Tagebuchbloggen 16.01.2010

Ein Song, den ich seit zwei Tagen nicht mehr aus den Ohren klopfen kann: Der wunderbare Neil Patrick Harris und seine Kollegen aus How I Met Your Mother singen über Anzüge. Zur Feier der 100. Episode der Serie. Hach.

(Direkt-Musical, in viel größer und toller)

Harris hat netterweise das Making-Of getwittert.

In der Innenstadt gewesen, in diesem Übergrößengeschäft, das ich früher doof fand, weil überall Teddys draufwaren (nix gegen Teddys, aber jeder, der älter ist als zwölf, will die nicht mehr auf Kleidung haben. Höchstens ironisch, aber das geht irgendwie nur mit Idealgewicht). Inzwischen hat die Ullasche durchaus tragbares Zeug, aber selbst daran bin ich sieben, acht Jahre vorbeigelaufen, weil ich in dieser Zeit nur Jeans, Turnschuhe, bunte Shirts und Mützchen angezogen habe.

Lustigerweise hat sich mit der bewussteren Ernährung auch mein Verhältnis zu meinem Körper verändert. Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals dünner kriege, aber das ist momentan auch nichts, worüber ich nachdenke. Ich denke eher daran, mich wieder um ihn zu kümmern. Was heißt: mal wieder zum Friseur zu gehen anstatt einmal im Jahr den Pferdeschwanz mit der Heckenschere zu kürzen, der dann unter der Basecap versteckt wird. Seit einigen Tagen habe ich wieder kurze Haare und keine Mütze mehr auf, und auch wenn das anfangs Überwindung gekostet hat, fühle ich mich inzwischen sehr wohl.

Nachdem die Haare ab waren, habe ich mir den Rest angeschaut. Eine Bloggerin hat mir mal sturztrunken auf einer Party ins Ohr genölt, dass niemand seine Weiblichkeit so versteckt wie ich. Was ich erstmal mit „Geht’s noch“ abgetan habe, aber ich muss zugeben, dass das ganz schön reingehauen und dann lustig vor sich hingegärt hat. Ich will ja viel verstecken, meine flatterigen Oberarme oder meine Unterschenkelstampfer oder mein zauseliges Haar, aber hey! ich bin sehr gerne eine Frau, und das darf man mir auch ansehen. Weswegen ich, was meinen Kleidungsstil angeht, eine Rolle rückwärts in die Vergangenheit gemacht habe, wo ich schon mal so aussah wie ich jetzt wieder aussehe. Ich laufe jetzt wieder etwas gediegener rum: schwarze Hose, schwarzer halblanger Mantel, schwarze Schuhe. Und darunter ähnlich schlicht. Meine Ausbeute von gestern waren ein blauweißer Ringelpulli, ein schwarzer Pullover, unter den noch eine weiße Bluse passt, ein quietschblauer Pullover und ein längerer, superflauschiger Pullover in Lila. Oder Brombeere, wie wir cool people sagen.

Am Freitag habe ich auch zum ersten Mal seit Jahren wieder eine bunte Kette getragen. Zum schwarzweißen Outfit, nix Wildes, schwarz mit kleinen roten Steinen, aber ich hab mich gefühlt, als hätte ich ein Krönchen auf und nen Glorienschein hinter mir. Ich gucke nicht mehr nach unten, wenn ich irgendwo langgehe, sondern den Leuten ins Gesicht, weil ich toll bin und toll aussehe. Innerhalb meiner Parameter, die garantiert sehr geringe Schnittmengen mit dem Rest der Welt aufweisen, was die Definition von „toll“ angeht, aber ich fühle mich seit ein paar Tagen mit dem neuen, alten Stil ganz, ganz großartig.

„Und, gefallen dir meine neuen Klamotten?“

„Jup.“

„Seh ich besser aus als früher?“

„Jup.“

„He, heißt das, ich sah früher nicht gut aus?“

„Du siehst jünger aus.“

„Oooch … *schmelz* … he, heißt das, ich sah früher alt aus?“

Kerl macht den I-can’t-win-Blick, und ich flausche weiter in lila durch die Gegend.

Im Laufe des Tages verspeist: Weintrauben, Naturjogurt mit Honig, Crêpes mit Erdbeermarmelade und zum Abendbrot einen Fisch, von dem ich bis gestern noch nie gehört hatte: Leng.

Fürs Wochenende kauft der Kerl gerne bei unserem Lieblingsfischladen und –metzger ein – mit dem Vorsatz, möglichst oft was auszuprobieren, was wir noch nicht kennen. Diesmal ist es eben Leng geworden. Und dazu ein riesiges Stück Hochrippe, aus der ich Sonntag einen schönen Schmortopf mache. Glaube ich.

Google hat mir für den Fisch zum Beispiel dieses Rezept bei chefkoch.de angezeigt, das mir ganz gut gefallen hat. Ich habe Butter statt Margarine genommen („für Feinschmecker“) und zwar in geringerer Menge, dazu deutlich weniger Sahne, aber ordentlich Senf und ne Handvoll Petersilie. Alles zusammen hat wirklich gut geschmeckt, wenn’s auch optisch eher nach Resteessen aussah. Außerdem finde ich Fisch essen immer noch eher unentspannt, weil ich vor den Gräten so viel Respekt habe. Der Leng hatte netterweise Gräten, die ungefähr fünf Zentimeter lang und daumendick waren, daher ging das. Dazu gab’s ein Glas Soave.

„Im Rezept steht, dass da Dill rein soll.“

„Ja, aber erstens hatten wir keinen und zweitens mag ich keinen.“