Spackenalarm

ix hat gerade eine Nervensäge am Hals. Und vielleicht noch ne Klage. Ich drücke die Daumen, dass sich das alles als Blödsinn herausstellt und die Karmakonten der Spacken bis in alle Ewigkeit im Minus bleiben.

Das Wort zum Sonntag

Wer morgen abend bei dem ekligen Wetter klugerweise lieber zuhause vor dem Ventilator bleiben möchte anstatt im Freien rumzulaufen, könnte sich einen wunderbaren Film auf arte gönnen. Um 20.40 Uhr kommt Höllentour, den ich vor einem Jahr im Kino gesehen und für ziemlich gut befunden habe.

Neueste Abfuhr vom Kerl, wenn ich um ihn herumhibbele und er Sport gucken will: „Komm, Schatz, geh bloggen.“

Mach ich glatt.

BU

Die Economist-isierung von Bildunterschriften in großen deutschen Nachrichtenmagazinen. Der dazugehörige Artikel handelt übrigens von der SPD und den Grünen, die sich in Berlin auf ihren Abschied vorbereiten, stammt von Matthias Geyer und ist ziemlich lesenswert, wenn auch viel zu kurz.

Geschichte gesucht

In meinem uralten Lesebuch (7. Klasse? 8.?), das ich Streber natürlich schon in den Sommerferien komplett durchgelesen hatte, stand eine wunderbare Kurzgeschichte, an deren Inhalt ich mich noch grob erinnere, aber leider weder an den/die Verfasser(in) noch an den genauen Titel. Es geht um einen Mann, der im Gefängnis gesessen hat und nun nach Jahren entlassen wird. Er geht durch die Stadt und schaut sich an, was sich alles verändert hat. Schließlich kommt er an einer Tür an, bleibt vor ihr stehen – und anstatt sie zu öffnen, wartet er gewohnheitsmäßig darauf, dass sie ihm jemand aufschließt. Der letzte Satz der Geschichte lautete ungefähr: das Glück, eine Tür öffnen zu dürfen.

Ich googele mir schon seit Tagen den Wolf und finde leider gar nichts. Kennt irgendjemand diese Story und weiß, wie sie heißt und wer sie geschrieben hat?

(Mein Lesebuch ist 150 Kilometer von mir entfernt auf einem Dachboden in einer garantiert nicht näher beschrifteten Kiste unter vielen anderen unbeschrifteten Kisten und diese Idee daher im Moment keine Option.)

No Capes!

Das hat man nun davon, dass man sich brav auf einmal täglich Posten beschränkt, um nicht den ganzen Tag die armen Leser vollzulabern. IT&W hat die Liste mit den angeblich 100 schönsten Filmzitaten gestern schon veröffentlicht und sich auch noch schamlos darüber gefreut, mir zuvor gekommen zu sein. Mir bleibt daher nur, auf völlig zu Unrecht vergessene Zitate aufmerksam zu machen:

“Shut up, listen and learn.”

(Swimming with Sharks)

“Because life … is not a movie. Everyone lies. Good guys lose. And love does not conquer all.”

(Nochmal Swimming with Sharks)

“You don’t want to be in love. You want to be in love in a movie.”

(Sleepless in Seattle)

“I’m bloody Ibiza!”

(About A Boy)

“I once talked a guy out of blowing up the Sears Tower but I can’t talk my wife out of the bedroom or my kid off the phone.”

(The Negotiator)

“Some of these buildings are over 20 years old.”

(L. A. Story)

“I came here tonight because when you realize you want to spend the rest of your life with somebody, you want the rest of your life to start as soon as possible.”

(When Harry Met Sally)

“Sach ma, hast Du eigentlich Haare in der Nase? Ich hab’ welche am Arsch, können wir ja zusammenknoten!”

(Das Boot)

“He slimed me.”

(Ghostbusters)

“YOU – ARE – A – TOY!”

(Toy Story)

“How do you shoot the devil in the back?”

(The Usual Suspects)

“It should take you exactly four seconds to cross from here to that door. I’ll give you two.”

