„Ulysses“ als Webcomic
James Joyce als Bilderbuch. Hier geht’s los. Wer vergleichen will: Die Textfassung im Gutenberg-Project. Danke an René für den Hinweis.
James Joyce als Bilderbuch. Hier geht’s los. Wer vergleichen will: Die Textfassung im Gutenberg-Project. Danke an René für den Hinweis.
Im Hellboy-Fieber. Völlig vernarrt in die Comics. Will alle kaufen.
“It is not just in Mike’s drawing that I take such pleasure, but in all the disparate elements that make simple drawing fit into the larger context of graphic storytelling. It lies in the powerful use of black, the clever use of expositional panels, the careful attention to the rhythm of balloon placement and sound effects, color as mood, architectural detail (Mike seems to be the only artist in comics to realize that not all graveyards come from New England), and, most importantly, the plasticity of his layouts. His panel arrangements seem to breathe, their size and proportion one to the other in quick and elastic response to the needs of the story. It is a sensual pleasure to read these stories.”
Aus dem Fanboy-Vorwort von P. Craig Russell für Hellboy 3: The Chained Coffin and Others, Dark Horse Comics 1998.
„Sensual pleasure“. Genau so ist es.
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Zeitgleich im Krieg-und-Frieden-Fieber. Weil Herr Tolstoi ganz viel in ganz wenige Worte packen kann.
„Vor fünf Tagen hatten vor dem Hause, in das (der Überbringer des Friedensangebots Russlands) Balaschow geführt wurde, Posten vom Preobrashenskij-Regime gestanden; jetzt standen dort zwei französische Grenadiere mit zottigen Pelzmützen in blauen, über der Brust geöffneten Monturen und dazu Husaren- und Ulaneneskorten und eine glänzende Suite von Adjutanten, Pagen und Generälen in Erwartung Napoleons; in ihrer Mitte hielt unmittelbar vor dem Hauseingang Napoleons Mameluck Rustan mit einem der Reitpferde des Kaisers. Napoleon empfing Balaschow im gleichen Wilnaer Haus, aus dem (der russische Kaiser) Alexander ihn ausgeschickt hatte.“
(Krieg und Frieden, Leo Tolstoi, Übersetzung von Werner Bergengruen, dtv 2002, Seite 823)
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Meinen freien Nachmittag zum Kochen und Backen genutzt.
Der Herr des Hauses trinkt gerne Kakao. Aber nicht den von Nesquik, sondern den dunklen holländischen, für den man Milch aufkochen muss und der sich nie so richtig auflöst (jedenfalls wenn man manchmal so ungeduldig ist wie Herr Leckermaul). Deshalb habe ich die wunderbaren Schokokugeln von Fool for Food ausprobieren müssen, denn die haben sogar noch Orangenaroma. Ich habe ihnen zusätzlich noch eine Vanilleschote spendiert, aber die ist geschmacklich völlig untergegangen. Bei mir hat das Kühlen der Masse deutlich länger gedauert, bis sie eine formbare Konsistenz hatte, nämlich ungefähr anderthalb Stunden; vielleicht ist unser Kühlschrank nicht ganz so sibirisch wie Claudias. Danach lief aber alles nach Plan: Es gibt wirklich kein fieses Schokogeschmiere, dafür habe ich allerdings mich und die Küche großflächig mit Puderzucker bestäubt. Ich drehe wahrscheinlich zu schnell.
Richtiges Essen gab’s natürlich auch: dieses wunderbare Linsengericht, wenn auch „nur“ mit Büffelmozzarella statt Burrata. Und dazu mein, ich glaube, drittes Brot, das ich je gebacken habe: ein Zucchini-Thymian-Buttermilch-Brot. Das geht auch mit Mixer, Knethaken und Muskelkraft statt Küchenmaschine. Und wenn ich etwas mehr Erfahrung gesammelt habe beim Brotbacken, sieht es auch nicht mehr aus wie ein Hinkelstein, sondern wie ein Laib. Geschmeckt hat’s trotzdem fantastisch. Genau wie die Linsen.
