Der Blogeintrag, der sich nicht entscheiden kann, ob er triumphierend oder jammerig klingen will

Ist aber auch nicht einfach, denn: Ich habe Montag meine erste vollständige Golfrunde gespielt, also 18 Löcher. Quintessenz: Aua. Und gleichzeitig: Yeah, Baby.

Wobei „spielen“ auch nicht ganz der richtige Ausdruck ist. Für laienhafte Augen hat es wahrscheinlich mehr danach ausgesehen, als ob ich eine unschuldige Grasnarbe mit einem Eisenstab verprügelt habe und dabei ab und zu, nicht allzu oft, eher selten, fast zufällig einen kleinen, doofen Ball getroffen habe, der auf dieser Grasnarbe dumm rumlag.

Mein Putten war allerdings erste Sahne und der einzige Grund, warum ich nicht kleinlaut nach neun Löchern wieder ins Auto gestiegen und nach Hause gefahren bin und die Schläger verschenkt habe. Der Weg bis zum Grün war allerdings fürcherlich. Und ich ahne auch, warum. Am Freitag hatte ich eine Stunde bei einem Pro gebucht, der mal auf meine Abschläge draufgucken sollte, die seit meiner Verletzungspause nicht mehr so toll waren. Dieser mir vorher unbekannte Pro hat mir nun 1000 kleine Kleinigkeiten genannt, auf dich ich achten soll – und auf ungefähr 500 davon habe ich bisher „anders“ geachtet. Ich habe meine Handgelenke eher gerade gelassen anstatt sie einzuknicken, genau wie meine Unterarme. Ich habe meine linke Schulter nicht ganz so tief runtergezogen, ich bin nicht so sehr in die Knie gegangen, ich habe mich nicht ganz so weit gedreht … und so weiter und so fort. Die vielen guten Tipps habe ich seit Freitag auch nicht auf der Range ausprobiert, wollte aber auch meine übermotiviert gebuchten 18 Löcher am Montag nicht verfallen lassen. Also hatte ich die grandiose Idee, mein neu erworbenes Wissen doch gleich auf dem Platz anzutesten. Super Plan, Gröner.

Ich habe gestern Schläge produziert, die ich so noch nie gesehen hatte. Meine Bälle sind an Orten gelandet, an denen ich noch nie war, und sechs von ihnen musste ich auch ein leises „Servus“ zum Abschied hinterherflüstern, denn drei sind natürlich in – immerhin drei verschiedenen – Biotopen gelandet, und drei habe ich schlicht nicht mehr wiedergefunden. Ich habe anderthalb Liter Wasser getrunken und festgestellt, dass es auch drei Liter hätten sein dürfen. Mein Poloshirt war sowohl nassgeschwitzt als auch nassgeregnet, mein Mützchen wurde mir zweimal vom Wind oder von meinem übereifrigen Schwung vom Kopf gefegt, und meinen linken Daumen habe ich mit der rechten Handfläche so brav abgedeckt, dass er irgendwann eine Blase hatte. Ab dem 15. Loch haben sich meine Knie gemeldet bzw. mein Gehirn, das sich eigentlich schon verabschiedet hatte, jedenfalls dann, wenn es ums Konzentrieren auf den Rückschwung ging: „Hey, ich weiß zwar nicht, was du hier machst – logisch kann ich das jedenfalls nicht verarbeiten –, aber ich soll dir von den Knien ausrichten, dass sie nur noch bei dir sind, weil die Unterschenkel und Füße noch nicht aufgegeben haben. Deine Schultern finden das schon länger nicht mehr lustig, deine Arme verweigern auch demnächst den Dienst, und wenn ich mal für alle Kollegen aus sämtlichen Körperteilen sprechen darf: Wir wollen gerne nach Hause und in einer heißen Badewanne rumliegen! Hallo? Hörst du mir zu? Hallo?“

Keine Chance, grauer Klumpen. Aufgeben gilt nicht. Und so habe ich tapfer meine alten Knochen von Loch zu Loch geschleppt, meinen wackeligen Trolley mehr und mehr verflucht, habe am Loch 5 bzw. 14 einen Apfelbaum entdeckt, den ich nächstes Mal leeressen werde (dieses Mal hatte ich keine Kraft mehr, einen Ast zu mir herunterzuziehen), habe zum ersten Mal jede Bank auf dem Platz benutzt, an der ich bei 9 Löchern immer nur verächtlich vorbeigegangen bin, und kam ziemlich erledigt, aber stolz wie Bolle nach vier Stunden zum zweiten Mal im Clubhaus an.

Inzwischen habe ich gebadet, mehrere Folgen Gilmore girls geguckt und meinen Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht. Die Rückenschmerzen von Montag morgen vor dem Spiel sind restlos weg. Dafür fühlen sich meine Füße an, als ob ich auf Asphalt gejoggt wäre, meine Unterarme ziehen ein bisschen, und meinen Knien merkt man an, dass sie ne Menge Gewicht sieben Kilometer weit getragen haben. Aber gleichzeitig kann ich es nicht erwarten, den Quatsch nochmal zu machen. Hast du das mitgekriegt, Hirn? Haha. You lose, sucker!

Aber sag den Knien noch nix, bitte.