Zubereiten, Hefeteigkneten, was ich sehr gerne mache, weil es sich so schön fluffig unter den Fingern anfühlt, und dann natürlich aufs gemeinsame Essen. Und auf unsere montäglichen Quizshows bei der BBC, aber die waren eher im Hinterkopf. Und über diesen unglaublich aufregenden Dingen habe ich völlig vergessen, meinem Herzblatt zum Jahrestag zu gratulieren, und deswegen gab es gestern Tolstoi im Blog und kein schriftliches Geschmuse.

(Sechs Jahre. Internet, du alte Hippe, wenn wir dich nicht hätten.)

Zum Salat. Das Rezept kommt – natürlich – von Tastespotting, wo ich gerade so ziemlich jedes zweite Rezept bei delicious bookmarke, das – wie ich neulich schon auf Twitter feststellte – seinen Namen endlich verdient hat. Ein Fresslink nach dem anderen.

Bei Salat denke ich ja eher an viel Grün und Gurke und Blätterzeug, daher fällt es mir schwer, diesem Berg an guten Zutaten den Namen „Salat“ zu geben. Ich nenne den Green Bean, Avocado and Prosciutto Salad lieber „vollwertiges Abendessen“, zu dem ich die letzten Scheibchen vom wunderbaren Zucchini-Thymian-Buttermilchbrot leicht angeröstet habe.

Ich kannte Avocado bisher nur in Guacamole-Form und war daher sehr angetan vom schlichten, cremigen, nussigen Geschmack, der wunderbar zu den Pinienkernen und den Bohnen gepasst hat. (Und nebenbei: Wie wunderschön sieht eigentlich der Kern aus? Und wie glatt er sich anfühlt. Da bau ich mir ein Puppenhaus draus.) Der Schinken hat dem ganzen eine sehr herzhafte Note gegeben, und die Tomaten und der Feta waren die frischen Spitzen, die den Berg davor bewahrt haben, zu schwer zu werden. Geht ratzfatz, schmeckt unglaublich lecker und kommt hiermit auf unsere „Kann man mal wieder machen“-Liste.

Eigentlich wollte ich schon am Wochenende, wenn man so richtig schön Zeit für kapriziösen Hefeteig hat, die Cinnamon Rolls ausprobieren (auch über Tastespotting gefunden). Leider hatten wir da keinen braunen Zucker im Haus, aber bis nächstes Wochenende hätte ich es nicht mehr ausgehalten, also hab ich erst eingekauft und dann parallel zu den kochenden Bohnen mal eben nen Hefeteig angesetzt.

Im Rezept wird eine Brotmaschine oder ähnliches erwähnt (Dinge, die ich in Rezepten nicht verstehe oder kenne, ignoriere ich einfach), in der der Teig anderthalb Stunden rumquirlen soll. Blödsinn. Teig angesetzt, 15 Minuten im warmen Backofen gehen gelassen, weiterverarbeitet, nochmal gehen gelassen, gebacken, fertig. Beim nächsten Mal werde ich die Butter, die man mit Zimt und braunem Zucker auf den ausgerollten Teig schmaddert, auch nicht schmelzen, sondern irgendwie zimmerwarm und glitschig machen, denn die flüssige Butter ist natürlich nicht in ihrer Gänze in den Rolls geblieben, sondern hat sich eher auf dem Boden der Backform breitgemacht. Daher fand ich das Endergebnis einen winzigen Hauch zu trocken – auch weil ich mir den Guss gespart habe; irgendwann wollte ich dann auch mal was lesen und schlafen und so –, aber geschmacklich war es genauso, wie ich es haben wollte. Auch dieses Rezept wandert in das immer länger werdende Word-Dokument.

(Und wer jetzt nicht sabbernd vor dem Rechner sitzt, der … äh … ist nicht ich.)

