Das Land, in dem die Zitronen blühen

Wenn ich ein eigenes Land wäre:

Wie würde mein Land heißen?

Milk and Honey

Was wäre meine Nationalhymne?

Beziehungsweise: Wie klingt sie? Sie hat weniger Oktaven als die amerikanische, genauso viel Pathos wie die russische, einen so leichten Text wie die englische und ergibt somit einen operettenhaften Gesamteindruck wie die italienische.

Wie würde meine Flagge aussehen?

Als alter Produktfetischist finde ich drei Streifen ganz toll. Momentane Lieblingsfarben: olivgrün, schweinchenrosa und dunkelrot. Hm. Denk ich nochmal drüber nach.

Was wäre meine Währung?

Alles auf Karte. Kein Kleingeldsuchen mehr, keine Einkaufswageneuros, keine Dusselzahlen wie 9,99. Zehn, verdammt, ZEHN!

Sprache?

Englisch. Ein Artikel für alles.

Staatsform?

Parlamentarische Monarchie. Ich will Royals mit ihrer eigenen Klatschspalte und vielen Klunkern und pompösen Hochzeiten. Für die allerdings nicht der Steuerzahler aufkommen muss. Vermietet doch eure Schlösser für Versicherungsvertretertagungen oder so. Oder macht Golfhotels draus.

Einwohner?

Jeder der mag und sich angemessen verhält. Wer sich nicht angemessen verhält, darf in Weblogs nicht mehr kommentieren.

Bevölkerungsdichte?

Je weniger Leute, desto besser.

Wirtschaft & Steuern?

Ich hänge immer noch ein bisschen an der Bierdeckel- bzw. 25-Prozent-Therorie, was die Steuern angeht. Aber ich muss zugeben, dass ich mich damit recht ungern beschäftige. Ich beschäftige lieber einen Steuerberater.

Wirtschaft: Macht, was ihr wollt, kauft, verkauft … mir doch egal.

Medien?

Reziprok proportional zur Einwohnerzahl. Je mehr, desto besser. Vielleicht mal wieder einen Musiksender, der Musik spielt und keine dämlichen Flirtshows im Programm hat. Ein TV-Kanal zeigt nur Kiefer-Sutherland-Filme, ein anderer bietet „Schnuffis on demand“ – oder „Schnufferettes on demand“. Mein Liebling wäre einer, der ständig Serien sendet (gerne auch Denver-Clan und Ein Colt für alle Fälle), ne Menge Spielfilme mit Untertiteln und Einrichtungssoaps.

Lesen wäre übrigens Pflicht. Es muss aber nicht immer Tolstoi sein. Wer mag, darf sich bei der großen Auswahl von Klatschzeitschriften bedienen. (Ich!)

Klima?

Hauptsächlich irgendwas zwischen 15 und 25 Grad, Regen nur abends zum Einschlafen, Schnee nur, wenn ich nicht autofahren muss.

Pflanzen & Tierwelt?

Tiere müssen gar nicht sein, vor allem keine Mücken oder Spinnen. Ein paar Dekorehe für die vielen Wälder wären allerdings nett. Vögel, okay. Oh, und Katzen, gegen die ich nicht allergisch bin, auch.

Pflanzen: ja, bitte. Alles, was blüht und bunt ist, alles, was grün ist und Schatten spendet. Ne Menge davon. Kakteen werden abgeschafft.

Nationalfeiertag?

16. März, damit ich an meinem Geburtstag nicht arbeiten muss.

Zeitzone?

Total egal.

Internet-Domain?

.milk

Internationale Vorwahl?

Total egal. Wenn ich eh schon am Rumspinnen bin – kann ich dann auch sowas Seltames wie Zeitzonen und Vorwahlen verbieten?

Sonst noch was?

Der Body Mass Index wird abgeschafft und Männer kriegen Kinder. Damit sterben automatisch die Worte „Rabenmutter“ und „Karrierefrau“ aus.

(via Tageslicht)

Nachtrag zu gestern: Alexander hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass Der Talk mit Marie Marcks über den Podcast nachzuhören ist. Danke für den Hinweis.

Am Sonntag bin ich beim wilden Suchen nach mitgrölbaren Songs im Autoradio bei NDR Info hängengeblieben, wo Marie Marcks unter anderem über ihre gezeichnete Autobiografie Marie, es brennt! sprach. Das Interview ist leider nicht online, und den Wiederholungstermin habt ihr auch verpasst, aber ich fand es sehr spannend und empfehle daher total ahnungslos ihr Buch.

