Tagebuchbloggen 19.02.2010 –
Die Mach-mal-Pause-Edition

Seite 227 von 1.040 beim Mann ohne Eigenschaften – reicht erstmal. Ich lege das Buch jetzt weg. Aufgeben will ich zwar noch nicht, aber momentan möchte ich dringend was anderes lesen. Denn so schön wie es angefangen hat, ging es leider nicht weiter. Die Beschreibungen des alltäglichen Lebens und der Beziehungen zwischen den Personen sind durchaus faszinierend, aber die sehr ausführlichen Introspektiven der Hauptfigur Ulrich sind dann doch eher zäh und überspannt. Aber nicht so toll überspannt wie bei Proust, sondern schlicht und ergreifend langweilig. Manchmal immerhin mit überraschenden Wendungen (Seite 152):

„Es ist so natürlich, daß der Geist als das Höchste und über allem Herrschende gilt. Es wird gelehrt. Was kann, schmückt sich mit Geist, verbrämt sich. Geist ist, in Verbindung mit irgendetwas, das Verbreitetste, das es gibt. Der Geist der Treue, der Geist der Liebe, ein männlicher Geist, ein gebildeter Geist, der größte Geist der Gegenwart, wir wollen den Geist dieser und jeder Sache hochhalten, und wir wollen im Geiste unserer Bewegung handeln: wie fest und unanstößig klingt das bis in die untersten Stufen. Alles übrige, das alltägliche Verbrechen oder die emsige Erwerbsgier, erscheint daneben als das Uneingestandene, der Schmutz, den Gott aus seinen Zehennägeln entfernt.“

Jeder hat ja mal so pseudo-tiefschürfende Tage, an denen er meint, dem Rest der Welt sagen zu müssen, worüber er morgens um 4 im Halbschlaf nachgedacht hat. Oder was er so in sein Moleskine geschrieben hat, als die dritte Flasche Wein leer war. So ähnlich sabbelt der Mann ohne Eigenschaften vor sich hin. Und das sind die Stellen, die mich im Moment ganz schrecklich nerven.

Deswegen kommt das Buch jetzt vorerst wieder ins Regal. Mit leisem Bedauern und der Hoffnung, es doch nochmal weiterzulesen.