Dazu habe ich mir einen Soave gegönnt. Ich war mir nicht sicher, ob lieber rot oder weiß, aber mein Gefühl wollte den Weißen. Der war im Zusammenspiel mit der herzhaften Salami und den Balsamicolinsen fast ein bisschen überfordert. Aber nur fast: Seine Frucht war kaum noch zu schmecken, stattdessen hat er ein säuerliches, fast schieferartiges Aroma bekommen. So hat der Soave noch nie geschmeckt. Ts. Wein. Tolles Zeug. Das Chamäleon im Glas. (Die kleine Anke möchte aus dem Texterparadies verstoßen werden.)
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Darüber gefreut, fast alles für das Linsengericht und das Brot im Haus gehabt zu haben. Frischer Thymian, Linsen, Hefe, Zucchini – alles da. Der Mozzarella musste allerdings gekauft werden – und die Buttermilch, auf die ich im Tran im Bus kurz vorm Aussteigen den 1.600-Seiten-Wälzer gehauen habe, den ich gerade mit mir rumschleppe. Jetzt riecht’s in Moskau etwas säuerlich.
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Ich habe die Schokokugeln schön in Opas selbstgeschliffenem Glasschälchen arrangiert und dutzende von Fotos gemacht, aber weil ich weiß, wie schön andere Blogger Essen ablichten, erspare ich euch den Anblick von drei braunen Kugeln in durchsichtigem Kristall auf brauner Stoffserviette. (Die kleine Anke wird auch nicht ins Arter-Paradies aufgenommen. Mist.)
Schockierende Eier! Kein Herz erforderlich! Erstmals Rahmen im Photoshop erstellt! GEFÄLLT MIR!

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Morgens, Zähne waren geputzt, Gesicht war geschminkt, das MacBook im Rucksack, die Lunchbox ebenso, iPhone und Schlüssel lagen griffbereit auf dem Regalbrett, fehlen nur noch Schuhe und Mantel, um aus dem Haus zu gehen, und als ich mir so die Schuhe anziehen will, denk ich: Hm. Hose wär auch ein Plan.
Dann beim ersten Klogang in der Agentur gemerkt: Slip verkehrt herum angezogen.
Möchte meinen gestrigen Status zwischen 7 und 9 Uhr morgens nachträglich ändern in „geistig komplett abwesend“.
(Immerhin bin ich in die richtigen Busse gestiegen und hab die Agentur gefunden.)
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Nachmittags frei gehabt, erst die Reste der Linguine Bolognese von Dienstag abend vernichtet, dann gelesen, dann im Netz rumgesurft – und dann den unwiderstehlichen Drang gespürt, mal wieder aufs Laufband zu gehen, das bei uns im Flur einstaubt. Die Uhr auf 30 Minuten gestellt, die mobile Musicbox in die Hosentasche, schön laut gemacht und losgegangen. (Laufband = Gehband, weil Bandscheiben-OP, Nerven im rechten Fuß kaputt, nix mehr mit laufen, Kurzfassung. (Hätte noch 35 Zeichen bei Twitter.) (Ich weiß, dass ihr das jetzt copypastet und nachguckt.)) Die Gute-Laune-Liste angewählt und beim ersten Choreinsatz von Mr. Roboto wie immer die Arme ausgebreitet wie die Jesusstatue in Rio und mitgebrüllt. It’s one of those things.
Zu meinem neuen Körpergefühl und den neuen Klamotten kombiniere ich seit ein paar Tagen – alten Schmuck. Die Eltern meines ersten Freundes haben mir vor gefühlt 20 Jahren mal einen Berg Silberzeug weitergereicht, den sie als lustige Geschenkverpackung von Freunden bekommen haben. Ich erinnere mich nicht mehr daran, was das eigentliche Geschenk war, aber die Verpackung war eine kleine Schatztruhe, in die die Damen ihr Geschmeide aus den 70er Jahren geworfen haben, das sie nicht mehr mochten oder von dem sie dachte, es werde nie wieder modern. Mein Glück, denn da waren ein paar Stücke bei, die mich seitdem begleiten.
Die letzten Jahre haben sie zwar in einer schnöden Plastiktüte im Bad zugebracht, weil zu bunten Shirts und Baseballmütze eben keine lange Silberkette passt, aber jetzt, wo ich wieder schick rumlaufe, habe ich sie sofort rausgeholt. Ich habe keine Ahnung, ob die Stücke für den Rest der Welt wie altbackener Quatsch aussehen; ich finde sie schön, und deswegen trage ich sie wieder. Wenn ich auch mit dem Ring an allem hängenbleibe, was mit meiner linken Hand in Berührung kommt.

