Tagebuchbloggen 22.02.2010 –
Die Neues-Buch-angefangen-Edition

“It took me several visits to the gallery to understand that the man whose back looked very much the same from one painting to another was aging. I noticed that wrinkles formed at the back of his neck and that his skin changed. Moles multiplied. In the last painting there was a small cyst behind Sy’s ear. By some miracle of art or nature, however, his hair remained black in every one. Bill’s rendering of his father, always clad in a dark suit, reminded me of seventeenth-century Dutch paintings, but without their illusion of depth. The smooth, clear image of the man’s back was lit from the left side of the canvas, and every fold in the suit’s material, every speck of dust on a padded shoulder, every crease in the black leather of a shoe had been painstakingly depicted. But what fascinated spectators was the material Bill had applied over this initial image, which partly obscured it – the letters, photographs, postcards, business memos, receipts, motel keys, movie ticket stubs, aspirins, condoms – until each work became a thick palimpset of legible and illegible writing, as well as a medley of the various small objects that fill junk drawers in almost any household. There was nothing innovative about gluing foreign materials to a painting, but the effect was very different from Rauschenberg’s dense layerings, for example, because the debris in Bill’s canvases had been left behind by one man, and as I moved from one painting to another, I enjoyed reading the scraps. I especially liked a letter written in crayon: “Dear Uncl Sy, Thank you for the relly neet racing car. It’s relly neet. Love, Larry.” I studied the invitation that read, “Please come and celebrate Regina and Sy’s Fifteenth Wedding Anniverary. Yes, it’s really been that long!” There was a hospital bill for Daniel Wechsler, a playbill from Hello, Dolly!, and a torn, wrinkled piece of paper with the name Anita Himmelblatz written on it, followed by a telephone number. Despite these momentary insights into a life, the canvases and their materials had an abstract quality to them, an ultimate blankness that conveyed the strangeness of mortality itself, a sense that even if every scrap of a life were saved, thrown into a giant mound and then carefully sifted to extract all possible meaning, it would not add up to a life.”

What I Loved, Siri Hustvedt, Picador 2003, Seite 46

Tagebuchbloggen 21.02.2010 –
Die Entenbrust-Edition

Und dann gibt’s Essen, das mag einfach nicht wirklich lecker aussehen, auch wenn’s so geschmeckt hat. Unsere Barbarie-Entenbrust von Sonntag abend war innen rosa (weswegen sie mit und ohne Blitz, mit und ohne Photoshop, von nah und fern wie eine Schlachteplatte aussah und nicht wie feines Fresschen), außen kross und liebevoll mit einer Johannisbeer-Honig-Sauce betupft; ich hatte sie vorsichtig aufgeschnitten, der braune Rand der ansonsten weißen Teller harmonierte wunderbar mit dem Vögelchen, mein grünes Tischset bot einen herrlichen Kontrast zu den dunkelroten Saucetröpfchen und trotzdem – irgendwie sah das alles doof aus. Jedenfalls auf dem Foto. Aber ihr müsstet das ja jetzt trotzdem gut vor eurem hungrigen Auge sehen.

Das Rezept für Ente und Sauce stammt von hier, wo auch ein herrlich schmackiges Bild zu finden ist. Auch die Beilage war bei uns die gleiche: Kartoffelgratin. Dafür Kartoffeln ziegelartig in einem Souffleeförmchen schichten, jede Schicht ordentlich salzen, jede zweite leicht pfeffern, mit Sahne bis zur obersten Schicht auffüllen und bei 200° so lange backen, bis die Sahne verkocht ist.

Ich hatte einen Merlot dazu und ein dickes Grinsen im Gesicht. Meine erste Ente! Entwickele langsam Muttergefühle für meine Pfannen und Töpfe. Was die alles können.

Why must I eat a crustacean in love?

Samstag morgen habe ich zum ersten Mal Riesengarnelen gekauft. Auf Twitter und per Mail kamen diverse Tipps – mit Panzer, ohne, gleich ausgenommen kaufen, wie lange braten, wie zubereiten –, die ich in meinem Herzen bewegt habe, um dann an der Fischtheke im Frischeparadies zu sagen: mit allem.

Wenn ich mich schon nicht traue, dabei zuzugucken, wie ein Schwein geschlachtet wird, dann will ich wenigstens toten Krustentieren die Köpfe selbst abdrehen und sie entdarmen. Mal wieder darüber nachdenken, was man da so isst. Also habe ich die Garnelen komplett gekauft, und nun liegen sie in unserer Küche, grausilber, feuchtglänzend, leicht nach Fisch duftend, mit mehr Beinchen als ich erwartet hatte und seltsamen Tentakeln, und überhaupt bin ich jetzt gerade der Meinung, ein Marmeladenbrot als Abendessen sei auch ne dufte Sache.

Im ganzen Internet habe ich keine vernünftige Anleitung gefunden, wie man respektvoll und vor allem so, dass man sie beim Ausnehmen nicht zerfleddert, mit den Krabbeltieren umgeht. Wie gut, dass wir noch Kochbücher im Schrank haben. In diesem sind freundliche Bilder, an die der Kerl und ich uns dann auch gehalten haben.

