Was schön war, Montag, 27. März 2017 – Meine kleinen Kreise

Den Großteil des Tages im ZI verbracht, wo sonst. Da wohne ich quasi bis Juli (Abgabetermin Masterarbeit), und bis dahin wird das Blog vermutlich arg monothematisch. Ich könnte zum Ausgleich mal wieder über Golf schreiben – die Älteren werden sich erinnern. (Ich habe nie wieder zu einem Thema soviel Post gekriegt wie zu Golf.)

Aber meine Schläger stehen in der Nähe von Hannover, ich habe kein Auto und irgendwie auch gerade kein Geld für einen Münchner Club, der vermutlich deutlich teurer ist als ein Hamburger. Wenn ich die Preise der Staatsopern vergleiche, müsste das zutreffen. Hier bitte einen sehr lauten Rant über Preise für Wagner-Opern in München vorstellen. Für das Geld, für das man hier an manchen Terminen in den hinteren Reihen des zweiten Rangs hockt, sitze ich in Hamburg in der ersten Parkettreihe.

Im ZI weiter wild in der Gegend rumgelesen, um mich Herrn Lüpertz und seinen deutschen Motiven zu nähern. Ich stöberte dem Begriff des Bildes an sich nach – was macht das mit uns und wieso –, ich las über Poussins Parerga (ja, das musste ich auch nachgucken) und zog total tolle Schlussfolgerungen, die ich bisher noch nicht in der Literatur zu Lüpertz gefunden habe, aber das kann natürlich – leider – noch kommen. Ich las über Trophäen, wobei ich bei der Jagd begann und dann irgendwie bei Kriegstrophäen landete und bei einem Aufsatz über Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg Dinge von Verstorbenen der Gegenseite an sich nahmen (Fotos, Uhren, Orden …), die heute von Nachkommen zurückgegeben werden. Ich fand es interessant zu lesen, wie unterschiedlich diese Rückgaben wahrgenommen werden: „[T]he return of the artefact may be described as helping to build ‘bridges’ between the two families’ respective countries. But I shall argue that it has quite the opposite significance to the individuals and families concerned. Most of the veterans, or veterans’ heirs, returning these objects are not seeking social relationships with a former enemy soldier’s surviving kin, but desire what might be called a mutually benevolent dissociation from them. From their point of view, the war left their respective families associated in an anomalous and wrongful way, one of them possessing mementos of the other’s dead.“ (Harrison, Simon: „War Mementos and the Souls of Missing Soldiers: Returning Effects of the Battlefield Dead“, in: The Journal of the Royal Anthropological Institute 14 (2008), S. 774–790, hier S. 777. Steht auf JSTOR.)

Kann ich für Lüpertz vermutlich nicht brauchen, habe ich aber trotzdem gerne gelesen. Das ist sowieso immer das Schöne daran, für Referate oder Arbeiten zu lesen, solange ich noch Zeit habe – ich lande bei Themen, die kaum noch was mit dem Ausgangsthema zu tun haben, die mich aber trotzdem interessieren. Und meistens bleibt irgendwas hängen und wird dann in einer der folgenden Arbeiten verwurstet. Ich meckerte ja ein wenig über den Kershaw, den ich für den Lektürekurs im Geschichte gelesen und mich zum Schluss gefragt hatte, warum eigentlich. Selbst aus dem habe ich mir Dinge gemerkt, ohne es darauf angelegt zu haben, und die konnte ich in der Leo-Hausarbeit unterbringen, ha!

Schon Sonntag den ersten Spargel auf Instagram gesehen bzw. auf dort geposteten Tellern. Im Supermarkt bin ich trotzdem brav an ihm vorbeigegangen, weil ich noch grüne Bohnen hatte, die dringend wegmussten. (Es gab mein übliches Pfannengemüse, unter das ich, total raffiniert, gerne zwei, drei kleingeschnittene Nürnberger Rostbratwürstchen mische.) Aber seit ich den Spargel sah, freue ich mich auf heute, denn da ist bei mir um die Ecke Markttag und ich werde so dermaßen anspargeln, dass hier morgen vermutlich nur ein Bild eines leeren Tellers zu sehen sein wird, der noch von Butter trieft.