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Der Kerl und ich gucken seit Jahren (seit die Satellitenschüssel auf dem Balkon steht) so ziemlich jede Quizshow bei der BBC. Besonders verfallen sind wir University Challenge und Only Connect. allesaussersport erzählt mehr und zeigt bewegte Bilder. Zur Einordnung: Bei University Challenge habe ich, wenn ich gut bin, fünf Fragen pro Sendung richtig. Und meistens habe ich, sobald sich Moderator Jeremy Paxman dem Ende einer Frage nähert, den Anfang schon vergessen.
Aber: Die Studenten und Studentinnen verfügen über ein richtig schön altmodisches Wissen. Ich erinnere mich so, so gerne an eine Folge, in der sie, ohne mit der Wimper zu zucken, in einer Musikrunde mit kurzen, angespielten Ausschnitten Rossini von Verdi und Schumann von Brahms unterscheiden konnten, aber an 70er-Jahre-Gitarrensoli gescheitert sind. Queen, Pink Floyd, Dire Straits. Keine Ahnung gehabt.
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Die Selbstverständlichkeit, mit der Kindergartenkinder ihre Spielgefährten „Dschackeliene“ rufen, während ich schmerzvoll zusammenzucke.
Das nenne ich mal prompte Wunscherfüllung: am 14. auf den Merkzettel bei Amazon gepackt, heute bei mir zuhause: Crash Course: The American Automobile Industry’s Road from Glory to Disaster. Vielen Dank an macrules.de. Ich habe mich sehr gefreut.
Diese Freude über gutes Essen, die mich jeden Tag erwischt. Leute, die seit 20 Jahren „vernünftig“ kochen, finden das wahrscheinlich total verquast, aber für mich ist das immer noch neu, dieses in die Vorratskammer gucken, die vor guten, gesunden und vor allem leckeren Zutaten überquillt, und sich darüber zu freuen.
Die Freude, wenn aus der Pfanne ein ganz neuer Duft aufsteigt, von Fleisch, das man so noch nie zubereitet hat, von Fisch, den man völlig neuentdeckt, von Gemüse, das man plötzlich ganz anders betrachtet, nicht mehr als blöde Beilage, sondern als buntes, schmackhaftes Nahrungsmittel.
Die Freude zu wissen, dass, wenn jetzt plötzlich vier Leute vor der Tür ständen mit flaschenweise Wein und Hunger, man sie locker bewirten könnte, weil eben auf einmal alles da ist, was man für ein einfaches und gutes Essen braucht.
Die Freude, aus Selbstgemachtem die einzelnen Zutaten rausschmecken zu können, rausschmecken zu wollen, überhaupt: selbermachen, kaum noch Fertigzeug im Haus und wenn, dann bio oder Vollkorn oder beides, und nicht, weil mein Kopf sagt, das ist besser für dich, sondern weil mein Bauch, mein Gaumen und meine gute Laune das sagen.
Die Freude, wenn ein Gericht gelungen ist, das man noch nie ausprobiert hat, wenn man im Kochbuch etwas findet, was man jetzt ganz dringend zubereiten möchte und das dann noch besser schmeckt als gedacht, wenn aus dem Ofen ein noch nie gebackener Kuchen duftet, Weihnachtskekse, die man seit der Kindheit nicht mehr gemacht hat.
Die Freude, wenn die Küche benutzt aussieht, der Müll dauernd runtergebracht werden muss, weil er mit Gemüseabfällen überquillt anstatt mit Pizzaboxen, dass seltsame Gerätschaften, die man vor Jahren angeschafft oder geschenkt bekommen hat, endlich benutzt werden.
Und vor allem Freude darüber, dass so etwas Simples wie Gemüse nicht mehr die kalorienarme Langeweile ist, sondern neuerdings meine Lunchbox füllt, und zwar nicht, weil ich Punkte zähle, sondern weil ich Lust darauf habe, auch mittags etwas Gutes zu essen. Freude darüber, das Franzbrötchen vom Bäcker nicht zu vermissen, sondern mit dem selbstgeschmierten Käsebrot viel glücklicher zu sein. Freude darüber, zu genießen, zu schmecken, sich noch tagelang an ein gelungenes Filet zu erinnern, nicht mehr darüber nachzudenken, was man da jetzt eigentlich macht, sondern es einfach machen, Zutaten aus der vollen Vorratskammer holen, in Töpfe und Pfannen werfen, gemeinsam essen, Wein entkorken, Kerzen anzünden. Und morgen das gleiche nochmal. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will.
