Tagebuch Montag, 23. März 2020 – Stop! Rotstift-Time!

Jetzt kommt einer dieser Blogeinträge, vor denen ich mich gefürchtet habe seit den Ausgangsbeschränkungen bzw. seitdem die Bibliotheken dicht sind. Das war mein Tag:

Am Schreibtisch gesessen und Korrektur gelesen. Das war’s.

Erste Seite von derzeit 337 (ohne wissenschaftlichen Apparat). Schlussteil ist noch nicht vollständig ausformuliert, und im Mittelteil fehlt noch die Ausbeute aus dem Archiv des Deutschen Museums, in das ich noch nicht gehen konnte. Das ist viel zu lang, da werde ich eine Menge Darlings killen müssen. Gestern war ich in der Einleitung noch zu großherzig, aber das ist nur der erste Korrekturgang, es kommen ja noch fünfunddreißig weitere, so wie ich mich kenne.

Ich lese immer auf Papier Korrektur, ich verliere sonst den Überblick, vor allem bei diesem Monstertext, durch den ich jetzt durchmuss. Weil ich aber dafür nicht mein kostbares neues unberührtes weißes Druckerpapier hergeben will, sammele ich seit Jahren Papier, dessen Vorderseite ich nicht mehr brauche. Nur für den allerletzten Korrekturgang rücke ich manchmal das gute Papier raus, so als kleine Bepuschelung meiner Bleiwüste. Daher stellte ich gestern belustigt fest, dass ich gerade die Einleitung meiner Diss auf einigen Rückseiten meiner Masterarbeit ausdruckte. Circle of life, eh?

Das vertwitterte ich, woraufhin jemand fragte, ob ich mich dabei nicht verzetteln würde. Äh. Nein. Jeder akademische Text, der älter ist als vier Wochen, ist mir schon peinlich in seiner Ungenauigkeit und seinem Unwissen. Die Masterarbeit ist hübsch, aber natürlich würde ich die heute ganz anders schreiben. Und ich weiß jetzt schon, wie mir die Diss peinlich sein wird, sobald ich sie abgegeben habe, weil mir garantiert quasi mit dem Türklapp im Prüfungsamt noch fünf Dinge einfallen werden, die echt noch total dringend reingemusst hätten.

Ins Internet schreiben ist einfacher, da kann man ständig korrigieren.

Okay, ein bisschen was anderes habe ich noch gemacht, aber das lief eher im Hintergrund. Manuel Braun, Gabriel Yoran und ich basteln gerade an einer Klassikliste auf Spotify, damit die Quarantäne nicht so nervig wird. Wir hoffen, in dieser Woche damit durchzusein.