Wenn man Gustav oder Gloria Garnele den Kopf abdreht, kommt noch etwas ockerfarbene Flüssigkeit mit. Wir haben Witze darüber gemacht, ob das jetzt das Gehirn ist und wieso bei manchen mehr und bei anderen weniger rauskommt. „Die mit dem kleineren Hirn sind die Männchen.“ — „Und die mit dem leeren Darm sind die Weibchen, die gehen ja dauernd aufs Klo.“

Die erste Garnele finde ich wirklich eklig, und ich habe kurz über ein Leben als Vegetarierin nachgedacht, aber man hat sich ziemlich schnell daran gewöhnt, mit den Viechern umzugehen; das leise Knacken, wenn man mit dem Messer den Panzer aufschneidet, das sandige Gefühl an den Fingerspitzen, wenn man einen gefüllten Darm erwischt. Im Kochbuch steht noch der nette Hinweis, dass man die Köpfe aufheben könne, um zum Beispiel ein Süppchen draus zu machen, aber die Idee kann mir nicht mal der Kerl schmackhaft machen. Ich fühle mich eh schon wie im Schlachthaus, als gerade mal zehn von den Tieren vor uns liegen, und freue mich darauf, wieder so was Normales wie Zwiebeln und Zitrone unterm Messer zu haben. Denn daraus – und Knoblauch, Petersilie und Olivenöl – mache ich jetzt eine Marinade, in der die kopflosen Krustentiere noch eine Stunde baden dürfen.

Dazu soll es einen Salat und Brot geben. Der Salat fällt mit Postelein, Chicoree, Rotkohl und Radieschen vielleicht ein bisschen zu bodenständig aus, und das Bauernbrot mit Leinsamenkruste ist dann auch nicht gerade mediterranes Baguette, aber egal. Ich will ja nicht alles in eine Schüssel hauen.

Nach dem Marinieren landen die Garnelen in einer Pfanne mit dem Marinadeöl. Ein Geruch steigt auf, der mir bekannt vorkommt, den ich aber nicht verorten kann – aber ich weiß sofort: Den finde ich unangenehm. Erst Stunden nach dem Essen fällt mir wieder ein: So haben die Jakobsmuscheln gerochen, die ich einmal ausprobiert habe. Die waren fieses Tiefkühlzeug und haben mir sowas von überhaupt nicht geschmeckt, und ich habe zwei Tage darunter gelitten, dass in der Küche immer noch Spuren dieses Geruchs vorhanden waren, bis ich wirklich zu Raumspray gegriffen habe, um den Rest loszuwerden. Die Garnelen riechen nicht ganz so schlimm, aber sobald der Geruch da ist, ahnt mein Kopf, dass das nicht unbedingt mein Lieblingsessen werden wird.

War’s dann auch nicht. Ich glaube, wir haben den Garpunkt richtig gut hingekriegt; das Fleisch war fest, aber nicht zäh, sehr angenehm beim Kauen, aber ich mochte den Eigengeschmack der Garnelen eben nicht. Nicht wirklich eklig, aber doch so, dass ich mir selber sagen musste, das ist okay, das ist nicht schlimm, runterschlucken und schnell Wein drauf. (Ein goldgelber Sancerre übrigens.) Ich habe zwei gegessen und mich dann sehr über den Salat mit seinem wunderbaren Dressing aus Zitronensaft, Ahornsirup, Granatapfelkernessig und Olivenöl und über das geröstete Brot mit kalter Butter und Meersalz gefreut.

Der Kerl hat seine Garnelen so mit Salz, Pfeffer und Zitrone zugehauen, dass ich sie auch mochte – aber eben nur, weil sie nach Salz, Pfeffer und Zitrone und nicht nach Garnele geschmeckt haben. Ich weiß nicht, ob das der Sinn von Krustentieren ist, dass man sie mit Fremdgeschmack übertüncht isst, weil ihr Fleisch eine schöne Konsistenz hat, aber das erschließt sich mir nicht. Ich würde die Viecher gerne noch einmal probieren, von einem Profi zubereitet im Restaurant, aber ich möchte sie nicht nochmal in der eigenen Küche haben.

Die Garnelen wird’s freuen.

garnele_postelein

(Die Headline ist natürlich eine kleine Verbeugung vor dieser Sendung.)

Tagebuchbloggen 20.02.2010 –
Die Linkschleuder-Edition

Kuchen gebacken. Sehr lecker. Tolle Konsistenz, auch wenn mein Kuchen aufgeschnitten nicht ganz so aufgeräumt war.

– Zum Kuchen die nächste Sorte aus dem Grüner-Tee-Probierpaket von Tee-Gwschwender getestet. Schmeckt alles. Will mehr. Stelle überrascht fest, dass mir auf einmal Tee so sehr schmeckt, dass ich nicht nach einer Kanne gelangweilt bin und wieder Coke Zero trinken will. (Habe seit Wochen keine Coke Zero mehr getrunken.)

Einkaufen gewesen. Verstehe den Bohei um den Laden nicht, werde aber nochmal hingehen. Alleine für die Valrhona-Schokolade. (Bitte bei der Valrhona-Seite nicht auf die deutsche Subdomain klicken. Da wurde anscheinend kein/e Übersetzer/in beschäftigt. „Aktualitäten“? „Unsere Ausnahme“?)

Wirres sieht leicht anders aus. Ich finde es sehr schön, dass ich geistig nicht mehr den kackenden Hund ausblenden muss.