Ich habe noch nie so gegessen bzw. noch nie so an Essen gedacht, so ohne Zwang und Kalorientabellen und Fettpunkte und wasweißich, und ich genieße es so unglaublich, das könnt ihr gar nicht nachfühlen. Ich platze fast vor Glück (und gutem Essen). Darauf nen Wein und ein fettes HACH!
Ich wette, Ricky Gervais ist der einzige Host, der das Wort „Penis“ im Eröffnungsmonolog einer Award-Show unterbringt.
Sämtliche Gewinner der Golden Globes.
Einen Bücherstapel umarmt. In den Schnee geguckt. Basilikumpesto gemacht. Beim Fußball eingeschlafen. Eine Kiste französische Weine und Crémants bestellt. Virtuelle Zwiebeln geerntet. Unter zwei Decken in St. Petersburg versunken. Gemüse geschnippelt. Wein getrunken. Fünfmal überlegt, ob ich die Golden Globes gucken möchte. Um zehn mit bereits erwähntem Buch im Bett rumgemummelt. Sehr glücklich gewesen.
Ein Song, den ich seit zwei Tagen nicht mehr aus den Ohren klopfen kann: Der wunderbare Neil Patrick Harris und seine Kollegen aus How I Met Your Mother singen über Anzüge. Zur Feier der 100. Episode der Serie. Hach.
(Direkt-Musical, in viel größer und toller)
Harris hat netterweise das Making-Of getwittert.
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In der Innenstadt gewesen, in diesem Übergrößengeschäft, das ich früher doof fand, weil überall Teddys draufwaren (nix gegen Teddys, aber jeder, der älter ist als zwölf, will die nicht mehr auf Kleidung haben. Höchstens ironisch, aber das geht irgendwie nur mit Idealgewicht). Inzwischen hat die Ullasche durchaus tragbares Zeug, aber selbst daran bin ich sieben, acht Jahre vorbeigelaufen, weil ich in dieser Zeit nur Jeans, Turnschuhe, bunte Shirts und Mützchen angezogen habe.
Lustigerweise hat sich mit der bewussteren Ernährung auch mein Verhältnis zu meinem Körper verändert. Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals dünner kriege, aber das ist momentan auch nichts, worüber ich nachdenke. Ich denke eher daran, mich wieder um ihn zu kümmern. Was heißt: mal wieder zum Friseur zu gehen anstatt einmal im Jahr den Pferdeschwanz mit der Heckenschere zu kürzen, der dann unter der Basecap versteckt wird. Seit einigen Tagen habe ich wieder kurze Haare und keine Mütze mehr auf, und auch wenn das anfangs Überwindung gekostet hat, fühle ich mich inzwischen sehr wohl.
Nachdem die Haare ab waren, habe ich mir den Rest angeschaut. Eine Bloggerin hat mir mal sturztrunken auf einer Party ins Ohr genölt, dass niemand seine Weiblichkeit so versteckt wie ich. Was ich erstmal mit „Geht’s noch“ abgetan habe, aber ich muss zugeben, dass das ganz schön reingehauen und dann lustig vor sich hingegärt hat. Ich will ja viel verstecken, meine flatterigen Oberarme oder meine Unterschenkelstampfer oder mein zauseliges Haar, aber hey! ich bin sehr gerne eine Frau, und das darf man mir auch ansehen. Weswegen ich, was meinen Kleidungsstil angeht, eine Rolle rückwärts in die Vergangenheit gemacht habe, wo ich schon mal so aussah wie ich jetzt wieder aussehe. Ich laufe jetzt wieder etwas gediegener rum: schwarze Hose, schwarzer halblanger Mantel, schwarze Schuhe. Und darunter ähnlich schlicht. Meine Ausbeute von gestern waren ein blauweißer Ringelpulli, ein schwarzer Pullover, unter den noch eine weiße Bluse passt, ein quietschblauer Pullover und ein längerer, superflauschiger Pullover in Lila. Oder Brombeere, wie wir cool people sagen.
