history repeating itself

Vor fast drei Jahren habe ich in meiner alten Agentur gekündigt. Fast genau zur gleichen Zeit habe ich einen total schnuffigen, wahnsinnig klugen und mit einem herrlich dreckigen Humor ausgestattenen Mann kennengelernt, der nach wenigen Wochen „der Kerl“ wurde. Und ein bisschen später ist mir eine wunderbare Wohnung quasi in den Schoß gefallen: „Ach, guckste einfach mal wieder ins Intranet – oh, die Wohnung hört sich gut an, aber die ist bestimmt zu laut …“ Wohnung besichtigt, nach zehn Sekunden gewusst, dass die klasse ist, Vertrag unterschrieben und vier Wochen später umgezogen.

Vor wenigen Wochen habe ich gekündigt und fange am 1. Oktober in einer anderen Agentur an. Vor fast genau zwei Wochen haben der Kerl und ich uns entschlossen, zusammenzuziehen. Eine Wohnung hatte ich im Internet entdeckt und bin zur Besichtigung gefahren, nur um ziemlich schnell wieder die Treppen runterzugehen. Die zweite Wohnung hab ich in der Zeitung gesehen und nur gedacht: „Oh, die Wohnung hört sich gut an, aber die ist bestimmt zu laut …“ Ich gebe zu, sie ist etwas lauter als meine jetzige – wobei meine jetzige leiser ist als das Haus, in dem ich aufgewachsen bin, und das steht am Dorfrand mitten im Grünen, und ab und zu kommt ein Reiter oder ein Spaziergänger vorbei –, aber genau wie bei meiner derzeitigen Behausung kam ich in die Wohnung rein und wusste nach zehn Sekunden, dass ich hier leben möchte.

Ich hatte nicht ernsthaft daran geglaubt, diese Wohnung zu kriegen, denn es war, wie gesagt, gerade mal die zweite, die wir uns angeschaut haben, drei Tage, nachdem wir beschlossen hatten, aus zwei Haushalten einen zu machen. Wir waren noch nicht richtig im Vermieter-Beeindrucken-Modus, wir hatten die ganzen Dokumente noch nicht parat, die man heutzutage anscheinend in Hamburg braucht, um ein Dach über den Kopf zu kriegen: Gehaltsnachweise, Schufa-Auskünfte, der ganze Zinnober eben. Die Papiere ranzuschaffen, zu kopieren und zu faxen, hat bei uns eine Woche gedauert. Und ich hatte immer im Hinterkopf, dass es genug Leute gibt, die schon länger suchen und dementsprechend schon ihre gesamten Dokumente in Präsentationsmäppchen hatten, die garantiert in einem Muffinkörbchen für den Makler stecken. Also habe ich mir noch weitere Wohnungen angeschaut, meine Nummer bei anderen Maklern oder deren geistig zurückgebliebenen oder schwerhörigen Angestellten hinterlassen und natürlich auch schon einen Blogeintrag mit dem Wohnungsgesuch verfasst.

Alles egal, denn gestern haben wir die Zusage bekommen und dürfen zum 1. Oktober einziehen.

Endlich wieder Altbau. Endlich nicht mehr im Erdgeschoss. (Auf Wiedersehen, Tiefgarage, snif.) Die Aufteilung der Zimmer ist exakt so, wie ich sie mir gewünscht habe – inklusive großzügig bemessener Abstellkammer, die ich natürlich sofort in „begehbarer Kleiderschrank“ umgetauft habe. Als Goodie obendrauf gibt es sogar eine Speisekammer. Hatte ich noch nie, werde ich aber garantiert lieben. Und: In der Küche steht eine Geschirrspülmaschine. Hatte ich noch nie, werde ich aber garantiert lieben. Der Kerl hat in seiner derzeitigen Wohnung sowohl Speisekammer als auch Geschirrspüler und guckt immer ganz milde, wenn ich mich über die zwei Dinge so freue. Kann auch sein, dass ich seinen Gesichtsausdruck fehlinterpretiere und er in Wirklichkeit denkt: „Das kann ja lustig werden. Schnell meine Mikrowelle verstecken.“ Im Kopf plane ich schon die ersten Dinnerpartys – denn jetzt habe ich endlich wieder ein Esszimmer und kann die ganzen wunderschönen Möbel meiner Großeltern wieder aus dem Keller meiner Eltern holen. Also den Ausziehtisch in dunkler Eiche mit den sechs Stühlen und dazu den uralten Schrank, der so modrigschön nach 100 Jahren duftet und dessen geschmiedeter Schlüssel so groß ist wie mein Unterarm.

Ich freue mich seit gestern wie eine dummgrinsende Schneekönigin. Ich freue mich darauf, jeden Abend zu dem Mann nach Hause zu kommen, den ich liebe – und nicht erst darauf zu warten, bis er seinen Alabasterleib zu mir bewegt oder bis ich mich von meinem Fernseher losreiße, um zu ihm zu gehen. Ich freue mich darauf, nur noch eine Tür zwischen uns zu haben und nicht mehr drei Kilometer, wenn wir unseren nerdigen Wochenendbeschäftigungen nachgehen – er guckt Sport, ich DVDs –, weil ich eben keine drei Kilometer mehr zurücklegen muss, um ihn kurz zu küssen und vom Fernsehen abzuhalten. Ich freue mich darauf, dass mir vielleicht schon jemand das Badewasser eingelassen hat, wenn ich vom Golfplatz komme (Memo to me: 17 Post-its in der Wohnung verteilen mit geschätzter Rückkehrzeit, gewünschter Wassertemperatur, Drohungen bei Nichtbeachtung der Post-its. Und schon mal den passenden Lush-Brocken rauslegen). Ich freue mich darauf, öfter mit ihm zusammen zu kochen als bisher – und danach alles in die Maschine zu werfen, yeah! Ich freue mich einfach darauf, ihn noch öfter zu sehen als bisher. Denn ich sehe ihn wahnsinnig gerne. Und jeden Tag lieber.