Tagebuchbloggen 25.01.2010

Zwei Stationen zu weit mit dem Bus gefahren, weil ich das Kapitel noch zuende lesen musste. Zuerst gedacht: Komm schon, Leo, hör mit der Bienenanalogie auf, ich hab’s kapiert, aber dann ging’s einfach weiter und weiter und noch weiter, und irgendwann wollte ich gar nicht mehr aufhören, über Bienen zu lesen und sie zutiefst zu bedauern.

Für euch ABGETIPPT, weil Gutenberg den kompletten Bienenteil auslässt und bekannterweise doof klingt: Krieg und Frieden, Leo Tolstoi, dtv 2002, Übersetzung von Werner Bergengruen, Buch 2, Dritter Teil, das komplette Kapitel XX, Seiten 1160–62.

Falls jemand den Inhalt des Buchs gerade nicht auf dem Schirm hat: Krieg zwischen Frankreich und Russland (der große vaterländische Krieg), und Russland kämpft – teilweise bewusst, teilweise weil die Bewohner nicht anders konnten –, indem es zurückweicht und Napoleon so ziemlich alles überlässt bzw. hinter sich Feuer legt und Ernten vernichtet, um der französischen Armee keine Reserven zu bieten. Wir steigen in den Text ein, als Napoleon an der Stadtgrenze Moskaus steht und sich am Ziel seiner Wünsche sieht:

„Aber Moskau war verödet. Wohl waren noch Menschen in der Stadt, wohl war etwa ein Fünfzigstel der früheren Einwohnerzahl noch da, aber die Stadt war verödet. Sie war verödet wie ein dem Aussterben entgegengehender, weisellos gewordener Bienenstock.

In einem weisellos gewordenen Bienenstock ist kein Leben mehr, mag er einem oberflächlichen Blick auch noch ebenso lebendig wie andere Bienenstöcke vorkommen.

Ebenso lustig summen die Bienen in den heißen Strahlen der mittäglichen Sonne um den weisellos gewordenen Stock wie um andere, noch in vollem Leben stehende Bienenstöcke; der gleiche Honigduft geht weithin von ihm aus, und die Bienen scheinen noch ebenso aus- und einzufliegen. Man braucht aber nur genauer zuzusehen, um wahrzunehmen, daß in diesem Stock kein Leben mehr ist. Das Aus- und Einfliegen der Bienen ist doch anders als in lebendigen Stöcken, und dem Imker fällt es auf, daß der Geruch und die Geräusche doch nicht die gleichen sind. Klopft der Imker an die Wand des kranken Stockes, so antwortet nicht wie sonst das ganze tausendköpfige Volk der Bienen augenblicks mit einem gemeinsamen, zu einem einzigen Zischlaut verschmelzenden Summen, jenem gleichsam luftigen, lebendigen Klang, den die Bienen durch hastige Flügelschläge hervorbringen, wenn sie drohend die Hinterteile hochstrecken, sondern er bekommt nur ein unzusammenhängendes Summen zur Antwort, das mit hohlem Widerhall von einzelnen Stellen des verwaisten Stockes ausgeht. Aus dem Flugloch dringt nicht mehr wie früher der betäubende, aromatische Geruch des Honigs und des Giftes, es strömt nicht mehr die Wärme der unzähligen, nahe beieinander hockenden Tierleiber aus, sondern in den Honiggeruch mischt sich schon ein Geruch der Verlassenheit und Verwesung. Am Flugloch halten keine todesbereiten Krieger mehr Wache, jeden Augenblick gewärtig, das Hinterteil zu heben und Alarm zu blasen. Verstummt ist jener gleichmäßige und leise Ton, der das Pulsieren der Arbeit anzeigt und so viel Ähnlichkeit mit dem Geräusch kochenden Wassers hat, und es ist nichts zu hören als die dissonierenden, durch keinen Sinn miteinander verbundenen Laute der Ordnungslosigkeit. Scheu und gewandt fliegen schwarze, längliche Raubbienen in den Stock und kommen honigbeschmiert wieder heraus; wird es gefährlich, so machen sie sich davon, ohne zu stechen. Früher flogen nur Bienen mit Honiglasten hinein und trugen nichts, wenn sie hinausflogen; jetzt aber fliegen sie mit Honiglasten hinaus. Der Imker öffnet die untere Stocktür und sieht in den unteren Teil des Stockes hinein. An Stelle der früher bis zu dem Bienenwachs am Stockboden herabhängenden schwarzen Trauben honigtriefender, ganz von ihrer Arbeit hingenommener, einander an den Füßen haltender und mit unablässigem, betriebsamem Summen das Wachs ziehender Bienen irren verschlafene, keinen Saft mehr absondernde Tiere, durch keine gemeinsame Tätigkeit verbunden, hierhin und dorthin, am Boden und an den Wänden des Stockes. Sonst war der Stockboden sauber mit Klebestoff verkleistert und durch eifriges Flügelschlagen reingefegt, jetzt liegen kleine Wachshäufchen da, Exkremente, halbtote Tiere, die kaum mehr die Beinchen bewegen, und Leichen, die niemand wegschafft.

