Schlucken oder spucken

Wenn bitte noch ein paar Leute beim Worst-Blowjob-Contest von sebas mitmachen könnten, ja? Ich lese die leidvollen Geschichten der armen Männers so gern.

Zu spät für mich. Aber ich fahre trotzdem gerne jeden Morgen hier vorbei.

Mops im Paletot (auf Gemüsebettchen)

Ich beschäftige mich seit einigen Monaten mehr mit mir als früher. Oder: Ich beschäftige mich anders mit mir. Ich gucke genauer, wie’s mir geht und warum es mir wann wie geht. Diesmal ohne professionelle Hilfe. Ich achte auf mich, höre auf meinen Körper und versuche, ziemlich nett zu ihm zu sein, was er mir zurückzahlt, indem er ziemlich nett zu mir ist. Und weil meine Körperwahrnehmung auch schon ziemlich lange meine Geistesverfassung beeinflusst hat, ist auch mein derzeitiger Gemütszustand äußerst kregel (das Wort wollte ich schon lange mal schreiben. Ich betone es gerne falsch auf der zweiten Silbe).

Eigentlich sollte ich froh darüber sein, dass ich seit Monaten gute Laune habe. Bin ich ja auch. Trotzdem merke ich, wie alles andere ein wenig in den Hintergrund gerät. Mein Job ist toll, aber nicht mehr mein Lebensinhalt. Kino ist toll, aber nicht mehr so wichtig. Die Blogosphäre ist toll, aber keine Priorität mehr. Der Kerl ist toll, und der bleibt auch toll, und außerdem trägt er dazu bei, dass ich gute Laune habe. Ich bemerke aber, dass ich, je länger ich in mich reinhorche und reingucke und reinspüre, immer ich-bezogener, immer ego-zentrierter werde. Und ruhiger. An richtig guten Tagen gelassener – eine Eigenschaft, von der ich nie dachte, dass ich sie mal haben würde. Ich genieße es, anstatt im Kino zu sitzen und über eine Kritik nachzudenken, auf dem Sofa rumzulungern und ein Buch nach dem anderen wegzulesen. Ich genieße es, Zeitung zu lesen ohne die früher unvermeidliche Hintergrundgeräuschkulisse aus Musik, Fernseher oder dem aufmerksamkeitsheischenden Ping! des Mailprogramms des ewig laufenden iBooks. Ich genieße es, neue Rezepte zu suchen, unbekannte Lebensmittel einzukaufen und elaboriert zu kochen anstatt den Pizzabringdienst anzurufen. Ich genieße es, spazierenzugehen oder Sport zu treiben, ich genieße es zu merken, dass ich gesünder werde, fitter, weniger atemlos. Ich genieße es, neue Pflegeprodukte zu kaufen, stundenlang in der bunten und wild durcheinander duftenden Badewanne zu liegen, ohne Musik, ohne Buch, einfach nur so im warmen Blubberwasser zu liegen und vielleicht ein bisschen vor mich hinzusummen. Ich genieße es, Klassik zu hören, in die Kirche zu gehen, im Bus den iPod abzusetzen, Leuten zuzuhören, barfußzulaufen.

Ich kenne mich so gar nicht. Jedenfalls nicht in diesem Ausmaß, dieser unaufgeregten Gleichmütigkeit, dieser in sich ruhenden Stärke. Natürlich gibt es Tage, an denen die idyllische Beschaulichkeit Risse bekommt, sei es durch Nachrichten, Webloggezeter, Arbeitsstress, Beziehungsquatsch. Aber die Risse dauern nie lange, und sie tun nicht mehr so weh wie früher.

Vielleicht haben die ganzen Gesundheitspropheten doch recht. Je mehr man sich um sich kümmert, desto stärker wird man auch. Aber vielleicht werde ich auch bloß alt und möchte a scheene Leich’ werden. Weiß nicht. Macht aber nix. Ich muss ja nicht alles wissen. (Hätte ich früher auch nie gesagt.)

Präpositionspösie

Unter der Oberfläche
Über der Nebenstelle
Neben dem Mittelweg
Mitten im Nirgendwo
Nirgends ist unten.

Hinter dem Nebenmann
Neben dem Rechtsausleger
Rechts vom Ganzen
Ganz im Linksverkehr
Links vom Hinterland.