(Breakfast at Tiffany’s)

“You’re blocking my view.”
“What view?”
“The one you’re blocking!”

(Charade)

“And now … bring me that horizon!”

(Pirates of the Caribbean: The Curse of the Black Pearl)

Self-fulfilling Blogecy

Diese verdammte Überschrift über meinem Eintrag gestern. Ich hab den ganzen Tag Abba im Ohr gehabt und mir bei jedem Toilettengang ne Runde vorgesungen, um das Lied loszuwerden.

Hat nicht funktioniert. Und jetzt, wo ich diesen Eintrag schreibe, höre ich es schon wieder meine Hirnwindungen hochkriechen, obwohl ich mich tapfer wehre, aber es geht nicht, es ist stärker, es ist schon fast in meinem Mund angekommen, ohneinichkannesnichtaufhalten …

THANK YOU FOR THE MUSIC
THE SONGS I’M SINGING
THANKS FOR ALL THE JOY THEY’RE BRINGING
WHO CAN LIVE WITHOUT IT
I ASK IN ALL HONESTY
WHAT WOULD LIFE BE
WITHOUT A SONG, A DANCE, WHAT ARE WE
SO I SAY
THANK YOU FOR THE MUSIC
FOR GIVING IT TO MEEEEEEEEE

(Näh. Immer noch nicht besser.)

… for the music, the songs I’m singing …

Gestern morgen, aufgewacht, Kerl geküsst, gefrühstückt, zum Bus gegangen, gut gelaunt an der Haltestelle in den blauen Himmel geguckt. Und ganz plötzlich mit einem Gefühl tiefster Dankbarkeit erfüllt gewesen. Dankbar dafür, jeden Morgen neben dem Menschen aufwachen zu dürfen, den ich liebe. Dankbar dafür, mir eine Wohnung leisten zu können. Dankbar dafür, einen Job zu haben. Dankbar dafür, gesund zu sein. Dankbar dafür, mich nach langem Kampf wiedergefunden und mich nicht wieder losgelassen zu haben. Dankbar dafür, eine innere Stärke entdeckt zu haben, die es mir erlaubt, mich zum Positiven zu verändern. Dankbar dafür, zu glauben, zu vertrauen, zu hoffen. Dankbar für viele Menschen, für die Musik auf den Ohren, den Lesestoff im Rucksack, das Lieblingskino, das iBook, den Gesangsunterricht, Amazon, frische Erdbeeren und den Ventilator neben dem neuen Bett. Einfach mal danke sagen. Wem auch immer.

(Und dass mir 20 Minuten später beim Aussteigen aus dem Bus ein Vogel auf die Hose gekackt hat, soll ja auch Glück bringen. Mistkrähe.)

Team America

Ziemlich unlustiger Film von den South Park-Machern. Diesmal sind es keine Cartoonfiguren, sondern Marionetten, die sich durch die Story wuseln. Leider ist diese so offensichtlich auf Krawall getrimmt, dass sie einfach keinen Spaß mehr macht. Die Püppchen spielen ein Team von Amerikanern (ach), das gegen Terroristen kämpft. Dabei wird die halbe Welt in Schutt und Holzspäne gelegt, viel, sehr viel geflucht, und für alle, die darauf gewartet haben: Es gibt auch eine elaborierte Sexszene. Ich fand Team America fürchterlich langweilig und habe den Film auch nicht bis zum Schluss sehen wollen. Lustig waren allerdings die stets gleichen Gesichtsausdrücke der Marionetten, die komischerweise denen von realen Schauspielern ziemlich ähnlich sahen, wenn diese miese Dialoge über Freiheit, Idealismus und Heldenmut absondern müssen.

Dear Frankie

Dear Frankie fühlt sich oberflächlich an wie ein schlichter Film, der geradeaus auf ein erwartetes Ende zusteuert. Aber er wird dann doch ganz anders, viel tiefgründiger und herzzerreißender.