He, neuer Ikea-Katalog (NEUER IKEA-KATALOG!): the age of aquarius hat angerufen und möchte seine Tapeten- und Stoffmuster wiederhaben. Und ich vermisse allmählich die Lavalampe Bubblur und die Räucherstäbchen Smöken.

Wenn mein einziges Problem ist, nach Weeds keine Serie mehr zum Weggucken zu haben und mich nicht entscheiden zu können, heute noch einkaufen zu fahren oder bis morgen ohne Cola light durchzuhalten, hab ich wirklich Urlaub.

Apropos Weeds: kann ich weiterempfehlen. Erstens wegen Mary-Louise Parker, zweitens wegen des niedlich-müden Titelsongs („And there’s doctors and there’s lawyers, And business executives, And they’re all made out of ticky-tacky, And they all look just the same“) und drittens wegen der interessanten Charaktere, die sich zuerst anfühlen wie bewusst auf Krawall gebürstet (hui, Hausfrauen, die Stoff verticken), sich dann aber doch als ziemlich gute Figuren entpuppen, die ziemlich schräge Sachen machen.

Apropos Urlaub: macht bei offenem Fenster nicht so richtig Spaß, wenn die Nachbarin anscheinend gerade ihre Tuberkulose auskuriert. Ebenfalls bei offenem Fenster.

Freut mich: Nicky von delicious:days (das ich nur lesen kann, wenn ich pappsatt bin, weil ich sonst den Bildschirm ablecken würde) schreibt, dass auch ihr Kerl, den sie nicht Kerl nennt, inzwischen mein Weblog liest – „allerdings nur wegen Deinen Golf-Beiträgen“. HA!

Und dann habe ich noch einen ewig langen Eintrag zum Feminismus, meiner persönlichen Einstellung dazu und dass wir ihn bitter nötig haben und so weiter geschrieben – aber dann dachte ich mir, ich verlink einfach so auf die Kaltmamsell und das Zeit-Dossier und Syberia und halt mich raus. Ist eh schon alles gesagt. Auch wenn man’s anscheinend immer wieder sagen muss. (Jetzt hab ich doch was geschrieben.)

Der Blogeintrag, der sich nicht entscheiden kann, ob er triumphierend oder jammerig klingen will

Ist aber auch nicht einfach, denn: Ich habe Montag meine erste vollständige Golfrunde gespielt, also 18 Löcher. Quintessenz: Aua. Und gleichzeitig: Yeah, Baby.

Wobei „spielen“ auch nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Für laienhafte Augen hat es wahrscheinlich mehr danach ausgesehen, als ob ich eine unschuldige Grasnarbe mit einem Eisenstab verprügelt habe und dabei ab und zu, nicht allzu oft, eher selten, fast zufällig einen kleinen, doofen Ball getroffen habe, der auf dieser Grasnarbe dumm rumlag.

Mein Putten war allerdings erste Sahne und der einzige Grund, warum ich nicht kleinlaut nach neun Löchern wieder ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren bin und die Schläger verschenkt habe. Der Weg bis zum Grün war allerdings fürcherlich. Und ich ahne auch, warum. Am Freitag hatte ich eine Stunde bei einem Pro gebucht, der mal auf meine Abschläge draufgucken sollte, die seit meiner Verletzungspause nicht mehr so toll waren. Dieser mir vorher unbekannte Pro hat mir nun 1000 kleine Kleinigkeiten genannt, auf dich ich achten soll – und auf ungefähr 500 davon habe ich bisher „anders“ geachtet. Ich habe meine Handgelenke eher gerade gelassen anstatt sie einzuknicken, genau wie meine Unterarme. Ich habe meine linke Schulter nicht ganz so tief runtergezogen, ich bin nicht so sehr in die Knie gegangen, ich habe mich nicht ganz so weit gedreht … und so weiter und so fort. Die vielen guten Tipps habe ich seit Freitag auch nicht auf der Range ausprobiert, wollte aber auch meine übermotiviert gebuchten 18 Löcher am Montag nicht verfallen lassen. Also hatte ich die grandiose Idee, mein neu erworbenes Wissen doch gleich auf dem Platz anzutesten. Super Plan, Gröner.