Am Freitag habe ich auch zum ersten Mal seit Jahren wieder eine bunte Kette getragen. Zum schwarzweißen Outfit, nix Wildes, schwarz mit kleinen roten Steinen, aber ich hab mich gefühlt, als hätte ich ein Krönchen auf und nen Glorienschein hinter mir. Ich gucke nicht mehr nach unten, wenn ich irgendwo langgehe, sondern den Leuten ins Gesicht, weil ich toll bin und toll aussehe. Innerhalb meiner Parameter, die garantiert sehr geringe Schnittmengen mit dem Rest der Welt aufweisen, was die Definition von „toll“ angeht, aber ich fühle mich seit ein paar Tagen mit dem neuen, alten Stil ganz, ganz großartig.
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„Und, gefallen dir meine neuen Klamotten?“
„Jup.“
„Seh ich besser aus als früher?“
„Jup.“
„He, heißt das, ich sah früher nicht gut aus?“
„Du siehst jünger aus.“
„Oooch … *schmelz* … he, heißt das, ich sah früher alt aus?“
Kerl macht den I-can’t-win-Blick, und ich flausche weiter in lila durch die Gegend.
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Im Laufe des Tages verspeist: Weintrauben, Naturjogurt mit Honig, Crêpes mit Erdbeermarmelade und zum Abendbrot einen Fisch, von dem ich bis gestern noch nie gehört hatte: Leng.
Fürs Wochenende kauft der Kerl gerne bei unserem Lieblingsfischladen und –metzger ein – mit dem Vorsatz, möglichst oft was auszuprobieren, was wir noch nicht kennen. Diesmal ist es eben Leng geworden. Und dazu ein riesiges Stück Hochrippe, aus der ich Sonntag einen schönen Schmortopf mache. Glaube ich.
Google hat mir für den Fisch zum Beispiel dieses Rezept bei chefkoch.de angezeigt, das mir ganz gut gefallen hat. Ich habe Butter statt Margarine genommen („für Feinschmecker“) und zwar in geringerer Menge, dazu deutlich weniger Sahne, aber ordentlich Senf und ne Handvoll Petersilie. Alles zusammen hat wirklich gut geschmeckt, wenn’s auch optisch eher nach Resteessen aussah. Außerdem finde ich Fisch essen immer noch eher unentspannt, weil ich vor den Gräten so viel Respekt habe. Der Leng hatte netterweise Gräten, die ungefähr fünf Zentimeter lang und daumendick waren, daher ging das. Dazu gab’s ein Glas Soave.
„Im Rezept steht, dass da Dill rein soll.“
„Ja, aber erstens hatten wir keinen und zweitens mag ich keinen.“
Den ganzen Vormittag über hibbelig gewesen, weil ich im Bus nicht vernünftig einen Absatz zuende lesen konnte, sondern mitten im Text rausgeworfen wurde (verdammte Endhaltestellen). Wann ist endlich Mittagspause, damit ich erfahren kann, wie’s weitergeht mit Pierre und seinen Freimaurern?
Dann gemerkt, dass ich statt Mittagspause zu machen auch nach Hause gehen kann, weil ich mit allem viel zu schnell fertig geworden bin. Im Bus weitergelesen, mich auf mein Sofa und Herrn Tolstoi gefreut. Zuhause allerdings ein Päckchen im Briefkasten gehabt – ein Rezensionsexemplar von Merlix‘ Buch. Krieg und Frieden zur Seite gelegt, Freimaurer hin oder her, und Zwei, drei, vier komplett durchgelesen. Bitte alle jetzt losgehen und das Buch kaufen. Und Krieg und Frieden gleich mit, wenn man schon mal draußen ist.
Lustig allerdings: In Zwei, drei, vier war der gleiche Rechtschreibfehler drin wie im Hummer von Herrn Paul. Scheint so’n Bloggerding zu sein. Ich war allerdings verwirrt, weil ich dachte, vielleicht hab ich nicht mitgekriegt, dass sich was geändert hat. Wobei Merlix’ Buch sogar in alter Rechtschreibung ist, und da schrieb man „Füße“ oder „barfüßig“ mit ß und nicht mit Doppel-s. Extra bei duden.de nachgeguckt. Ja, ß. Immer noch.
