The Life and Death of Peter Sellers

Faszinierendes Biopic, das eigentlich eher ein Film im Film im Film ist. Geoffrey Rush spielt, nein, ist Peter Sellers – und dazu dann und wann noch seine Mutter, seine Frau, Stanley Kubrick und Blake Edwards. The Life and Death of Peter Sellers beschreibt das Leben des Schauspielers, und wenn der Film wahr sein sollte, was ich nicht beurteilen kann, war Sellers ein egomanes, arrogantes Muttersöhnchen. Gleichzeitig war er aber anscheinend ein brillanter Komiker. Diese zwei Seiten zeigt auch der Film mit einem simplen Kunstgriff: Sellers schlüpft in verschiedene Rollen und kommentiert quasi sein eigenes Leben (bzw. den Film, den wir gerade sehen) aus der Perspektive der anderen. Während Rush als Sellers die Wohnung verwüstet, ist er danach Sellers Ehefrau, die die gleiche Story in einem Filmstudio nachvertont.

Die Handlung selbst klebt hauptsächlich an den Filmen, für die Sellers bekannt ist – The Ladykillers, The Pink Panther, Dr. Strangelove, Casino Royale und Being There (Willkommen, Mr. Chance) – und nutzt diese als Hintergrund für die persönliche Geschichte. Dabei wird klar, dass Sellers anscheinend auch deswegen auf der Leinwand so großartig war, weil er völlig in seinen Rollen aufging. Der Film spielt mit der Idee, dass Sellers gar keine eigene Persönlichkeit hatte, sondern sich für die Öffentlichkeit das Beste aus seinen jeweiligen Rollen herauspickte. Wer er wirklich war, erfuhr niemand, und auch wir, das Publikum, werden ganz zum Schluss von ihm selbst aus seinem Leben geschmissen: “Sorry, but you can’t come in here.”

Es hätte passieren können, dass die Handlung in lauter Einzelepisoden zerfällt. Dass es das nicht tut, ist Geoffrey Rush zu verdanken, der hier eine Meisterleistung abliefert und den gesamten Film allein durch seine Präsenz und sein Talent trägt. Dass nebenbei auch noch Charlize Theron als Britt Ekland, Emily Watson als Sellers’ erste Ehefrau, John Lithgow als Blake Edwards und Stanley Tucci als Stanley Kubrick dabei sind, macht den Film zu einem noch größeren, wenn auch seltsam melancholischen Vergnügen.

Angeblich ist der Streifen Ende April in Deutschland angelaufen. Muss völlig an mir vorbeigegangen sein. Falls er noch irgendwo in eurer Nähe läuft, wäre The Life and Death of Peter Sellers meine Empfehlung für einen guten Kinoabend.

Für Emilia zum ersten Geburtstag

Mein schnuffiges Patenkind ist am Freitag ein Jahr alt geworden. Zur Feier des Tages gab’s die obligatorischen Schuhe (die ungefähr so aussehen, nur nicht silber-rot, sondern weiß-blau und mit hellblauer Sohle), dieses schöne Shirt (und wenn ich schon mal beim Bestellen bin, für mich dieses* und dieses** Shirt) und folgenden Brief:

Liebe Emilia,

heute ist dein erster Geburtstag. An den wirst du dich wahrscheinlich nicht mehr erinnern, wenn du alt genug bist, diesen Brief selber zu lesen, aber ich wette, dein Vater und deine Mutter werden dutzende von Fotos machen, auf denen du bestimmt wie immer fürchterlich niedlich aussehen wirst. Vielleicht hast du auf einem sogar mein T-Shirt an, das ich dir zu deinem Geburtstag schenke. Es ist aus Kanada, und ich hoffe, dir gefällt es. (Und ich hoffe, ich kriege wegen des Aufdrucks keinen Ärger mit deinen Eltern.)

Vor genau 362 Tagen habe ich dich das erste Mal gesehen. Da warst du drei Tage alt. Deine Mutter war noch etwas fertig von der Geburt und dein Vater war ganz fürchterlich besorgt um dich, weil du nicht richtig essen wolltest. Das hat sich aber glücklicherweise gegeben. Ich habe mich am Anfang gar nicht getraut, dich anzufassen oder auf den Arm zu nehmen, so klein warst du und so zart. Du hast geschlafen, als ich dich besucht habe. Deine Augen waren ganz fest geschlossen, und du hast kleine Fäuste mit deinen Händchen gemacht. Ich habe dich minutenlang nur angeguckt, weil du so winzig warst und so vorsichtig geatmet hast, dass ich auch automatisch ganz vorsichtig und leise mit dir mitgeatmet habe.

Als ich dich das erste Mal auf dem Arm hatte, warst du ungefähr einen Monat alt. Deine Mutter hat dich mir in den Arm gelegt und du hast etwas überrascht ausgesehen, dass da jetzt wer anders ist als deine Eltern und deine Großeltern, aber anscheinend hat es dir in meinem Arm gefallen. Du hast mich einfach nur angeguckt, und ich habe zurückgeguckt. So lange, bis deine Eltern Witze darüber gemacht haben. Du warst ganz warm und hast nach Haut und Babypuder gerochen, und dein Atem war hörbarer als noch vor vier Wochen im Krankenhaus. Du hast noch nicht gelacht, sondern einfach nur geguckt. Ich würde gerne wissen, was du gedacht hast, als du vier Wochen alt warst. Ich hoffe, du hast Dinge gedacht wie, Hier ist es aber nett, ich werde so gut umsorgt und gefüttert und ins Bettchen gebracht. Hier gehe ich erstmal nicht wieder weg.

