Links von Freitag, 31. März 2017

Why Does Mount Rushmore Exist?

In den Kommentaren häuft sich die Kritik an arroganten Städtern, die mit South Dakota nicht klarkommen. Ich fand den Artikel nicht ganz so schlimm – wenn auch tendenziös –, aber vor allem mochte ich die Fotos. Mir ist beim Lesen aufgefallen, dass ich keine Ahnung hatte, wo genau sich die Präsidentenköpfe befinden und vor allem, wie die Umgebung aussieht.

„I must admit that, in person, I was not especially moved by the beauty of the sculptures. They were, essentially, traditional busts, distinguished mainly by their insane scale and placement. The novelty of it was stronger than the beauty.

What stood out most was everything around the presidents’ faces: the Black Hills landscape that spreads and spreads, incorporating eons of old rock and new growth, last century’s roads and yesterday’s snow. This was something that was hard to appreciate in photographs, which tend to be tightly cropped — just the presidents, stony and smooth. But the mountain itself is magnificent: rough and rutted and craggy, like an ancient crocodile’s back. The stone is warped and twisted, a frozen surge flowing toward and around the artificial faces; it is like a diagram of the geological energy that thrust it into being nearly two billion years ago. This speaks to forces much larger than America or nationalism of any kind. It made the giant heads look small.

I felt a rush of emotion that was not patriotism but awe: awe at human weirdness, at our capacity to create, in the actual world, such an improbable and unnecessary artifact as this. Why had humans done this? Why did Mount Rushmore exist?“

Art Up Your Tab

Mit dieser Chrome-Erweiterung beginnt jeder neue Tab nicht mit einer leeren Seite, sondern mit einem Kunstwerk. Die Idee mag ich sehr – nach einigen Tagen in Gebrauch merke ich aber, dass ich dauernd vergesse, welche Seite ich öffnen will, weil ich auf „More Info“ bei den Bildern klicke, die plötzlich da sind, und mich dann mit Kunst beschäftige anstatt mit … ja, weiß ich halt nicht mehr, womit ich mich eigentlich beschäftigen wollte!

(via @textundblog)

Sehr gelacht:

Das gehört nicht ins Feuilleton: Tiere präparieren

Anja Rützel schreibt darüber, wie sie Mäuse ausstopft. Ich kann mich auch beim wiederholten Lesen nicht entscheiden, ob ich diesen Artikel beruhigend oder äußerst irritierend finde.

„Mein dringender Wunsch, ein Tier selbst zu präparieren, erwachte, als ich einmal für eine Recherche Polly Morgan in ihrem Atelier besuchte. Die britische Künstlerin bettet zum Beispiel tote Blaumeisen schwer ästhetisch auf aufgeschlagene Kirchengesangsbücher, und dann kommt Kate Moss und kauft sie. Polly ließ mich in ihre Gefriertruhe schauen und gefrorene Maulwürfe streicheln. Sie waren samtig wie sonst nur Französische-Bulldoggen-Ohren an ihrer geschmeidigsten Stelle.

Die Künstlerin jedenfalls hatte ihr Handwerk in einem Eintageskurs bei einem Präparator gelernt und ermunterte mich, es auch mal zu probieren: “Deine ersten fünfzig Vögel werden erbärmlich aussehen, aber der einundfünfzigste ist dann richtig gut.” Also belegte ich Kurse. Einen beim mehrfachen Weltmeister in Falkenpräparation, der ulkigerweise so heißt wie ein berühmter Schlagersänger, zwei bei einer hipsterigen Rockabilly-Präparateuse, die eine tote Maus mit ausgeixten Augen auf den Oberarm tätowiert hat.“

Was interessant war, Mittwoch, 29. März 2017 – Abstrakt vs. realistisch

Für meine Masterarbeit lese ich auf diversen Baustellen herum. Eine davon ist die Zeit, in der Lüpertz und Kiefer ihre Werke erstellten, die sich mit der NS-Vergangenheit befassten. Beide gehören zu den ersten westdeutschen Malern (ich habe immer noch keine Malerin gefunden und warte, dass sie mir in der Literatur über den Weg läuft), die nach 1945 wieder figurativ arbeiteten. Auch für meine Leo-von-Welden-Hausarbeit hatte ich mich für das Thema „Abstrakt versus realisistisch“ interessiert, weil ich wissen wollte, wie sehr von Welden neben dem Zeitgeist hermalte. In dieser Arbeit reichte es nur für einen kurzen Absatz, ich zitiere mich mal selbst:

„Trotz der großflächigen Zerstörung deutscher Städte begann der kulturelle Aufbau sehr schnell. Im Juli 1945 wurde der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands gegründet,[1] die erste Galerieeröffnung nach Kriegsende fand im August 1945 in Berlin statt,[2] und bereits im Dezember 1945 wurde auf Initiative der amerikanischen Militärregierung im Augsburger Schaezlerpalais eine Ausstellung mit dem Titel „Maler der Gegenwart“ gezeigt.[3] Im Februar 1947 wurde am gleichen Ort erstmals in der amerikanischen Besatzungszone abstrakte Kunst ausgestellt.[4]“

(Ja, ich brauche endlich ein Fußnoten-Plugin, ich weiß.)

Im Postwar-Katalog standen natürlich auch einige Aufsätze zur Situation nach 1945, nicht nur auf Deutschland bezogen:

„Im Bereich der Kunst markiert die Nachkriegsperiode einen historischen und kulturellen Wendepunkt, der das Schwinden der Dominanz der westlichen europäischen Kunstzentren und den Aufsteig der internationalen Präsenz und Hegemonie der zeitgenössischen amerikanischen Kunst, Populärkultur und Massenmedien einleitete.“[5]

Einige Jahre später hatte sich diese Präsenz zementiert und strahlte auf Europa zurück:

„Zu diesem Zeitpunkt [1960] fanden die Territorialgefechte zwischen New York und Paris bereits seit Langem im Kontext des Kalten Krieges statt. Aus diesem Blickwinkel lag das offensichtlichste künstlerische (eher territoriale) Problem in dem vorgeblich rein stilistischen Konflikt zwischen Abstraktion und Figuration. Dieses Gegensatzpaar – das sich schnell zum Klischee entwickelte, ohne tatsächlich analysiert zu werden – hat der Maler Georg Baselitz mit klaren Worten benannt: ‚Im Westen gab es Abstraktion, im Osten Realismus.‘ Auf der Ebene von offzieller Politik, Vorschriften und der nationalen Förderung der Künste wurde in der Tat eine strenge Linie zwischen diesen beiden Seiten gezogen, da man in den Vereinigten Staaten die Abstraktion als Ausdruck demokratischer Freiheit feierte und in der Sowjetunion leicht lesbare, erbauliche Bilder von Arbeit und gesundem Leben im Kommunismus beauftragte. Diese institutionelle Geschichte aus diplomatischen Berichten und Museumskorrespondenzen hat die Kunstgeschichtsschreibung geprägt. Aber im Alltag der Künstler waren die Praktiken nur selten so festgelegt, wie es in den Diskursen über diese Praktiken der Fall war. Obgleich Kritiker bezüglich der historischen Notwendigkeit und der Definition von Abstraktion durchaus schulmeisterlich sein konnten, waren viele Künstler an dieser nicht als einem expliziten Programm oder am Ende der Malerei interessiert. Abstraktion als absolutes Diktat – wie im Falle von Ad Reinhardt – war selten, und einigen erschien dies völlig absurd.“[6]

Auf Deutschland – und seine Vergangenheit – bezogen, las sich das so:

„Die Deutschen mussten sich für eine Seite entscheiden: Osten oder Westen. Einige Kritiker zementierten die Kluft, indem sie kulturelle Eigenarten mit geografischen Regionen gleichsetzten. Im Osten förderte der Berliner Kulturmagistrat ein Menschenbild nach sowjetischem Vorbild, in dem die Kameraden solidarisch einer verheißungsvollen Zukunft entgegenstrebten, die ihnen der Sozialismus versprach. Das Menschenbild des Westens war ein anderes: Der Kapitalismus fördert nicht die aufgeschobene Befriedigung einer messianischen Weltsicht, sondern er funktioniert mit sofortiger Belohnung. Sein idealer ‚Mensch‘ ist das bürgerliche, liberale Individuum, zu dem ehemalige Nazis umerzogen werden mussten. Das bedeutet nicht, dass die Amerikanisierung Westdeutschland eingeschläfert hat, aber viele Deutsche begrüßten diese Möglichkeit, den Leichnam der Geschichte durch dessen Transsubstation in einen analgetischen Geist zu begraben. Wenn die darauffolgende Form der Moderne die Tapete war, war dies keineswegs zum Schlechten.“[7]