Nochmal zu Frau Hegemann, via Bovs Gezwitscher: „Die nächste Mitteilung kann nun von einer Zwölfjährigen erwartet werden, die noch nicht einmal Lust hat, sich in den Arsch ficken zu lassen, weil sie „Axolotl Roadkill“ gelesen hat und nun sicher ist, dass sie das auch nicht weiterbringt.“

Tagebuchbloggen 19.02.2010 –
Die Mach-mal-Pause-Edition

Seite 227 von 1.040 beim Mann ohne Eigenschaften – reicht erstmal. Ich lege das Buch jetzt weg. Aufgeben will ich zwar noch nicht, aber momentan möchte ich dringend was anderes lesen. Denn so schön wie es angefangen hat, ging es leider nicht weiter. Die Beschreibungen des alltäglichen Lebens und der Beziehungen zwischen den Personen sind durchaus faszinierend, aber die sehr ausführlichen Introspektiven der Hauptfigur Ulrich sind dann doch eher zäh und überspannt. Aber nicht so toll überspannt wie bei Proust, sondern schlicht und ergreifend langweilig. Manchmal immerhin mit überraschenden Wendungen (Seite 152):

„Es ist so natürlich, daß der Geist als das Höchste und über allem Herrschende gilt. Es wird gelehrt. Was kann, schmückt sich mit Geist, verbrämt sich. Geist ist, in Verbindung mit irgendetwas, das Verbreitetste, das es gibt. Der Geist der Treue, der Geist der Liebe, ein männlicher Geist, ein gebildeter Geist, der größte Geist der Gegenwart, wir wollen den Geist dieser und jeder Sache hochhalten, und wir wollen im Geiste unserer Bewegung handeln: wie fest und unanstößig klingt das bis in die untersten Stufen. Alles übrige, das alltägliche Verbrechen oder die emsige Erwerbsgier, erscheint daneben als das Uneingestandene, der Schmutz, den Gott aus seinen Zehennägeln entfernt.“

Jeder hat ja mal so pseudo-tiefschürfende Tage, an denen er meint, dem Rest der Welt sagen zu müssen, worüber er morgens um 4 im Halbschlaf nachgedacht hat. Oder was er so in sein Moleskine geschrieben hat, als die dritte Flasche Wein leer war. So ähnlich sabbelt der Mann ohne Eigenschaften vor sich hin. Und das sind die Stellen, die mich im Moment ganz schrecklich nerven.

Deswegen kommt das Buch jetzt vorerst wieder ins Regal. Mit leisem Bedauern und der Hoffnung, es doch nochmal weiterzulesen.

Linguine mit Salsiccia und Zucchini

salsiccia_pasta

Salsiccia aus der Umhüllung quetschen (gibt’s einen Euphemismus für „Naturdarm“?), niedliche kleine Kugeln daraus formen, in Öl anbraten, Vollkornlinguine kochen, Zucchini mit einer Zwiebel und einer Knoblauchzehe anbraten, alles irgendwann zusammenwerfen, ordentlich Salz und Pfeffer drüber und gut ist. Und lecker ist.

(Und nebenbei sind da in der Überschrift drei sehr hübsche Wörter. Das Rezept ist nicht nur schmackig, das klingt auch so.)

Tagebuchbloggen 18.02.2010 (Süßkartoffel-Linsen-Salat, Zitronenmarzipan)

Sorry, wieder ein Fresspost. Ich mach ja nix außer Kochen und Essen. Gestern war ich noch beim Zahnarzt, aber das ist nicht so unterhaltsam wie Kochen und Essen. Und gearbeitet hab ich, aber das ist nur für mich so unterhaltsam wie Kochen und Essen. Daher also: Kochen und Essen, yay!

Ich traue mich kaum, es zuzugeben, aber ich habe mich einige Male auf der Webseite von Gwyneth Paltrow rumgetrieben. Kann man wunderbar drüber lästern, kann man aber auch einfach als freundliche Webseite für reiche, dünne Frauen mit sehr viel Zeit hinnehmen. Und ab und zu postet die Dame sogar Rezepte, die mehr als drei Kalorien haben, so wie das, was wir gestern gegessen haben: einen Salat aus grünen Linsen und Süßkartoffeln.

Zwei Möhren, eine Zwiebel und zwei Knoblauchzehen kleinschneiden. Oregano und Thymian nach Belieben dazuwerfen – bei Gwyneth jeweils ein Viertel Teelöffel, aber mit sowas fangen wir hier gar nicht erst an. Rein mit dem Zeug.

Alles in einem großen Topf auf mittlerer Hitze circa zehn Minuten anbraten, bis die Möhren etwas weicher geworden sind. Sagt jedenfalls Gwyneth. Ich habe mich im Nachhinein gefragt, warum die Möhren vorher weichwerden müssen, wenn sie danach eh mit zwei Tassen grünen Linsen (gewässert und hübsch sauber) und vier Tassen Wasser bedeckt und zum Kochen gebracht werden, um dann bis zu 40 Minuten im geschlossenen Topf vor sich hinzusimmern. In der Zeit müssten sie doch locker weichwerden, oder? Und 40 Minuten waren dann auch einen Tick zu lang; „bissfest“ konnte man die grüne Pracht leider nicht mehr nennen. Und „grün“ auch nicht.

Während die Linsen gar werden, den Ofen auf 200° vorheizen und auf einem Backblech zwei große Süßkartoffeln, in mundgerechte Stücke geschnitten, mit je zwei Esslöffeln Olivenöl und Ahornsirup und einer guten Prise Chili rösten, bis sie weich geworden sind.

Dann Linsen und Süßkartoffeln vermischen, ordentlich Petersilie drüber und zum Servieren nochmal mit Öl beträufeln und mit Meersalz aufhübschen.

suesskartoffel_linsen

So ganz hundertprozentig hat mich das Gericht nicht umgehauen, weil mir die Linsen zu dominant waren und ich wirklich gar nichts mehr vom Rest der leckeren Zutaten geschmeckt habe. Mal sehen, wenn ich nächstes Mal einfach die Mengen umkehre – mehr Süßkartoffeln als Linsen –, ob’s mir dann besser gefällt. Aber an das Allstar-Linsenrezept, das ich wirklich dauernd essen könnte, kommt es lange nicht ran.