Der Imker öffnet die obere Klappe und sieht in den Kopf des Stockes. An Stelle der früher dichtgedrängt in Reihen über den Wabenlöchern hockenden und ihre Brut wärmenden Bienen sieht er nur noch die kunstvolle, komplizierte Arbeit der Waben, aber nicht mehr in der unberührten Jungfräulichkeit von einst. Alles ist verwahrlost und besudelt. Schwarze Raubbienen schlüpfen flink und verstohlen über die Waben; die Bienen des Stockes, eingetrocknet, kleiner geworden, welk und gleichsam gealtert, schweifen langsam umher, ohne den Räubern zu wehren, ohne irgendeine Willensrichtung zu bekunden. Das Gefühl für den Sinn ihres Lebens ist ihnen abhanden gekommen. Drohnen, Hornissen, Schmetterlinge fliegen unsachlich herum und stoßen gegen die Stockwände. Irgendwo zwischen den von toter Brut und von Honig gefüllten Waben knurrt ab und zu ein grimmiges Brummen auf. Gewohnheitsmäßig, gedächtnismäßig suchen zwei Bienen den Stammsitz ihres Volkes zu säubern und eine tote Biene oder Hummel wegzuschleppen und wissen doch selbst nicht, warum sie sich an diese Arbeit machen, die weit über ihre Kräfte geht. In einer anderen Ecke machen zwei alte Bienen sich träge miteinander zu schaffen, sie kämpfen miteinander oder sie säubern oder füttern einander und wissen selbst nicht, ob sie einander etwas Feindliches oder Freundliches antun sollen. In einem dritten Winkel wirft sich eine dichtgedrängte Schar über irgendein Opfer, schlägt und würgt es, und die ohnächtig gewordene oder schon tote Biene fällt langsam und leicht wie eine Flaumfeder zu Boden, oben auf den Leichenhaufen. Der Imker dreht zwei Waben in der Mitte des Stockes um, um nach dem Nest zu sehen. An Stelle der dichtgedrängten schwarzen Tausende, die, zu Kreisen zusammengeschlossen, Rücken an Rücken dasaßen und das Mysterium des heranreifenden, sich ständig wiedergebärenden Lebens hüteten, sieht er nur noch Hunderte von melancholischen, halbtoten, sinnlos vor sich hindämmernden Überbleibseln. Der weitaus größere Teil ist gestorben, ohne es selbst gewahr zu werden, hockend auf dem seiner Hut anvertrauten Heiligtum, das nun nicht mehr ist. Ein Geruch von Verwesung und Tod liegt über dem Nest. Einzelne rühren sich noch, richten sich auf, fliegen welk umher und setzen sich ihrem Feinde auf die Hand, haben aber nicht mehr die Kraft, ihn zu stechen und dabei ihren Tod zu finden; die übrigen, die schon Gestorbenen, fallen leicht zu Boden wie Fischschuppen. Der Imker schließt die Klappe, bezeichnet den Stock mit einem Kreidestrich, und wenn es soweit ist, räumt er ihn aus und vertilgt mit Feuer, was nachgeblieben ist.