Die Geschichte: Eine Mutter täuscht ihrem neun Jahre alten, tauben Sohn vor, sein Vater wäre ein Seemann und deswegen nicht mehr bei der Familie. Dass sie ihn, den Schläger, vor Jahren verlassen hat, verschweigt sie und hofft, dass sich Frankie, der Sohn, nicht mehr besser erinnert. Frankie schreibt seinem „Vater“ fleißig Briefe, die die Mutter alle beantwortet. Eines Tages legt ein Schiff im Hafen von Glasgow an, das ausgerechnet den Namen trägt, den Frankies Mutter sich einst ausgedacht hat. Frankie will nun seinen Vater sehen – und alles, was der Mutter einfällt, ist, einen völlig Fremden zu fragen, ob er für einen Tag den Vater spielen würde.

Man ahnt das Hollywood-Ende schon: Mami und Fremder verlieben sich, sagen Söhnchen die Wahrheit, die dieser tapfer erträgt und alles wird gut. Im Endeffekt wird auch alles gut, aber die Geschichte passiert doch ganz anders und vor allem viel schöner, aufrichtiger und ganz und gar unkitschig. Dear Frankie bietet einige fiese Taschentuchmomente, die aber allesamt ungekünstelt daherkommen, und erzählt unterschwellig sehr viel über Liebe, über Familie und über das, was uns alle zusammenhält: Vertrauen und Freundschaft.

The Life and Death of Peter Sellers

Faszinierendes Biopic, das eigentlich eher ein Film im Film im Film ist. Geoffrey Rush spielt, nein, ist Peter Sellers – und dazu dann und wann noch seine Mutter, seine Frau, Stanley Kubrick und Blake Edwards. The Life and Death of Peter Sellers beschreibt das Leben des Schauspielers, und wenn der Film wahr sein sollte, was ich nicht beurteilen kann, war Sellers ein egomanes, arrogantes Muttersöhnchen. Gleichzeitig war er aber anscheinend ein brillanter Komiker. Diese zwei Seiten zeigt auch der Film mit einem simplen Kunstgriff: Sellers schlüpft in verschiedene Rollen und kommentiert quasi sein eigenes Leben (bzw. den Film, den wir gerade sehen) aus der Perspektive der anderen. Während Rush als Sellers die Wohnung verwüstet, ist er danach Sellers Ehefrau, die die gleiche Story in einem Filmstudio nachvertont.

Die Handlung selbst klebt hauptsächlich an den Filmen, für die Sellers bekannt ist – The Ladykillers, The Pink Panther, Dr. Strangelove, Casino Royale und Being There (Willkommen, Mr. Chance) – und nutzt diese als Hintergrund für die persönliche Geschichte. Dabei wird klar, dass Sellers anscheinend auch deswegen auf der Leinwand so großartig war, weil er völlig in seinen Rollen aufging. Der Film spielt mit der Idee, dass Sellers gar keine eigene Persönlichkeit hatte, sondern sich für die Öffentlichkeit das Beste aus seinen jeweiligen Rollen herauspickte. Wer er wirklich war, erfuhr niemand, und auch wir, das Publikum, werden ganz zum Schluss von ihm selbst aus seinem Leben geschmissen: “Sorry, but you can’t come in here.”

Es hätte passieren können, dass die Handlung in lauter Einzelepisoden zerfällt. Dass es das nicht tut, ist Geoffrey Rush zu verdanken, der hier eine Meisterleistung abliefert und den gesamten Film allein durch seine Präsenz und sein Talent trägt. Dass nebenbei auch noch Charlize Theron als Britt Ekland, Emily Watson als Sellers’ erste Ehefrau, John Lithgow als Blake Edwards und Stanley Tucci als Stanley Kubrick dabei sind, macht den Film zu einem noch größeren, wenn auch seltsam melancholischen Vergnügen.

Angeblich ist der Streifen Ende April in Deutschland angelaufen. Muss völlig an mir vorbeigegangen sein. Falls er noch irgendwo in eurer Nähe läuft, wäre The Life and Death of Peter Sellers meine Empfehlung für einen guten Kinoabend.