„Nachtisch“ kann man das nicht unbedingt nennen, was wir dann noch auf dem Speisezettel hatten. Zufällig *hust* lagen bei uns in der Speisekammer noch Marzipanrohmasse und zartbittere Kuvertüre rum, und zusammen mit der abgeriebenen Schale einer Biozitrone habe ich daraus mal eben Marzipankonfekt gezaubert. Ich habe zwar weder eine Pralinengabel noch ein Abtropfgitter, aber ich ahne, was demnächst auf dem Amazon-Wunschzettel rumlungert. Gestern haben es aber auch eine Gabel und Alufolie getan.

zitronenmarzipan

Der Kerl meinte zwar zu meinen Kunstwerken, ihm hätte auch die Rohmasse in der einen und die Kuvertüre in der anderen Hand genügt, aber der Kerl ist auch jemand, der meinen geliebten Gummiteigschaber „Werkzeug des Teufels“ nennt, weil man mit ihm jede Schüssel so leer kriegt, dass für mein kleines Memmchen kein Teig mehr zum Auslecken bleibt.

Tagebuchbloggen 17.02.2010 –
Die gbdg-Edition

Beim Kerl und mir hängt jetzt Kunst überm Bett. Genauer gesagt, zwei getwitterte Druckgrafiken von Herrn Brunzema. Das Prinzip erklärt der Künstler mal eben selbst:

„Auf Twitter oder auf meinem Weblog kann man mir unter dem hashtag #gbdg (#gerd brunzema druck graphik) ein Stichwort, eine Frage, einen kurzen Satz übermitteln. Ich werde dann eine Druckgraphik dazu machen, und hier möglichst jeden Donnerstag (naja, oder Freitag…) veröffentlichen.“

Mein Tweet war der hier und sieht so aus:

gbdg_anke

Ist das nicht wunderschön, wie verliebt die zwei Weinflaschen sich anschauen? Hach. Außerdem erkenne ich eindeutig die Körperformen vom Kerl und mir *hust*.

Der zweite Tweet war der hier, und das sieht jetzt so aus:

gbdg_kerl

Das Besondere (deswegen bitte die Links anklicken): Zu den grafischen Umsetzungen gibt’s noch eine winzige Geschichte. Und wenn man sich die Werke dann hübsch in schwarz gerahmt bestellt, dann ist die hinten ausgedruckt im Bilderrahmen drin.

Ich bin von beiden Umsetzungen freudig überrascht; ich find’s ja immer lustig, was für Assoziationen kommen, wenn man Worte oder Sätze loslässt. Nochmals vielen Dank an den Künstler – und gleichzeitig die Aufforderung an die freundlichen Leser und Leserinnen, doch mal selbst ein bisschen Kunst zu erwerben. Oder wenigstens zu twittern. Worte und Sätze kann es nämlich nie genug geben.

Im hinteren Drittel gibt es seitenlange Passagen über Landwirtschaft, Schnepfenjagd und Schulreform. Geht einem das als Übersetzer auf die Nerven, will man schnell wieder zu den Liebesgeschichten?

Nee. Gerade die Schnepfenjagd war eine Herausforderung! Bitte, wie machen Schnepfen? Also, ich suche in „Brehms Tierleben“ und finde dort: die Schnepfe „murkst“. Ich schreibe das stolz in den Text, und dann habe ich, nach langem Suchen, einen Jäger gefunden, der einen Bezug zur Sprache hat. Den hab’ ich gefragt, ob er sich die Schnepfenjagden mal ansehen würde. Zwei Tage später rief er an und sagte mir, also bitte, Schnepfen murksen doch nicht! Da war ich erst beleidigt, hab’ auf „Brehms Tierleben“ verwiesen, aber er ließ sich nicht beirren: Schnepfen würden quorren! Im großen Duden fand ich das dann bestätigt. Und das Interessante war, dass das lautmalerisch genau ist wie im Russischen: auf Russisch heißt das Wort nämlich „chorkat“. Genau derselbe lautmalerische Ursprung. So hatte ich mein Verb. Das ist eine Freude, wenn man so etwas findet, wunderbar.“

Johanna Adorján interviewt Rosemarie Tietze, die Tolstois Anna Karenina neu übersetzt hat. Via Isa.

Tagebuchbloggen 16.02.2010 –
Die Home-Office-Edition

Mein Rücken befand schon Montag abend, dass er sich noch nicht so recht vom Freitags- und Samstagskochmarathon erholt hätte und zickte auch Dienstag morgen rum. Anstatt also auf einem sonst wirklich sehr empfehlenswerten Vitra-Bürostuhl in der Agentur zu sitzen, habe ich es mir in der Sofaecke mit dem freundlich-warmen Hirsekissen gemütlich gemacht und von da getextet. Ich wiederhole mich ja gerne: Was wären wir ohne Internet, Mails und FTP-Server? Noch rückenkränker oder arbeitslos, das wären wir. Eat this, Luddites.

Home Office hieß natürlich auch eine etwas andere Mittagspause als sonst. Statt also meine geliebte Ikea-Lunchbox mit Käsebrot, Möhren- und Gurkenstückchen, Cherrytomaten und einem Biojogurt zu bepacken, habe ich lieber Reste von Samstag verwertet. Zum Beispiel die übriggebliebene Hefe.

1/2 Hefewürfel mit 100 g Mehl Typ 405, einer Prise Salz, einer Prise Zucker und ein bisschen lauwarmem Wasser zu einem glatten Teig verarbeiten und 30 Minuten im Warmen flauschig werden lassen (der hat’s gut, der Teig).