So verödet war Moskau, als Napoleon müde, unruhig und verdrießlich am Kammerkollegien-Wall auf und ab wanderte und darauf wartete, daß mit dem Erscheinen einer Deputation einer äußerlichen, nach seinen Begriffen aber unumgänglichen Anstandsforderung Genüge getan wurde.

Nur in einzelnen Winkeln der Stadt rührten und regten sich die Leute immer noch gewohnheitsmäßig wie sonst weiter, ohne zu begreifen, wie sinnlos das geworden war.

Als Napoleon mit der nötigen Behutsamkeit eröffnet wurde, daß Moskau von den Einwohnern verlassen war, warf der dem Meldenden einen wütenden Blick zu, wandte sich ab und setzte seine Wanderung stillschweigend fort.

Bald darauf befahl er seine Equipage.

Er stieg mit dem Adjutanten vom Dienst ein und fuhr in die Vorstadt. „Moscou déserte! Quel événement invraisemblable!“(1) dachte er.

Er fuhr nicht in die Stadt, sondern ließ vor einem Gasthause der Vorstadt Dorogomilowka halten.

Le coup de théâtre avait raté!(2)“

1) „Moskau – verödet. Welch ein unwahrscheinliches Ereignis.“
2) Der Theatercoup hatte seine Wirkung verfehlt.

Tagebuchbloggen 24.01.2010

tolstoi_tee

Tee getrunken und Tolstoi gelesen. Mich sehr entschleunigt gefühlt.

Erstmals Serviettenknödel gemacht und höchst erfreut über das Ergebnis gewesen. Die gab’s abends zusammen mit Rinderstreifen in Rotweinsauce und Rotkohl – aus dem Glas. Da war ich dann doch mal wochenendfaul. Es sei mir gegönnt. (Wobei der geschmacklich totaaaal abfiel gegenüber dem Rest. Wir tragen das Näschen heute hoch.)

Tagebuchbloggen 23.01.2010

Eigentlich ein Nachtrag zum Tagebuch von Freitag. Denn Donnerstag abend hat mich die BBC mal wieder vom Schlafengehen abgehalten. Bzw. der Kerl, der freundlich lächelnd ein Programm über Chemie auswählte, mich minutenlang nölen ließ („Hä? Chemie? Mir doch egal. Mach das weg. … Hm … Gar nicht so unspannend … ach, guck an … NICHT UMSCHALTEN!“) und dann ungerührt am Rechner weiterdaddelte, während ich in den Welten der Alchemie versank.

Jetzt weiß ich, dass der Mann, nach dem in Deutschland gefühlt jedes zweite Krankenhaus benannt ist, sich auch um die Chemie verdient gemacht hat.

Und ich weiß jetzt, dass Henning Brand in Hamburg Phosphor und damit das erste moderne Element entdeckt hat. Bittere Ironie der Geschichte: Ausgerechnet Hamburg hat einen Großteil der Phosphorbomben abgekriegt, die die Alliierten im 2. Weltkrieg über Deutschland abgeworfen haben. Was mich innerlich wieder hat fragen lassen, warum die Menschheit es eher schafft, Waffen zu entwickeln, die diesen Planeten ins Nirvana schießen können, aber kein Heilmittel für Krebs. Ich hoffe mal, das hat alles total nachvollziehbare Gründe, und einer davon ist NICHT, dass die Menschheit eben doof ist.

Das Spannendste an der Sendung war aber die Theorie von Phlogiston, die ihr euch auf der Wikipedia durchlesen könnt.

Bewohner des United Kingdom können die erste von drei Folgen Chemistry: A Volatile History hier anschauen. Der Rest schafft sich bitte bis nächste Woche eine Satellitenschüssel an, denn dann läuft die zweite Folge.