Für Emilia zum ersten Geburtstag

Mein schnuffiges Patenkind ist am Freitag ein Jahr alt geworden. Zur Feier des Tages gab’s die obligatorischen Schuhe (die ungefähr so aussehen, nur nicht silber-rot, sondern weiß-blau und mit hellblauer Sohle), dieses schöne Shirt (und wenn ich schon mal beim Bestellen bin, für mich dieses* und dieses** Shirt) und folgenden Brief:

Liebe Emilia,

heute ist dein erster Geburtstag. An den wirst du dich wahrscheinlich nicht mehr erinnern, wenn du alt genug bist, diesen Brief selber zu lesen, aber ich wette, dein Vater und deine Mutter werden dutzende von Fotos machen, auf denen du bestimmt wie immer fürchterlich niedlich aussehen wirst. Vielleicht hast du auf einem sogar mein T-Shirt an, das ich dir zu deinem Geburtstag schenke. Es ist aus Kanada, und ich hoffe, dir gefällt es. (Und ich hoffe, ich kriege wegen des Aufdrucks keinen Ärger mit deinen Eltern.)

Vor genau 362 Tagen habe ich dich das erste Mal gesehen. Da warst du drei Tage alt. Deine Mutter war noch etwas fertig von der Geburt und dein Vater war ganz fürchterlich besorgt um dich, weil du nicht richtig essen wolltest. Das hat sich aber glücklicherweise gegeben. Ich habe mich am Anfang gar nicht getraut, dich anzufassen oder auf den Arm zu nehmen, so klein warst du und so zart. Du hast geschlafen, als ich dich besucht habe. Deine Augen waren ganz fest geschlossen, und du hast kleine Fäuste mit deinen Händchen gemacht. Ich habe dich minutenlang nur angeguckt, weil du so winzig warst und so vorsichtig geatmet hast, dass ich auch automatisch ganz vorsichtig und leise mit dir mitgeatmet habe.

Als ich dich das erste Mal auf dem Arm hatte, warst du ungefähr einen Monat alt. Deine Mutter hat dich mir in den Arm gelegt und du hast etwas überrascht ausgesehen, dass da jetzt wer anders ist als deine Eltern und deine Großeltern, aber anscheinend hat es dir in meinem Arm gefallen. Du hast mich einfach nur angeguckt, und ich habe zurückgeguckt. So lange, bis deine Eltern Witze darüber gemacht haben. Du warst ganz warm und hast nach Haut und Babypuder gerochen, und dein Atem war hörbarer als noch vor vier Wochen im Krankenhaus. Du hast noch nicht gelacht, sondern einfach nur geguckt. Ich würde gerne wissen, was du gedacht hast, als du vier Wochen alt warst. Ich hoffe, du hast Dinge gedacht wie, Hier ist es aber nett, ich werde so gut umsorgt und gefüttert und ins Bettchen gebracht. Hier gehe ich erstmal nicht wieder weg.

Ein paar Monate später konntest du schon krabbeln. Das ist ja eigentlich eine schöne Sache, aber deine Mutter hat schon ein bisschen die Zeit vermisst, als sie dich einfach irgendwo hinlegen konnte und du dich nicht vom Fleck bewegt hast, weil du erstens noch nicht wusstest, wie man sich vom Rücken auf den Bauch dreht und zweitens, wie man dann die Hände und Füße benutzt, um sich abzustoßen und über den Fußboden zu robben. Aber das hast du, wie gesagt, ziemlich schnell rausgekriegt. Du siehst aus wie eine kleine Krabbe, wenn du unterwegs bist. Dein Kopf ist hochgereckt, als ob du gucken möchtest, was es alles auf der Welt zu entdecken gibt, bevor du loskrabbelst. Deine Eltern mussten die Wohnzimmertür schließen, als du anfingst, in der Wohnung auf Entdeckungstour zu gehen, und ein Gitter vor der Küche anbringen. Als ich einmal bei euch zu Besuch war, hast du angefangen zu weinen, weil du an der geschlossenen Tür nicht weiterkamst, aber deine Mutter hat dich sofort beruhigt und dich wieder auf deine bunte Spieldecke gelegt, womit du anscheinend auch zufrieden warst.