In der Zeit aus Tomatenmark, Wasser und allen Gewürzen, die unsere Kiste hergibt, eine Huschhusch-Tomatensauce anrühren. Eine dicke Zwiebel in formschöne Ringe schneiden, zwei Handvoll Cherrytomaten halbieren, zwei Knoblauchzehen plattmachen und ne Runde Parmesan reiben.

Teig dünn ausrollen, mit der Huschhusch-Tomatensauce bestreichen (mit den Fingern macht’s deutlich mehr Spaß als mit dem Löffel), Gemüse obendrauf, dann die noch tief im Kühlschrank verborgenen und überraschend entdeckten Speckwürfel freudig dazuwerfen, Parmesan drüber, Pfeffer und Salz kann auch nie schaden, noch ne Runde Basilikumblätter für das Alibi-Grün oben drauf und dann alles bei 220° um die 15 Minuten backen.

Selbstgemachte Pizza in der Mittagspause. Was geht’s uns gold. Bis auf den Rücken.

Ich schreibe nur solche Allerweltsrezepte hier rein wegen cybermats Gezwitscher.

Tagebuchbloggen 15.02.2010 –
Die Murmeltier-Edition

Mein innerer Schweinehund befindet: Ich hab am Montag vier Einträge verfasst, das reicht für zwei Tage. Außerdem haben weder der Schweinehund noch ich was erlebt außer arbeiten, essen, fernsehen und schlafen. Ich hätte gestern abend Lust auf nen Toast Hawaii gehabt, hab mich aber nicht getraut, derartige Banalitäten zuzubereiten. Daher sind’s Wiener Schnitzel geworden plus Bratkartoffeln für den Kerl und Salat mit Salat und Salat und Ciabattacroutons und gerösteten Sonnenblumenkernen und Parmesanschnitzen und Tomaten und Gurke für mich. Quasi eine Neuauflage davon.

Dann haben wir noch unsere geliebte University Challenge geguckt und dann eine neue Kochserie auf BBC Two, in der Raymond Blanc gestern drei Schokoladenkreationen gemacht hat. “Simple!” Ja klar. Eine Tasse mit Henkel und Untertasse aus Schokolade, in die Espressoparfait und Kaffeezabaione gefüllt werden und auf deren Untertasse kleine Ganachetrüffel, die in braunem Zucker gewälzt wurden, liegen – simple. (Ich brauche ein Schokoladenthermometer.)

Dann hab ich mich weiter durch den Mann ohne Eigenschaften gequält, aber nicht so sehr, dass ich das Buch weglegen will, und dann war der Tag schon rum.

Das einzige, was mich gestern konstant zum Grinsen gebracht hat, ist das Murmeltier aus Vancouver, das zwar „nur“ ein Sidekick* zu den drei echten Maskottchen ist, aber viel toller.

Ich hätte jetzt gerne einen Plüsch-Mukmuk. Vielleicht kann ich jemanden in meiner Nähe mit Bratkartoffeln bestechen.

mukmukplush

* Ooooh, „sidekick“ hat auf Französisch die charmante Umschreibung „petit compagnon“ bekommen. ICH WILL EINEN PETIT COMPAGNON!

Tagebuchbloggen 14.02.2010 –
Die 100-Rezepte-Edition

Der Kerl und ich hatten Samstag abend die Freude, Malte und Verlobte bei uns am Esstisch begrüßen zu dürfen. Le menu war bodenständig und, wenn ich das mal so sagen darf, sehr, sehr lecker.

Als Vorspeise gab’s Slow Roasted Tomato Soup mit Zwiebelbaguette à la Jamie Oliver. Der Hauptgang war ein klassischer Rinderbraten mit Rotkohl und Kartoffelpüree. Und als Nachtisch gab’s kleine Schokoküchlein auf einem Himbeersaucenspiegel. Vorneweg einen Crémant, mittendrin einen Weiß- und einen Rotwein, alles von Delinat, und zum Abschluss noch ein winziges Käseplättchen, Espresso und Grappa.

Eigentlich wollte ich ja alles mal total professionell ablichten, mit Phasenfotos aus der Hexenküche und toll dekoriertem Essen, aber ich muss gestehen, dass der Spaß am Gästebewirten mich leider dazu gebracht hat, Süppchen und Baguette nicht fotografiert zu haben, und der Rest der Bilder ist dann auch weinbedingt etwas unscharf oder totgeblitzt und so gar nicht hübsch arrangiert. Aber ehrlich gesagt, war es mir im Augenblick des Geschehens einen Hauch wichtiger, das Essen halbwegs warm an den Mann und die Frau zu bringen anstatt ein perfektes Blogfoto hinzukriegen – was bei mir und meinen Knipskünsten ja eh nie funktioniert.

Alles weitere in den Rezeptlinks. Enjoy.

Slow Roasted Tomato Soup mit Zwiebelbaguette (Bonustrack: Weißwein und Crémant)

Die Suppe beruht auf diesem fantastisch leckeren und einfachen Rezept. Ich habe das Brot weggelassen und mich beim Essen darüber gefreut, wie simpel die Zubereitung war (wenn auch etwas langwierig) und wie unglaublich viel Geschmack in so ein paar Tomaten stecken kann.

tomaten

Ein Backblech mit halbierten, geviertelten oder zu Schweinchen geschnitzten Tomaten bedecken. In die Zwischenräume so viele Knoblauchzehen und Zwiebelstücke wie man mag werfen. Bei mir waren es ungefähr 20 Tomaten (drei verschiedene Sorten, fragt mich nicht welche), eine Knolle Knoblauch und drei weiße Zwiebeln. Ordentlich Meersalz, schwarzen Pfeffer und Olivenöl drüber und dann bei 150° drei Stunden im Backofen vor sich hinschmoren lassen.