Nach der Auferstehung
Auf der Gegenfahrbahn
Gegen jede Fürsorge.
Für jeden Rausschmiss.
Raus. Im Nachhinein.

(Aus der Abteilung: Wenn Langeweile und WordPress ein Baby kriegen.)

Chris Ware bringt demnächst einen neuen Comic raus: The Acme Novelty Library Final Report to Shareholders and Rainy Day Saturday Afternoon Fun Book scheint genauso anstrengend (und genauso lohnend) zu lesen zu sein wie sein Vor-Vorgänger Jimmy Corrigan, the Smartest Kid on Earth (kleiner Ausschnitt hier, runterscrollen bis zum 21. Juli). Salon hat eine schöne Buchbesprechung:

It’s staggering – the sort of work that would singlehandedly establish another artist’s career – and Ware’s only started showing off. The centerpiece of The Acme Novelty Library is a long, wordless story about the pudgy, masked, omnipotent character that Ware sometimes calls “God” or “Superman” in his comics. (He’s not named here, and the story isn’t mentioned in the otherwise detailed table of contents.) It occupies 12 pages in the middle of the book, and fragments of other pages. Near the story’s end, the character is in a prison cell, scraping little drawings onto the cinder blocks with a nail. Then Ware pulls back, so we can see hundreds of stick figures on the wall. If you’re willing to stare at the panel hard and long enough to risk eye damage, you’ll see that he’s drawn a microscopic stick-figure version of the entire story up to that point. We are not worthy.

„Für Angela wähle die 010853131-01, für Gerhard die 018053131-02“

Hat sich wirklich jemand vom Duell in seiner Wahlentscheidung beeinflussen lassen? Ich persönlich habe nichts gehört, was ich nicht auch schon in den wochenlangen Kleinkriegen vorher gehört habe. Was mich richtig genervt hat, war das ewige Kleinklein, ob jetzt die Krankenschwester mit dem Kirchhof-Modell mehr oder weniger zahlt oder wieviel Cent des Benzinpreises jetzt den Renten zugute kommen … wer will das wissen? Wer kann damit wirklich was anfangen? Ich hätte mir gewünscht, wirkliche Konzepte zu hören, neue Ideen, wie man angeblich alles besser machen kann als Rotgrün. Aber logischerweise kam da nichts, weil bei Schwarzgelb auch keiner ne Wahnsinnsidee in der Tasche hat, wie von heute auf morgen blühende Landschaften sprießen sollen.

Frau Merkel fand ich zu Anfang arg angespannt; das wurde allerdings besser, Respekt. Schröder hat sich auf seine Primärtugend des jovialen Staatsmannes besonnen und schön dazwischengequatscht, wenn ihm was nicht passte, aber im Großen und Ganzen fand ich es ziemlich ausgewogen und nicht so giftig, wie ich es erwartet hatte. Trotzdem weiß ich wirklich nicht, warum irgendjemand nach dieser Diskussion plötzlich eine andere Partei wählen sollte als die, die er sowieso wählen wollte. Und für eine fundierte Entscheidung, welche Partei er überhaupt wählen soll, waren dann auch zuwenig Parteien am Start. Warten wir auf die Elefantenrunde.

(Schicke Krawatte von Schröder. Fieses Pattex-Make-up von Merkel.)

“Coincidences are God’s way of remaining anonymous.“

Bill Moyers

(aus Jane Fondas Autobiografie My Life So Far, das ich seit gestern mit großer Begeisterung und Sympathie lese. Kein banales „Mein Papa war Schauspieler und deswegen bin ich auch Schauspielerin“, sondern ein sehr berührendes, selbstkritisches, intimes Buch über die Suche nach sich selbst, die, wie Fonda sagt, erst jetzt, nach über 60 Lebensjahren vielleicht ein Ende gefunden hat, und über das Aufwachsen als Mädchen und Frau in Amerika im letzten Jahrhundert.)

Go, Sister, Soulsister

Wer für November noch einen schnuffigen Theatertermin sucht, dem sei Sister Soul ans Herz gelegt, ein Musical im Altonaer Theater, das auf dem Film Sister Act beruht. Also die Story von der Sängerin, die einen Mord mitangesehen hat und die daraufhin im Kloster Zuflucht sucht, um nicht vom Mörder ebenso erschossen zu werden. Im Kloster peppt sie dann den miesen Chor auf und macht aus ihm eine launige Gospeltruppe.