Ich habe gestern Schläge produziert, die ich so noch nie gesehen hatte. Meine Bälle sind an Orten gelandet, an denen ich noch nie war, und sechs von ihnen musste ich auch ein leises „Servus“ zum Abschied hinterherflüstern, denn drei sind natürlich in – immerhin drei verschiedenen – Biotopen gelandet, und drei habe ich schlicht nicht mehr wiedergefunden. Ich habe anderthalb Liter Wasser getrunken und festgestellt, dass es auch drei Liter hätten sein dürfen. Mein Poloshirt war sowohl nassgeschwitzt als auch nassgeregnet, mein Mützchen wurde mir zweimal vom Wind oder von meinem übereifrigen Schwung vom Kopf gefegt, und meinen linken Daumen habe ich mit der rechten Handfläche so brav abgedeckt, dass er irgendwann eine Blase hatte. Ab dem 15. Loch haben sich meine Knie gemeldet bzw. mein Gehirn, das sich eigentlich schon verabschiedet hatte, jedenfalls dann, wenn es ums Konzentrieren auf den Rückschwung ging: „Hey, ich weiß zwar nicht, was du hier machst – logisch kann ich das jedenfalls nicht verarbeiten –, aber ich soll dir von den Knien ausrichten, dass sie nur noch bei dir sind, weil die Unterschenkel und Füße noch nicht aufgegeben haben. Deine Schultern finden das schon länger nicht mehr lustig, deine Arme verweigern auch demnächst den Dienst, und wenn ich mal für alle Kollegen aus sämtlichen Körperteilen sprechen darf: Wir wollen gerne nach Hause und in einer heißen Badewanne rumliegen! Hallo? Hörst du mir zu? Hallo?“

Keine Chance, grauer Klumpen. Aufgeben gilt nicht. Und so habe ich tapfer meine alten Knochen von Loch zu Loch geschleppt, meinen wackeligen Trolley mehr und mehr verflucht, habe am Loch 5 bzw. 14 einen Apfelbaum entdeckt, den ich nächstes Mal leeressen werde (dieses Mal hatte ich keine Kraft mehr, einen Ast zu mir herunterzuziehen), habe zum ersten Mal jede Bank auf dem Platz benutzt, an der ich bei 9 Löchern immer nur verächtlich vorbeigegangen bin, und kam ziemlich erledigt, aber stolz wie Bolle nach vier Stunden zum zweiten Mal im Clubhaus an.

Inzwischen habe ich gebadet, mehrere Folgen Gilmore girls geguckt und meinen Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht. Die Rückenschmerzen von Montag morgen vor dem Spiel sind restlos weg. Dafür fühlen sich meine Füße an, als ob ich auf Asphalt gejoggt wäre, meine Unterarme ziehen ein bisschen, und meinen Knien merkt man an, dass sie ne Menge Gewicht sieben Kilometer weit getragen haben. Aber gleichzeitig kann ich es nicht erwarten, den Quatsch nochmal zu machen. Hast du das mitgekriegt, Hirn? Haha. You lose, sucker!

Aber sag den Knien noch nix, bitte.

Miami Vice

Miami Vice (USA 2006, 132 min)

Darsteller: Colin Farrell, Jamie Foxx, Gong Li, Naomie Harris, Luis Tosar, John Ortiz, Elizabeth Rodriguez, Ilan Krigsfeld, Tom Towles
Musik: John Murphy
Kamera: Dion Beebe
Drehbuch: Michael Mann
Regie: Michael Mann

Offizielle Seite

Trailer

Die TV-Serie Miami Vice ist ziemlich an mir vorbeigegangen. Ich mochte Don Johnsons Dreitagebart nicht, ich mochte pinkfarbene Shirts an Kerlen nicht, ich fand Ferraris damals doof, und mit Speedbooten konnte ich auch nichts anfangen. Vielleicht hätte ich auf meinen Bauch hören sollen, der mir sagte, der Film Miami Vice könnte mir deshalb auch eher nicht gefallen, selbst wenn die Darsteller weniger Pink tragen, denn im Prinzip ist es immer noch der gleiche Kram: Speedboote, Ferraris – und statt Dons Bart kann man sich heute eben über Colin Farrells blonde Highlights wundern. Mein Bauch hatte leider recht. Mir hat der Film nicht gefallen.

Die Story ist genauso banal wie eine beliebige TV-Folge: Drogendealer lässt Undercover-Cops auffliegen (bzw. zerballert sie fotogen), andere Cops sind deswegen sauer, Crockett (Farrell) und Kollege Tubbs (Jamie Foxx) schleusen sich deswegen total überzeugend in die Gang ein und so weiter und so fort bis zum bleihaltigen Finale. Dazwischen gibt’s ne Menge Bilder mit den schon mehrfach angesprochenen Autos und Booten und Highlights, viele Knarren, schöne Frauen und literweise Mojito.