Dann den ganzen Traum in einen Topf werfen, mit Gemüsebrühe auffüllen und pürieren. Beides nach Lust und Laune, je nachdem, wie dick- oder dünnflüssig die Suppe werden soll. Ich fand das Rezept sehr rustikal und wollte es daher etwas chunky haben; daher gab’s bei uns nur ein Tässchen Brühe, und ich habe noch eine Handvoll Basilikum dazugezupft. Die Menge hat so gerade eben für vier Leute als Vorspeise gereicht. Aber dafür hat sie sehr lecker geschmeckt, sehr viel Aroma gehabt und war eben keine von den Schnarchplörren, die sich als Tomatensuppe ausgeben.

Zur Suppe gab es ein Zwiebelbaguette nach einem Rezept von Jamie Oliver.

Eine Knoblauchzehe, einen Zweig abgezogenen frischen Thymian, ein, zwei Zwiebeln kleinschneiden und circa fünf Minuten zugedeckt in Olivenöl andünsten.

Wenn man den frischen Thymian beim Einkaufen bräsig vergisst, tun es übrigens auch zwei, drei Teelöffel getrockneter. Und das, laut Rezept, „Kleinschneiden“ der Zwiebel werde ich beim nächsten Mal auch anders machen: Ich würde die Zwiebeln nur halbieren und dann in dünne Ringe schneiden. Ich sage gleich, warum.

Wenn die Zwiebeln glasig geworden sind, alles mit einem Schuss Weißweinessig ablöschen, kurz offen aufkochen, Meersalz und schwarzen Pfeffer drauf und abkühlen lassen. In dieser Zeit kann man das Brot ansetzen:

500 g Mehl Typ 550 in eine Schüssel geben (oder alles auf der Arbeitsplatte machen. Ich bleibe zum Vermischen in der Schüssel und klatsche den Teig erst dann auf die Arbeitsplatte, wenn ich ihn kneten will). In einer Mulde in der Mitte ca. 15 Gramm kleingebröckelte Hefe (1/3 Würfel), einen Esslöffel Meersalz und einen Esslöffel Zucker mit einem Schwapp lauwarmem Wasser vermengen. Dann nach und nach das Mehl in die Pampe einarbeiten und ca. 300 ml Wasser nachgießen, je nachdem wie viel das Mehl verträgt.

Den Teig fest und seidig kneten und ihn an einem warmen Ort zugedeckt 30 Minuten gehen lassen.

Wenn sich das Teigvolumen verdoppelt hat, den Teig nochmal kurz durchkneten und in vier Teile teilen. Daraus kleine Baguettes formen und diese mit der Zwiebelmischung bestreichen. Und da wären etwas größere Zwiebelstückchen meiner Meinung nach sinnvoller, denn so ist das alles recht kleinteilig und bröckelig. Außerdem habe ich mich gefragt, ob man die Masse nicht komplett in den Teig verarbeiten könnte anstatt die Zwiebeln nur obendrauf zu packen. Ich weiß allerdings nicht, ob der Teig dann noch aufgeht, aber ich werde das gnadenlos mal ausprobieren.

Die Baguettes nochmal 30 Minuten an einem warmen Ort gehen lassen und dann im auf 180° vorgeheizten Backofen in ca. 15 Minuten fertigbacken. Die Zwiebeln dürfen dabei ruhig etwas schwarz werden.

Ich fand das Brot sehr fluffig und locker; ich fand’s halt nur schade, dass der ganze Zwiebelgeschmack auf die Oberfläche beschränkt blieb. (Und ich habe vergessen, es zu fotografieren. Stellt euch ein ungelenk geformtes, helles Brot mit Zwiebelstücken und Thymianfleckchen drauf vor.)

Zur Suppe habe ich einen Weißwein gereicht. Ich muss gestehen, ich habe von Wein immer noch keine Ahnung und habe mich daher bei der Delinat-Bestellung von den blumigen Beschreibungen leiten lassen. In meiner Kiste waren fünf verschiedene Weine und ein Crémant, alle aus Frankreich.

Der Weißwein war ein 2008er (copypaste:) Château Duvivier L’Amandier Coteaux Varois en Provence. Ohne Süppchen war er sehr blumig und mir persönlich ein bisschen zu metallisch im Rachen. Mit Süppchen zusammen hat er sich angefühlt, als hätte man eine ganze gelbe Frucht im Mund, alles war voll und rund und bunt und toll. Und wenn man dann runtergeschluckt hat, kam der große Bruder des Weins mit einem dicken Schieferhämmerchen um die Ecke und pöbelte einen an, was einem einfiele, den kleinen Bruder einfach wegzutrinken. Sehr (Achtung, Poserwort:) komplex und wieder auf dem Bestellzettel.

Der Crémant war genauso lecker, wenn mir das auch erst beim letzten Schluck aufgefallen ist. Davor habe ich nur am Glas genippt und fand ihn schmackhaft, aber ein bisschen flach. Und kurz bevor ich den letzten Rest trinken wollte, fiel Malte ein, dass ihm Herr Paul mal erzählt hätte, Schaumweine müssten in großen Schlucken getrunken werden. Nix mit nippen, herzhaft reingehauen. Das habe ich gemacht – und auf einmal war ganz viel Kathedrale im Mund, ganz viel Geschichte und Wissen und Tiefe und 18. Jahrhundert und hinten im Rachen perlte alles lustig vor sich hin, und ich dachte an Ballsäle und Sissi und dass ich auch davon dringend noch eine Kiste nachbestellen müsste, um mehr als einen Schluck davon trinken zu können.

