Mit Robbie ins Kino

Wie die immer wieder anders aussehende Website von Herrn Williams mir per Newsletter mitteilte (ja, ich habe den Robbie-Williams-Newsletter abonniert, ja, SCHON GUT), wird sein Konzert am 9. Oktober im Berliner Velodrom in einige Kinos auf diesem Planeten übertragen. Diese Aktion sei der erste digitale Cinecast (schönes Wort) der Welt. Ob’s stimmt, weiß ich nicht, aber hier steht, in welchen Kinos man Robbie quasilive sehen kann.

morning paper

Der Guardian hat sein Erscheinungsbild überarbeitet. Bunter, kleiner, aber deswegen nicht billiger oder banaler. Ich muss mich noch ein wenig an die neue Schrift gewöhnen, da ich der alten sehr zugetan war, aber – passt schon.

Akustische Diskontinuität

Wenn man sich vor den Fernseher am Empfang stellt und Phoenix anschaltet, hört man Angela Merkel. Wenn man sich aus dem Agenturfenster lehnt, hört man nur die pfeifenden Protestler.

Gurkensalat

Illustrator David Lanham verkauft Zeichnungen und verschenkt schöne Icons und Desktop-Hintergründe. Mein derzeitiger heißt bei David In a pickle. Bei Anke heißt er Spacegurke.

Message in a bubble

Lush-Badebombe „Softy“: ca. 5 Euro.

Lush-Bubble Bar „Turbo Bubble“: ca. 4 Euro.

Lush-Shampoo „Trichomania“: Probestückchen. 0 Euro.

Bodyshop-Papaya-Körperpeeling: ca. 9 Euro.

Ikea-Duftkerzen „Glittra“: ca. 3 Euro.

Entspannende Musik: ca. 19 Euro.

Lecker Gläschen Cabernet zum dekorativen Rumstehen am Wannenrand: ca. 3 Euro:

Quietscheentchen: ca. 8 Euro.

Mein Gesichtsausdruck, als ich den Wasserhahn volle Kanne aufdrehte, um das Bad einzulassen, ohne allerdings vorher den blöden Hebel umgelegt zu haben, so dass das verkackte Wasser nicht aus dem Hahn, sondern aus der Dusche kam, die ich aus völlig unerfindlichen Gründen in der Hand hielt, in Richtung Gesicht, und ich so erstens mich selbst schon mal komplett unter Wasser setzte und dazu auch noch das halbe Bad inklusive Kerzenlöschung: unbezahlbar EXTREM ANGEKOTZT UND TOTAL UNENTSPANNT.

Der Gesichtsausdruck vom Kerl, der mich hinter der Badezimmertür brüllen hörte: extrem belustigt und total unmitfühlend, der Arsch.

“Being poor”

Autor John Scalzi schreibt, was es bedeutet, arm in Amerika zu sein. Seine Kommentatoren ergänzen. Und ein paar Spacken ruinieren mal wieder den Tonfall des Eintrags mit wirklich wichtigem Genöle. Wenn ihr Zeit habt, lest auch die folgenden Posts, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen.

(entdeckt durch einen Kommentar auf German Joys)

Primaten mit Handy oder: Rotweinbloggen

Die Lu kam vorbei, völlig ausgehungert nach der Elbwanderung, hatte ihren Teller schon leer, bevor der Kerl oder ich überhaupt angefangen hatten zu essen, ich war dann ebenfalls relativ schnell durch, weil ich ein Weberknechtbeinchen im Salat entdeckt hatte und mich fragte, wie ich a) den Rest hatte finden und wegwaschen können, aber nicht bemerken können, dass dem Herrn ein Beinchen fehlt und b) ob ihm vielleicht noch mehr als eine Extremität beim Salateinpacken abgerissen wurde und c) ob ich die jetzt intus hätte oder die lieben Gäste, aber da war der Rest vom Tisch ja beinhart (haha), los iss, jetzt isses auch egal, und so’n Bein merkt man eh nicht, aber ich bin dann erstmal beim Prokeln in Lebensmitteln geblieben, bis der Chirazpegel hoch genug war, um den Teller leerzumachen, währenddessen erzählte Lu von ihren Swarowski-Flipflops, richtete Grüße von Lyssa aus, wir hechelten kurz die Sphäre durch, bevor wir zu den wichtigen Themen kamen (Kerle, Kinder und Kakaogehalt guter Schokolade), der Kerl zog sich irgendwann zurück und schlief in Klamotten ein, während der Mädchenabend noch weiterging, und wie immer um gewisse Uhrzeiten redet man dann über Verflossene und die von uns Gegangenen und warum man nie weiß, was man auf Friedhöfen sagen soll, wenn man denn am Grab steht und wie ungerecht es ist, wenn jemand noch sagt, ich ruf dich an und dann ruft dich jemand anders an, um dir zu sagen, dass dich der andere nie wieder wird anrufen können, mehr Rotwein, mehr Wasser, ich mag es, wenn die Stimmung kippt von lauten hahawasgehtsunsgut zum bewussten gutdassesunssogutgeht, guckmalwaswiralleshaben, guckenwirmalwaskommt, wirdschon, istesbisjetztjaimmer, noch schnell ein Bild geflickrt, noch kurz den Kerl zum Abschied aufgeweckt, um dann wieder mit ihm einzuschlafen, du hoffentlich auch, komm nochmal rum, dasmachenwirmalwieder.