Was den Film halbwegs interessant machen soll, ist meiner Meinung nach nicht die vordergründige und schon hundertmal gesehene Gutmenschen-versus-Böslinge-Geschichte, sondern die Charakterzeichnung der Hauptfiguren. Jedenfalls habe ich darauf gewartet, dass uns irgendwas über die beiden Detektive erzählt wird, aber alles, was ich bekommen habe, waren zwei lausige Szenen, in denen sie sich tief in die Augen schauen und Jamie seinem Colin versichert: “I’ll never doubt you.” Woraufhin Colin die überaus bescheuerte Storyline weiterspinnt, sich vor den Augen von Kollegen und Dealern in eine Gangsterbraut zu verlieben und mit ihr ein paar Sexszenen nach Reißbrettmanier abzuhandeln.

Unser love interest ist die wunderbare Gong Li, die hier eine ziemlich unausgegorene Figur auf den Leib geschrieben bekommen hat: Einerseits ist sie knallharte Geschäftsfrau (ich hab mich schon gefreut, dass es ein paar gute Frauenrollen im Film gibt, auch wenn gerade Li auf der falschen Seite des Gesetzes steht), andererseits ist sie aber auch ganz Weibchen, das allen Ernstes beim Sex mit Farrell zu heulen anfängt. Gerade bei der Sexszene musste ich mich ziemlich zusammenreißen, um nicht loszulachen, denn neben der hingebungsvollen Träne, die unserer asiatischen Gespielin die zarte Wange herunterkullert, musste ich die ganze Zeit auf Farrells Nase achten. Mir ist noch nie so aufgefallen, dass der Mann eine total mädchenhafte Stupsnase hat. Zusammen mit den blonden Strähnchen in der gegelten Vokuhila, die gerne mit cooler Sonnenbrille ergänzt wird, ist Crockett der Prototyp des metrosexuellen Prolls, der im Schulbus immer hinten auf der letzten Bank gesessen und auf Partys stets die dümmsten Mädels erfolgreich angegraben hat. Daher nehme ich es Gong Li persönlich übel, sich ausgerechnet diesen Waschlappen angelacht zu haben. Andererseits hatte Jamie Foxx auch keine bessere Frisur: Seine exakt rasierten Stoppeln sahen aus wie die Plastikhaare der alten Playmobil-Männchen, die man komplett abschrauben konnte.

Man ahnt es: Mein Problem mit Miami Vice waren seine männlichen Hauptdarsteller. Farrell habe ich seine bärige Toughness keine Minute abgekauft; Foxx schon eher, aber der durfte leider nicht so viel mitspielen. Immerhin war seine Duschszene länger als die von Farrell und seine Sexszene nicht so affig, sondern sogar charmant. Ganz anders die Mädels: Neben Gong Li haben mich zwei weitere Frauenrollen fasziniert. Naomie Harris wusste sich auch als entführte Polizistin noch zu wehren, und Elizabeth Rodriguez hatte nicht nur eine große Klappe, sondern konnte auch verdammt gut zielen. Der Rest der Bande waren dann wieder die üblichen Klischees wie „wortkarger Oberboss“, „schmierige Mittelcharge“ und „verständnisvoller Vorgesetzter“. Schnarch.

Was mich allerdings mit dem Film ein bisschen versöhnt hat, waren seine Bilder: große Panoramen gegenüber kleinen, engen Settings, die sich stimmig ergänzen. Das fast Nebenbei-Abhandeln verschiedener Locations – mal eben die glitzernde Skyline Miamis und davor der dunkle Ozean, die wackelige Kamera lässt die Lichter noch mehr funkeln und wir meinen, die Wellen zu spüren, über die wir gleiten; ein weicher Schwenk über Havanna und seine Strandpromenade, ein kurzer Blick in ein sepiagetöntes Café, ein kleiner Moment zwischen Li und Farrell, der mal nicht aufgesetzt aussieht, weil er so intim ist; staubige Gassen in einer südamerikanischen Stadt, Kabelgewirr, misstrauische Passanten, Reklameschilder. Die Kamera schafft blitzschnell unglaublich viel Atmosphäre – und gerade wenn man es sich irgendwo gemütlich machen will, springt der Film weiter an den nächsten Ort. Diese Unruhe hätte die Story hervorragend unterstützen können, wenn, ja wenn diese Story eben nicht so fürchterlich belanglos gewesen wäre.

So bleibt mir persönlich von Miami Vice nur wenig im Gedächtnis: die Tatsache, dass ich Colin Farrell immer noch nicht mag, dass ich Jamie Foxx aber unglaublich sexy finde, dass ich davon überrascht bin, dass in einem Jungsfilm die Mädels die guten Rollen hatten – und dass weiße Autos doch nicht so blöd aussehen wie ich immer dachte. Reicht nicht für den Daumen nach oben, war aber anscheinend genug, um nicht aus dem Kino zu gehen. Obwohl ich schon nach 20 Minuten darüber nachgedacht habe.