Ein paar Monate später konntest du schon krabbeln. Das ist ja eigentlich eine schöne Sache, aber deine Mutter hat schon ein bisschen die Zeit vermisst, als sie dich einfach irgendwo hinlegen konnte und du dich nicht vom Fleck bewegt hast, weil du erstens noch nicht wusstest, wie man sich vom Rücken auf den Bauch dreht und zweitens, wie man dann die Hände und Füße benutzt, um sich abzustoßen und über den Fußboden zu robben. Aber das hast du, wie gesagt, ziemlich schnell rausgekriegt. Du siehst aus wie eine kleine Krabbe, wenn du unterwegs bist. Dein Kopf ist hochgereckt, als ob du gucken möchtest, was es alles auf der Welt zu entdecken gibt, bevor du loskrabbelst. Deine Eltern mussten die Wohnzimmertür schließen, als du anfingst, in der Wohnung auf Entdeckungstour zu gehen, und ein Gitter vor der Küche anbringen. Als ich einmal bei euch zu Besuch war, hast du angefangen zu weinen, weil du an der geschlossenen Tür nicht weiterkamst, aber deine Mutter hat dich sofort beruhigt und dich wieder auf deine bunte Spieldecke gelegt, womit du anscheinend auch zufrieden warst.

Um deine Spieldecke beneide ich dich übrigens sehr. Es gibt Felder, die man aufklappen kann und einen Spiegel und Klettverschlüsse mit Blumen und es ist alles ganz fürchterlich bunt. Außerdem hast du ein Mobile über deinem Bett hängen aus Fischen und ziemlich viel pädagogisch wertvolles Spielzeug, mit dem deine Eltern aus dir ein schlaues Mädchen machen wollen. Das klappt bestimmt. Auch wenn deine erste Vorführung für die Patentante (einen kleinen Becher in einen großen stecken) nicht ganz funktioniert hat, weil du lieber den großen Becher in den kleinen stecken wolltest.

Seit ein paar Monaten kannst du sogar schon stehen, wenn du dich irgendwo hochziehen und festhalten kannst. Bei deiner Taufe im Februar bist du „nur“ gekrabbelt, aber gerade vor ein paar Tagen hat dein Vater mir erzählt, dass du dich inzwischen am Tisch oder an der Kommode hochziehst, stehst – und dann kurz deine Stütze loslässt und versuchst, dich auszubalancieren. Aber ganz alleine kannst du noch nicht stehen geschweige denn laufen. Wahrscheinlich sind deine Eltern auch heimlich ganz froh darüber, denn du bist schon ganz schön schnell, wenn du krabbelst. Und du hast auch ziemlich fix herausgefunden, wie man die abgerundete Kindersicherung von den spitzen Tischkanten einfach abziehen kann.

Vor ein paar Wochen waren deine Mutter und ich zum ersten Mal mit dir bei Ikea. Warum das so toll ist, wirst du später verstehen, wenn du ein großes Mädchen oder eine junge Frau geworden bist. Dein erstes Mal schien dich aber noch nicht wirklich zu interessieren. Du hast in deinem Sitz hoch oben auf dem Einkaufswagen gelegen und milde lächelnd dabei zugesehen, wie deine Mutter und ich stundenlang nach Teelichtern, Tischdecken und Bettwäsche gewühlt haben. Wir haben auch versucht, schöne Bettwäsche für dich zu finden, aber die mit den Dinosauriern sah irgendwie nicht so toll aus wie im Katalog, und für die giftgrüne Decke konnte ich deine Mutter nicht begeistern. Auf jeden Fall bist du nach einer guten Stunde friedlich eingeschlafen und erst im Auto wieder wachgeworden. Du lagst angeschnallt auf dem Vordersitz. Ich saß hinter dir und habe Faxen gemacht, um dich zum Lachen zu bringen, was auch funktioniert hat. Du hast im Moment noch nicht viele Zähne, und die, die du hast, sind so komisch verteilt, dass es ganz füchterlich albern aussieht, wenn du lachst, und deswegen muss ich auch lachen, wenn du lachst.

Du hast vor ein paar Monaten deine Stimmbänder entdeckt und blubberst an manchen Tagen in einer Tour vor dich hin. Es klingt noch nicht so, als wolltest du uns irgendetwas sagen, aber es macht zumindest gute Laune. Auch wenn dein Vater so gerne von dir mal „Papa“ hören möchte, wenn du auf ihn zeigst und nicht, wenn du auf einen Stoffhund zeigst. Aber das kommt bestimmt noch.

Gestern hat deine Mutter dir zum ersten Mal etwas auf ihrer Gitarre vorgespielt. Du hast es gewürdigt, indem du in deine Spielzeugkiste geklettert bist und dich mit deinem Schlafsack zugedeckt hast. An deiner Höflichkeit musst du wohl noch ein bisschen arbeiten.