Gestern las ich einen Aufsatz, der dem ganzen noch eine Dimension hinzufügte, aber ich kann mich noch nicht entscheiden, ob die Autorin einen Aluhut im Bezug auf die CIA trägt; Haftmanns Engagement für die Abstraktion war mir bekannt, auch durch seine Mitarbeit an der documenta I:

„Da die Kunstgeschichtsschreibung die Moderne ursächlich mit dem Fortschrittsgedanken verknüpft, werden mit derartigen Zuweisungen [Westen abstrakt, Osten figurativ] in subtiler Weise Qualitätsurteile insinuiert. Als Folie, vor der die Artefakte zu betrachten sind, fungiert damit die Kunst des Westens; sie ist es, welche die gültigen Wertmaßstäbe setzt. Diese Wertmaßstäbe sind aber zugleich auch jene der Siegermächte. Hinlänglich bekant ist die Tatsache, dass die […] vermeintliche Vorherrschaft der Abstraktion im Westen eine gezielte Konstruktion der Geschichtsschreibung ist, woran sowohl der CIA maßgeblich beteiligt war, als auch einflussreiche Persönlichkeiten der Bundesrepublik, allen voran Werner Haftmann. Kulturpolitische Intentionen (Westintegration) und persönliche Ambitionen, die die Abstraktion als neue ‚Weltsprache‘ etablieren wollten (Werner Haftmann), arbeiteten erfolgreich Hand in Hand. Erhellend ist es, zudem in Erinnerung zu rufen, dass die westdeutsche Abstraktion als eine Übernahme der US-amerikanischen Avantgarde ausgegeben wurde. Diese zum Sachverhalt konstruierte Deutungsbehauptung entbehrte jeglicher Evidenz, ließ sich aber dahingehend instrumentalisieren, dass die westdeutsche Abstraktion als bildhafter Ausdruck einer erfolgreichen, politischen Integrationsgeschichte gedeutet werden konnte.“[8]

Hofer nennt in ihrem Aufsatz zwei Bücher, die ich mir morgen vornehmen werde, denn sie stehen natürlich brav im ZI und warten auf meine wissbegierigen Fingerchen: Frances Stonor Saunders: The Cultural World War. The CIA and the World of Arts and Letters, New York 2000 sowie Serge Gilbaut: Wie New York die Idee der Modernen Kunst gestohlen hat, Amsterdam 1997.

1 Zuschlag, Christoph: „Die theoretischen Diskurse über moderne Kunst in der Nachkriegszeit“, in: Bambi, Andrea/Friedrich, Julia/Prinzing, Andreas (Hrsg.): „So fing man einfach an, ohne viele Worte.“ Ausstellungswesen und Sammlungspolitik in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, Berlin 2013, S. 18–25, hier S. 18.
2 Ebd.
3 Dengler, Steffen: Die Kunst der Freiheit? Die westdeutsche Malerei im Kalten Krieg und im wiedervereinigten Deutschland, München 2010, S. 83.
4 Ebd., S. 85.
5 Enwezor, Okwui: „Zur Beurteilung von Kunst: Postwar und künstlerische Weltlichkeit“, in: Ders./Siegel, Katy/Wilmes, Ulrich (Hrsg.): Postwar. Kunst zwischen Pazifik und Atlantik 1945–1965, München/London/New York 2016, S. 20–41, hier S. 36.
6 Siegel, Katy: „Kunst, Welt, Geschichte“, in: Postwar 2016, S. 42–57, hier S. 48.
7 Heibel, Yule: „Deutschlands Suche nach dem neuen Menschenbild in der Nachkriegszeit“, in: Postwar 2016, S. 340–343, hier S. 343.
8 Hofer, Sigrid: „Die Macht der Macher oder Wie man Wirklichkeit in Ausstellungen konstruiert. Eine Kritik der Ausstellung ‚Kunst und Kalter Krieg‘ in Los Angeles, Nürnberg und Berlin 2009/2010“, in: Rehberg, Karl-Siegbert/Kaiser, Paul (Hrsg.): Bilderstreit und Gesellschaftsumbruch, Die Debatten um die Kunst der DDR im Prozess der deutschen Wiedervereinigung, Berlin/Kassel 2013, S. 180–191, hier S. 184.

Was schön war, Dienstag, 28. März 2017 – Anspargeln FTW!

Endlich den dicken Postwar-Katalog durchgearbeitet, den mir F. geliehen hat. Der steht natürlich auch im ZI, aber gestern legte ich einen Home-Office-Tag ein und ackerte mich durch einige Bücher und Aufsätze, die sich auf meinem heimischen Schreibtisch befinden. Dazu genoss ich, wie immer neuerdings, frisch gemahlenen und frenchgepressten Kaffee, den ich nach dem Zubereiten in meine neue, elegante Thermoskanne umfülle. Auch das hat mir das Internet beigebracht: nicht aus der French Press trinken, immer gleich umfüllen. Ich entschuldige mich hiermit bei allen Gästen, denen ich Kaffee serviert habe, der aus viel zu fein gemahlenem Pulver bestand, auf das ich kochendes Wasser goss und den ich dann in der French Press servierte. So sorry.

Außerdem gönnte ich mir einen Markttag und genoss zum Mittag eine halbe Avocado auf geröstetem Brot mit frischem Tomatensalat (aka dünne Tomatenscheibchen mit Olivenöl und ordentlich Salz und Pfeffer). Auch hier eine Entschuldigung: Ich lästerte in der Vergangenheit gerne über Plastikprodukte, die nur zur Aufbewahrung einer halben Avocado dienen. Die gestrige war ein solches Monster, dass ich wirklich nur eine halb aß. Die andere Hälfte liegt noch mit Kern und in Frischhaltefolie gewickelt im Kühlschrank und kommt heute dran.

Und abends dann ein Festessen. Zunächst eine Hollandaise nach diesem Rezept gemacht (kurz stehenlassen, dann dickt sie etwas ein), Kartoffeln gekocht, Spargel geschält und gekocht – in weniger Zeit als die Kartoffeln, was mich total aus der Bahn warf. Normalerweise sind meine Kartoffeln locker fertig, bis ich den Spargel von seiner blöden Haut befreit und ihn weich, aber noch bissfest gekocht habe. Seit einiger Zeit besitze ich aber diesen Paprikaschäler, den mir irgendein Kochblog empfohlen hatte – ich habe leider vergessen, welches. Trotzdem danke, denn ich habe noch nie so schnell und so gründlich Spargel geschält.

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Okay, der Teller trieft nicht vor Butter, wie gestern angekündigt, aber ich glaube, Hollandaise kann man auch gelten lassen.

Was schön war, Montag, 27. März 2017 – Meine kleinen Kreise

Den Großteil des Tages im ZI verbracht, wo sonst. Da wohne ich quasi bis Juli (Abgabetermin Masterarbeit), und bis dahin wird das Blog vermutlich arg monothematisch. Ich könnte zum Ausgleich mal wieder über Golf schreiben – die Älteren werden sich erinnern. (Ich habe nie wieder zu einem Thema soviel Post gekriegt wie zu Golf.)

Aber meine Schläger stehen in der Nähe von Hannover, ich habe kein Auto und irgendwie auch gerade kein Geld für einen Münchner Club, der vermutlich deutlich teurer ist als ein Hamburger. Wenn ich die Preise der Staatsopern vergleiche, müsste das zutreffen. Hier bitte einen sehr lauten Rant über Preise für Wagner-Opern in München vorstellen. Für das Geld, für das man hier an manchen Terminen in den hinteren Reihen des zweiten Rangs hockt, sitze ich in Hamburg in der ersten Parkettreihe.