Gestriges Mittagessen: Mini-Quiches und Salat. Oder etwas ausführlicher: diese sehr leckeren Quiches hier, allerdings mit Zucchini statt Pilzen. Außerdem waren es keine Quiches, sondern Rührei in Muffinförmchen, aber egal. Ich habe keine einzige von ihnen heile aus der Form gekriegt, weswegen ich nächstes Mal einfach wieder ein Omelett in die Pfanne hauen werde. Der Salat bestand aus grünen Bohnen und Mohrrüben mit einem Dressing aus Rotweinessig, Walnussöl und getrockneten Tomaten plus gerösteten Walnüssen. Ich glaube, die Bohnen haben nicht so hundertprozentig zu dem eher süßlichen Rest gepasst, aber geschmeckt hat’s trotzdem sehr gut.

Zum Abendessen habe ich mich dann das erste Mal an Ravioli rangetraut. Nudelteig machen kann ich; den muss man dann ja quasi nur noch in Quadrate schneiden und Füllung raufwerfen. Theoretisch war’s auch so – praktisch hatten meine Fladen ziemliches XXL-Format, aber die Ricotta-Spinat-Parmesan-Füllung war fantastisch lecker. Dazu gab’s wie immer meinen geliebten Nero d’Avola (ist ein Biowein und steht in jedem Edeka), der hier so richtig schön nach Brombeere schmeckt und völlig vergisst, dass er eigentlich einen Hauch Tannin hat. Ich war nach fünf von den Brocken völlig bedient, aber ein Klecks Naturjogurt mit Honig als Nachtisch passte dann doch noch rein.

PS: Die Salbeibutter aus dem Rezept hätte ich nicht gebraucht, einmal in normaler Butter schwenken reicht auch.

Lustig, dass mir das stundenlange Kochen und Schneiden und Vorbereiten und Abwaschen (naja) auf einmal nicht mehr wie Zeitverschwendung vorkommt („Was könnte ich alles in der Zeit lesen!“), sondern wie ein kleines Abenteuer.

Ach ja, nebenbei noch ne Runde Schokoladentrüffel gemacht. Wer Schokokugeln kann, kann auch Trüffel.

Tagebuchbloggen 22.01.2010

Mein normales Frühstück an Arbeitstagen, das aus Milchkaffee und Müsli mit Obst besteht, um die Reste der gestrigen Kochattacke bereichert: eine Schokokugel in den Milchkaffee geworfen und die Bio-Blutorange, deren Schale ich in eben diese Kugeln gerieben habe, zu Saft gepresst. Dazu wie immer Kerzen angezündet und Farmville leergeerntet. Wie eine kleine Königin gefühlt. Ich hatte eine Farm in Afrika.

Im Bus zur Agentur. Ein schlaksiger, bebrillter Vater setzt sich mit seiner geschätzt fünfjährigen Tochter mir gegenüber. Das Mädchen ist von Kopf bis Fuß in rosa gehüllt und hat einen Stoffaffen im Arm. Mein Bus fährt in Altona einmal fast um die gesamte Abfahrtszone herum, bevor er abbiegt, was Papa mit den Worten quittierte:

„Guck mal, wir fahren um den Pudding.“

„Lecker.“

„Leckerer Pudding?“

„Ja.“

„Welchen Pudding magst du denn am liebsten?“

„Wackelpudding. Götterspeise. Wackelpudding und Götterspeise ist das gleiche.“

„Genau. Wackelpudding ist die Speise der Götter.“

„Und Göttinnen.“

„Und Göttinnen.“

Habe sehr viel Hoffnung für die nächste Generation.

Die heimtückische Vinoroma hat mir Tastespotting wieder ins Gedächtnis gebracht, das ich doch eigentlich schon vergessen hatte. Na toll. Jetzt muss ich den Triple Chocolate Cheesecake ausprobieren. (Als Ausgleich dazu den Radieschensalat.)

Hadopideppen

Das Fontblog erzählt die wunderschöne Geschichte von Hadopi und dem Logo, das eine nicht lizensierte Schrift verwendet. Nach diversen Tweets etc. jetzt die lange Fassung.