„Und wenn dir gar nichts mehr einfällt, schreib übers Wetter“

Wir brauchten früher keine große Reise
Wir wurden blau auf Borkum und auf Sylt
Doch heute sind die Blauen nur noch Braune
Denn hier wird leider niemand tiefgekühlt

Ja, früher gab’s noch kältefrei, da war das Freibad zu im Mai
Ich saß den ganzen Tag in unserem Haus
Da hatten wir noch Handschuh an und Eisklotzfüße dann und wann
Und jeder Schneemann zog die Jacke aus.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr

Und was wir da für Kältewellen hatten
Bikinifabrikanten gingen ein
Da gab es minus 40 Grad im Schatten
Wir mussten mit dem Heizöl sparsam sein

Der Regen klatschte ins Gesicht, da brauchte man die Dusche nicht
Ein Schaf war damals froh, wenn es mal fror
Es war nicht wie in Afrika und niemand machte FKK,
Doch heut, heut summen die Eisbären laut im Chor

Wann wirds mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr

Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts
Nur über 1000 Meter gab es Schnee
Mein Milchmann sagt: Das Klima hier, so scheiße
Und schuld daran ist nur die FDP

Ich find, das geht ein bißchen weit, doch bald ist wieder Urlaubszeit
Und wer von uns denkt da nicht dauernd dran
Trotz allem glaub ich unbeirrt, dass unser Wetter besser wird
Nur wann, und diese Frage geht uns alle an!

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.

1 gegen 9

Die SZ tut mal so, als ob Lehmann und Kahn sich streiten würden. Das Duell wird moderiert von Sabine Christiansen, Maybrit Illner und Kicker-Redakteur Rainer Holzschuh: Ich sag mal: Vorfahrt für Abwehr.

Lehmann: Wir müssen etwas fürs Mittelfeld tun, wir müssen Sicherheiten für die Menschen in der Abwehr schaffen, aber wir müssen auch nach vorne schauen. Ich sage immer – und damit liege ich ganz auf der Linie von Jürgen Klinsmann – Angriff ist die beste Verteidigung. Vor allem aber müssen wir die Gegentorquote verringern, das ist das Wichtigste. Mehr Abwehrplätze, darum geht es. Ich sag’ mal: Vorfahrt für Abwehr.

Kahn: Dann sagen Sie den Leuten doch endlich, wie Sie das machen wollen. Sie reden nur in Widersprüchen. Das ist eine Milchmädchenrechnung, die Sie da anstellen. Weniger Gegentore schaden dem Wachstum im Angriff, das wusste schon Herberger. Ihr Trapattonismus würde uns auf Jahre hinaus ruinieren.

„Jacko singt jetzt für die Flutopfer.“

„Kein Wunder, da rennen ne Menge Waisenkinder rum.“

Schlucken oder spucken

Wenn bitte noch ein paar Leute beim Worst-Blowjob-Contest von sebas mitmachen könnten, ja? Ich lese die leidvollen Geschichten der armen Männers so gern.

Zu spät für mich. Aber ich fahre trotzdem gerne jeden Morgen hier vorbei.

Mops im Paletot (auf Gemüsebettchen)

Ich beschäftige mich seit einigen Monaten mehr mit mir als früher. Oder: Ich beschäftige mich anders mit mir. Ich gucke genauer, wie’s mir geht und warum es mir wann wie geht. Diesmal ohne professionelle Hilfe. Ich achte auf mich, höre auf meinen Körper und versuche, ziemlich nett zu ihm zu sein, was er mir zurückzahlt, indem er ziemlich nett zu mir ist. Und weil meine Körperwahrnehmung auch schon ziemlich lange meine Geistesverfassung beeinflusst hat, ist auch mein derzeitiger Gemütszustand äußerst kregel (das Wort wollte ich schon lange mal schreiben. Ich betone es gerne falsch auf der zweiten Silbe).