Im ZI weiter wild in der Gegend rumgelesen, um mich Herrn Lüpertz und seinen deutschen Motiven zu nähern. Ich stöberte dem Begriff des Bildes an sich nach – was macht das mit uns und wieso –, ich las über Poussins Parerga (ja, das musste ich auch nachgucken) und zog total tolle Schlussfolgerungen, die ich bisher noch nicht in der Literatur zu Lüpertz gefunden habe, aber das kann natürlich – leider – noch kommen. Ich las über Trophäen, wobei ich bei der Jagd begann und dann irgendwie bei Kriegstrophäen landete und bei einem Aufsatz über Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg Dinge von Verstorbenen der Gegenseite an sich nahmen (Fotos, Uhren, Orden …), die heute von Nachkommen zurückgegeben werden. Ich fand es interessant zu lesen, wie unterschiedlich diese Rückgaben wahrgenommen werden: „[T]he return of the artefact may be described as helping to build ‘bridges’ between the two families’ respective countries. But I shall argue that it has quite the opposite significance to the individuals and families concerned. Most of the veterans, or veterans’ heirs, returning these objects are not seeking social relationships with a former enemy soldier’s surviving kin, but desire what might be called a mutually benevolent dissociation from them. From their point of view, the war left their respective families associated in an anomalous and wrongful way, one of them possessing mementos of the other’s dead.“ (Harrison, Simon: „War Mementos and the Souls of Missing Soldiers: Returning Effects of the Battlefield Dead“, in: The Journal of the Royal Anthropological Institute 14 (2008), S. 774–790, hier S. 777. Steht auf JSTOR.)

Kann ich für Lüpertz vermutlich nicht brauchen, habe ich aber trotzdem gerne gelesen. Das ist sowieso immer das Schöne daran, für Referate oder Arbeiten zu lesen, solange ich noch Zeit habe – ich lande bei Themen, die kaum noch was mit dem Ausgangsthema zu tun haben, die mich aber trotzdem interessieren. Und meistens bleibt irgendwas hängen und wird dann in einer der folgenden Arbeiten verwurstet. Ich meckerte ja ein wenig über den Kershaw, den ich für den Lektürekurs im Geschichte gelesen und mich zum Schluss gefragt hatte, warum eigentlich. Selbst aus dem habe ich mir Dinge gemerkt, ohne es darauf angelegt zu haben, und die konnte ich in der Leo-Hausarbeit unterbringen, ha!

Schon Sonntag den ersten Spargel auf Instagram gesehen bzw. auf dort geposteten Tellern. Im Supermarkt bin ich trotzdem brav an ihm vorbeigegangen, weil ich noch grüne Bohnen hatte, die dringend wegmussten. (Es gab mein übliches Pfannengemüse, unter das ich, total raffiniert, gerne zwei, drei kleingeschnittene Nürnberger Rostbratwürstchen mische.) Aber seit ich den Spargel sah, freue ich mich auf heute, denn da ist bei mir um die Ecke Markttag und ich werde so dermaßen anspargeln, dass hier morgen vermutlich nur ein Bild eines leeren Tellers zu sehen sein wird, der noch von Butter trieft.

Was schön war, Sonntag, 26. März 2017 – Bei mir sein

Gemeinsam aufgewacht.

Länger als nötig über den Alten Nordfriedhof spaziert. „Nötig“ heißt in diesem Fall: Der liegt auf dem Weg nach Hause, da gehe ich halt rüber, ist netter als an der Hauptstraße lang. Statt einfach nur durchzugehen, drehte ich eine Extrarunde, las Grabsteine, guckte mir Skulpturen an und fing bergeweise Pokémon.

Mich über eine Milchflasche gefreut.

Reste vom asiatisch angehauchten Nudelsalat von Freitag verspeist. Gurke und Ingwer geht ja immer.

Gelesen. Deep Space Nine geguckt; das fand ich früher viel besser als Voyager, derzeit finde ich es sehr belanglos. Gelesen.

Gemerkt, wie schön es ist, jemanden vermissen zu können.

Was schön war, Samstag, 25. März 2017 – Freizeit

Ausgeschlafen. Selbst gebackene Donauwelle gegessen. Den Duft von frischen Kaffeebohnen genossen, genau wie das Einfüllen der Bohnen in die Mühle und das Mahlen. Auch wenn ich derzeit mit dem Internet und seinen vielen Stimmen hadere: Wenn man wissen will, wie heiß das Wasser sein sollte, das man auf wie grob gemahlenen Kaffee kippt, um es dann wie lange in der French Press ziehen zu lassen, ist das Internet super. Ich ahne, dass sich die Redensart „Hab ich von meiner Oma gelernt“ langsam ändert in „Hab ich auf YouTube nachgeguckt“.

Ein gut geschriebenes, aufschlussreiches und spannendes Buch beendet und so viele weitere zur Auswahl gehabt, die ich anfangen könnte, dass ich mich nicht sofort entscheiden konnte. Es ist dann eine Walter-Benjamin-Biografie geworden.

Ein Bewerbungsanschreiben vom Schwesterherz Korrektur gelesen und mich gefreut, dass sie sich darüber gefreut hat. DIN-Normen von Anschreiben kennengelernt. Nein, kannte ich noch nicht. Auch die Ansage, dass man keine Serifenschriften verwenden sollte, war mir neu. Endlich ein Pluspunkt für Werbeagenturen: Schrifttypen sind dort vermutlich egaler als in der alten Industrie. DIN-Normen auch.

Gemerkt, dass die Temperaturen wieder hoch genug sind, dass Wäsche innerhalb eines Tages trocknet. Duftende Wäsche zusammengelegt.

Einen Osterhasen aus Schokolade auf dem Kopfkissen gehabt. Einem sehr müden F. beim Schlafen zugeschaut.

Was schön war, Dienstag bis Freitag, 21. bis 24. März 2017 – Kunstkapsel

Am Dienstag saß ich lange im Zentralinstitut für Kunstgeschichte und las und las und las und dann las ich noch ein bisschen. Die Masterarbeit steht im Kopf quasi, und alles, was ich gerade lese, passt wie lauter kleine Steinchen ins große Mosaik. Das finde ich selbst sehr spannend mitanzusehen – auf was ich schon aufbauen kann und wie ich das, was ich noch neu lerne, bereits einordnen kann. Gleichzeitig erfreue ich mich, wie immer, an Rezeptionsgeschichte, weil die für mich meist spannender ist als das Werk selbst. Also: Wie wurde ein Bild wahrgenommen, als es frisch an der Wand hing und wie 40 Jahre später? Diese Entwicklung anhand von Aufsätzen oder Ausstellungskatalogen nachzuvollziehen, ist für mich auch immer Zeitgeschichte und nicht nur Kunstgeschichte, denn damit sich der Blick auf ein Bild ändert, muss sich eben auch der oder die Blickende ändern.

Am Mittwoch fuhr ich zur Tochter von Leo von Welden, die mir großzügigerweise Aktenordner voll Korrespondenz, sowohl geschäftlich als auch privat, ihres Vaters geliehen hatte. Daran konnte ich nicht nur seine Ausstellungstätigkeiten nachvollziehen, sondern erfuhr auch von geplanten Ausstellungen oder wie Leo seine eigene Kunst sah bzw. wo er mit ihr hinwollte. So ganz nebenbei las sich das auch alles wie eine kleine Zeitkapsel der 50er und 60er Jahre, weil der Mann nach 45 durch ganz Europa reiste. Die vielen Postkarten haben mir sehr viel Freude bereitet, nicht nur wegen Leos Zeilen, sondern auch wegen ihrer Bildmotive.

Ich hatte der Tochter meine Arbeit schon vorher per Post geschickt – die Dame hat kein Internet – und durfte mir nun bei Tee und Kuchen anhören, dass ich Dinge herausgefunden hätte, die sie selber noch nicht gewusst hatte. Darauf war ich sehr stolz. Und bin jetzt noch trauriger, Leo erstmal liegenlassen zu müssen.