Um deine Spieldecke beneide ich dich übrigens sehr. Es gibt Felder, die man aufklappen kann und einen Spiegel und Klettverschlüsse mit Blumen und es ist alles ganz fürchterlich bunt. Außerdem hast du ein Mobile über deinem Bett hängen aus Fischen und ziemlich viel pädagogisch wertvolles Spielzeug, mit dem deine Eltern aus dir ein schlaues Mädchen machen wollen. Das klappt bestimmt. Auch wenn deine erste Vorführung für die Patentante (einen kleinen Becher in einen großen stecken) nicht ganz funktioniert hat, weil du lieber den großen Becher in den kleinen stecken wolltest.

Seit ein paar Monaten kannst du sogar schon stehen, wenn du dich irgendwo hochziehen und festhalten kannst. Bei deiner Taufe im Februar bist du „nur“ gekrabbelt, aber gerade vor ein paar Tagen hat dein Vater mir erzählt, dass du dich inzwischen am Tisch oder an der Kommode hochziehst, stehst – und dann kurz deine Stütze loslässt und versuchst, dich auszubalancieren. Aber ganz alleine kannst du noch nicht stehen geschweige denn laufen. Wahrscheinlich sind deine Eltern auch heimlich ganz froh darüber, denn du bist schon ganz schön schnell, wenn du krabbelst. Und du hast auch ziemlich fix herausgefunden, wie man die abgerundete Kindersicherung von den spitzen Tischkanten einfach abziehen kann.

Vor ein paar Wochen waren deine Mutter und ich zum ersten Mal mit dir bei Ikea. Warum das so toll ist, wirst du später verstehen, wenn du ein großes Mädchen oder eine junge Frau geworden bist. Dein erstes Mal schien dich aber noch nicht wirklich zu interessieren. Du hast in deinem Sitz hoch oben auf dem Einkaufswagen gelegen und milde lächelnd dabei zugesehen, wie deine Mutter und ich stundenlang nach Teelichtern, Tischdecken und Bettwäsche gewühlt haben. Wir haben auch versucht, schöne Bettwäsche für dich zu finden, aber die mit den Dinosauriern sah irgendwie nicht so toll aus wie im Katalog, und für die giftgrüne Decke konnte ich deine Mutter nicht begeistern. Auf jeden Fall bist du nach einer guten Stunde friedlich eingeschlafen und erst im Auto wieder wachgeworden. Du lagst angeschnallt auf dem Vordersitz. Ich saß hinter dir und habe Faxen gemacht, um dich zum Lachen zu bringen, was auch funktioniert hat. Du hast im Moment noch nicht viele Zähne, und die, die du hast, sind so komisch verteilt, dass es ganz füchterlich albern aussieht, wenn du lachst, und deswegen muss ich auch lachen, wenn du lachst.

Du hast vor ein paar Monaten deine Stimmbänder entdeckt und blubberst an manchen Tagen in einer Tour vor dich hin. Es klingt noch nicht so, als wolltest du uns irgendetwas sagen, aber es macht zumindest gute Laune. Auch wenn dein Vater so gerne von dir mal „Papa“ hören möchte, wenn du auf ihn zeigst und nicht, wenn du auf einen Stoffhund zeigst. Aber das kommt bestimmt noch.

Gestern hat deine Mutter dir zum ersten Mal etwas auf ihrer Gitarre vorgespielt. Du hast es gewürdigt, indem du in deine Spielzeugkiste geklettert bist und dich mit deinem Schlafsack zugedeckt hast. An deiner Höflichkeit musst du wohl noch ein bisschen arbeiten.

Liebe Emilia, ich wünsche dir von Herzen alles Gute zu deinem ersten Geburtstag und hoffe, wir werden noch viele, viele weitere Geburtstage von dir feiern können. Du bist, soweit ich das beurteilen kann, ein sehr freundliches und neugieriges Kind. Und dazu siehst du auch noch herzallerliebst aus. Du bist das erste Kind, das ich kenne, das ich dauernd knutschen möchte. Und das will wirklich was heißen. Frag deine Eltern (die ich übrigens auch dauernd knutschen möchte).