Liebe Emilia, ich wünsche dir von Herzen alles Gute zu deinem ersten Geburtstag und hoffe, wir werden noch viele, viele weitere Geburtstage von dir feiern können. Du bist, soweit ich das beurteilen kann, ein sehr freundliches und neugieriges Kind. Und dazu siehst du auch noch herzallerliebst aus. Du bist das erste Kind, das ich kenne, das ich dauernd knutschen möchte. Und das will wirklich was heißen. Frag deine Eltern (die ich übrigens auch dauernd knutschen möchte).

Alles Liebe von deiner Patentante
Anke


* Der Pazifist Kerl mag das Shirt nicht.
** Alle denken, ich sei Bayern München-Fan.

Batman Begins

Batman Begins (USA 2005, 141 min)

Darsteller: Christian Bale, Katie Holmes, Michael Caine, Liam Neeson, Morgan Freeman, Gary Oldman, Ken Watanabe, Cillian Murphy, Tom Wilkinson, Rutger Hauer
Musik: Hans Zimmer & James Newton Howard
Kamera: Wally Pfister
Drehbuch: Christopher Nolan & David S. Goyer (nach Figuren von Bob Kane)
Regie: Christopher Nolan

Trailer

Offizielle Seite

Ich habe selten einen Film gesehen, der seinen Namen so verdient wie Batman Begins. Wir werden Zeuge von Bruce Waynes Kindheit, seiner ersten Begegnung mit den Fledermäusen, die ihm eines Tages als Wappentier dienen, wir lernen seine Eltern kennen, seine Jugendfreundin, seinen Butler, seinen … oh, Entschuldigung, da bin ich wohl kurz eingenickt. Ich fand Batman Begins nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut, etwas zäh, ziemlich überfrachtet, und nach über einer Stunde des Beginnens war ich kurz davor, ein Stoßgebet abzuschicken mit dem Wunsch, dass doch bitte allmählich mal Batman Continues anfangen möge.

Der Film erzählt in aller Ausführlichkeit, wie aus dem behüteten Jungen Bruce Wayne, dessen reiche Eltern direkt vor seinen Augen ermordet werden, der schwarze Superheld Batman wird, der über das Wohl und Wehe von Gotham City wacht. Ich hatte erwartet, dass wir mitkriegen, wie Batman sein Auto zusammenschraubt oder den ersten Gummianzug gießt – was ungefähr so auch passiert –, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass Regisseur Christopher „Memento“ Nolan uns noch einen Haufen Laienpsychologie der einfachsten Kategorie mit auf den Weg gibt und die auch noch vermengt mit asiatischem Kampfsport, einem Gefängnisaufenthalt und dem Zu-sich-selbst-Finden auf schneebedeckten Berggipfeln. Batman Begins fühlt sich wahnsinnig ernsthaft an, so als ob von der ersten Minute an vermieden werden sollte, dass der Film zu einer schlichten Comic-Adaption wird. Bloß nicht leichtfüßig werden, bloß alles mit einer Bedeutung unterlegen, bloß so dunkel und deprimierend wie möglich werden (wir reden hier schließlich vom „dark knight“) und vor allem: bloß viele tiefgründig klingende Dialoge einbauen, die aber bei genauerem Hinsehen nur die üblichen Worthülsen sind. Ich bin wirklich kein Freund von dahingerotzten „lustigen“ Zweizeilern, die jede düstere Stimmung versauen, aber bei Batman Begins habe ich mich über jeden Anflug von Humor gefreut, weil mich sonst die nagende Traurigkeit des Titelhelden bzw. sein unbändiger, idealistischer Wille, jetzt verdammt nochmal was Gutes tun zu wollen, erdrückt hätten.

Ich habe ein wenig die Leichtigkeit vermisst, die Michael Keaton in den ersten beiden Batman-Filmen der Rolle trotz aller Seelenqualen mitgegeben hat. (Wobei ich die Eitelkeit von Val Kilmer und die Großkotzigkeit von George Clooney in den beiden folgenden nicht die Bohne vermisst habe.) Christian Bale macht seine Sache sehr ordentlich, aber auch er kriegt kaum die gerechten Kiefer auseinander, um mal zu lächeln. Klar, muss man vielleicht auch nicht, wenn gerade eine ganze Horde von Bösewichtern die Heimatstadt unter Drogen setzen will, aber mal ehrlich: Wir reden hier über einen Kerl, der mit Fledermausmaske durch die Straßen zieht. Ein winziges bisschen Selbstironie steht jedem Superhelden ganz gut zu Gesicht. Ich erwarte ja gar nicht, vor Lachen unter meinem Kinositz zu liegen, aber die Menschlichkeit, die zum Beispiel Spider-Man auszeichnet, kommt bei Batman leider etwas zu kurz. Je länger der Film dauert, desto mehr vergisst man, warum Wayne in den Kampf gegen das Böse gezogen ist. Es fühlt sich immer mehr wie eine Mission an, die sich verselbständigt hat, so als ob Batman selbst manchmal nicht mehr weiß, warum er sich eigentlich in den vielen Kampf- und Actionszenen die ganzen blauen Flecken holt.

