2025 revisited
(2024, 2023, 2022, 2021, 2020, 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003.)
1. Der hirnrissigste Plan?
Drei Dienstreisen ins Ausland in vier Wochen hintereinander buchen.
2. Die gefährlichste Unternehmung?
Passau, Schneefahrt im Auto, Berg, Blitzeis. Ging den anderen Autofahrenden allerdings auch so. Wir haben dann lieber alle angehalten und vermutlich 75% aller Schulbusse in Passau eingekesselt. Eine Stunde hat’s gedauert, bis wir vorsichtig weiterfahren konnten. Und ich hatte nicht mal ein Buch dabei! Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte.
3. Die teuerste Anschaffung?
Eine Handtasche. Ja, ich bin jetzt in diesem Alter.
Vielleicht sollte ich im nächsten Jahr die Kategorie umbenennen in „Die beste Anschaffung“. Da würde in diesem Jahr allerdings auch die Handtasche stehen.
4. Das leckerste Essen?
Sehr gut gefallen haben mir Steins Traube in Mainz, das Wils in Amsterdam, der Rote Hahn in Regensburg, wie immer das Geburtstagsessen im Alois sowie der erste Stern in Passau Marcel von Winckelmann. Mehrfach genossen, wie immer: das Tschecherl. Neu in diesem Jahr: Die Waltz-Jungs haben die Weinbar Garbo aufgemacht, und es ist dort genauso, aber anders nett als im Waltz. Auch neu und gleich ein Lieblingsladen: das Mokum. In Passau speist man sehr gut bürgerlich in der Stiftsschänke, und ich rede immer noch über den wirklich hervorragenden kleinen Wirtshaussalat, der mein Schwabentöpfchen begleitete. Außerdem liebe ich jedes Baguettescheibchen, das ich im Airfryer blitzschnell mit Käse überbacken kann.
5. Das beeindruckendste Buch?
Sachbuch:
– Klaus Mann: Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht (1952). Mephisto war im letzten Jahr mit ein Buch des Jahres, und mit seiner Autobiografie ist der Klaus mein liebster Mann geworden.
– Mike Laufenberg: Queere Theorien zur Einführung (2022)
– Shulamit Volkov (Ulla Höber, Übers.): Deutschland aus jüdischer Sicht. Eine andere Geschichte vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart (2022)
– Sebastian Peters: Hitlers Fotograf. Heinrich Hoffmann. Eine Biografie (2025)
Fiktion:
– Vladimir Nabokov (Klaus Birkenhauer, Übers.): Verzweiflung (1936)
– Taffy Brodesser Akner: Long Island Compromise (2024)
– Dana Vowinckel: Gewässer im Ziplock (2024)
– Percival Everett: James (2024)
6. Was hast du 2025 gelernt?
Dass in der Kunsthistorikerin auch immer noch die Werberin steckt. Dass der CSD viel mehr ist als eine Party. Dass auch ein 600-Tage-Streak auf Duolingo nicht dazu führt, dass ich in Paris panikfrei Essen bestelle. Dass auch eine langjährige Beziehung noch so viel besser werden kann. Dass mein 20 Jahre alter Badeanzug noch passt (und ich mich in ihm wohlfühle). Dass ein ganzes Jahr an mir vorbeirauschen kann, weil es so vollgepackt mit spannenden Dingen ist. Dass ich alles vergesse, wenn ich nicht darüber blogge.
7. Die beste Musik?
Jeden Tag BR Klassik, wenn ich zur Arbeit bzw. heimfahre. Und vermutlich die drei CDs, die mir F. zu Weihnachten geschenkt hat, von denen ich aber erst eine gehört habe. Die Musik stammt von meinem Liebling Martinů und ist daher natürlich toll. War eine Empfehlung der Zauberflöte; wer in München was Klassisches kaufen möchte, geht bitte dringend in diesen Laden.
8. Das schönste Konzert?
Durch die ganze Pendelei habe ich an den Wochenenden meist nur rumgelegen, weil ich froh war, nirgends hinzumüssen. Ich war, wenn ich meinen Tickets glauben darf, nur zweimal mit F. in der Isarphilharmonie. War bestimmt beides schön, aber ich weiß es nicht mehr. Müsste mal wieder bloggen.
