Tagebuch Samstag, 21. März 2020 – Hefeteig weil Hefeteig

Wie ich in den letzten Wochen beim ewigen Rumdaddeln für das perfekte Franzbrötchenrezept mal wieder festgestellt habe: Es gibt kaum etwas, was mich so beruhigt, wie meine Hände im Hefeteig zu haben. Hefeteig zu kneten, ist einfach wunderbar, und auch wenn ich mich jetzt komplett zum Deppen machen, aber: Wenn er so fluffig vor mir liegt, dann wird er auch gerne mal kurz gestreichelt, bevor ich ihn in wilde Formen zwinge, weil er sich halt so herrlich anfühlt.

Morgens guckte ich nach meinem Sauerteigansatz im Kühlschrank und begrüßte ihn freundlich, wie man halt mit neuen Mitbewohnern so umgeht. Das hat mich wirklich gefreut, dass das so gut geklappt hat, auch wenn ich noch nicht mit ihm gebacken habe, weil mir die ganzen tollen Mehle fehlen und ich jetzt auch gerade nicht vor die Tür kann, um sie einzukaufen. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich sie online bestelle; eigentlich will ich auch gerade keine Pakete bekommen.

Nebenbei, falls ihr den Ansatz auch ausprobieren wollt: Auf Twitter bekam ich den Tipp, nicht nur den Sauerteig in warme Decken zu hüllen, um ihn auf 30 Grad zu bekommen, sondern einfach ein Marmeladenglas mit warmem Wasser mit einzuwickeln. Ich glaube, das war auch ein Grund fürs Gelingen, dankeschön!

Nach dem ersten Rundgang durch die morgendliche Wohnung und dem Hochziehen aller Jalousien ging ich aber erst einmal wieder ins Bett. Es regnete, und ich liebe es, im Bett zu liegen und dem Regen zuzuhören. Das habe ich dann auch erstmal ausgiebig gemacht.

Das freitägliche Hauskonzert von Igor Levit nachgeholt. Noch nie so gespannt Schubert gehört. Was für ein Geschenk diese Konzerte sind!

Und dann war ich den halben Tag lang in der Küche, anrühren, ruhen lassen, tourieren, tourieren, tourieren, tourieren, formen, gehen lassen, in drei Schichten backen. Währenddessen liefen ein paar Serien, aber irgendwie war ich unkonzentriert und lungerte eher auf Twitter rum.

Am späten Nachmittag hatte ich dazu perfektes Backwerk. Beste Croissants, die ich je gebacken habe, und dieses Mal habe ich auch keine solchen Dinosaurier geformt wie im Rezeptlink, sondern kleine, damenhafte Hörnchen. Aus der Teigmenge sind bei mir 16 Croissants rausgekommen, von denen 12 gleich im Gefrierschrank landeten.

Die Antworten unter diesem Tweet belegen: Jede erste Satz verlangt nach Ausgangssperre!

In München hört man derzeit des Öfteren Durchsagen wie diese. Eben beim Bloggen zum ersten Mal auch auf Englisch unter meinem Fenster.

Das Netbit-Blog sammelt kostenlose Kulturangebote, Datenbankzugänge, gestreamte Gottesdienste und wie ich selbst überrascht gesehen habe, auch FC-Bayern-TV ist gerade kostenlos. FUPPES!

Ab heute um 18 Uhr zeigt der Kammerspiele-Stream Hamlet in der Inszenierung von Christopher Rüping, den ich sehr spannend fand. Der war vor Kurzem in den Kommentaren der Kaltmamsell (finde den Blogeintrag grad nicht) mein Beispiel für modernes Theater, dem gerne vorgeworfen wird, dass alle nackt sind und viel Blut spritzt. Genau das passiert hier auch, aber ich fand’s toll.

Auch die Schaubühne Berlin streamt.

Danke für eure Spenden, da kam nach dem gestrigen Eintrag ein bisschen was zusammen. Eigentlich war der Plan, die Diss mit so ziemlich den letzten Ersparnissen zusammen über die Ziellinie zu bringen und mir dann schnellstmöglich eine Festanstellung als irgendwas zu suchen, um das Konto wieder aufzufüllen. Diese Ziellinie hat sich jetzt leider etwas nach hinten ins Ungewisse verschoben, während meine Miete aber weiter abgebucht wird. (Immerhin gehe ich jetzt seltener einkaufen, haha.) Ich ahne auch, dass die Jobsuche in ein paar Monaten nicht ganz so locker werden wird wie ich das immer noch irrealerweise gehofft habe, so als Mittzwanzigerin, die keine acht Jahre in ihrem Job nur halbe Kraft gefahren ist und stattdessen schön studieren war.

Okay. Es wird schon irgendwie gehen, aber ich wusste das gestern sehr zu schätzen, vielen Dank!