Als kleines Dankeschön durfte ich mir ein paar Werke ihres Vaters mitnehmen. Ich suchte mir eine Alugrafie mit einem religiösen Motiv aus, denn die waren vor 1933 und nach 1945 sehr stark in seinem Werk vertreten, und ich mag das, hier in Bayern jetzt eine Madonna um mich zu haben. (Im evangelischen Norden haben wir’s ja nicht so mit der Mutter Gottes.) Das zweite Bild war ein ebenso kleinformatiges, also ca. DIN-A4, Ölgemälde auf Sperrholz, das ich noch rahmen lassen werde. Es zeigt Jünger oder Apostel, jedenfalls vier längliche Gestalten in fließenden Gewändern; dabei sind die Figuren und die Farben auch recht typisch für von Weldens Spätwerk. Das letzte Bild wollte mir die Tochter zunächst nicht geben, weil es ihr so gar nicht gefiel, aber mir war das schon bei einem meiner ersten Besuche aufgefallen. Von Welden malte recht selten Stillleben, die ich ja bekanntlich sehr mag. Ich kenne einige Versuche von ihm mit runden Früchten, aber dafür hat mich leider Cézanne völlig verdorben; wenn man dessen Äpfel kennt, kann danach nichts mehr kommen (außer den Kubisten). „Mein“ Stillleben zeigt zwei Fische auf einem ovalen Teller vor einem einfarbigen Hintergrund. Sehr unspektakulär, aber recht untypisch für sein Werk, und deswegen wollte ich es haben. Ich unterstelle dem Mann ja immer, dass er ein ordentlicher Stilllebenmaler hätte werden können, wenn er sich nicht immer wieder auf seine ollen Pferde und Säufer und Paare zurückgezogen hätte, die ihm quasi minütlich aus der Feder flossen. (Der Nachlass besteht aus über 13.000 Werken, von denen gefühlt 7.000 Zeichnungen von Pferden sind.)

Am Donnerstag rannte ich ein weiteres Mal durch die Postwar-Ausstellung im Haus der Kunst, bevor ich wieder in Aufsätzen versank, die ich dieses Mal in der Stabi fand. Ich komme sehr spät mit der Empfehlung per Blog, denn die Aussstellung läuft nur noch bis morgen, aber wenn ihr es schafft, dann sprintet doch mal durch. Mehr geht eh nicht, die ist viel zu groß für einen einmaligen Besuch.

Seit ich das erste Mal drin war, habe ich mehrfach den riesigen Katalog durchgeblättert und bin daher bei der nächsten Runde gezielt zu den Werken gegangen, die ich nochmal im Original vor mir haben wollte. Da waren zum einen zwei Werke von Gerhard Richter, der mir zwar eigentlich egal ist, mir aber im Zusammenhang mit Lüpertz und Kiefer natürlich dauernd über den Weg läuft. Die zwei Bilder (hier eins mit einem doofen Titel) in Postwar brauche ich nicht für die Masterarbeit, aber ich konnte so wenigstens mal wieder sein früheres Markenzeichen genauer anschauen – die abgemalten Fotos, deren Ölfarbe so aufgetragen wurde, dass das Motiv verwischt aussieht.

Das Spannendste an Postwar für mich war die neue Zeiteinteilung. Ich bin damit aufgewachsen, dass es im Mai 1945 in Deutschland eine Art Stunde Null gab (Ende der NS-Zeit). Dass das Quatsch ist, weiß ich inzwischen, denn vieles aus der NS-Zeit wurde in die Bundesrepublik und die DDR und auch das wiedervereinigte Deutschland geschleppt. Aber gab es andere Zäsuren? Gab es, und es ist mir fast peinlich, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin. Postwar benennt den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 als weltweiten Einschnitt. Das nukleare Zeitalter unterscheidet sich gravierend vom nicht-nuklearen und es bezieht die gesamte Welt mit ein. Daher ist in der Ausstellung auch nicht nur der übliche westeuropäisch-nordamerikanische Kanon der Kunstgeschichte zu sehen, sondern Werke von allen Kontinenten.

Ich fand es einerseits spannend zu sehen, dass gewisse Stilistiken sich weltweit durchsetzten, dass es aber gleichzeitig – natürlich – verschiedene Themen gab, die verarbeitet wurden und das in unterschiedlichen Weisen. Der Raum, der sich auf die Atomzeit bezieht, ist der letzte, und in den ging ich dieses Mal gleich zu Anfang, denn dort hingen zwei Werke, die einem schlicht den Atem rauben. Es sind zwei der insgesamt 15 sogenannten Hiroshima-Tafeln, und das Bild unter dem Link zeigt die rechte Hälfte einer der beiden Tafeln. Die Tafeln überwältigen nicht nur durch ihr Motiv, sondern auch durch ihre wandeinnehmende Größe. Ich musste daran denken, dass in Deutschland die Zerstörung des Landes nicht so schnell – wenn überhaupt – bildlich aufgearbeitet wurde. Mir fällt spontan nur so vage ein Richter ein, der, wenn ich mich richtig erinnere, deutsche Ruinen malte, aber erst in den 60ern. Wobei der Wiederaufbau, soweit ich weiß, ein Thema der DDR-Kunst war. (Ich muss das nochmal nachlesen.)

Mir persönlich waren außerdem die eher propagandistischen Werke aus der Sowjetunion und China wichtig (dieses Bild von Li Xiushi ist so still und so großartig), und ich habe mich gefreut, meinen ersten Willi Sitte im Original zu sehen. Generell habe ich gerne die Abteilung „Neue Menschenbilder“ betrachtet, wo mir mal wieder Maria Lassnig auffiel und ich Ibrahim El-Salahi und Ismail Fattah kennenlernte.

Ein weiteres Thema waren „Formsuchende Nationen“, die sich nach 1945 bildeten. An einer Wand hingen Bilder aus dem neu gegründeten Israel neben Bildern aus Palästina, die notgedrungen sehr unterschiedliche Aussagen hatten. Ich stand sehr lange vor diesem Werk von Mitchell Siporin – und fast ebenso lange vor einem thematisch völlig anderen, nämlich einer Baumrinde, die mit Pigmenten bemalt war und von Mawalan Marika stammte.

Ich lernte außerdem viele arabische Künstler und Künstlerinnen kennen; besonders im Gedächtnis geblieben ist mir dieses Werk von Jewad Selim. Das wollte ich unbedingt noch einmal anschauen, genau wie diese Skulptur, die sich aus der Wand zu schrauben scheint, von Lee Bontecou, oder eine, die an der Wand lehnt, aus verklebten Schnüren und Kautschuk besteht und mit jeder Klebestelle Wollen, aber nicht Können sagt, von Tetsumi Kudo.

Den Freitag verbrachte ich wieder im ZI. Das Internet bzw. blöde Artikel bzw. noch beziehungsweiser Dinge, die diese Artikel in mir auslösten, hatten mich Donnerstag abend in eine veritable Sinnkrise geworfen, aus der ich Freitag morgen noch nicht herausklettern konnte. Zunächst war der Plan, traurig unter der Bettdecke zu bleiben, aber ich erinnerte mich daran, dass ich mich schon mal aus dieser Stasis befreien konnte, indem ich strunzdumm in eine Bibliothek fuhr und dort die Bücher ihren Zauber wirken ließ. Das funkionierte gestern auch. Statt mich mit Selbstvorwürfen zu geißeln oder Dinge anzuzweifeln, die ich mir hart erkämpft hatte, konzentrierte ich mich auf meine Arbeit, den Spaß, den ich an ihr habe und die vielen Dinge, die ich erlesen und erlernen kann. Das Selbstbewusstsein kam zurück, die Zweifel waren (vorerst) verscheucht, und ich fand weitere Mosaiksteinchen.

Was schön war, Freitag bis Montag, 17. bis 20. März 2017

Ein liebevoller Satz in meiner Geburtstagskarte: „Möge dein Handapparat nie leer sein.“

Die vielen Angela-Donald-Memes, die den Freitag sehr unterhaltsam gemacht haben. Das hier ist immer noch einer meiner Favoriten.

Ein kurzer Artikel mit schönen Bildern über den Central Collecting Point in München bzw. das heutige Zentralinstitut für Kunstgeschichte aka meine große Liebe. Im Bild mit Craig Hugh Smyth sieht man noch die zwei sogenannten Ehrentempel zwischen dem heutigen ZI und der Musikhochschule bzw. dem damaligen Verwaltungsgebäude und der NSDAP-Zentrale. In ihnen lagen die Särge der beim Hitlerputsch 1923 Getöteten. Die „Tempel“ wurden von der amerikanischen Militärregierung gesprengt, die Sockel sind allerdings bis heute sichtbar. Der neben dem ZI wuchert schön zu, der andere wurde im vorletzten Jahr freigelegt und bildet ein neues Ensemble mit dem NS-Dokumentationszentrum.

