Verdammt. Wieder einer mehr, der sich alles von einer Wolke anguckt. Vor einigen Tagen Brad Renfro, gestern dann Heath Ledger. Ich weiß auch nicht, warum es mich so bedrückt hat, dass er gestorben ist – er war nicht unbedingt einer meiner Lieblingsschauspieler, aber er war eben doch einer, von dem ich fast alle Filme gesehen hatte.

Es hat sich gestern ein bisschen wie bei River Phoenix angefühlt; einem Schauspieler, von dem ich einfach ausgegangen bin, dass er mich mein Leben lang begleitet, denn er war ja noch so jung. Oder James Dean, bei dem ich erst 30 Jahre nach seinem Tod überhaupt mitbekommen habe, dass es ihn gegeben hat. Und obwohl ich ihn nie zu Lebzeiten erlebt habe, fehlt er mir. Mir fehlt Jack Lemmon. Mir fehlt Billy Wilder.

Ich frage mich bei Promitoden, die mich berühren, immer, warum sie mich eigentlich berühren. Ich kannte die Leute nicht persönlich, sie kannten mich nicht, ich kannte sie meist sogar nur „in Verkleidung“, also in verschiedenen Rollen in Filmen oder als Mensch in der Öffentlichkeit, der sich privat sicher ganz anders bewegt. Aber meist haben diese Menschen mir etwas mitgegeben.

Ich bin im Kino oder vor dem DVD-Player immer ziemlich schutzlos – ich will, dass Filme mich erwischen, etwas mit mir machen, mich verändern, meinen Horizont erweitern. Ich will mich in Menschen auf der Leinwand verlieben, will um sie trauern, will mich mit ihnen freuen. Und manchmal nehme ich etwas von dieser Trauer oder dieser Freude mit, wenn der Abspann durchgelaufen ist. Ich trage ein neues Gefühl in meinem Herzen mit mir herum, und ich verbinde dieses Gefühl mit einem bestimmten Menschen, Schauspieler, Charakter. Und plötzlich ist dieser Mensch, der mir ein neues Gefühl geschenkt hat, nicht mehr da. Das macht mich traurig, auch wenn dieser Mensch nur eine Figur war, eine Idee eines Drehbuchautors, und seine Sätze wahrscheinlich durch 45 Abstimmungen gegangen sind, damit sie dieses Gefühl in mir auslösen. Ganz berechnend eigentlich.

Aber das weiß mein Herz nicht. Mein Herz erinnert sich nur an diesen Menschen, der mich bewegt hat und der jetzt nicht mehr da ist. Darum trauere ich.

Heath Ledger, 04.04.1979–22.01.2008

Neeeeiiiiiin! Jetzt, wo ich gerade die BBC-Three-Blobs für mich entdeckt habe, sollen sie eingemottet werden. Wo doch einer der wunderbaren Sätze “With this pair of glasses I can do terrible damage” mein Lieblingsspruch beim Brilleputzen geworden ist.

Bitte folgen Sie den Links im Fernsehlexikon. Oder dem hier, der einen der Abschiedsspots der Blobs zeigt. Stilecht mit O-Tönen aus Little Britain.

Dreams for Women – schönes Postkartenprojekt à la PostSecret vom Antigone Magazine. Via Mädchenblog.

Wie arm die Ogilvy-PR-Ranschleimaktion beim Thema Gebärmutterhalskrebs ist, steht an der Blogbar (und bei anderen).

Was ich an der ganzen Aktion am dämlichsten finde: Anscheinend wurde keine einzige Bloggerin angeschrieben. Aber wer schon nicht über den Sinn einer Aktion nachdenkt, denkt anscheinend auch nicht über Zielgruppen nach.

Gestern mit Don Alphonso und Stefan Niggemeier auf einer Stephen-King-Lesung gewesen. Alle waren nett zueinander, und es gab Apfelkuchen. (Aufgew.)

Bonjour.