Sister Soul verkürzt die Filmstory etwas für die Bühne und hat sie nach Hamburg verlegt. Es fühlt sich an wie eine Mischung aus Boulevardtheater und Gospelkonzert, was aber okay ist – das Altonaer Theater kann natürlich nicht mit den „professionellen“ Bühne wie der der Vampire oder des Löwenkönigs mithalten. Aber gerade durch diese erzwungene „Laienhaftigkeit“, die dem Stück anhaftet, macht es Spaß – und es macht es mir als überzeugtem Nicht-Mitklatscher-und-alle-Mitklatscher-Hasser plötzlich ganz leicht, eben doch mitzuklatschen und mitzusingen, denn das durfte man nicht nur, sondern man wurde dazu aufgefordert. Zum Schluss stand der ganze Saal und sang mit den Schauspielern „Oh Happy Day“ – und das war er auch. Keine große Kunst, aber wer will das schon dauernd. Stattdessen ein netter, entspanner Abend.

Sister Soul ist ab 24. November wieder im Programm.

Worte, die gestern meinen Tag gemacht haben, einmal positiv und einmal naja:

„Die Webseite macht doofe Augen“ bei den Popnutten klingt sehr schön. „Veteran sex symbol“ als Bezeichnung für Kathleen Turner auf den imdb-News klingt eher gemein.

“How pathetic”

Ich rege mich seit Tagen über die Äußerung von Jürgen Trittin auf, dass die USA (sinngemäß) selbst Schuld daran hätten, dass sie Katrina so hart erwischt hat. Hätten sie doch bloß die Kyoto-Protokolle ratifiziert, dann wäre alles nicht so schlimm gekommen. In der englischen Ausgabe von Spiegel Online veröffentlichte daraufhin Claus Christian Mahlzahn einen Artikel, dass diese Äußerungen wie Salz in der Wunde wären, ziemlich unpassend und schlichtweg doof. Den Artikel fand ich sehr angenehm, die angeblichen Reaktionen von vielen amerikanischen Lesern des Drudge Report, der den SpOn-Artikel veröffentlichte, wiederum ziemlich eklig: Nun durften sich nämlich „die Amis“ über „die Deutschen“ aufregen.

Nun deckt aber lautgeben auf, dass der Trittin-Artikel bereits geschrieben war, bevor Katrina überhaupt ihre Zerstörungskraft entfaltet hatte, also noch bevor jemand ahnen konnte, wie schlimm es werden würde. Hat SpOn also selbst einen kleinen Skandal angezettelt, um ein paar Klicks zu generieren? Wenn ja: Gut, dass ich neuerdings lieber tagesschau.de lese, um informiert zu sein.

Zapping, 20.36 – 20.53 Uhr

„Ich hoffe, alle haben gedrückt.“

Die Männer, in deren Gewalt er sich zweimal befand, sind bis heute verschwunden.

Gestern hatte sein Schiff ziemlich was abbekommen.

„Boxershorts. Beine abgeschnitten.“

„Und dann der andere so, uuhhhaaaa. Da drehste dich um und bis’ wech.“

„Ich war im Nebenraum.“

Nuschlnuschl versprach, alle auf seinem Konto eingehenden Beträge an den russischen Geschäftsmann weiterzuleiten.

Ill-ustrated. Einmal erwischt es jeden.

„Mal schauen, was die so alles haben.“

„Wo finde ich hier Quarrel?“

„Wir reden ja auch darüber, ob er noch lange spielt.“

„Als ich 13 oder 14 war, hat mich mein Vater ins Geschäft geholt.“

„Hey, du bist der Neue hier, stimmt’s?“

„Nuschlnuschl, Österreicher, Meister geworden mit Rapid Wien.“

So wurden über 2000 Autokäufer mit einem ganz einfachen Trick betrogen.

„Manche Wahrsager beraten ihre Kunden nur einmal im Leben.“

„Nur die Bundesbehörden können sowas löschen.“

Jos Laden in Mönchengladbach ist Nuschlnuschls erste Verkaufsstation.

Wir haben gefragt: Wer war der letzte Ministerpräsident der DDR?