Die Fassade des ZI ist übrigens seit letztem Jahr auch nicht mehr mit dem blöden Efeu bewachsen wie im Artikel zu sehen, sondern freigelegt, so dass man die Architektur des Gebäudes wieder anständig angucken kann.

Am Samstag sah ich ein eher mieses Spiel zwischen dem FC Augsburg und Freiburg. Es war scheiße kalt, weil windig, der Sprühregen wurde bis zu unseren Sitzplätzen geweht, und dann ging’s auch bloß unentschieden aus. Trotzdem wollte ich direkt nach Spielende eine Karte fürs nächste Heimspiel kaufen.

Es sagt viel über mein verändertes Sehverhalten beim Fußball aus, wenn ich mehr Lust auf den fähnchenschwenkenden Kid’s Club sowie den Rumpelfußball des FCA habe als auf Champions-League-Viertelfinale in der Allianz-Arena.

Sonntag lungerte ich professionell den ganzen Tag auf der Couch rum und genoss jede Minute.

Und gestern saß ich topmotiviert im ZI zwischen lauter Katalogen und Aufsätzen über Markus Lüpertz und genoss erst recht jede Minute. Dabei stolperte ich über einen Satz zu Mondrian, dessen geometrische Bilder laut Autor eine „vom Tragischen entlastete Schönheit“ zeigten. Perfekte Formulierung. Sie stammt von Werner Hofmann und steht im Katalog zu einer Lüpertz-Retrospektive von 2009 auf Seite 187.

Was schön war, Donnerstag, 16. März 2017 – Geburtstagsessen im Broeding

Der Eintrag ist etwas verspätet, ich musste so lange verdauen.

Das Broeding ist mein Lieblingsrestaurant in München, aber ich gönne es mir nicht so oft wie ich gerne würde, schlicht weil ich es mir gerade nicht leisten kann. Daher war ich im letzten Jahr nur einmal da, nämlich zum Geburtstag. Deswegen war klar, was ich auch an diesem Geburtstag machen wollte. Ich hatte keine Lust zum Fotografieren, aber netterweise knipste F. in der Gegend rum und notierte sich auch die Weine, während das Geburtstagskind glücklich-bräsig genoss. Und wie es genoss!

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Nach dem obligatorischen Rosé-Sekt – Ankes eiserne Regel: Wenn irgendwo Rosé mit Kohlensäure auf einer Karte steht, wird der bestellt – kam der Gruß aus der Küche: eine kalte Gurkensuppe mit einem Stückchen Mozzarella drin. Nette, kühle Kleinigkeit mit einem salzigen Käsebiss.

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Der erste Gang war ein Stückchen fest-fettes Mangalica-Schwein mit Sauerkraut und Mastersauce. Schmeckte fein-asiatisch und gleichzeitig wie um die Ecke, weil Sauerkraut.

Dazu gab’s ein Cuvée aus Riesling und Silvaner mit einer hübschen Geschichte dazu: Twentysix (Achtung, erst schlimmes Werbegewäsch, dann die Geschichte). Der gefiel mir in seiner klaren Schlichtheit so gut, dass F. einen Tag später eine Kiste davon orderte. Und weil’s den Twentysix auch in rosa und rot gibt, gleich noch jeweils drei Flaschen von der anderen Farbe dazu. Wir planen eine sorgfältige Versuchsreihe auf dem Balkon, sobald die Temperaturen das zulassen, der weiße war nämlich ein Eins-A-Balkonwein.

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Atlantiklachs mit knuspriger Haut und Spinat und Blumenkohl. Lachs finde ich meist irgendwie langweilig, aber mit Blumenkohl geht mir bei alles. Das Tolle an dem Gang war allerdings der Wein dazu: ein Hirtzberger Chardonnay Smaragd, Schlossgarten 2015. Genau wie Lachs finde ich Chardonnay meist irgendwie langweilig, auch weil er einem irgendwann den Mund zukleistert, aber der hier war erstmal recht wenig süß, fast schon mild-hochnäsig-gelangweilt, dass da jemand was von ihm wollte. Je länger er aber im Glas war, desto kräftiger wurde er, und zum Schluss war er feiner Honig mit einer dicken gelben Frucht, die mir aber partout nicht einfallen wollte. Und kein Kleister!

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Gebratener Arunda (das ist der Käse) mit Radicchio und einer schlotzigen Rotweinsauce. Dazu erzählte der Service die Geschichte, dass dem Restaurant zwei Kühe gehörten, die irgendwo entspannt rumgrasen und für diesen Käse zuständig seien. Danke, Kühe, a job well done. Da schmeckte sogar die Rinde, und in Verbindung mit dem bitteren Salat fühlte er sich auch nicht so schwer an. Dachten wir, wir Narren.

Dazu gab’s einen Rotburger 2015 vom Weingut Schuster. Der roch erstmal wie Kirschcrumble mit Vanillesauce und blieb auch im Mund dabei. Im Glas verlor sich die Vanille etwas und er war, nach der zuckerbäckerigen Nase, überraschend trocken. Auch ein schönes Ding. Überhaupt waren die Weine durch die Bank weg toll. Das sind sie im Broeding zwar immer, deswegen gehe ich ja so gerne in den Laden, aber an diesem Abend fühlte ich mich wirklich sehr verwöhnt.

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Geschmorter Rinderhals mit Pastinaken-Süßkartoffel-Püree und grünen Bohnen. Auf dem Püree lag noch etwas frittierter Grünkohl, und nachdem ich den gegessen hatte, war ich doppelt froh, der Foodblog-Versuchung der letzten Jahre „kale chips“ nie nachgegangen zu sein. Grünkohl gehört gekocht in einen dicken Eintopf mit viel Fleischigem, Zwiebeln und Kartoffeln, basta, keine Ausnahme. Meine Norddeutschigkeit war fast ein bisschen entrüstet über dieses Sakrileg.

Dazu gab’s einen St. Laurent von Grassl (Reserve 2011). Ich habe noch nie einen so rauchigen Rotwein getrunken; ich dachte im ersten Moment, ich säße in F.s Whiskysammlung. Der erste Schluck war recht flach, alle danach dann voller beerigem Rauch.

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Nach Mozzarella und dem hauseigenen kam nun zum dritten Mal Käse auf den Tisch. Für das Broeding sucht Thomas Breckle den Käse aus. Genauer als „Alpkäse“ wurde das Stück nicht bezeichnet, war aber egal, weil äußerst schmackhaft. Vor allen in der Kombination mit dem leicht kümmeligen Brot und der bitteren Pomeranzenmarmelade.

Und jetzt kam der Wein auf den Tisch, bei dem ich einfach nur die Klappe hielt und Schlückchen für Schlückchen verkostete. Es war ein Orange Wine, mit denen ich eigentlich ein bisschen auf Kriegsfuß stehe. Ich habe schon einige probiert, aber meist schmeckten sie für mich nach muffigem Apfelmost und hatten so gar nichts von den Eigenschaften, die ich so am Wein mag. Und, zugegebenermaßen, kenne: Mir fehlt schlicht das Vokabular, um Orange Wine vernünftig zu beschreiben, weil ich ihn weder mit dem Kopf noch mit der Zunge irgendwie an das angleichen kann, was ich mir für Wein angeschmeckt habe. Dass ich auch da noch oft genug passen muss, durfte ich gerade ein paar Gänge vorher erleben, als ich wirklich nicht wusste, nach was der Chardonnay schmeckt. Drei Tage später bin ich bei Nashibirne in Zuckersirup, aber das ist auch nur wild geraten.

Der Wein zum Käse stammte vom Weingut Loimer und war ein Achtung! Traminer Alte Reben 2013. In der Nase hatte ich ein süßes Quittenshampoo, im Mund dann trockenen, feinen Apfelschaum, aber beides nicht weinig, nicht weiß, nicht rot, aber auch kein Saft oder Cidre – ich würde meine Art, ihn zu trinken, mit Cognac vergleichen. Nicht im Geschmack, aber in der Art, ihn in kleinen Schlucken zu verkosten und nachzuspüren, was er so im Mund macht. Ich glaube nicht, dass ich davon eine Flasche trinken wollen würde, aber das war der erste Orange Wine, der mir die Faszination dieser Vergärungsart deutlich machen konnte. Mit Schmackes.