Rinderbraten mit Rotkohl und Kartoffelpüree (Bonustrack: Rotwein)

Für vier Personen war das Kilo Rinderkeule sehr knapp auf Kante bemessen. Beim nächsten Mal mehr nehmen.

Das Fleisch mit Salz einreiben und im Topf von allen Seiten scharf in Öl anbraten. Eine Stange Lauch, eine dicke Karotte, eine große Zwiebel (bei mir war noch eine Pastinake dabei) grob schneiden und dazuwerfen, außerdem ein, zwei Lorbeerblätter und einen Haufen schwarze Pfefferkörner, alles kurz anrösten lassen und dann mit einem satten Schwung Rotwein ablöschen. Im Topf sollte immer genug Flüssigkeit sein, aber so ein Schnickschnack wie „halb bedeckt“ habe ich mir gespart. Könnte auch daran liegen, dass Omas Schmortopf gefühlte 20 Liter fasst, und so viel Rotwein hatte ich nicht im Haus. Auf mittlerer Hitze anderthalb Stunden zugedeckt vor sich hinköcheln lassen. Dann den Braten wenden, gerne nochmal eine Ladung Rotwein drauf und noch eine Stunde köcheln lassen.

Das Fleisch herausnehmen, die Gemüsereste pürieren und mit Wasser und/oder Rotwein abschmecken und in eine formschöne Sauciere füllen. Überhaupt: Saucieren. Und Saucenkellen. Ich freue mich über wenige Stücke in meiner Silberschatzkammer so wie über die Saucenkellen.

Das Fleisch war unfassbar mürbe und faserte schon beim Angucken auseinander. Ich hab überhaupt nix zu meckern und würde nichts ändern – außer der Fleischmenge. Davon hätte ich gerne am Sonntag auch noch was gegessen.

Rotkohl. Ich habe noch nie Rotkohl selber gemacht, weil ich immer dachte, das sei eine Schweinearbeit und der aus dem Glas schmecke doch auch. Dass beide Ideen kompletter Blödsinn sind, weiß ich dann jetzt und werde es mir immer wieder sagen.

1 kg Rotkohl in feine Streifen, Stücke oder Bröckchen schneiden, was immer mein Messer und mein fehlendes Abstraktionsvermögen hergeben („Wenn ich den viertele und dann längs schneide, müsste doch … äh …“). Nebenbei: Ein Kilo Rotkohl ist ein ganz schöner Berg Fitzelkram. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, dass dieser Haufen mal ein kleiner, kompakter Kohlkopf war. Anyway.

In einem großen Topf drei kleingeschnittene, säuerliche Äpfel, zwei kleingeschnitte Zwiebeln und den Kohl in einem dicken Klecks Schmalz anbraten. Bei mir waren es Granny Smith und Gänseschmalz, ich habe aber in diesem Internetding da auch des Öfteren von Schweineschmalz und süßen Äpfel gelesen. Macht doch, was ihr wollt.

Auf den Kohl eine dicke Prise Salz, eine ebenso dicke Prise Zucker und zwei Esslöffel Johannisbeergelee.

Außerdem dazu ein Teesieb oder eine saubere Tennissocke geben, in dem/der sich fünf, sechs Wacholderbeeren, zwei, drei Lorbeerblätter, fünf, sechs Nelken und eine formschöne Zimtstange befinden.

Das ganze kurz anrösten und dann, wie überhaupt alles im Leben, mit einem üppigen Glas Rotwein ablöschen. (Ebenfalls in diesem Internetding gelesen: Wasser, Brühe oder Traubensaft tun’s auch. Aber wozu, wenn auch Rotwein geht.) Alles zwei Stunden auf mittlerer Hitze vor sich hinköcheln lassen, ab und zu bei Bedarf Rotwein nachgießen, auch gerne in die Köchin, fertig.

Der Rotkohl schmeckt weniger nach Weihnachten als ich gedacht hatte, und es haben sich wirklich alle Aromen zu einem einzigen verbunden. Er war sehr fein und doch sehr bodenständig und würzig, und weil ich ihn schon Freitag gemacht und Samstag nochmal aufgewärmt habe, schmeckte er noch besser.

Außerdem habe ich Samstag einen größeren Topf besorgt, um beim nächsten Mal das zweite Kilo geschnittenen Rotkohl gleich zubereiten zu können, anstatt jetzt am Sonntag nochmal ne Runde zu machen, weil Freitag nicht alles in den Topf gepasst hat. Hmpf.

Kartoffelpüree. Muss man eigentlich nicht viel zu sagen: Mehlige Biokartoffeln kochen, zerstampfen, ordentlich Salz rein, einen Schuss Milch oder Sahne, je nachdem wie cremig man sein Püree haben will, ein Stückchen gute Butter, weil Butter ja immer geht, und wenn man, wie ich, der Meinung ist, dass so ein Brocken gelblicher Brei mit Kräutern doch viel hübscher wäre, noch einen Bund Schnittlauch reinschneiden.

Und weil ich das Essen warm an den Tisch und zu den Gästen kriegen wollte, ist das Foto extrem uninspiriert und Fleisch und Sauce sehen sehr seltsam aus, aber ihr müsst mir jetzt einfach mal glauben, dass das alles fantastisch geschmeckt hat. Nix Wildes, keine Molekularküche, kein Dekoscheiß. War wie bei Oma. Also gut.

rindrotkohlkartoffelpue

Zum Hauptgang habe ich einen 2008er (copypaste:) Domaine du Mas des Clots Vin de Pays des Côtes Catalanes angeboten. Der ging leider mit dem Essen – das ich mit Merlot zubereitet hatte – nicht so richtig zusammen. Das Essen war so herzhaft, dass das Weinchen sich sehr dünn im Mund gemacht hat, ganz flach am Gaumen blieb und nicht mal beim Abgang „pieps“ gesagt hat. Malte beschrieb ihn zutreffend mit „unauffällig“.