“Law enforcements and the National Guard are working together to restore public order.”

„Och, verdammte Hitze!“

Einschränkungen in finanzieller Hinsicht gab es jedenfalls nicht.

„Wenn er kommt, geht alles ganz schnell.“

(Irgendwas Französisches, was ich nicht verstehe. Memo to me: TV5 endlich rausschmeißen.)

„Mach isch ein Jahr, hab isch mein Zehnerabschluss feddisch.“

Bei stoßfestem Glas bleiben wenigstens die Trümmerteile draußen.

„Und dann wird lecker geschlemmt!“

„Hallo, Leute, die Ferien sind vorbei.“

Cashcalculator verrät es, schicke einfach eine SMS (aus Reflex umgeschaltet)

Tragekomfort zum Wohlfühlen.

„Fünf – tausend – Euro, Leute.“

„Können Sie uns sagen, wie sich die Flora und Fauna in der Bucht seit Beginn des Schutzprojekts verändert hat?“

Nach seiner langen Reise hat er Ihnen die schönsten Melodien aus aller Welt mitgebracht.

pick your man wisely

Andere Frauen bekommen von ihren Kerlen Blumen geschenkt.

Ich einen Digitalreceiver.

Und nach dem ersten Freudentaumel („Hey, endlich kann ich den ZDF-Theaterkanal bei mir gucken und muss dafür nicht immer zu dir kommen“) fiel mir auf: Kann es sein, dass genau das der Plan gewesen ist?

(Kerl says no and checks sports channels while grinning veeeery smugly)

Nachlese und Vorschau

Ich hatte im vergangenen August (am 1., um genau zu sein, ja, runterscrollen, kommt schon, ihr könnt das) über ein Buch von Annie Proulx geschrieben bzw. eine Geschichte aus dem Band: Brokeback Mountain, die damals noch verfilmt werden sollte. Inzwischen ist das anscheinend geschehen, denn bei den Filmfestspielen in Venedig, die gestern eröffnet wurden, ist die Verfilmung der Story von Ang Lee zu sehen. Bei uns läuft der Film leider erst im Februar 2006 an. Etwas früher, nämlich am 3. November, kommt dafür der neue von Cameron Crowe, Elizabethtown, in dem Orlando Bloom (yay!) … äh … irgendwas macht. Keine Ahnung, worum’s geht, aber als Crowe-Groupie hab ich ja sogar Vanilla Sky bis zum Schluss durchgehalten.

F***ing entertaining stuff: I find your lack of faith disturbing, das Weblog von Josh Friedman, Drehbuchautor von War of the Worlds und Black Dahlia. Schon der Eintrag, den man zurzeit als ersten liest und der davon berichtet, warum Friedman bei der Agentur ist, bei der er eben ist, verspricht Großes:

ME: Look, I don’t mean to be rude and interrupt. I hope you don’t think I was eavesdropping. I just wanted to introduce myself. I’m Josh Friedman.

I now witness two of the greatest reaction shots in the history of my-life-as-film. Crimson Ape’s jaw drops some eighteen inches down to the table while Woman is wearing the BIGGEST SHIT-EATING GRIN I HAVE EVER SEEN. She can’t help herself and frankly who can blame her.

WOMAN: Wow. This is…quite a Hollywood moment. We were just talking about you.
ME: I know.
CRIMSON APE: We’re…big fans.
ME: Uh huh.
WOMAN: Yeah. (Still grinning) BIG FANS.

If I’m honest with myself I’ll admit I don’t think I’ve ever made a woman happier than I did WOMAN that day. And note this: Crimson Ape still has not said his name and I’m wondering if he thinks he’s gonna get away with not telling me…

So I introduce my friend to them. And she says “LOVELY TO MEET YOU MY NAME IS (SO FUCKING LUCKY I WAS ON THE RIGHT SIDE OF THIS).”

I turn to him so he knows he’s gonna have to fess up.

And Crimson Ape says “And I’m (SO FUCKING PISSED I’M SUCH A DICKHEAD AND WHY DON’T YOU STOP SMILING YOU SMUG BITCH)…We really are big fans.”
ME: So you said.

CRIMSON APE: Check!

And he disappears through a hole in the floor.

(via Fisch im Ohr)