Genau diese Actionszenen haben mich leider auch nicht für den Film einnehmen können. Die Macher haben sich zwar bemüht, nicht immer ein- und denselben Kampf zu wiederholen, nein, Batman darf schon sein ganzes Arsenal an Tricks und Täuschereien rausholen. Trotzdem ist mir keine Szene besonders im Gedächtnis geblieben – jeder Kampf ist so dermaßen hektisch gefilmt, dass man kaum erkennen kann, was nun eigentlich passiert. Wenn wir schon einen Helden haben, der mehr kann als der Durchschnittsfiesling, warum dann nicht auch sein Können so in Szene setzen, dass man was davon hat?

Worauf ich außerdem noch hätte verzichten können, waren erstens das Batmobil, das aussieht wie eine nicht fertig gewordene Kreuzung aus einem Panzer und einer Garnison von Römern, die die Schildkröte macht. Und zweitens auf den Soundtrack: Ich habe mich mehrere Male während des Films gefragt, wieviele Orchester da gerade gleichzeitig die Instrumente bemühen, bis ich im Abspann gleich zwei Komponistennamen entdeckt habe. Einer ist der unvermeidliche Hans Zimmer, der einfach jede Großproduktion mit Schmackes an die Wand geigt; der andere ist James Newton Howard, der garantiert für die wenigen leisen Töne zuständig war. Aber die hat man wirklich kaum wahrgenommen im monströsen Schlachtenlärm, der fast konstant durch den Film bebt.

Was mich an Batman Begins allerdings beeindruckt hat, war die lange Reihe von Stars, die der Film aufbietet: Michael Caine ist wundervoll als Butler Alfred und bringt eben diesen Hauch von Leichtigkeit mit, von der ich gerne mehr gesehen hätte. Genau wie Morgan Freeman, der Q von Gotham City, dem ich zwar keine Sekunde abgenommen habe, dass er weiß, über welche technischen Errungenschaften er gerade fachsimpelt, aber egal. Von mir aus kann Herr Freeman auch die Waschanleitung für den Bat Suit vorlesen, ich schaue ihn mir immer gerne an. Sobald der Mann auf der Leinwand erscheint, weiß ich, dass alles gut wird. Das ist jetzt vielleicht nicht unbedingt ein Kompliment an Freemans Wandelbarkeit, aber ich habe seine Rolle, wie immer, als einen kultivierten Ruhepunkt empfunden. Gary Oldman nimmt sich und sein üblicherweise recht egomanes Spiel sehr zurück, um den einzigen Polizisten zu geben, dem Batman trauen kann. Er wirkt die ganze Zeit wie ein Buchhalter, und wenn man weiß, wie er sich sonst auf der Leinwand aufführt, ahnt man, wieviel Anstrengung es ihn gekostet hat, mal normal zu sein – und damit sehr passend und menschlich im Gegensatz zu den ganzen Bilderbuchschurken.

Ein ziemlicher Griff ins Klo war allerdings Katie Holmes als Rachel, die Jugendfreudin von Bruce, die inzwischen als Staatsanwältin arbeitet. Jedenfalls will uns das der Film glauben machen, was aber leider nicht funktioniert. Holmes bemüht sich zwar, streng und moralisch gefestigt durch ihre Zeilen zu kommen, aber irgendwie klingt sie immer so, als ob sie streberhaft versucht, ihre Sätze ganz tough zu sprechen, ohne auch nur zu ahnen, was sie da gerade sagt. In einem Film, der mit genau einer halbwegs vernünftigen Frauenrolle auskommt (Waynes Mama darf ihre ganzen zehn Filmminuten lang nur lächeln und blond sein, während Papa Brucilein die gesamte Weisheit des Abendlandes mit auf den Weg zu geben scheint – und die mageren Models, mit denen der große Bruce durch die Bars zieht, können wir ebenfalls vernachlässigen), fand ich es sehr bedauerlich, dass gerade die nicht von einer gestandenen Schauspielerin interpretiert wird, sondern von einer Darstellerin, die schlicht und einfach noch zu jung für diesen Part ist und auch so aussieht.

Das Einzige, was wirklich konstant an Batman Begins Spaß gemacht hat, war Christian Bale. Wie gesagt, ein bisschen zu ernsthaft, aber immerhin hat er die Physis und auch das Gesicht, um das Fledermaus-Outfit nicht völlig albern aussehen zu lassen. Wenn er oben auf einem Hochhaus steht und auf die Stadt runterblickt, hat man schon ein bisschen das Gefühl von Ehrfurcht und Würde. Bei Clooney habe ich nur daran gedacht, wie affig die Ohren an ihm aussehen, und Val Kilmer stand deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er den Film nur gedreht hat, weil er sich im Kostüm so arschgeil fand. Bale macht aus dem komischen Flattermann wirklich einen Charakter. Mag aber auch sein, dass ich mich ein wenig von den Szenen habe hinreißen lassen, in denen er mal keinen schwarzen Anzug, welchen auch immer, trägt. Davon hätte ich dann doch gerne noch einen weiteren Teil. Der darf dann aber ruhig etwas kürzer sein. Und nicht ganz so laut.