Alles Liebe von deiner Patentante
Anke


* Der Pazifist Kerl mag das Shirt nicht.
** Alle denken, ich sei Bayern München-Fan.

Batman Begins

Batman Begins (USA 2005, 141 min)

Darsteller: Christian Bale, Katie Holmes, Michael Caine, Liam Neeson, Morgan Freeman, Gary Oldman, Ken Watanabe, Cillian Murphy, Tom Wilkinson, Rutger Hauer
Musik: Hans Zimmer & James Newton Howard
Kamera: Wally Pfister
Drehbuch: Christopher Nolan & David S. Goyer (nach Figuren von Bob Kane)
Regie: Christopher Nolan

Trailer

Offizielle Seite

Ich habe selten einen Film gesehen, der seinen Namen so verdient wie Batman Begins. Wir werden Zeuge von Bruce Waynes Kindheit, seiner ersten Begegnung mit den Fledermäusen, die ihm eines Tages als Wappentier dienen, wir lernen seine Eltern kennen, seine Jugendfreundin, seinen Butler, seinen … oh, Entschuldigung, da bin ich wohl kurz eingenickt. Ich fand Batman Begins nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut, etwas zäh, ziemlich überfrachtet, und nach über einer Stunde des Beginnens war ich kurz davor, ein Stoßgebet abzuschicken mit dem Wunsch, dass doch bitte allmählich mal Batman Continues anfangen möge.

Der Film erzählt in aller Ausführlichkeit, wie aus dem behüteten Jungen Bruce Wayne, dessen reiche Eltern direkt vor seinen Augen ermordet werden, der schwarze Superheld Batman wird, der über das Wohl und Wehe von Gotham City wacht. Ich hatte erwartet, dass wir mitkriegen, wie Batman sein Auto zusammenschraubt oder den ersten Gummianzug gießt – was ungefähr so auch passiert –, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass Regisseur Christopher „Memento“ Nolan uns noch einen Haufen Laienpsychologie der einfachsten Kategorie mit auf den Weg gibt und die auch noch vermengt mit asiatischem Kampfsport, einem Gefängnisaufenthalt und dem Zu-sich-selbst-Finden auf schneebedeckten Berggipfeln. Batman Begins fühlt sich wahnsinnig ernsthaft an, so als ob von der ersten Minute an vermieden werden sollte, dass der Film zu einer schlichten Comic-Adaption wird. Bloß nicht leichtfüßig werden, bloß alles mit einer Bedeutung unterlegen, bloß so dunkel und deprimierend wie möglich werden (wir reden hier schließlich vom „dark knight“) und vor allem: bloß viele tiefgründig klingende Dialoge einbauen, die aber bei genauerem Hinsehen nur die üblichen Worthülsen sind. Ich bin wirklich kein Freund von dahingerotzten „lustigen“ Zweizeilern, die jede düstere Stimmung versauen, aber bei Batman Begins habe ich mich über jeden Anflug von Humor gefreut, weil mich sonst die nagende Traurigkeit des Titelhelden bzw. sein unbändiger, idealistischer Wille, jetzt verdammt nochmal was Gutes tun zu wollen, erdrückt hätten.

Ich habe ein wenig die Leichtigkeit vermisst, die Michael Keaton in den ersten beiden Batman-Filmen der Rolle trotz aller Seelenqualen mitgegeben hat. (Wobei ich die Eitelkeit von Val Kilmer und die Großkotzigkeit von George Clooney in den beiden folgenden nicht die Bohne vermisst habe.) Christian Bale macht seine Sache sehr ordentlich, aber auch er kriegt kaum die gerechten Kiefer auseinander, um mal zu lächeln. Klar, muss man vielleicht auch nicht, wenn gerade eine ganze Horde von Bösewichtern die Heimatstadt unter Drogen setzen will, aber mal ehrlich: Wir reden hier über einen Kerl, der mit Fledermausmaske durch die Straßen zieht. Ein winziges bisschen Selbstironie steht jedem Superhelden ganz gut zu Gesicht. Ich erwarte ja gar nicht, vor Lachen unter meinem Kinositz zu liegen, aber die Menschlichkeit, die zum Beispiel Spider-Man auszeichnet, kommt bei Batman leider etwas zu kurz. Je länger der Film dauert, desto mehr vergisst man, warum Wayne in den Kampf gegen das Böse gezogen ist. Es fühlt sich immer mehr wie eine Mission an, die sich verselbständigt hat, so als ob Batman selbst manchmal nicht mehr weiß, warum er sich eigentlich in den vielen Kampf- und Actionszenen die ganzen blauen Flecken holt.