Wir haben eine neue Französischlehrerin. Elle s’appelle Arlette, und sie erinnert mich an eine Gouvernante, die ihren Schützlingen mit viel Liebe, aber auch harter Hand ein paar Vokabeln beibringen will. Während unsere alte wuselige und stets gut gelaunte Lehrerin einen auch hat reden und rumstammeln lassen, bis man wirklich nichts mehr wusste und abgewunken hat, bohrt Arlette so lange, bis man endlich sagt, was man sagen soll. Wir Mädels sitzen etwas eingeschüchterter, aber brav im wie immer überheizten VHS-Raum und hoffen, nicht drangenommen zu werden. „Keine Angst, wir sind zum Lernen hier. Alors.“ Und alles zuckt zusammen.

Unseren einzigen Quotenmann haben wir anscheinend vergrault; jetzt treffen sich Mittwochs nur noch tapfere sieben Damen, um sich mit Händen und Füßen zu fragen, wie’s denn so geht, wo man wohnt, was man arbeitet und ob einem die Arbeit gefällt. Netterweise spricht Arlette besser deutsch als unsere ehemalige Lehrerin, was bedeutet, dass sie uns versteht, wenn wir bei wilden Berufsbeschreibungen nicht mehr weiterkommen und gerne ein paar Vokabeln hätten. So habe ich gestern den Begriff für Marktforschung gehört – und aus Bockigkeit gleich wieder vergessen. „Wir Werber, nous détestons ta profession“.

In der letzten Stunde waren die doofen Zahlen mal wieder dran, und wir durften uns gegenseitig unsere Telefonnummern sagen: Eine sagt sie auf, die andere schreibt sie an die Tafel. Natürlich nicht schön simpel mit Zahlen von 0 bis 9, sondern zweistellig. Ich mochte meine Handynummer bis jetzt ganz gerne, aber seit ich entdeckt habe, dass sich in ihr eine 97 versteckt, finde ich sie total gemein. Ich halte zwar die deutsche Grammatik und ihre unregelmäßigen Verben für noch fieser als die französische, aber was diese Irren sich bei ihren Zahlen gedacht haben, würd ich wirklich gerne mal wissen. Denn 97 ist ja eben nicht „neun sieben“ oder „neunzig sieben“ oder, womit ich auch noch leben könnte, „neunzig und sieben“ oder „sieben und neunzig“, sondern stattdessen: „vier zwanzig siebzehn“. Quatre-vingt-dix-sept. Mir ist schon beim Fernsehen aufgefallen, dass ich ab und zu Worte oder sogar Sätze verstehe (vorzugsweise, wenn die wichtigen Fakten am unteren Bildrand als Einblendung stehen), aber sobald eine Zahl genannt wird, bin ich völlig raus, weil ich fünf Minuten damit beschäftigt bin, sie im wahrsten Sinne des Wortes zu dechiffrieren.

Außerdem ist in meiner Nummer noch eine 81, die auch doof ist, weil alle Zahlen wie z.b 21, 41, 61 etc. ein et un an die Zehnerzahl kriegen. Also vingt et un, quarante et un und so weiter. Nur die zickige 81 kriegt kein „und“, sondern heißt nur quatre-vingt-un UND hat Bindestriche. Diva.

Lustigerweise bin ich nicht alleine mit meiner Verständnislosigkeit gegenüber den Zahlen. Arlette sagt jedenfalls (ich glaub ihr alles), dass so ziemlich jeder Ausländer damit Probleme habe. Selbst die Eingewanderten zählten angeblich auch nach 20 Jahren im Land lieber in der eigenen Sprache. Was mich an eine Geschichte erinnert hat, die ich vor Ewigkeiten mal gelesen habe. Da hat ein deutsches Au-Pair-Mädchen in England gemerkt, dass sie sich in dem Moment „zuhause“ gefühlt habe, als sie morgens beim Kaffeemachen die Löffel Kaffeepulver auf englisch und nicht mehr auf deutsch abgezählt hat.