Mein Neuner-Eisen ist eine ganz doofe Schlampe, aber mein Putter der liebste Schläger der Welt

Danke, Golfers Delight. Ich habe vor ein paar Tagen dort ein bisschen rumgeflennt und in den Kommentaren gute Tipps zum Abstellen des Geflennes bekommen. Vor allem die Idee, auf den Platz zu gehen, auch wenn von der Range kein vernünftiger Abschlag kommt, fand ich so unlogisch, dass ich das gestern einfach mal ausprobiert habe. Als alter Streber war ich vorher trotzdem auf der Range, und vielleicht lag es am Kopf, der eh schon abgeschenkt hatte und sich seelisch auf 50 verzogene Gurken eingestellt hatte, dass es nicht ganz so viele Scheißschläge wurden wie ich dachte.

Am Tee traf ich dann meine Mitspieler: zwei mittelalte Herren in Begleitung von Terrierdame Sammy, die meine persönliche Heldin des Tages war, denn Sammy hat die ganze Zeit nichts anderes gemacht als Bälle wiederzufinden. Nicht nur den einen, den ich komplett in die Bäume gehauen habe, nein, auch diverse Bälle, die liebevoll von anderen im Aus, in den Bächlein oder im fiesen Unterholz platziert worden waren. Ich bin gestern zum ersten Mal mit mehr Bällen im Bag als vorher vom Platz gekommen. Und auf demselben kamen auch die Abschläge. Das erste Loch habe ich völlig versaut, weil ich nervös war, aber ab dem zweiten ging’s plötzlich. Und auf einmal konnte ich auch wieder einige der Dinge* abrufen, die ich die ganze Zeit im Hinterkopf hatte, aber irgendwie nicht umgesetzt bekommen habe.

Loch 3 ist wieder ein Par geworden – ich kann anscheinend nur auf diesem Loch Par spielen –, aber bei drei Löchern habe ich mal wieder gefühlte 28 Schläge vom Abschlag ins Rough aufs Fairway wieder ins Rough wieder aufs Fairway halbwegs am Grün aufs Grün an die Fahne ins Loch gebraucht. Ich merke immer wieder, dass meine Konzentration noch nicht die beste ist, und obwohl meine Mitspieler unglaublich nett waren und jeden gelungenen Schlag lauter gefeiert haben als ich, habe ich eben doch einen gewissen Druck gespürt, jetzt doch bitte mal in Fahnennähe zu schlagen – und habe dementsprechend wieder eine Gurke produziert. Ich schiebe das auf meine momentane Unsicherheit – „Klappt der Schlag? Klappt er nicht?“ –, die ich vorher nicht verspürt habe. Da wusste ich zwar auch, dass ich noch keine neun Löcher konstant auf einem Niveau spielen kann, aber ich hatte immerhin das Gefühl, wenn ich alles richtig mache, dann kommen die Schläge auch. Dieses Gefühl habe ich noch nicht wiedererlangt. Aber ich bin ihm schon deutlich näher als vorgestern. Und das ist klasse. Ich habe trotzdem noch eine Stunde bei einem Pro am Freitag gebucht, der mal von außen auf meine Abschläge draufguckt. Kann ja nicht schaden.

Jetzt fehlen mir nur noch schwarze Golfschuhe, denn wie ich gestern auf dem teilweise arg nassen Platz feststellen durfte, sind meine weißen Schuhe auf schlammigem Untergrund eine total bekloppte Idee. Wie praktisch, dass ich von meinen Kollegen als Abschiedsgeschenk einen schönen Shopping-Gutschein bekommen habe. Ich hab da eine Idee, in was ich investieren könnte.

*Was das alles für Dinge sind, kann sich der geneigte Leser hier anschauen – danke an bebal für den Link. Wenn man mal gesehen hat, auf was man theoretisch alles achten kann/sollte/muss (?), kann man vielleicht auch den wundervollen Swing von Tiger Woods mehr schätzen, den ich bereits verlinkt hatte und zu dem mir mehrere Nicht-Golfer nur sagten: Wasn daran so toll?