Genau diese Actionszenen haben mich leider auch nicht für den Film einnehmen können. Die Macher haben sich zwar bemüht, nicht immer ein- und denselben Kampf zu wiederholen, nein, Batman darf schon sein ganzes Arsenal an Tricks und Täuschereien rausholen. Trotzdem ist mir keine Szene besonders im Gedächtnis geblieben – jeder Kampf ist so dermaßen hektisch gefilmt, dass man kaum erkennen kann, was nun eigentlich passiert. Wenn wir schon einen Helden haben, der mehr kann als der Durchschnittsfiesling, warum dann nicht auch sein Können so in Szene setzen, dass man was davon hat?

Worauf ich außerdem noch hätte verzichten können, waren erstens das Batmobil, das aussieht wie eine nicht fertig gewordene Kreuzung aus einem Panzer und einer Garnison von Römern, die die Schildkröte macht. Und zweitens auf den Soundtrack: Ich habe mich mehrere Male während des Films gefragt, wieviele Orchester da gerade gleichzeitig die Instrumente bemühen, bis ich im Abspann gleich zwei Komponistennamen entdeckt habe. Einer ist der unvermeidliche Hans Zimmer, der einfach jede Großproduktion mit Schmackes an die Wand geigt; der andere ist James Newton Howard, der garantiert für die wenigen leisen Töne zuständig war. Aber die hat man wirklich kaum wahrgenommen im monströsen Schlachtenlärm, der fast konstant durch den Film bebt.

Was mich an Batman Begins allerdings beeindruckt hat, war die lange Reihe von Stars, die der Film aufbietet: Michael Caine ist wundervoll als Butler Alfred und bringt eben diesen Hauch von Leichtigkeit mit, von der ich gerne mehr gesehen hätte. Genau wie Morgan Freeman, der Q von Gotham City, dem ich zwar keine Sekunde abgenommen habe, dass er weiß, über welche technischen Errungenschaften er gerade fachsimpelt, aber egal. Von mir aus kann Herr Freeman auch die Waschanleitung für den Bat Suit vorlesen, ich schaue ihn mir immer gerne an. Sobald der Mann auf der Leinwand erscheint, weiß ich, dass alles gut wird. Das ist jetzt vielleicht nicht unbedingt ein Kompliment an Freemans Wandelbarkeit, aber ich habe seine Rolle, wie immer, als einen kultivierten Ruhepunkt empfunden. Gary Oldman nimmt sich und sein üblicherweise recht egomanes Spiel sehr zurück, um den einzigen Polizisten zu geben, dem Batman trauen kann. Er wirkt die ganze Zeit wie ein Buchhalter, und wenn man weiß, wie er sich sonst auf der Leinwand aufführt, ahnt man, wieviel Anstrengung es ihn gekostet hat, mal normal zu sein – und damit sehr passend und menschlich im Gegensatz zu den ganzen Bilderbuchschurken.