Ich habe neben dem regelmäßigen TV5-Monde-Konsum übrigens noch eine weitere Möglichkeit gefunden, ein paar Vokabeln abzugreifen: amerikanische DVDs mit französischen Untertiteln gucken. So habe ich gerade von Lost gelernt, dass „Klappe halten“ anscheinend La ferme heißt. Und „Floß“ heißt radeau. (Geschenk = cadeau, Kuchen = gâteau. Mehr aus dieser Reihe in Kürze.)

Franzackig ist anstrengend. Mais très intéressant.

Das böse Wort ist wieder da.

„First, get the name of your band: this will be the first article title on:
http://en.wikipedia.org/wiki/Special:Random

Get the title of your album: the last four words of the very last quote:
http://www.quotationspage.com/random.php3

The third picture, no matter what it is, is your album cover:
http://www.flickr.com/explore/interesting/7days

Bei mir sieht das dann so aus:

(via Dramaking)

Edit: Hier gibt’s (fast) alle auf einen Blick. Sogar als Coverflow. Sehr schick.

Die Gewinner der Golden Globes wurden letzte Nacht bekanntgegeben. Ich bin für den Autorenstreik dieses Jahr ganz dankbar, weil das letztjährige Kino so an mir vorbeigegangen ist. Aber das Kleidergucken hab ich dann doch vermisst.

„Unsere Wohnung riecht immer noch nicht nach uns. Wenn man bei uns reinkommt, riecht es irgendwie nach altem Holzfußboden, aber nicht nach uns. Bei dir hat’s früher nach dir gerochen und bei mir nach mir. Wieso riecht es bei uns nicht nach uns?“

„Vielleicht riechen wir zusammen wie alter Holzfußboden.“

Duftöl mit diesen Rattanstäbchen gekauft, die in allen Zahnarztpraxen stehen. Ab sofort riechen wir nach Zitronengras.

Ich spreche weniger mit dir. Vielleicht, weil du schon so lange weg bist. Vielleicht auch, weil ich jetzt mit vielen anderen über die Dinge reden kann, über die ich mit dir geredet habe. Vielleicht auch, weil es seit einiger Zeit jemanden in meinem Leben gibt, der mir ein ähnlich gutes Selbstwertgefühl vermittelt, wie du es größtenteils getan hast.

Ach ja, „größtenteils“. Ich verkläre dich weniger; ich gestatte mir, auch an die Ereignisse zu denken, bei denen du mir ganz fürchterlich auf die Nerven gegangen bist – und ich habe kein schlechtes Gewissen mehr deswegen, weil ich nicht mehr denke, dass ich damit dein Andenken irgendwie kaputtmachen würde. Dafür habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich weniger mit dir spreche.

Ich glaube daran, dass wir nie ganz weggehen, solange es noch jemanden gibt, der an einen denkt. Ich denke an meine Großmütter und meinen Opa, wenn sie Geburtstag haben. An dich denke ich jeden Tag, wenn ich an unserem Foto verbeikomme, das gerahmt bei mir im Wohnzimmer steht.

Geh nicht weg.

Karl Dewaine Glass, 10.01.1962 – 02.12.1999

Mark lives in Ikea. (via Gedankenträger)

Les Blogs

Vielen Dank an alle, die mir französische Blogs ans Herz gelegt haben. Ich verzweifele bei den meisten zwar schon an den Überschriften, aber falls ich mal mehr verstehe als die drei Sätze, die ich bis jetzt verstehe, bin ich hervorragend gerüstet.

Und damit ihr auch was davon habt, hier die Tipps, die ich bekommen habe – unter anderem von Andrea, Christine, Michael, La puce, jw und Steffen. Voilà (noch schnell nachgeguckt, wie rum der Akzent kommt):

vu d’ici

Il y a de la vie après 70 ans (das kannte ich sogar schon)

Françaises, Français … (überhaupt: die Le-MondeBlogs)

Les tribulations d’une caissière

Chronique d’un penguin ordinaire

Delirium Optimum

Our confessions will be televised (dreisprachig, wie praktisch)

Täglicher, halbstündiger Podcast:

France Culture

Les Guignols gibt’s auch online, aber die sind mir noch weitaus zu hoch.