Abschied ist ein schweres Schaf. Bin immer noch etwas memmig drauf. Mein Kopf weiß, dass die Entscheidung zu gehen, richtig war, mein Kopf behauptet auch, dass ich mich auf den neuen Job freue. Mein Bauch wäre aber gern noch ein bisschen geblieben. Glaubt er jedenfalls. Ich höre im Moment weder auf Kopf noch Bauch, sondern freue mich erstmal darauf, fünf Wochen lang keinen Wecker stellen zu müssen, verdränge, dass ich demnächst Kisten packe und Wände streiche – und versuche überhaupt erstmal, runterzukommen, durchzuatmen und das Hirn freizukriegen.

Im Klartext: Ich geh erstmal golfen.

(Und nebenbei: Malte, du rockst, und die Gilmore girls trösten auch auf dem iBook, während der Kerl dem HSV die Daumen drückt.)

(Musik zum Tach)

Bei den Fünf Filmfreunden (Jungs, ich komme mit dem Lesen nicht mehr nach) hat eine neue Serie begonnen: Batzman schreibt über synchronisierte Filme – und das ohne die üblichen Grabenkämpfe zwischen „Ich guck Original, weil ich so toll bin“ und „Ich guck auf Deutsch, weil ihr doofe Angeber seid“. Ich freue mich schon auf die nächsten Folgen. (Nur im Original, natürlich.)

history repeating itself

Vor fast drei Jahren habe ich in meiner alten Agentur gekündigt. Fast genau zur gleichen Zeit habe ich einen total schnuffigen, wahnsinnig klugen und mit einem herrlich dreckigen Humor ausgestattenen Mann kennengelernt, der nach wenigen Wochen „der Kerl“ wurde. Und ein bisschen später ist mir eine wunderbare Wohnung quasi in den Schoß gefallen: „Ach, guckste einfach mal wieder ins Intranet – oh, die Wohnung hört sich gut an, aber die ist bestimmt zu laut …“ Wohnung besichtigt, nach zehn Sekunden gewusst, dass die klasse ist, Vertrag unterschrieben und vier Wochen später umgezogen.

Vor wenigen Wochen habe ich gekündigt und fange am 1. Oktober in einer anderen Agentur an. Vor fast genau zwei Wochen haben der Kerl und ich uns entschlossen, zusammenzuziehen. Eine Wohnung hatte ich im Internet entdeckt und bin zur Besichtigung gefahren, nur um ziemlich schnell wieder die Treppen runterzugehen. Die zweite Wohnung hab ich in der Zeitung gesehen und nur gedacht: „Oh, die Wohnung hört sich gut an, aber die ist bestimmt zu laut …“ Ich gebe zu, sie ist etwas lauter als meine jetzige – wobei meine jetzige leiser ist als das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, und das steht am Dorfrand mitten im Grünen, und ab und zu kommt ein Reiter oder ein Spaziergänger vorbei –, aber genau wie bei meiner derzeitigen Behausung kam ich in die Wohnung rein und wusste nach zehn Sekunden, dass ich hier leben möchte.

Ich hatte nicht ernsthaft daran geglaubt, diese Wohnung zu kriegen, denn es war, wie gesagt, gerade mal die zweite, die wir uns angeschaut haben, drei Tage, nachdem wir beschlossen hatten, aus zwei Haushalten einen zu machen. Wir waren noch nicht richtig im Vermieter-Beeindrucken-Modus, wir hatten die ganzen Dokumente noch nicht parat, die man heutzutage anscheinend in Hamburg braucht, um ein Dach über den Kopf zu kriegen: Gehaltsnachweise, Schufa-Auskünfte, der ganze Zinnober eben. Die Papiere ranzuschaffen, zu kopieren und zu faxen, hat bei uns eine Woche gedauert. Und ich hatte immer im Hinterkopf, dass es genug Leute gibt, die schon länger suchen und dementsprechend schon ihre gesamten Dokumente in Präsentationsmäppchen hatten, die garantiert in einem Muffinkörbchen für den Makler stecken. Also habe ich mir noch weitere Wohnungen angeschaut, meine Nummer bei anderen Maklern oder deren geistig zurückgebliebenen oder schwerhörigen Angestellten hinterlassen und natürlich auch schon einen Blogeintrag mit dem Wohnungsgesuch verfasst.

Alles egal, denn gestern haben wir die Zusage bekommen und dürfen zum 1. Oktober einziehen.