(Nein, ich suche nicht nach Rechtschreibfehlern, aber manchmal fallen mir eben welche auf. Sogar in Auf der Suche nach der verlorenen Zeit sind welche drin.)
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Einen neuen Mixer gekauft. Mich wie immer im Mediamarkt an der Kassenzone gewundert, was es alles für Schrott gibt, den niemand braucht. Mein Lieblingsprodukt: etwas, das aussah wie eine DIN-A-4-Klarsichthülle, in der dutzende von Knopfbatterien eingeschweißt waren. In allen Größen, in denen es diese Dinger gibt und von jeder höchstens zwei. Damit man wirklich auf alle Batterieunterversorgungsnotfälle vorbereitet ist. Und ich wette, jeder, der sich das Ding kauft, schmeißt nach fünf Jahren die Hälfte der Batterien weg.
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Autos und Verpackungsmessen betextet.
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Im Laufe des Tages verspeist: Müsli mit Birne, Milchkaffee, Graubrot mit Käse, Tomaten, Gurkenstücke, Möhren, gefüllte Paprika mit Tomatensauce, ein paar Löffel Macadamia-Creme direkt aus dem Glas.
Wer sich so richtig umfassend über die Bundesliga-Rückrunde informieren möchte, sollte dieser Tage bei allesaussersport vorbeischauen, wo elf (gefühlt 80) Blogger, Twitterer und Podcaster ihre Meinung aufgeschrieben haben, welche Mannschaft was erleben könnte.
Sehr neidisch auf viel schöneres Tagebuchgeblogge von Mek Wito. Überhaupt: Danke für die Inspiration. Auch an Frau Modeste, die übrigens gerade eine perfekte Beschreibung des lebenslangen Lesers abgeliefert hat (mit Link zum Common Reader, wo ich gar nicht vorbeigucken darf, sonst kaufe ich wieder Amazon leer). Und an die Kaltmamsell. Und Lu, die den letzten Anstoß gegeben hat, doch mal wieder back to the roots zu bloggen und sich jeden Tag nochmal zu vergegenwärtigen, bevor man die Tür hinter ihm zuschlägt.
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Das Fiese an Jon Stewarts Daily Show: Er hat so gut wie immer Gäste, die ein Buch promoten, und das ist so gut wie immer eins, das mich interessiert. Normalerweise verkneife ich mir danach den Besuch bei Amazon, aber Crash Course: The American Automobile Industry’s Road from Glory to Disaster von Paul Ingrassia habe ich dann doch mal auf den Wunschzettel gepackt.
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Ach, Blogs, ihr kleinen Racker. Was wäre ich ohne euch. Erstmal ohne Kerl, aber seit eben auch ohne ein Kuchenrezept, das ich bei David Lebovitz gefunden habe.
Mittwoch gab’s bei uns Spaghetti Carbonara, für das man nur Eigelbe braucht. Früher® hätte ich die Eiweiße verklappt, Mittwoch* aber nicht, weswegen ich gestern mal rumgegoogelt habe, was man denn aus Eiweiß noch so machen kann außer Pfannkuchen, die nach Weight Watchers schmecken. An Macaroons traue ich mich noch nicht ran, auch wenn das anscheinend alle Kochblogger irgendwann mal ausprobieren (ich bin ja auch kein Kochblogger). Daher ist es der Angel Food Cake geworden. Weil wir allerdings keine 12 Eigelbe, wie es das Rezept für den Kuchen erwartet, in die Carbonara geworfen haben, sondern „nur“ vier, habe ich zwei kleine Küchlein gebacken, die wir als üppigen Nachtisch genossen haben. Damit habe ich auch endlich die Souffleförmchen mal benutzt, die ich seit 20 Jahren von Wohnung zu Wohnung trage in der Hoffnung, doch endlich mal ein Souffle zu machen.
Und weil ich Goldfischhirn schon wieder vergessen hatte, dass mein Mixer kaputt ist, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Eischnee von Hand geschlagen. Memo to me: niemals an Zabaione ranwagen. Memo to my left hand: Du taugst nicht für den Schneebesen, du unrhythmisches Ding.
