Wenn Frauen zu sehr leiden

Andrea hat einen Artikel von A. L. Kennedy aus der FAZ zum Anlass genommen, sich mal wieder mit der so genannten „Frauenliteratur“ zu beschäftigen. Leseempfehlung:

Störend daran ist jedoch weniger die Thematik (Kindheit und Familie gehören für mich zu den schwärzesten Abgründen, über die man überhaupt schreiben kann) als vielmehr der zart poetelnde Stil, der allen Erwartungen an eine „weibliche“ Sprache gerecht werden will. Und doch nur zum Klischee erstarrt. So wird vermeintliche Weiblichkeit zur Masche, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen, werden Texte mit den von mir schon einmal beschriebenen Vögeln, Hunden, Wolken garniert, die, komplementär zu den männlichen Insignien der Welthaltigkeit, als Poesiebehauptungs-Interieur die Prosa vollstellen.

Mit schöner Regelmäßigkeit beobachte ich, daß dieser zärtelnde Stil besonders bei älteren Herren gut ankommt, die dann gerne mal Freundliches über diese schmalen Bändchen schreiben und ein großes, verträumtes Schwarzweißportrait der entsprechenden Dame in den Aufmacher hieven. Das ist dann sowas ähnliches wie positiver Sexismus: Ach, die Mädchen, ihre lyrische Sprache, ihre subtilen Empfindungen, diese Melancholie im Ausdruck.