He promised me a romantic Waldspaziergang, but we went to Fangorn Forest

Aber immerhin hörte unser lauschiger Ausflug in die Hamburger Umgebung an einem See auf, an dessen Ufer eine Bank stand, auf der ich stilecht Stullen vertilgt habe, während Herr Kerl mit schamlos aufgeknöpftem Hemd versucht hat, Enten mit Apfelschnitzen zu füttern, was total nach hinten losgegangen ist.

Lieblingswort:

mürbe

Es klingt anders, je nachdem, in welchem Zusammenhang man das Wort verwendet. Reden wir von Keksen oder Kuchenteig oder irgendetwas anderem, was man genießen kann. Dann mag ich dieses Mundverrenken beim Ü, dieses kurze Innehalten beim Vokal beziehungsweise das Dazu-Gezwungenwerden. Denn sonst schmiert man verbal so durch diese kleine Schönheit und macht ein müebe draus, und das klingt ekelhaft. Stattdessen zieht sich der Mund kurz zusammen, wie um dem Wort einen Kuss aufzuhauchen, um dann formvollendet ein sattes R nachklingen zu lassen. Man kann sich fast ein wenig auf dem R ausruhen, sich nochmal im Geiste umdrehen und dem M dahinten zuwinken, das das Wort so schön schmeckig mmmmmmjamlecker eingeleitet hat. Und nach dem R kommt das butterweiche B, ganz fein dahingeschleckt, bevor das E keck den Zuckerguss obendraufsetzt.

Reden wir allerdings von Geistesverfassungen, von gespannten Nerven, von körperlichem Unwohlsein, dann fühlt sich das Ü auf einmal nicht mehr so glücklich und zart an, sondern flach und atemlos, matt und sehr, sehr müde. Das R klingt auf einmal nicht mehr rund, sondern brüchig, und man kann es kaum erwarten, beim E anzukommen, um dieses staubtrockene, spröde Wort hinter sich zu lassen, das so schmallippig beim M begonnen hat. Man stockt beim R, es ist fast ein Hindernis zwischen den Silben, es bleibt im Mund und will nicht wieder gehen, wie ein schlechter Geschmack, den man sich ausspülen muss, vielleicht mit dem E, vielleicht ist man es dann los, das mürbe, das einem bescheinigt, gerade sehr dünnhäutig zu sein.

Wenn Frauen zu sehr leiden

Andrea hat einen Artikel von A. L. Kennedy aus der FAZ zum Anlass genommen, sich mal wieder mit der so genannten „Frauenliteratur“ zu beschäftigen. Leseempfehlung:

Störend daran ist jedoch weniger die Thematik (Kindheit und Familie gehören für mich zu den schwärzesten Abgründen, über die man überhaupt schreiben kann) als vielmehr der zart poetelnde Stil, der allen Erwartungen an eine „weibliche“ Sprache gerecht werden will. Und doch nur zum Klischee erstarrt. So wird vermeintliche Weiblichkeit zur Masche, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, werden Texte mit den von mir schon einmal beschriebenen Vögeln, Hunden, Wolken garniert, die, komplementär zu den männlichen Insignien der Welthaltigkeit, als Poesiebehauptungs-Interieur die Prosa vollstellen.

Mit schöner Regelmäßigkeit beobachte ich, daß dieser zärtelnde Stil besonders bei älteren Herren gut ankommt, die dann gerne mal Freundliches über diese schmalen Bändchen schreiben und ein großes, verträumtes Schwarzweißportrait der entsprechenden Dame in den Aufmacher hieven. Das ist dann sowas ähnliches wie positiver Sexismus: Ach, die Mädchen, ihre lyrische Sprache, ihre subtilen Empfindungen, diese Melancholie im Ausdruck.

Frau gegen Frau

Die Zeit erinnert an zwei Streitgespräche, die Alice Schwarzer im Fernsehen geführt hat: 1975 gegen Esther Vilar, die in ihrem Buch Der dressierte Mann die These vertrat, dass nicht Männer die Frauen ausbeuteten, sondern die Frauen die Männer, und 2001 gegen Verona Feldbusch, die überhaupt keine Thesen vertreten hat, sondern nur gut aussah. Der Artikel wurde leicht gekürzt aus dem Buch Je später der Abend … Über Talkshows, Stars und uns von Klaudia Brunst übernommen, das demnächst erscheinen wird:

„1975 wurde noch geredet, 2001 ging es nur noch um Körpersprache“, vergleicht Schwarzer nachträglich die beiden Streitgespräche. Tatsächlich „argumentiert“ Verona Feldbusch häufig körpersprachlich. Sie zieht ausgerechnet in dem Moment lasziv die Jacke aus (und legt so ihr Dekolleté frei), als Alice Schwarzer auf Kerners Frage antworten muss, was die Feministin an dem Sexsymbol schätze. Wenn Schwarzer sich kurz an sie wendet und etwas herablassend sagt: „Entschuldigen Sie, wenn ich einen sexualwissenschaftlichen Diskurs führe“, haucht Feldbusch nur ein höfliches „Ohbittesehr“ und wechselt aufreizend gelangweilt ihre Beinstellung. Aber ist das alles wirklich so neu? Auch das Streitgespräch „Alice kontra Esther“, aus dem Alice Schwarzer als Gewinnerin hervorging, wurde von den Kritikern vor allem anhand der habituellen und nonverbalen Zeichen gedeutet. In den Rezensionen geht es ausführlich um die Optik (Vilar trägt die helle Hose, Schwarzer den dunklen Rock), um sanfte und aggressive Stimmlagen, um laszive und angriffslustige Körperhaltungen. Kurz: Nicht erst in der Auseinandersetzung mit Verona Feldbusch, sondern bereits 1975 trumpften nicht allein die vorgetragenen Argumente. Schon damals begründete Schwarzers „betroffen-aggressiver“ Auftritt ihr Image („blond, schmal, von scharfer, drängend nervöser Intelligenz“). Dass Schwarzers Disput mit Esther Vilar im Vergleich zur Begegnung „Schwarzer versus Feldbusch“ als so fundiert, aufrichtig und inhaltsvoll in Erinnerung blieb, ist letztlich nur dem historischen Kontext des Fernsehereignisses zu verdanken: 1975 ist die Auseinandersetzung mit dem Feminismus gerade erst debattenfähig geworden. 2001 ist sie nicht einmal mehr talkshowfähig.

Bie böse Buchstabenkombination: Business-Blogs

Aber diesmal nicht von fiesen Consultants, sondern von Künstlern. In Amerika werden zunehmend Weblogs von Regisseuren zum Marketing-Tool für ihre Filme, schreibt die
L. A. Times:

Costing almost nothing to maintain, the vast majority of blogs are mental clearinghouses for their authors, lo-fi Web confessionals or bully pulpits that vary from current events to niche pastimes to sex. Directors’ blogs, by contrast, are slickly engineered to virally market their movies – to stoke fan ardor.

Some observers say this approach allows studios to put a spin on moviemaking – and, by playing to fan interest, head off potential controversies. Movie marketers say the sites allow blogger-directors to reach out to fans in an up-close-and-personal way.

“People are looking for ‘real content,’ ” said Adrian Sexton, vice president of digital marketing for Lions Gate Films, which hosts several directors’ blogs. “With a blog, people can look for themselves at the way you handle your choices creatively, where you got the money for the film, how you landed the talent. They can see something outside the usual way moviemaking is presented.”

Ich glaube zwar nicht, dass in den Weblogs intimere Details über die Drehbarbeiten zu lesen als später auf der DVD zu erfahren sein werden, aber ich finde es spannend, beim Prozess des Filmemachens dabei zu sein. Aber auch hier hängt meine Faszination eher vom Schreibstil des Autors ab als von den wahnsinnig wichtigen Hintergrundinfos – die ich inzwischen sogar fast immer auf der DVD vernachlässige, weil ich sie gar nicht wissen will (außer bei Nerdfilmen wie den Lord of the Rings-Teilen natürlich).

Im Artikel werden folgende Blogs oder ähnliche Publikationsformen erwähnt:

Kong is King
, das Weblog von Peter Jackson zu den Dreharbeiten von King Kong

Blue Tights Adventure Networks, das Weblog von Brian Singer über seine Dreharbeiten zu Superman (viele Quicktime-Filmchen, weniger Texteinträge)

Garden State, das Weblog von Zach Braff über den gleichnamigen Film

Serenity, eher Forum als Weblog von Joss Whedon, dem Erfinder von Buffy the Vampire Slayer, über seinen Film Serenity

The One Lion, Spin-Off von The One Ring, über den Narnia-Film Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe

Lions Gate Directors hat gleich mehrere Weblogs, zum Beispiel von Rob Zombie, David Duchovny, Tyler Perry und den Spierig-Brüdern zu ihren jeweils neuesten Filmprojekten. Mal mehr, mal weniger regelmäßig aktualisiert.

Ansonsten hätte ich noch:

Natürlich das Weblog von Kevin Smith, My Boring Ass Life.

Avary’s Domain von Roger Avary.

Auf das Rent-Blog hatte ich ja schon einmal hingewiesen, mache es aber gerne nochmal, weil es anscheinend regelmäßig gepflegt wird.

Die BBC veröffentlicht mehrere Director’s Diaries, eher Kolumnen als Blogs, unter anderem von Danny Boyle (Trainspotting) und Roger Michell (The Mother).

Das angebliche Movie-Blog für The Hitchhiker’s Guide können wir mit fünf Einträgen vom letzten Jahr allerdings getrost in die Tonne kloppen.

Two sides of summer

Die verlegte Haltestelle zwingt meinen Bus zu ewigen Ampelstopps. Da wird gerne mal ein Rotlicht als dunkelgelb interpretiert, um wenigstens halbwegs im Zeitplan zu bleiben. Ist mir recht, denn mir ist heiß. Nicht nur mir. Als der Bus arg spät über die Kreuzung fährt und dabei den Gegenverkehr behindert, springt aus dem ersten Auto, das wegen des Busses bremsen muss, der Fahrer aus und prügelt brüllend an die Scheibe des Busfahrers. Der fährt grimmig weiter und wünscht sich wahrscheinlich, es wäre nicht so heiß.