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Den Satz „Sie sehen noch so hungrig aus“ brachte die Bedienung zwar an jedem Tisch, aber dafür sehr charmant. Das Basilikumsorbet war dringend nötig – das erste Mal im Broeding hatte ich vor dem Dessert das Gefühl, ich würde gerne mal eine Runde um den Block gehen und einen Schnaps trinken, bevor ich mich aufs Süße stürze.

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Aber für derartige Momente aktiviert man den Dessertmagen und genießt Schokoladenmousse mit Ananas. Dazu gab’s eine Beerenauslese von Heinrich 2010. Von Heinrich stammt mein erster Blaufränkisch, den ich kistenweise einlagern musste, daher bin ich diesem Weingut immer sehr gewogen. Danach kam der Blaufränkisch von Kollwentz und seit Kurzem bin ich dem von Moric (Reserve) verfallen. Mein Geschmack wird leider immer teurer.

Schnaps und Espresso genossen wir mit geöffneten Gürteln zuhause. Die drei Käse waren stärker als wir. Aber wenn ich solche Weine dazu bekomme, würde ich auch sechs essen.

Links von Freitag, 17. März 2017

Aus meinem gestern geplanten Geburtstagskuchen ist nur ein Geburtstagsnutellabrot geworden, denn ich war abends essen. Daher bin ich noch sehr mund- und blogfaul, weswegen ihr kaum etwas Persönliches kriegt. Aber dafür wirklich schönes Lesefutter. (See what I did there?)

How to Learn New Things as an Adult

„Khazan: You mentioned things that don’t work, like highlighting a lot, or skimming your notes before a meeting. Why don’t those work?

Boser: Re-reading and highlighting are particularly ineffective. They’re just passive, and you are just kind of skimming that material. It makes you feel better. You feel comfortable with the material, but you don’t really know the material. Doing things that are a little bit more difficult, that require you to really make connections, is a better way to learn. [You might] explain things to yourself, [or] simply quiz yourself. If you’re preparing for a meeting, you’d be much better off just putting the material away and just asking yourself questions. It gives you a false sense of security, that kind of re-reading.“

Jein. Die großen Zusammenhänge verstehe ich auch am besten, wenn ich mir selbst erkläre, was ich eigentlich vorhin im Seminar gelernt habe oder wie ich mein Referat am schlauesten aufbaue. Ich habe auch gemerkt, dass es hilft, mir selbst Fragen zu stellen. Bei der Klausur zur Stadt im Mittelalter habe ich mich gefragt: Wo sind die Unterschiede zu einer heutigen? Wie hat sich das entwickelt? Gab es Orte, die wir heute anders benutzen? Warum? Und schon plapperte ich mich selbst zu.

Ich lerne auch meine Lernkärtchen laut, das heißt, ich gucke nicht nur auf ein Stichwort und denke darüber nach, sondern formuliere es in ganzen Sätzen laut aus. Dabei stolpere ich gerne selbst über Eselsbrücken, die nochmal helfen, mir Dinge zu merken. Beim Lautlernen hilft es mir, dass ich sowieso dauernd mit mir selber rede, um mir über Dinge klarzuwerden, daher ist das vermutlich Gewöhnungssache.

Ich nehme meine Kärtchen auch immer zur Klausur mit und mache genau das, was der Artikel doof findet: alles noch einmal durchblättern. Ich kenne die Inhalte allerdings immer genau – alle Inhalte, die ich mir bis zum Abend vor der Klausur nicht merken konnte, merke ich mir nie, also schmeiße ich die Kärtchen raus. Daher ist das vermutlich nur eine haptische Versicherung: Das kann ich alles, keine Panik.

Operation London Bridge: The secret plan for the days after the Queen’s death

Sehr langer Artikel, der nicht nur ausplaudert, was uns erwartet, wenn die Queen irgendwann stirbt, sondern auch, wie derartige Fälle früher im Empire erledigt wurden. Außerdem ist er eine Abhandlung über Dinge, die mit ihr gehen werden. Ich fand den Artikel nicht nur historisch lesenwert, sondern auch hervorragend geschrieben; ich hatte das Gefühl, das selbst die Sprache nochmal vergangene Zeiten heraufbeschwört.

„Part of the effect will come from the overwhelming weight of things happening. The routine for modern royal funerals is more or less familiar (Diana’s was based on “Tay Bridge”, the plan for the Queen Mother’s). But the death of a British monarch, and the accession of a new head of state, is a ritual that is passing out of living memory: three of the Queen’s last four prime ministers were born after she came to the throne. When she dies, both houses of parliament will be recalled, people will go home from work early, and aircraft pilots will announce the news to their passengers. In the nine days that follow (in London Bridge planning documents, these are known as “D-day”, “D+1” and so on) there will be ritual proclamations, a four-nation tour by the new king, bowdlerised television programming, and a diplomatic assembling in London not seen since the death of Winston Churchill in 1965.

More overwhelming than any of this, though, there will be an almighty psychological reckoning for the kingdom that she leaves behind. The Queen is Britain’s last living link with our former greatness – the nation’s id, its problematic self-regard – which is still defined by our victory in the second world war. One leading historian, who like most people I interviewed for this article declined to be named, stressed that the farewell for this country’s longest-serving monarch will be magnificent. “Oh, she will get everything,” he said. “We were all told that the funeral of Churchill was the requiem for Britain as a great power. But actually it will really be over when she goes.”

Unlike the US presidency, say, monarchies allow huge passages of time – a century, in some cases – to become entwined with an individual. The second Elizabethan age is likely to be remembered as a reign of uninterrupted national decline, and even, if she lives long enough and Scotland departs the union, as one of disintegration. Life and politics at the end of her rule will be unrecognisable from their grandeur and innocence at its beginning.“

Was schön war, Mittwoch, 15. März 2017 – Und los

Gestern begann ich endlich mit Schwung und jetzt echt und so mit der Masterarbeit. Unsere Bearbeitungszeit ist von der Uni vorgegeben; der offizielle Starttermin war der 20. Februar, die Abgabe hat bitte bis zum 10. Juli zu erfolgen. Da das ein Montag ist, stehe ich vermutlich am 6. Juli vor dem Prüfungsamt (Donnerstag), das Freitag geschlossen hat, aber falls doch noch was sein sollte, könnte ich ja noch bis Montag uswusf. In den drei Wochen, in denen die Bearbeitungszeit schon läuft, wollte ich erstmal anständig Leo vom Tisch haben. Das habe ich jetzt, und deswegen kann ich nun entspannt von Herrn von Welden zu zwei anderen Malern umdenken. (Wieder keine Malerinnen, was mich selbst ein bisschen nervt.)

Der noch etwas ungelenke Arbeitstitel, den meine Prüferin auf mein Anmeldeformular notiert hat, lautet: „Die Bewältigung der NS-Vergangenheit im Frühwerk von Markus Lüpertz und Anselm Kiefer.“ Den versuche ich seit Wochen, etwas gelenker zu kriegen, aber so wie ich mich und meine wissenschaftlichen Arbeiten kenne, ändere ich den fünf Minuten vor dem Druck noch. Das hat bis jetzt (fast) immer gut geklappt. Das Thema bleibt aber natürlich: Ich vergleiche Arbeiten von Lüpertz und Kiefer miteinander; die von Lüpertz entstanden von ca. 1967 bis 1974, die von Kiefer von 1969 bis Ende der 70er, Anfang der 80er. Beide gehörten zu den ersten, die nach 1945 wieder figurativ malten, Baselitz und Richter wären andere, die auch keine Lust mehr auf Abstraktion hatten. Alleine das war schon verdächtig, und wenn man dann noch, wie Lüpertz, „deutsche Motive“ malt oder, wie Kiefer, sich an Wagner abarbeitet, dann wird man schnell in die rechte Ecke gerückt. Bei Kiefer bin ich mir inzwischen sicher, dass es eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit war, bei Lüpertz muss ich, ehrlich gesagt, noch etwas darüber nachdenken. Manchmal glaube ich, er spielte einfach, so wie Nervensäge Meese heute, mit nationalsozialistischen Symbolen, aber ohne wirklich eine Auseinandersetzung auf inhaltlicher Ebene zu suchen, sondern nur eine auf ikonografischer. Ich bin bei Lüpertz aber noch ganz am Anfang, daher ist das jetzt hier gerade nur laut gedacht.