Ein ziemlicher Griff ins Klo war allerdings Katie Holmes als Rachel, die Jugendfreudin von Bruce, die inzwischen als Staatsanwältin arbeitet. Jedenfalls will uns das der Film glauben machen, was aber leider nicht funktioniert. Holmes bemüht sich zwar, streng und moralisch gefestigt durch ihre Zeilen zu kommen, aber irgendwie klingt sie immer so, als ob sie streberhaft versucht, ihre Sätze ganz tough zu sprechen, ohne auch nur zu ahnen, was sie da gerade sagt. In einem Film, der mit genau einer halbwegs vernünftigen Frauenrolle auskommt (Waynes Mama darf ihre ganzen zehn Filmminuten lang nur lächeln und blond sein, während Papa Brucilein die gesamte Weisheit des Abendlandes mit auf den Weg zu geben scheint – und die mageren Models, mit denen der große Bruce durch die Bars zieht, können wir ebenfalls vernachlässigen), fand ich es sehr bedauerlich, dass gerade die nicht von einer gestandenen Schauspielerin interpretiert wird, sondern von einer Darstellerin, die schlicht und einfach noch zu jung für diesen Part ist und auch so aussieht.

Das Einzige, was wirklich konstant an Batman Begins Spaß gemacht hat, war Christian Bale. Wie gesagt, ein bisschen zu ernsthaft, aber immerhin hat er die Physis und auch das Gesicht, um das Fledermaus-Outfit nicht völlig albern aussehen zu lassen. Wenn er oben auf einem Hochhaus steht und auf die Stadt runterblickt, hat man schon ein bisschen das Gefühl von Ehrfurcht und Würde. Bei Clooney habe ich nur daran gedacht, wie affig die Ohren an ihm aussehen, und Val Kilmer stand deutlich ins Gesicht geschrieben, dass er den Film nur gedreht hat, weil er sich im Kostüm so arschgeil fand. Bale macht aus dem komischen Flattermann wirklich einen Charakter. Mag aber auch sein, dass ich mich ein wenig von den Szenen habe hinreißen lassen, in denen er mal keinen schwarzen Anzug, welchen auch immer, trägt. Davon hätte ich dann doch gerne noch einen weiteren Teil. Der darf dann aber ruhig etwas kürzer sein. Und nicht ganz so laut.

He promised me a romantic Waldspaziergang, but we went to Fangorn Forest

Aber immerhin hörte unser lauschiger Ausflug in die Hamburger Umgebung an einem See auf, an dessen Ufer eine Bank stand, auf der ich stilecht Stullen vertilgt habe, während Herr Kerl mit schamlos aufgeknöpftem Hemd versucht hat, Enten mit Apfelschnitzen zu füttern, was total nach hinten losgegangen ist.

Lieblingswort:

mürbe

Es klingt anders, je nachdem, in welchem Zusammenhang man das Wort verwendet. Reden wir von Keksen oder Kuchenteig oder irgendetwas anderem, was man genießen kann. Dann mag ich dieses Mundverrenken beim Ü, dieses kurze Innehalten beim Vokal beziehungsweise das Dazu-Gezwungenwerden. Denn sonst schmiert man verbal so durch diese kleine Schönheit und macht ein müebe draus, und das klingt ekelhaft. Stattdessen zieht sich der Mund kurz zusammen, wie um dem Wort einen Kuss aufzuhauchen, um dann formvollendet ein sattes R nachklingen zu lassen. Man kann sich fast ein wenig auf dem R ausruhen, sich nochmal im Geiste umdrehen und dem M dahinten zuwinken, das das Wort so schön schmeckig mmmmmmjamlecker eingeleitet hat. Und nach dem R kommt das butterweiche B, ganz fein dahingeschleckt, bevor das E keck den Zuckerguss obendraufsetzt.

Reden wir allerdings von Geistesverfassungen, von gespannten Nerven, von körperlichem Unwohlsein, dann fühlt sich das Ü auf einmal nicht mehr so glücklich und zart an, sondern flach und atemlos, matt und sehr, sehr müde. Das R klingt auf einmal nicht mehr rund, sondern brüchig, und man kann es kaum erwarten, beim E anzukommen, um dieses staubtrockene, spröde Wort hinter sich zu lassen, das so schmallippig beim M begonnen hat. Man stockt beim R, es ist fast ein Hindernis zwischen den Silben, es bleibt im Mund und will nicht wieder gehen, wie ein schlechter Geschmack, den man sich ausspülen muss, vielleicht mit dem E, vielleicht ist man es dann los, das mürbe, das einem bescheinigt, gerade sehr dünnhäutig zu sein.