Auf der weiteren Fahrt nach Hause kommen wir an meiner kleinen Videothek vorbei, die direkt neben einem ebenso kleinen Elektrogeschäft liegt. Beide Läden haben kein Fenster, nur durch die weit geöffnete Eingangstür strömt Luft herein. Den Chefs ist es anscheinend immer noch zu warm; sie haben es sich gemeinsam auf zwei auf die Straße gestellten Waschmaschinen gemütlich gemacht. So lehnen sie entspannt an der Hauswand und prosten sich mit Wasserflaschen zu, während sie meinem Bus hinterherschauen und sich vielleicht wünschen, es bliebe so heiß.

Was Film-Nitpicking mit Bloggen zu tun hat …

… weiß der Guardian:

Nitpicking is to film criticism as blogging is to journalism. The hunters bring a fearsome critical attention to what they watch on screen. “Watch” is probably the wrong word – that’s what we do. They “study” their films. The most sophisticated sites offer clips of the errors you can play over and over – can you, or can’t you, see the flesh-coloured pads on Buffy’s knees?

Der Artikel schreibt über den am meisten „genitpickten“ Film (Titanic, was sonst) und erwähnt die schöne Szene in Star Wars, in der ein Storm Trooper unelegant in einen Türrahmen rennt. Aber, und das war für mich neu, anscheinend werden die bösesten Fehler in Kinofilmen für die DVD korrigiert:

In Assault on Precinct 13 a nitpicker pointed out that the pills (supposedly illegal OxyContin) that Ethan Hawke pops every few minutes are, visibly, Ice Breaker breath mints. In Raiders of the Lost Ark, when Indie has his eyeball scene with the cobra in the Well of Souls, the sharp-eyed moviegoer will see the hero’s reflection on the safety glass.

But, however sharp-eyed, you won’t see Indie’s reflection in the latest DVD set. Like Ethan’s breath-fresheners, it’s been edited out. Thank you, nitpickers. Occasionally the industry enters into the spirit of it all. In the latest Star Wars DVD set the stormtrooper now whacks his head with an audible thump added to the soundtrack. George Lucas obviously aligns himself with those masters of Renaissance painting who inserted a deliberate flaw in their magnum opus, as an act of Christian humility. Only God (or Spielberg) can create the perfect work of art.

Ich bin kein übermäßig begabter Nitpicker. Ich achte auch, ehrlich gesagt, nur selten auf Anschlussfehler; entweder weil der Film grottenlangweilig ist und ich sonst nichts zu tun habe oder weil ich ihn schon dreimal gesehen habe und weiß, was in der nächsten Szene passiert. Die Fehler, die mir auffallen, müssen schon riesig sein. So zum Beispiel die Szene in Thelma & Louise, wo die beiden sich in der Countrybar die Kante geben und bei jedem Schnitt/Gegenschnitt die Margarita-Gläser voll, halbvoll, voll, halbvoll sind. Oder wie die lustige Landpartie in As Good as it Gets im offenen Cabrio anfängt und im geschlossenen aufhört. Oder Eat Drink Man Woman, der mein persönlicher Gewinner ist in der Kategorie „Jedes Mikro vom Set muss mindestens einmal im Bild zu sehen sein“. Seit Thelma & Louise achte ich auf Gläser, auch wenn ich nicht drauf achten will, und ich gucke gerne auf Uhren. Ansonsten bin ich eher ein genügsamer Zuschauer, der sich willig auf die mir dargebotene Unterhaltung einlässt und gar keine Lust hat, sich das filmische Vergnügen mit Erbsenzählen zu versauen. Das mache ich erst mit der DVD. Wenn überhaupt.

As seen on TV

Wer überprüfen will, ob ich in diesem Eintrag auch wirklich alle Futurama-Taglines richtig abgetippt habe, kann hier den fotografischen Beweis sehen.

(Und ich dachte immer, ICH sei bescheuert. Da geht anscheinend noch was.)

(flickr-Link via nerdcore)

Salon Summer School

Salon hat ein etwas seltsam anmutendes, neues Feature: die „Salon Summer School“. Jeden Montag liefern Salon-Autoren eine Buchbesprechung ab, aber nicht zu den gerade aktuellen Neuerscheinungen (das wäre ja nichts Besonderes), sondern über ein Buch, das der jeweilige Autor schon immer lesen wollte, in der Schule verpasst hat, sein Jahren auf seinem Nachttisch verstauben lässt oder ähnlich. Genaueres erfährt man hier. Die Serie erscheint jeden Montag bis in den August. Den Anfang macht Laura Miller mit einer Rezension von Krieg und Frieden von Tolstoi.

Ihre Besprechung liest sich gut, aber sie fühlt sich schon ein bisschen seltsam an. Es ist ungewohnt, ein Buch besprochen zu sehen, das schon ein Jahrhundert auf dem Buckel hat. Irgendwo habe ich mal zum Thema Filmkritiken gelesen: „Besprich einen Film sofort bei Filmstart oder lass es ganz.“ Denn sofort nach Veröffentlichung sind alle Eindrücke noch unverfälscht, noch nicht durch andere Kritiken oder Stimmen von Freunden gefiltert. Man erlebt einen Film anders, wenn man zu den ersten gehört, die ihn sehen. Und genauso ist es mit Büchern. Die Kritik zu Krieg und Frieden liest sich vielleicht auch deshalb so seltsam, weil man den Film dazu schon kennt. Oder weil man sich fragt – besser: weil ich mich frage, warum man noch eine Besprechung für ein Werk braucht, das schon dutzende von König’s Erläuterungen nach sich gezogen hat.