Endlich wieder Altbau. Endlich nicht mehr im Erdgeschoss. (Auf Wiedersehen, Tiefgarage, snif.) Die Aufteilung der Zimmer ist exakt so, wie ich sie mir gewünscht habe – inklusive großzügig bemessener Abstellkammer, die ich natürlich sofort in „begehbarer Kleiderschrank“ umgetauft habe. Als Goodie obendrauf gibt es sogar eine Speisekammer. Hatte ich noch nie, werde ich aber garantiert lieben. Und: In der Küche steht eine Geschirrspülmaschine. Hatte ich noch nie, werde ich aber garantiert lieben. Der Kerl hat in seiner derzeitigen Wohnung sowohl Speisekammer als auch Geschirrspüler und guckt immer ganz milde, wenn ich mich über die zwei Dinge so freue. Kann auch sein, dass ich seinen Gesichtsausdruck fehlinterpretiere und er in Wirklichkeit denkt: „Das kann ja lustig werden. Schnell meine Mikrowelle verstecken.“ Im Kopf plane ich schon die ersten Dinnerpartys – denn jetzt habe ich endlich wieder ein Esszimmer und kann die ganzen wunderschönen Möbel meiner Großeltern wieder aus dem Keller meiner Eltern holen. Also den Ausziehtisch in dunkler Eiche mit den sechs Stühlen und dazu den uralten Schrank, der so modrigschön nach 100 Jahren duftet und dessen geschmiedeter Schlüssel so groß ist wie mein Unterarm.

Ich freue mich seit gestern wie eine dummgrinsende Schneekönigin. Ich freue mich darauf, jeden Abend zu dem Mann nach Hause zu kommen, den ich liebe – und nicht erst darauf zu warten, bis er seinen Alabasterleib zu mir bewegt oder bis ich mich von meinem Fernseher losreiße, um zu ihm zu gehen. Ich freue mich darauf, nur noch eine Tür zwischen uns zu haben und nicht mehr drei Kilometer, wenn wir unseren nerdigen Wochenendbeschäftigungen nachgehen – er guckt Sport, ich DVDs –, weil ich eben keine drei Kilometer mehr zurücklegen muss, um ihn kurz zu küssen und vom Fernsehen abzuhalten. Ich freue mich darauf, dass mir vielleicht schon jemand das Badewasser eingelassen hat, wenn ich vom Golfplatz komme (Memo to me: 17 Post-its in der Wohnung verteilen mit geschätzter Rückkehrzeit, gewünschter Wassertemperatur, Drohungen bei Nichtbeachtung der Post-its. Und schon mal den passenden Lush-Brocken rauslegen). Ich freue mich darauf, öfter mit ihm zusammen zu kochen als bisher – und danach alles in die Maschine zu werfen, yeah! Ich freue mich einfach darauf, ihn noch öfter zu sehen als bisher. Denn ich sehe ihn wahnsinnig gerne. Und jeden Tag lieber.

Kafka kommentieren.

cemetery

Wahlen in Berlin oder: Irgendwas mit Politik.

Acht Karten fürs Fantasy-Filmfest gekauft. Nicht eine einzige genutzt.

Bisher liebster Satz aus den Gilmore girls: „The money is under the Rabbi.“ Ach, muss man sehen.

Mehr schlafen.

Und endlich bin auch ich auf das wunderbare Blog von Jojo aufmerksam geworden. Hat nur ein Jahr gedauert.

Meine Kollegin erzählte mir gestern, dass sie bei Stress in der Agentur gerne mal einen Kosmetikkaufrausch bekommt, um sich ein bisschen selbst zu bepuscheln.

Ich hab mir den neuen Duden gekauft.

Nachrufe sind ja meistens fiese Tränenfeste. Dass es auch anders geht, beweist der Economist mit seinem obituary für Robert Brooks und Mickey Spillane.

Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, überhaupt nichts mehr zu lesen. Im Bus habe ich neuerdings wieder ständig den iPod auf, den Spiegel hab ich seit Wochen nicht mehr gekauft, und die SZ lese ich abends im Bett quer anstatt entspannt und so gut wie komplett in der Mittagspause. Und natürlich liegen auf dem Nachttisch mal wieder viel zu viele Bücher, die alle gelesen werden wollen. Um mich wenigstens ein bisschen mit ihnen zu beschäftigen, wandele ich eine uralte Meme etwas ab:

Grab the books nearest to you, turn to page 18, find line 4. Write down what it says.

„Gerri closes the book with a knowing smirk. ‘Pretty great, huh? It’s about New York. You know, that scene there.’ “

Going Native, Stephen Wright. Hatte ich schon mal erwähnt, liest sich ziemlich gut, auch wenn ich nach ungefähr der Hälfte des Buchs erkannt habe, dass Wright ein Adjektivfetischist vom Allerfeinsten ist. Ich glaube, ich habe noch keinen von den kleinen Rackern zweimal im Buch gelesen. Hemingway würde kotzen.

