Tagebuch Sonntag, 22. März 2020 – Einleitung

Ich will seit Tagen ins Blog schreiben, dass ich seltsamerweise sehr gut schlafen kann. Vielleicht weil mein Kopf nicht mehr darüber nachdenken muss, in welcher Bibliothek und in welchem Archiv ich als nächstes diese oder jene Bücher und Unterlagen einsehen muss. Aber wie es so ist, wenn man im Kopf schon Einträge vorformuliert – gestern wachte ich nicht wie sonst entspannt um kurz vor 7 auf, sondern schon um 5.30 Uhr. Immerhin auch entspannt. Weiterhin gut einge- und durchgeschlafen, nur jetzt eben für meine Verhältnisse irre früh wach. Eine Stunde am Handy verdaddelt, dann nochmal umgedreht und bis 9 durchgeschlafen.

Croissants zum Frühstück. Die sind mir wirklich ganz hervorragend gelungen; ich bin sehr über das Innenleben entzückt. Die waren gestern sogar noch besser als vorgestern nach dem Backen, weil sie etwas zäher geworden sind, ganz wie ich es mag. (Himbeermarmelade, kein Lippenstift.)

Ich werde die Bilder der letzten Tage mal ins Originalrezept einfügen und den Text dort entsprechend anpassen.

Die Folge von Kitchen Impossible vom letzten Sonntag nachgeholt, so spät dran bin ich sonst nicht, aber irgendwie konnte mein Kopf letzte Woche nicht auf solche Monstersendungen. Die Folge fand ich sehr gut, sowohl vom Kandidaten Martin Klein her als auch von den nachzukochenden Speisen. Nur bei den Bildern, wie Klein durchs sommerliche und belebte Rom schlendert, habe ich ein bisschen verzagt zugeschaut. Das sah aus wie aus einer sehr anderen Zeit. Schon als die beiden in Mälzers Bullerei gemeinsam am Tisch saßen, war mein erster Gedanke: „Ihr sitzt zu nah zusammen! Abstand halten!“ Es ist alles ein bisschen absurd.

Mittagsschläfchen. Ist ja schließlich Sonntag. Das war jedenfalls mein Gedanke, als ich wegdöste, bis mir beim Aufwachen einfiel: Wochentage haben jetzt gerade überhaupt keine Bedeutung mehr für mich. Außer wenn es darum geht, die täglichen Serien aus den USA nachzugucken. Haben die eigentlich alle ihre Staffelfinalsendungen schon abgedreht? Oder werden die fiesen Cliffhanger und Storylines jetzt um Monate verschoben? WAS DENN NOCH?

Nach dem Schläfchen spontan irre emsig geworden und mich an die Diss gesetzt. Ich musste noch am Schluss und an der Einleitung rumwerkeln, und für den Schluss fehlen mir wie bereits achthundertmal jammernd erwähnt gerade die Bibliotheken. Aber für die Einleitung nicht. Und wenn da was fehlt, kommt halt erstmal die übliche Gröner-Fußnote „BELEG?“ in neongelb ins Dokument.

Kurzfassung der gestrigen Sitzung: Einleitung steht. Forschungsstand, Quellenlage und eine lustige Einführung in das Thema „Was sind überhaupt diese Autobahnen und wieso hat die wer gemalt“ standen bereits einigermaßen, aber die richtige Einleitung fehlte halt noch, genau wie die Antwort auf die Frage, was diese Diss denn eigentlich soll. Darüber musste ich unangemessen lange nachdenken, weil ich in den letzten Jahren und vor allem in den letzten Monaten irre viel rausgefunden hatte. Ich habe mich erstmal auf etwas über die Person Protzen hinausgehende Dinge festgelegt wie den bestehenden Forschungsstand zur Kunst im NS sinnvoll zu erweitern sowie die Forschung zur Autobahnmalerei überhaupt erstmal anzufangen, zum Beispiel durch die bisher noch nicht stattgefundende Aufarbeitung der beiden wichtigen Ausstellungen „Die Straße“ (1934) sowie „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“ (1936), die ich beide archivalisch verdammt gut nachskizzieren konnte, wenn ich das mal so unbescheiden formulieren darf. Abschließend findet die Einordnung eines bisher noch überhaupt nicht aufgearbeiteten Œuvres eines Malers statt, das und der sinnbildlich für viele andere NS-Künstler und in einigen Punkten auch generell für bürgerliche Biografien eines Deutschen zur NS-Zeit bzw. zur Zeit der jungen Bundesrepublik stehen können.

Alles zusammen hat jetzt also einen anständigen Rahmen und kann ab jetzt vernünftig von vorne bis hinten korrekturgelesen werden. Bis ich mit dem Brocken durch bin, haben hoffentlich ausgewählte Lesesäle für einige wenige Glückliche wieder geöffnet. Vielleicht in gering personell besetzten Schichten, mit festgelegten Arbeitsfenstern von vier Stunden oder so. Jeder räumt seine Bücher selbst wieder weg, damit kein anderer die anfassen muss. Ginge da was?

Endlich mal wieder etwas produktiv gefühlt. Backen ist zwar auch toll, aber akademisch arbeiten ist toller.

Weiterhin und immer wieder: Dankeschön! Ihr seid toll und gerade sehr hilfreich. Hey, wenn irgendjemand gerade Werbetexte braucht, die kann ich auch!