Mir ist schon klar, dass der Antrieb hinter der Summer School ein anderer ist als der hinter aktuellen Kritiken: Was sagen uns die Klassiker? Sollte man sie wirklich gelesen haben oder kann man auch beruhigt sterben, ohne jemals einen Blick in Der Zauberberg geworfen zu haben? Ohne groß darüber nachzudenken, würde ich sagen: Ja logisch. Ich werde wahrscheinlich in meinem Leben noch mehrere Versuche unternehmen, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit durchzulesen, werde aber garantiert wie immer bereits bei In Swanns Welt scheitern. Genau wie ich nie The Great Gatsby durchhalte oder Ulysses oder Dantes Inferno.

Aber immerhin kann ich die genannten Werke fast unbenutzt weitervererben.

readme

Dr. Matthias O. Will, evangelisches Weblog aus Darmstadt.

German Joys, Weblog eines Amerikaners, der in Düsseldorf lebt und unter anderem über die deutsche Sprache schreibt. Außerdem hat er mein Weblog als pleasant und lively bezeichnet. Schon gewonnen. (Bitte beachten Sie zum Beispiel diesen Eintrag aus der Reihe German Word of the Week, der sich mit dem Begriff Lügengebäude und dem Unterschied zwischen U und Ü befasst.)

Spruced, halt schön halt. (Read this. Or this.)

I think he was a journalist, auch schön halt.

Und zu guter Letzt zwei der kürzlich gestarteten Focus-Blogs: einmal das von Andrea Nahles (SPD) und für den schönen Kontrast das von Ursula von der Leyen (CDU).

Dankeschön, darling, dankeschön …

… für die vielen Angebote meiner lieben Leser, mir das Hörspiel zu The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy zuzuschicken, zu brennen oder auch die Hinweise auf diverse Webseiten. Ich bin auf die freundliche Offerte von Screwtape’s zurückgekommen und pfeife seit gestern fröhlich die Titelmelodie mit. Nochmal ein dickes Danke an alle.

(THAT’S what weblogs are for.)

De-Lovely

Sentimentale Nummerrevue über das Leben von Cole Porter. De-Lovely nutzt den Kunstgriff des Erzählers, in diesem Fall Porter selbst, der sich, zusammen mit einem Regisseur, sein eigenes Leben auf einer Bühne anschaut. Das ganze ist weitaus besser gelungen als die seltsame Rahmenhandlung in z. B. Beyond the Sea und hat auch keine Scheu davor, den Film eher ein Musical als einen Spielfilm werden zu lassen. So gibt es spätestens alle zehn Minuten einen Porter-Song zu hören und den nicht nur alibihaft angespielt, sondern fast in voller Länge.

Kevin Kline überzeugt sowohl als jugendlicher als auch als gealterter Komponist. Ashley Judd als seine Ehefrau kann mir zwar auch nicht erklären, warum sie ihr Leben mit einem homosexuellen Mann verbringen will, aber komischerweise hat das nicht mal gestört. Ich habe die Figuren allesamt einfach so hingenommen, wie sie mir präsentiert wurden; ihre Hintergründe wurden kaum bis gar nicht erklärt, sie waren einfach da, lebten, sangen, lachten und weinten und verschwanden wieder. Jeder Lebensabschnitt von Cole und Linda Porter wurde mit den dazu passenden Stücken untermalt, die meist von bekannten Sängern dargeboten wurden. So dürfen unter anderem Sheryl Crow, Alanis Morrissette, Diana Krall und Elvis Costello Cole-Klassiker präsentieren, entweder als Teil der Musical-Inszenierung auf der Bühne, die der alte Porter sieht, oder als Bandleader in der Spielfilmhandlung, die von der Bühnenhandlung unterbrochen wird. Sie passen allesamt sehr gut zu ihren Stücken und Kostümen. Der einzige, der mich komischerweise genervt hat, war Robbie Williams, der den Titelsong des Films auf der Porter-Hochzeit singen darf und dabei eben nicht wie ein Bandleader im Jahre 1919 aussieht, sondern wie – Robbie Williams. Leider.

De-Lovely wirkt sehr liebevoll und doch gleichzeitig seltsam traurig. Die Musikstücke im Film sind entweder voll Lebenlust oder sentimentale Liebeslieder; sie wirken stets freudig oder zumindest so, als wäre Porter für die Zeit der Komposition gut gelaunt gewesen. Die Handlung um die Stücke herum wirft aber ein anderes Licht auf Porters Leben. Ich weiß nicht, ob es wirklich so war, aber nach dem Film hatte ich das Gefühl, dass der Mann nie richtig glücklich gewesen ist und nur Lieder darüber geschrieben hat, wie es sich vielleicht anfühlen könnte.