* Dieses Tagebuchbloggen verwirrt mein inneres Raum-Zeit-Kontinuum. Ich schreibe am 14., poste aber erst am 15. Wenn ich jetzt „vorgestern“ schreibe, heißt das „vorgestern“ vom 15, um den Leser nicht auch noch zu verwirren, also den 13.. Aber zum Zeitpunkt des Schreibens müsste ich eigentlich „gestern“ schreiben, wenn ich den 13. meine. Daher das ungelenke „Mittwoch“ im Eintrag, weil ich selber nicht weiß, wie ich’s machen soll.
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Autos betextet.
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Im Laufe des Tages verspeist: Müsli mit Birne, Milchkaffee, Graubrot mit Käse, Tomaten, Gurkenstücke, Möhren, Bio-Erdbeerjogurt, Kürbissuppe mit Ziegenkäsecroutons à la So wie als ob (dunkles Brot mit Knoblauch einreiben, Apfelscheibe, Ziegenkäse, Walnuss drauf, ein Hauch Honig, bei 200° kurz im Ofen überbacken), ein Glas Soave, Angel-Food-Küchlein.
In Krieg und Frieden beginnt gerade die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz. Erstmal den Schlachtverlauf in der Wikipedia nachgelesen und dabei gelernt, dass der Berliner Alexanderplatz nach Zar Alexander I. benannt wurde, der einer der drei Kaiser war. (He, Berliner, aufgezeigt – wer wusste das? Na? … Echt? Ihr alle? Najut.)
Die anderen Kaiser waren Franz II. und natürlich der kleine Franzose. Wer mitlesen möchte: hier geht’s los.
Meine dtv-Ausgabe folgt anscheinend einer anderen Übersetzung als die im Gutenberg-Projekt, die mir sehr runtergekürzt vorkommt; die dtv-Übersetzung liest sich eindeutig besser – vielleicht etwas altmodischer, aber für meinen Geschmack deutlich emotionaler. Guckst du:
Gutenberg-Projekt, copypaste, Übersetzung von ???:
„Um fünf Uhr morgens war es noch ganz dunkel. Die Truppen des Zentrums, die Reserve und der rechte Flügel Bagrations standen noch unbeweglich, aber auf dem linken Flügel waren die Truppen, welche nach der Disposition zuerst von der Höhe herabsteigen, den rechten Flügel der Franzosen angreifen und in die böhmischen Wälder werfen sollten, schon in Bewegung. Es war kalt und dunkel. Hastig tranken die Offiziere Tee und frühstückten. Die Soldaten kauten Zwieback und drängten sich um die Feuer, in die sie alles Überflüssige, was sie nicht mitnehmen konnten, warfen: Stühle, Tische, Wagen (…)“
dtv 13071, 2002, Seite 354/355, Übersetzung von Werner Bergengruen:
„Um fünf Uhr morgens war es noch vollkommen dunkel. Die Truppen des Zentrums und der Reserven sowie der von Bagration befehligte rechte Flügel standen noch unbeweglich; aber die Infanterie-, Kavallerie- und Artilleriekolonnen des linken Flügels, die als erste talab aufbrechen sollten, um den rechten Flügel der Franzosen anzugreifen und ihn, wie die Disposition es vorsah, in die böhmischen Berge zurückzuwerfen, rührten sich schon, und die Leute erhoben sich von ihrer Nachtruhe. Ein ätzender Rauch stieg von den Lagerfeuern auf, in die alles Überflüssige hineingeworfen wurde. Es war kalt und finster. Die Offiziere tranken hastig ihren Tee und nahmen ihr Frühstück ein, die Mannschaften kauten ihren Zwieback, trippelten von einem Fuß auf den anderen, um sich zu erwärmen, und drängten sich um die Feuer, in die sie die Überreste der abgerissenen Unterkunftshütten, Stühle, Tische, Räder, Fässer hineinwarfen, kurz alles Überflüssige, was nicht mitgenommen werden konnte.“
Mist, jetzt müsste man russisch können. Sind es nun die böhmischen “Wälder“ oder „Berge“, in die die Franzosen zurückgeworfen werden sollen? Wieso wird bei dtv gleich zweimal das „Überflüssige“, „die Überreste“ erwähnt, bei Gutenberg aber nur einmal? Wieso trippeln bei dtv die Soldaten rum, bei Gutenberg nicht? Hm. Fragen wir doch zum Vergleich mal die englische Fassung, copypaste aus dem Gutenberg-Projekt, 3. Buch, Kapitel XIV:
“At five in the morning it was still quite dark. The troops of the center, the reserves, and Bagration’s right flank had not yet moved, but on the left flank the columns of infantry, cavalry, and artillery, which were to be the first to descend the heights to attack the French right flank and drive it into the Bohemian mountains according to plan, were already up and astir. The smoke of the campfires, into which they were throwing everything superfluous, made the eyes smart. It was cold and dark. The officers were hurriedly drinking tea and breakfasting, the soldiers, munching biscuit and beating a tattoo with their feet to warm themselves, gathering round the fires throwing into the flames the remains of sheds, chairs, tables, wheels, tubs, and everything that they did not want or could not carry away with them.”