Eigentlich sollte ich froh darüber sein, dass ich seit Monaten gute Laune habe. Bin ich ja auch. Trotzdem merke ich, wie alles andere ein wenig in den Hintergrund gerät. Mein Job ist toll, aber nicht mehr mein Lebensinhalt. Kino ist toll, aber nicht mehr so wichtig. Die Blogosphäre ist toll, aber keine Priorität mehr. Der Kerl ist toll, und der bleibt auch toll, und außerdem trägt er dazu bei, dass ich gute Laune habe. Ich bemerke aber, dass ich, je länger ich in mich reinhorche und reingucke und reinspüre, immer ich-bezogener, immer ego-zentrierter werde. Und ruhiger. An richtig guten Tagen gelassener – eine Eigenschaft, von der ich nie dachte, dass ich sie mal haben würde. Ich genieße es, anstatt im Kino zu sitzen und über eine Kritik nachzudenken, auf dem Sofa rumzulungern und ein Buch nach dem anderen wegzulesen. Ich genieße es, Zeitung zu lesen ohne die früher unvermeidliche Hintergrundgeräuschkulisse aus Musik, Fernseher oder dem aufmerksamkeitsheischenden Ping! des Mailprogramms des ewig laufenden iBooks. Ich genieße es, neue Rezepte zu suchen, unbekannte Lebensmittel einzukaufen und elaboriert zu kochen anstatt den Pizzabringdienst anzurufen. Ich genieße es, spazierenzugehen oder Sport zu treiben, ich genieße es zu merken, dass ich gesünder werde, fitter, weniger atemlos. Ich genieße es, neue Pflegeprodukte zu kaufen, stundenlang in der bunten und wild durcheinander duftenden Badewanne zu liegen, ohne Musik, ohne Buch, einfach nur so im warmen Blubberwasser zu liegen und vielleicht ein bisschen vor mich hinzusummen. Ich genieße es, Klassik zu hören, in die Kirche zu gehen, im Bus den iPod abzusetzen, Leuten zuzuhören, barfußzulaufen.

Ich kenne mich so gar nicht. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß, dieser unaufgeregten Gleichmütigkeit, dieser in sich ruhenden Stärke. Natürlich gibt es Tage, an denen die idyllische Beschaulichkeit Risse bekommt, sei es durch Nachrichten, Webloggezeter, Arbeitsstress, Beziehungsquatsch. Aber die Risse dauern nie lange, und sie tun nicht mehr so weh wie früher.

Vielleicht haben die ganzen Gesundheitspropheten doch recht. Je mehr man sich um sich kümmert, desto stärker wird man auch. Aber vielleicht werde ich auch bloß alt und möchte a scheene Leich’ werden. Weiß nicht. Macht aber nix. Ich muss ja nicht alles wissen. (Hätte ich früher auch nie gesagt.)

Präpositionspösie

Unter der Oberfläche
Über der Nebenstelle
Neben dem Mittelweg
Mitten im Nirgendwo
Nirgends ist unten.

Hinter dem Nebenmann
Neben dem Rechtsausleger
Rechts vom Ganzen
Ganz im Linksverkehr
Links vom Hinterland.

Nach der Auferstehung
Auf der Gegenfahrbahn
Gegen jede Fürsorge.
Für jeden Rausschmiss.
Raus. Im Nachhinein.

(Aus der Abteilung: Wenn Langeweile und WordPress ein Baby kriegen.)

Chris Ware bringt demnächst einen neuen Comic raus: The Acme Novelty Library Final Report to Shareholders and Rainy Day Saturday Afternoon Fun Book scheint genauso anstrengend (und genauso lohnend) zu lesen zu sein wie sein Vor-Vorgänger Jimmy Corrigan, the Smartest Kid on Earth (kleiner Ausschnitt hier, runterscrollen bis zum 21. Juli). Salon hat eine schöne Buchbesprechung:

It’s staggering – the sort of work that would singlehandedly establish another artist’s career – and Ware’s only started showing off. The centerpiece of The Acme Novelty Library is a long, wordless story about the pudgy, masked, omnipotent character that Ware sometimes calls “God” or “Superman” in his comics. (He’s not named here, and the story isn’t mentioned in the otherwise detailed table of contents.) It occupies 12 pages in the middle of the book, and fragments of other pages. Near the story’s end, the character is in a prison cell, scraping little drawings onto the cinder blocks with a nail. Then Ware pulls back, so we can see hundreds of stick figures on the wall. If you’re willing to stare at the panel hard and long enough to risk eye damage, you’ll see that he’s drawn a microscopic stick-figure version of the entire story up to that point. We are not worthy.