9. Die tollste Ausstellung?
Die Neue Sachlichkeit. Eine Jahrhundertausstellung in der Kunsthalle Mannheim, die eh einen Besuch wert ist. John Singer Sargent im Musée d’Orsay, wo ich endlich Madame X im Original bewundern konnte. Love you for infinity im Sprengelmuseum Hannover ist auch toll, läuft noch bis Februar, schnell hin!
Außerdem war ich, hust, erstmals im Louvre, hust, was auch ein ganz hübsches, kleines, intimes Museum ist, wo man ein bisschen was angucken kann, wenn nicht gerade eine Milliarde andere Menschen vor einem steht. Bei der Nike von Samothrake ein Tränchen verdrückt. Trotz der Milliarde.
10. Die meiste Zeit verbracht mit …?
Provenienzforschung, also: in Akten wühlen, in Archiven sitzen, durch Inventare blättern, durch Datenbanken forsten, Dinge zusammenpuzzeln und ausschweifend aufschreiben. Es ist meist total frustrierend, weil man selten alles findet, aber der Prozess ist herrlich. Ja, ich weiß, das klingt komisch, wenn ich darüber schreibe, wie herrlich ich es finde, Diebesgut hinterherzuforschen. Aber ich finde ja nicht den Raub herrlich oder dass wir 80 Jahre nach Kriegsende immer noch Dinge und Eigentümer*innen suchen. Das finde ich, ganz im Gegenteil, zum Kotzen.
11. Die schönste Zeit verbracht mit …?
Provenienzforschung und F.
12. Vorherrschendes Gefühl 2025?
Das ist bis auf Kleinigkeiten gerade alles ganz hervorragend.
13. 2025 zum ersten Mal getan?
Einen Forschungsantrag abgenickt bekommen. Einen Plastik-Weihnachtsbaum gekauft. Einen Weihnachtsbaum Mitte November aufgestellt, denn von mir aus kann immer Weihnachten sein. Auf dem CSD gewesen. In Mannheim und Mainz gewesen und in Landshut, wo ich sonst immer nur durchfahre. In Wien krank geworden. In Amsterdam krank geworden. Dienstreisen abgerechnet. Eine Feuerschutzübung mitgemacht. Als Talking Head in einer TV-Dokumentation mitgewirkt. Mit Erbberechtigten von Raubkunst gesprochen. Entschädigungsakten gelesen. Überhaupt viele Quellen kennengelernt, die ich bisher nur theoretisch kannte. Tausend Dinge bei der täglichen Arbeit gelernt und zum ersten Mal gemacht, die den kompletten Blogeintrag sprengen würden. Bis auf wenige Ausnahmen jeden Tag nicht nur gerne, sondern regelrecht vorfreudig zur Arbeit gefahren.
14. 2025 nach langer Zeit wieder getan?
In Paris gewesen (mich mit der Stadt versöhnt, so irgendwie, halbwegs, wird vermutlich nie ganz meine werden). Regelmäßig Auto gefahren. In einem Schwimmbad gewesen. Anwälte zu Dingen befragt.
15. Drei Dinge, auf die ich gut hätte verzichten können?
Dass die Zweitwohnung in Passau grundsätzlich und immer zu warm ist. Wochenendbeziehung. In den Lieblingsstädten krank werden.
16. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
„Du bist gut so, wie du bist.“
17. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Fast jede Woche 400 Kilometer Autobahn oder sechs Stunden Zug.
18. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Die Zusage zum Forschungsprojekt ab August 2026 in München. Danke, DFG. In der Projektbeschreibung gehören um den ersten Satz zitatanzeigende Anführungszeichen. Macht mich irre, dass die irgendwie untergegangen sind.
Runner-up zum besten Geschenk: Wenn ich nicht 400 Kilometer fahren musste, sondern F. nach Passau kam. Und das Geburtstagswochenende der Quasi-Schwiegermutter, die uns alle in ein äußerst nettes Hotel einlud, wo ich erstaunt feststellte, wie angenehm so ein Spa ist.
19. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Ich liebe dich.“
20. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
„Ich liebe dich.“
21. 2025 war mit einem Wort …?
Großartig.