„The opaque windows blocked all view to the world outside, but the light that was filtering in could only be sunlight.“

Hard-boiled Wonderland and the End of the World, Haruki Murakami. Schon ewig was davon gehört, im Buchladen dann etwas unschlüssig in die deutsche und in die englische Übersetzung reingelesen und mich dann für die englische entschieden. Ich glaube, weil mir das Cover besser gefallen hat. Mein erster Murakami. Man mag’s kaum glauben.

„Where is that place in the body where most people have a desire for children? I can’t describe the absence; I only know what it feels like to really want something. I only know the things that on my deathbed I might regret not doing.“

Maybe Baby, edited by Lori Leibovich. Gab’s als Geschenk zur Verlängerung des Salon-Abos dazu. 28 Schriftsteller erzählen, warum sie Kinder haben oder haben wollen oder eben nicht. Der oben stehende Ausschnitt stammt aus dem Essay von Cary Tennis, dem Kummerkastenonkel von Salon, den ich sehr gerne lese.

„On a self-explanatory page it takes a little thought to get it – but only a little. The appearance of things, their well-chosen names, the layout of the page, and the small amounts of carefully crafted text should all work together to create near-instantaneous recognition.“

Don’t make me think, Steve Krug. Untertitel: A Common Sense Approach to Web Usability. Leihgabe vom Kerl, nachdem ich mein HTML/CSS-Buch so brav durchgeackert hatte. Jetzt warte ich auf den Winter und die laaangen Abende, an denen ich mich weiter mit dem Kram beschäftigen will.

„während draußen
das letzte Lied durch
ein Werkstor verschwindet
und niemand sich nach ihm
umdreht, niemand die
Münze aus dem Asphalt kratzt“

Grauzone morgens, Durs Grünbein. Ich will mal wieder Lyrik lesen zwischendurch. Und nur die Gottfried-Benn-Gedichte machen mürbe. Wobei Grünbein auch nicht gerade vor guter Laune strotzt. Ich glaube, ich werde mir mein Reclam-Heft mit den deutschen Balladen mal wieder vornehmen.

(Heißt es „Reclam-Heft“? Und wenn ja, warum?)

„Im islamischen Denken ist die Barmherzigkeit eine von vielen Eigenschaften Gottes. Alle Gottesbezeichnungen zusammengenommen (traditionell sind es 99) vermögen es nach islamischer Anschauung nicht, Gott voll zu erfassen. Das islamische Gottesverständnis betont die Transzendenz Gottes. Das biblische Gottesverständnis stellt die Beziehung zwischen Gott und Mensch in den Mittelpunkt. Die bestimmende Eigenschaft der göttlichen Beziehung zum Menschen ist nach biblischer Auffassung die Barmherzigkeit.“

Bibelkunde, Lukas Borman. Sekundärliteratur, quasi.

„During more of a century governing new York, Britain proved more interested in profit than in the welfare of the colony. The Crown imposed hated taxes and the spirit of rebellion grew, although especially in New York, loyalties were divided. On the eve of Revolution, New York was the second-largest city in the 13 colonies, with 20,000 citizens.“

Eyewitness Travel Guides: New York, auf deutsch Vis-a-Vis. Eigentlich wollte ich in der Zeit zwischen meiner jetzigen und meiner zukünftigen Agentur ein bisschen verreisen. Aber jetzt bin ich wohl eher mit Wohnungssuche und – hoffentlich – Renovieren und Kistenpacken beschäftigt. Ich mag diese Vis-a-vis-Reiseführer so gern, daher will ich das New-York-Ding noch nicht ins Regal stellen. Da, wo schon Wien, London und Washington stehen.

„Kaufen Sie einen so genannten halben Schlägersatz, der entweder aus gerade oder ungerade nummerierten Eisen, einem Holz 3 und 5 und zusätzlich einem Putter besteht. Die meisten halben Schlägersätze bestehen aus ungerade nummerierten Schlägern, einschließlich der Schläger 3, 5, 7 und 9 sowie eines Pitching und eines Sand Wedge.“

Das große Buch der Golftechniken, Chris Meadows. Knapp DIN-A-3 groß, 260 Seiten, viele bunte Bilder – für 9,95 auf dem Grabbeltisch bei Thalia. Konnte ich nicht liegenlassen. Und genau deswegen kaufe ich lieber bei Amazon als bei Präsenzbuchhandlungen – da nehme ich nämlich nicht irgendeinen Ramsch mit, nur weil er billig ist.

(Meine Widerstandsschwelle gegenüber Büchern ist sehr, sehr niedrig.)