Ich las gestern im Home Office einige Aufsätze und malte beseelt mit Textmarkern und Bleistiften an ihnen rum, notierte Gedanken, fand sofort Übereinstimmungen oder Unterschiede zwischen den beiden Malern und war darob recht gut gelaunt. Danach las ich noch einiges zum Thema Vergangenheitsbewältigung: Wie sah die direkt nach 45 aus, falls sie da überhaupt stattfand, wie in den 60ern, wie in den 70ern? Was änderte sich, als eine neue Generation, die die NS-Zeit nicht mehr ganz so direkt miterlebt hatte, erwachsen wurde? (Lüpertz wurde 1941, Kiefer 1945 geboren.) Ich sammele mal wieder wild in der Gegend rum, notiere mir alles, was auch nur entfernt mit dem Thema zu tun hat, und ab morgen stelle ich mir einen schönen Handapparat zu Lüpertz im ZI zusammen. Aber heute gönne ich mir einen weiteren Tag zuhause und backe mir selbst einen Geburtstagskuchen. Ihr entschuldigt mich.

Was schön war, Dienstag, 14. März 2017 – Schlaf nachholen

Gestern mittag mein Rad vom Schrauber geholt. Mein Auftrag lautete nicht nur „neuer Schlauch und Mantel fürs Hinterrad“, sondern auch das übliche frühlingshafte „bitte mal durchgucken, ob noch alle Schrauben da sind, wo sie sein sollen“. Der freundliche Herr erzählte mir auch, was sie gemacht hatten, was ich natürlich fünf Sekunden später wieder vergessen hatte. An der ersten Ampel merkte ich aber sehr deutlich, dass sie die Handbremsen nachgezogen hatten, als ich beim Bremsen fast über den Lenker flog.

Große Fahrradliebe. Nach einem Tag Entzug gleich mal einen Umweg nach Hause gefahren, weil es so schön ist.

Twitter fast den kompletten Tag lang ignoriert. Ich hadere gerade sehr mit Social Media. Die vielen Stimmen des Borg-Kubus stressen mich momentan mehr als dass sie mir nutzen, was jahrelang ihre Funktion war.

Ich war am Montag viel zu spät ins Bett gegangen und dementsprechend gestern den ganzen Tag sehr matschig. Ich werde zu alt für Spät-ins-Bett-gehen. Die Alle-vier-Wochen-Nerverei hatte sich auch halbwegs planmäßig gemeldet, weswegen ich noch matschiger war. Mein Blättern in Bibliotheksbüchern war von der ersten Seite an sehr halbherzig, mein Lesen in Nicht-Bibliotheksbüchern auch. Daher erledigte ich schließlich nur noch den Pflichtkram wie Fahrrad abholen, einkaufen und Reste wegkochen, bevor sie vergammeln, und danach verdöste ich den ganzen Tag mit Wärmflasche und Voyager auf dem Sofa. Solange ich mir diesen Luxus noch leisten kann, nutze ich das gnadenlos aus.

Allmählich verstehe ich, warum viele Menschen sagen, dass die Zeit des Studiums die schönste in ihrem Leben war.

Was schön war, Montag, 13. März 2017 – Zufriedenheit

Morgens schob ich mein plattes Rad einen Kilometer durch München zum Schrauber. Das ging besser als erwartet, es schob sich fast so leicht wie es sich fährt, und ich konnte es sogar trotz seiner temporären Wackeligkeit mit einer Hand führen. Die andere hat trotzdem kein Pokémon gespielt.

Nach der Abgabe stieg ich spontan nicht in Tram und Bus, um einzukaufen, sondern ging einfach weiter zu Fuß, wo ich schon mal dabei war. Das war schön.

Katalogtext zu Leo abgegeben. Die Hausarbeit ausgedruckt und an die Künstlertochter verschickt sowie einen Termin mit ihr vereinbart, um ihr die Berge an Korrespondenz zurückzugeben, durch die ich mich gelesen hatte.

Mal wieder, wie seit Monaten, über den Namen Boaty McBoatface gelacht.

Einen Tweet in der Timeline gehabt, der zu einem der üblichen „Dinge, die ich auf dem Totenbett bedauern werde“-Artikel führte. Er betont, wie sich das bei derartigen Artikeln gehört, dass man doch bitte jetzt Dinge tun sollte und nicht in einem undefinierten Irgendwann. Ich dachte kurz nach, was ich bedauern würde und stellte fest: Momentan ist da nichts, was ich ändern würde. Ich vermittele meinem Partner so ziemlich jeden Tag verbal oder per DM meine Zuneigung. Ich umarme ihn, so oft ich kann. Ich habe mich gerade erst Weihnachten wieder bei meinen Eltern dafür bedankt, dass sie mich als Kind in Museen geschleift haben, mich Musikinstrumente haben lernen lassen und mir jedes Buch gekauft haben, das ich haben wollte. Ich bin trotz finanzieller Einschränkungen mit meinem derzeitigen Beruf, wenn man ein Studium so nennen kann, mehr als glücklich. Ich möchte nichts anderes machen als das, was ich gerade tue, ich möchte nirgends anders wohnen, ich habe genug Freunde und Freundinnen, einen wundervollen Mann an meiner Seite, ich bin gesund und habe ein Dach über dem Kopf. Wenn das nicht reicht, um zufrieden zu sein, weiß ich auch nicht.

Das einzige, was gestern scheiße war, war das ewig alte widerliche Drecksthema Diäten, was durch meine Timeline ging, weswegen ich Twitter irgendwann beendete. Zu der Liste eben möchte ich noch sagen: Das geht auch alles mit einem dicken Hintern.

#12von12 im März 2017

Von den Bildern habe ich gestern keins auf Instagram gepostet, weil ich morgens schlicht nicht wusste, ob ich zwölf zusammenbekomme. Eigentlich hatte ich nämlich nur vor, auf dem Sofa oder am Schreibtisch zu sitzen, und ich dachte, das wäre vielleicht einen Hauch zu langweilig.

Alle anderen 12von12*innen gibt’s wie immer bei Caro.

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Anhand dieses Bildes kann man erstens sehen, dass ich anderthalb Stunden mein iPhone im Bett leergelesen habe, denn ich war um kurz vor acht wach. Man kann außerdem daran sehen, dass ich meinen Lockscreen so gut wie nie austausche. Ich glaube, das ist beim dritten iPhone erst das fünfte Bild. Das erste war ein generisches Apple-Bild, dann kam das Dach des Sony-Centers in Berlin, dann ein verwackelter Zufallsschuss auf der Agenturtoilette (fragt nicht), deren pinkfarbene Wände ein schönes Hintergrundbild erzeugten, dann das Kolosseum in Rom und seit sechs Jahren schaue ich Luise an. Auch meinen Bildschirmhintergrund auf dem Laptop kopiere ich von Rechner zu Rechner; das sehr ruhige Bildchen, auf dem ich die Ordner gut wiederfinde und das mich nicht nervt, müsste seit über 15 Jahren mein Begleiter sein. Da habe ich noch nicht mal gebloggt, da hatte ich dieses Bild schon.

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Das Kaffeemahlen (hiermit) klappt schon sehr gut und ich mag den Geruch dabei sehr gerne. Wenn ich allerdings jemals für mehr als zwei Personen Kaffee zubereiten müsste, würde ich mir eine elektrische Mühle leihen oder gemahlenen Kaffee kaufen – das dauert doch länger als ich dachte.

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Ich bin immer noch überrascht davon, dass mir Kaffee ohne Milch und Zucker schmeckt. Ich vermisse allerdings doch ein bisschen den Milchschaum. Mir war vorher nicht klar, wie sehr ich diese fluffige Kuscheligkeit morgens mag. Schwarzer Kaffee kommt mir so effektiv und herzlos vor. Ich will morgens bepuschelt werden und was Süßes haben. Ich werde keine disziplinierte Herzhaftfrühstückerin mehr.