Und jeden Tag ein neues Blog:

Un blog par jour

Wieder was gelernt. Le blog, nicht la. Gelb.

(Auf meinen Vokabelkarten sind die männlichen Wörter gelb und die weiblichen grün.)

Once

Wunderschöner kleiner und sehr gitarrenlastiger Film über einen Straßenmusiker, der eines Tages beim Spielen von einem Mädchen angesprochen wird, für wen er diese traurigen Lieder geschrieben habe. Der Mann berichtet von einer vergangenen Liebe – und dass er im „wahren Leben“ Staubsauger repariere. Woraufhin das Mädchen einen Abend später wieder da ist und ihren Staubsauger mitbringt und ihm erzählt, dass sie Klavier spiele.

Once beginnt skurril, geht mit vielen, leisen Liedern und herzzerreißenden Texten weiter und endet sehr passend und komplett ohne Schmalz. Die beiden Hauptdarsteller sind Musiker und keine Schauspieler, und die Lieder, die mindestens die Hälfte des Films ausmachen, sind vom Hauptdarsteller selbst komponiert. Vielleicht fühlt sich Once deshalb so echt an, so ungekünstelt, genau wie seine Charaktere. Man läuft die ganze Zeit neben der Mann und dem Mädchen her, begleitet sie, hört ihnen beim Musizieren zu und fühlt sich fast ein wenig zu aufdringlich.

Once ist sehr intim, sehr wehmütig und gleichzeitig voller Hoffnung. Und er verdeutlicht in jeder Szene, wie wertvoll Musik sein kann, wieviel sie transportieren kann, wie sehr sie einen retten kann. Jeder, der sich schon einmal in einem Song verloren hat und sich kurz in ein anderes Leben geträumt hat, wird Once und seine Protagonisten nachvollziehen können. Und jeder, der das bisher noch nicht erlebt hat, erlebt es spätestens jetzt. Ganz große Empfehlung.

Mr. Brooks

Absolute Lachnummer, aber immerhin hübsch gefilmt und mit netten Leuten vor der Kamera. Kevin Costner (doch, doch, der kann noch was) spielt in Mr. Brooks (Mr. Brooks – Der Mörder in dir) – na? Genau: den Mörder. In dir. Oder in sich. Oder was auch immer. Jedenfalls spielt außer ihm auch noch der sowieso und immer tolle William Hurt ebenfalls den Mörder in dir oder in sich, denn die beiden verkörpern eine Person und führen recht unterhaltsame Zwiegespräche: Bringen wir die beiden um? Oder doch nicht? Ach komm, du willst es doch auch. Und so weiter und so grimmig-lustig.

Dummerweise wird Mr. Brooks bei einem seiner blutigen Ausflüge fotografiert – und der Mann, der im Besitz dieser Bilder ist, will nun nicht etwa zur Polizei gehen oder den gut betuchten Mr. Brooks erpressen. Nein, er will bei seinem nächsten Streifzug dabei sein und zugucken.

Bis hierhin habe ich mir das alles noch gefallen lassen, zumal es wirklich zügig inszeniert war. Dann kommt aber plötzlich Demi Moore als Polizistin ins Spiel und irgendwas Jugendliches mit rosigen Lippen als Töchterchen Brooks, das die Uni schmeißt und noch ein, zwei weitere Geheimnisse hat, und Demi muss sich auch gerade noch mit ihrem Ex-Mann UND einem weiteren Killer rumschlagen … und wenn alle Storylines gestorben wären, hätte aus Mr. Brooks noch ein nettes, wenn auch sinnloses Kammerspiel werden können. So artet das ganze aber in ein langatmiges B-Movie aus, das sich auf viel zu vielen Schauplätzen austoben will und dabei den schönen und im wahrsten Sinne des Wortes roten Faden verliert.