Aber: Beim Käse war er der Held. Brust raus, Geschmack rein. Da war auf einmal sehr viel rote Frucht, ich musste an Brombeeren denken, und im Rachen kam noch eine rote Blume dazu und sehr viel Süße, ohne zu lieblich zu werden. Ich habe kaum Tannin geschmeckt und habe den Wein die ganze Zeit geistig angefeuert, nicht wieder schlappzumachen und schmalbrüstig irgendwo in der Ecke rumzuschüchtern. Hat er sich zu Herzen genommen. Kein Käse konnte ihm was anhaben, und er hat sowohl die Hartkäse als auch die Bries elegant am Arm genommen und ihnen gezeigt, wie der Kongress tanzt.

Schokoküchlein mit Himbeersauce (Bonustrack: Honig-Mohn- und Espressoparfait)

Mit dem Nachtisch habe ich am meisten gehadert. Der Rest des Menüs stand relativ schnell und wurde auch nur einmal umgeworfen (Beilagen beim Hauptgang), aber das Dessert war anstrengend.

Eigentlich wollte ich dieses Honig-Mohn-Parfait machen, das ich über die tolle Kochblogsuche von Fool for Food gefunden hatte, in der ich nach „Parfait“ gesucht hatte. Ich wollte ein Dessert, das ich gut vorbereiten konnte, weil ich wusste, dass mein Rücken das nicht mitmacht, acht Stunden zu kochen und dann noch gute Laune für die Gäste zu haben. Also Parfait: kann man am Abend vorher machen und gut ist.

Außerdem wollte ich nur Zeug anbieten, das ich vorher noch nie zubereitet hatte; ich lerne ja gerade, und das wissen auch alle Gäste. Aber dieses Honig-Mohn-Parfait hat sich so schmackig angehört, dass ich das Donnerstag abend mal flugs gezaubert habe. So flugs, dass wir es am selben Abend probieren konnten – und ich flugs entschieden habe, lieber das alternative Parfait – das Espressoparfait hier – zuzubereiten.

Mein Problem mit dem Honigparfait: Mir war der Edelkastanienhonig schlicht zu herb und dominant. Ich bin dann doch eher die memmige Rapshonigverzehrerin, und deswegen war das schon mal eine Note, die ich nicht so toll fand. Das hätte sich natürlich mit einem anderen Honig ändern lassen. Aber: Trotz ausdauerndem Rühren, bis aus dem Eierschlotz eine Creme geworden ist, ist der gesamte Mohn an den Boden der Form gesunken. Das wiederum hätte man beim Aufschneiden zwar total elegant als Absicht und „wegen der Optik, you know“ deklarieren können, aber jetzt gerade hatte ich einen Teil Parfait auf dem Teller, der mir zu herb war, und einen Teil, der nur aus schwarzen Bröckchen bestand. Aber, ein dickes positives Aber: Die Konsistenz vom Honigteil war fantastisch. Kein einziges Eiskriställchen, sehr cremig, sehr schmelzig, ganz toll. Wenn nur der Geschmack nicht so großmäulig gewesen wäre.

Also: demnächst ohne Mohn und mit anderem Honig nochmal machen. Für Samstag: Espressoparfait. Freitag morgen den Einkaufszettel geschrieben, bis Herr Krabbe mir dreist einen Link twitterte, der zu kleinen Schokoküchlein führt, die man gut vorbereiten kann, die in nicht mal zehn Minuten im Ofen fertig und die (ich sabbere gerade) innen noch flüssig sind.

Gut. Dann wäre das also auch geklärt.

Ich habe das Rezept aus der Effilee mal wieder etwas runtergedummt, bin aber mit den Mengenangaben überhaupt nicht einverstanden. Aus meiner schon verdoppelten Menge sind lauter Winzigküchlein rausgekommen, die mit vier, fünf Gabelhapsen weg waren. DESSERTS IN VIER, FÜNF GABELHAPSEN SIND FOLTER. Also beim nächsten Mal: Menge vervierfachen. Now we’re talking. Hier erstmal die Menge von Samstag.

100 g gute, dunkle Schokolade mit 100 g guter, heller Butter schmelzen. Währenddessen zwei Eier und zwei Eigelbe mit einem gehäuften Esslöffel Zucker zu einer cremigen Masse aufschlagen. Mixer funktioniert super, kein Mensch muss das mit einem Schneebesen machen.

Die Schokoladenbuttermasse langsam in die Eiermasse unterrühren, zwei Teelöffel Mehl dazu und ab in die vier gefetteten Förmchen. Bei mir waren es schicke, frisch erworbene Edelstahltimbale, weil meine Souffleeförmchen mir zu groß erschienen.

Backofen auf 200° vorheizen und in ca. zehn, zwölf Minuten fertigbacken. Jedenfalls hat es bei mir so lange gedauert, weil die Förmchen ein paar Stunden lang im Kühlschrank standen. Wenn der Teig frisch ist, sind es laut Rezept ca. sechs Minuten. Die Oberfläche sollte nicht mehr glänzen, sondern wie ein Kuchen aussehen. Kurz auskühlen lassen, in der Zeit pürierte Himbeeren als Spiegel auf den Tellern verteilen, Kuchen stürzen, Puderzucker drüber, genießen. Und wie. (Mehr! Ich will mehr!)

schokokuechlein