Mir ist nebenbei aufgefallen, dass mir Milchkaffee trinkende Menschen beim ersten Eindruck sympathischer sind als Schwarzkaffeetrinker*innen. Diese innere Skala werde ich dringend nachjustieren müssen, denn das ist genauso doof wie Menschen, die Schorle trinken, netter zu finden als Leute, die ihren Weißwein pur genießen.

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Seit einigen Monaten Pflichtprogramm. Ich war gestern aber schon nach 30 Minuten latent gelangweilt und habe daher die Sendung nicht zuende geschaut.

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Jetzt endlich was Süßes: Vollkornflakes mit Birne.

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Und dann hatte ich plötzlich Hummeln im Hintern und wollte raus. Also nicht dringend an die ach so gute frische Luft und die herrliche Frühlingssonne (das mache ich lieber vom Sofa aus), aber ich wollte Kunst gucken. F. mag das 19. Jahrhundert überhaupt nicht, ich dagegen sehr, und deswegen ging ich alleine ins Lenbachhaus, wo die Sammlung neu präsentiert wurde. Studiausweis vorgelegt, umsonst reingekommen (dankeschön!), das gestern neongrüne Bändchen ans Handgelenk geklebt und die Treppe in den ersten Stock geklettert, wo mich jetzt statt Corinth mit seinem Skelett Fritz von Uhdes Engel im Atelier begrüßte.

Die Ausstellung hätte von mir aus doppelt so groß sein können, aber leider hat das Lenbachhaus nicht so viel Platz. Ich mochte die Porträts der verschiedenen Gesellschaftsschichten gerne, die Landschaften, die vielen Nebenbeiinfos, zum Beispiel zu Trachten, der Bayernliebe von Nicht-Bayern („Ich will jetzt aber die Alpen im Salon hängen haben, malen’S mir das!“) oder den brüchigen Geschlechterrollen in Künstlerkolonien abseits der Großstadt, wo sie eher zementiert wurden (hätte ich jetzt andersrum erwartet). Ich mochte auch den Hinweis im ersten Raum, dass leider nur sehr wenige Malerinnen ausgestellt sind – zum Beispiel das Selbstporträt von Emilie von Hallavanya –, weswegen in den Texten nur von „Malern“ die Rede ist. Es wurde außerdem darauf hingewiesen, dass die Nationalsozialisten die Kunst des 19. Jahrhunderts schnafte fanden, weswegen auch einige Bilder aus dieser Zeit dort hingen; es wurde auch die Provenienzforschung zum Bestand erwähnt. Alles sehr lobenswert. (Und jetzt wisst ihr auch, warum ich die Ausstellung sehen wollte bzw. warum ich von allen Pinakotheken am häufigsten in der Neuen rumhänge. Und warum mein Telefon so aussieht, wie es aussieht.)

Besonders gern mochte ich den Raum zum deutschen Wald. Dort grinste ich sehr über einen Wandtext, der mit „Baumumarmen heute und gestern“ überschrieben war. Die Texte fand ich generell sehr lesenswert und informativ; ich gucke im Museum aber lieber Bilder als Buchstaben an und nahm mir daher vor, die alle schön entspannt im Katalog zu lesen. Normalerweise verkneife ich mir die teuren Kunstkataloge, weil ich weiß, dass sie eh alle bei uns im ZI stehen, aber hier wollte ich gleich nach zwei Räumen was erwerben. Deswegen fotografierte ich weder Bilder noch Beschriftungen (um mir Namen und Werktitel zu merken), musste aber leider eine Stunde später im Shop feststellen, dass es keinen Katalog gab – es war ja schließlich nicht wirklich eine Ausstellung, sondern nur eine neue Hängung des Bestands. Ein Shopmitarbeiter meinte aber, wegen der großen Nachfrage gebe es vermutlich in zwei Monaten dann doch einen Katalog. Da ich mich aber schon mit Geldausgeben abgefunden hatte, kaufte ich halt einen Katalog zur Sammlung. Und in zwei Monaten kaufe ich noch einen, so.

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Seit ich im Prado, wo gnadenloses Fotografierverbot herrscht, gemerkt habe, wie schön das ist, wenn gnadenloses Fotografierverbot herrscht, weil man dann echt entspannter gucken kann, zücke ich in Museen auch kein Handy mehr, ganz egal, wie toll das Bild ist, das ich gerne auf Twitter oder Instagram rumzeigen möchte. (Diese Einstellung ist aber sehr tagesformabhängig.) Daher gibt’s jetzt hier eins der schönsten Bilder der Ausstellung als Plakat in der U-Bahn, das aber total unrepräsentativ ist in seiner verträumten Zartheit. Ich kann euch leider nicht sagen, wie es heißt oder von wem es ist, denn ich habe keine Beschriftung fotografiert, und auf der Ausstellungswebsite fehlen die Bildunterschriften. Aber Leserinnen weisen einen darauf hin, dass das Bild von Hans Olde ist und die Großherzogin Caroline von Sachsen-Weimar zeigt. (1903)

(Der Hund unten rechts irritiert mich total.)

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Wieder zuhause setzte ich mich an die Überarbeitung des Katalogtextes zu Leo von Welden.

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Dann schrieb ich einen Brief, der mir Geld spart. Ich muss schließlich die beiden Kataloge wieder reinholen.

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Abgewaschen, Wäsche zusammengelegt, keine Lust auf Staubwischen oder -saugen gehabt.

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Auch keine Lust zum Kochen gehabt, also gab’s Knoblauchbrot mit Käse und Gurke.

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Abends wie an fast jedem Abend der letzten Tage im Postwar-Katalog geblättert, den mir F. netterweise geliehen hat. Ich würde euch gerne 100 Bilder daraus zeigen, aber ich nehme mal das hier. Ben Enwonwu: Anyanwu, 1954–1955, Bronze, 210 cm, Privatsammlung.

Bildquelle: Kat. Ausst. Postwar – Kunst zwischen Pazifik und Atlantik, 1945–1965, Haus der Kunst München, 14.10.2016–26.3.2017, München 2016, S. 129/130.

Was schön war, Samstag, 11. März 2017 – A job well done

Morgens Leergut weggebracht und eingekauft. Ich war fast alleine im Laden und dementsprechend schnell wieder zuhause.

First Draft vom Leo-Katalogtext: 28.000 Zeichen. (Angepeilt sind 27.000.) Befriedigt Dokument geschlossen, das liegt jetzt einen Tag rum, dann gucke ich nochmal drauf und kürze und Montag gebe ich’s ab. Schnellste kunsthistorische Joberledigung in meiner kurzen kunsthistorischen Karriere ever.

Mal wieder bei der Bundesliga eingeschlafen. Fußball scheint überhaupt nicht mehr wichtig zu sein, außer im Stadion. Das Sky-Abo endet im April, und ich glaube nicht, dass ich es vermissen werde.

Bei so ziemlich jedem Buch, das sich irgendwie mit der Zeit zwischen 1930 und 1980 in (West-)Deutschland beschäftigt, sucht mein Hirn inzwischen nach Nuggets, die für die Masterarbeit oder die Dissertation nützlich sein könnten. Zurzeit lese ich – erneut – Der lange Sommer der Theorie: Geschichte einer Revolte 1960 bis 1990, das ich bereits angefangen und dann wegen Semesterlektüre wieder weggelegt hatte. Das Buch ist für mich gerade so spannend, weil es quasi die Zeit vorbereitet, mit der ich mich in der MA-Arbeit befassen werde – späte 60er, die 70er, frühe 80er. Ich bekomme immer mehr ein besseres Bild von dieser Zeit, ihren grundlegenden Diskussionen, schlicht die Stimmung, in der Lüpertz und Kiefer ihre Bilder malten. Ich ahne, dass davon nichts in der Arbeit landen wird, aber ich mag es, einer Zeit ein winziges bisschen auf die Spur zu kommen und zwar nicht nur aus historischer, sondern vor allem aus kultureller Sicht.

Zweimal Garching und zurück – hinter den Kulissen der Bayerischen Staatsbibliothek

„Stabi-Brummis“ <3 Ich bin ja schon ein bisschen gerührt davon, wieviele Menschen sich Mühe machen, damit ich in irgendeinem Sammelband einen zehnseitigen Aufsatz überfliegen kann.