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Ich höre zum Arbeitsbeginn gerne von Indochine J’ai demandé à la lune, auf das ich hier schon mal hingewiesen habe. Leider gibt’s das offizielle Video nicht mehr auf YouTube, denn das gehört Sony und ist „in deinem Land nicht verfügbar“. He. Sony GEMA*. Arschnasen. Hätte mir damals niemand den Link zum Video geschickt, als ich gerade auf der Suche nach französischer Musik war, hätte ich das Lied nie gehört. Was euch wahrscheinlich egal ist. Aber: Ich hätte dann auch kein Geld für die zwei CDs ausgegeben, die sich inzwischen legal in meinem iTunes-Ordner befinden. Könntet ihr euch bitte endlich damit anfreunden, dass das Internet da ist, wahrscheinlich nicht mehr weggeht und es trotzdem noch Leute gibt, die Geld für Leistungen ausgeben wollen – wenn man es uns nicht aus purer Idiotie schwer macht? Danke. (MANNMANNMANN.)
* Herr Siepert hat mich völlig zu Recht per Mail darauf aufmerksam gemacht, dass bei YouTube eher die GEMA die Nervensäge ist. Ich lass den Rant trotzdem mal stehen.
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Autos betextet.
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Mit dem Katalog für ein neues Modell begonnen. Zur Feier des Tages habe ich mir dazu eine neue musikalische Untermalung geleistet: Brahms’ Sinfonien 3 und 4 und Ein Deutsches Requiem. Mit Herrn Bahrenboim, meinem Lieblingskuscheldirigenten (was der Herr wahrscheinlich nicht unbedingt gerne hören wird), und dem Chigaco Symphony Orchestra. Passt bis jetzt sehr gut zur Karre. (Das wird Herr Brahms wahrscheinlich nicht gerne hören. Obwohl: Der kennt ja nicht mal Autos. Oder so gerade eben noch.)
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Abends Staffelauftakt von American Idol geguckt. Ich bin ja ein williges Opfer für Manipulationen per TV, und deswegen heule ich auch brav, wenn es von mir erwartet wird – so wie bei der kleinen 16-Jährigen, deren Oma Alzheimer hat und mit ihr portugiesch spricht, und sie möchte doch so gerne eine Runde weiterkommen, weil ihre Oma ja nicht mehr lange da ist und sie jetzt noch so halb mitkriegt, was die Enkelin macht (hier zitterte ihr Stimmchen beim Erzählen, und schon griff Frau Gröner zum Taschentuch), und dann konnte sie auch noch singen, und dann sang sie auch noch At Last, und während ich ein zweites Taschentuch vollschniefte, guckte der Kerl zu mir rüber und meinte: „Ich kenne jemanden, der hat ne dreibeinige Katze, die fällt immer um.“
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Im Laufe des Tages verspeist: Müsli mit Birne, Milchkaffee, Vollkornbrot mit Käse und (Grüße an Herrn Erlenborn) Senf, Tomaten, Gurkenstücke, Möhren, Bio-Erdbeerjogurt, ein paar Weihnachtskekse, die eine Kollegin seit Tagen verzweifelt verteilt („Von meiner Mutter, da kommt immer noch was.“), Spaghetti Carbonara, ein Glas Nero d’Avola, Naturjogurt mit Honig und einem Klecks Erdbeermarmelade von Mama.