Für wennze richtich Langeweile hast

Die laut Kommentator „ultimative Herausforderung“ hat bei mir 227 erkannte Filme hervorgebracht. Wobei der einzig wahre natürlich sowieso die Nummer 169 ist. Hachja.

(Super, meine Seitenleiste sieht aus, als ob ich mich selber zuspammen würde. Dabei räume ich nur meine alte Seite auf und schmeiße alle Kinoartikel runter. Aber nicht, ohne die ollen Kommentare zu retten.)

Mar adentro

Mar adentro (Das Meer in mir, E/I/F 2004, 126 min)

Darsteller: Javier Bardem, Belén Rueda, Lola Dueñas, Mabel Rivera, Celso Bugallo, Tamar Novas
Musik: Alejandro Amenábar
Kamera: Javier Aguirresaro
Drehbuch: Alejandro Amenábar, Mateo Gil
Regie: Alejandro Amenábar

Trailer (deutsch)

Offizielle Seite (spanisch)

Ramon Sampedro hatte mit 19 bereits als Matrose die Welt umsegelt und führte ein normales, unbekümmertes Leben, bis er an einem Augusttag 1968 kopfüber in zu flaches Wasser sprang, sich dabei das Genick brach und fortan vom Hals abwärts gelähmt war. Sein Bruder, dessen Frau und Sohn und sein Vater kümmern sich um ihn, aber nach fast 30 Jahren hat Ramon genug. Er hält sein Leben für unwürdig, will so einfach nicht mehr weitermachen und bittet daher vor Gericht um Sterbehilfe. Diese wird ihm allerdings mehrfach verwehrt. Ramon findet dennoch Freunde, die ihm helfen, und so stirbt er 1998 an einer Dosis Zyankali. Das Meer in mir erzählt seine – wahre – Geschichte.

Wie schon bei vielen anderen Filmen vorher habe ich mich auch hier gefragt, wie mir eine Story unterhaltsam verkauft werden kann, deren Ende ich bereits kenne. Und wie schon bei vielen Filmen vorher durfte ich miterleben, dass es die Charaktere waren, die mich gefesselt haben. Ramon wird mit einer melancholischen Leichtigkeit von Javier Bardem verkörpert, falls das Wort in diesem Zusammenhang überhaupt passt. Denn sonst ist Bardem auf der Leinwand sehr präsent und kraftvoll – und das meist durch seine Gestik, seine Postur, seine Körperlichkeit. Diesmal ist das einzige, mit dem er arbeiten kann, um Ramon wieder lebendig werden zu lassen, sein Gesicht: seine Mimik, seine Augen, sein Lächeln. Aber es funktioniert – Ramon erscheint nie als ein hilfloser Krüppel, der sich davonmachen will, ganz im Gegenteil. Er ist ein sehr einnehmender Mensch, der anscheinend seit Jahren nichts anderes tut als darüber nachzudenken, wie er seinem Schicksal enkommen kann. Und stark und intelligent wie er nun einmal ist, weiß er für sich, dass nur der Tod etwas an seinem Zustand ändern kann.

Ihm zur Seite steht Belén Rueda als die Anwältin Julia, die Ramon vor Gericht zum Tod verhelfen möchte – nicht ganz uneigennützig, denn auch sie leidet an einer Krankheit, die sie früher oder später zum Pflegefall werden lässt. Die beiden haben von Anfang an eine besondere Beziehung, die über das schlichte Begehren hinweggeht. Ramon erzählt Julia, dass er sich gerne ans Meer träumt, weil das trotz allem sein Lieblingsplatz sei. Und jetzt, wo sie da ist, kommt sie plötzlich in seinen Träumen vor. Die Szene, in denen er ihr am Strand begegnet, gehört zu den schmerzhaftesten im ganzen Film. Seit einer Film-Stunde haben wir Ramon zugesehen, wie er höchstens den Kopf dreht, mit dem Mund schreibt oder das Telefon bedient, wie er gefüttert und gewendet wird. Und plötzlich, fast unmerklich, bewegt sich Ramons Hand über seine Bettdecke. Die Decke wird beiseite geschoben, die Beine im Schlafanzug strecken sich plötzlich, die Füße stehen auf dem Fußboden, Ramon erhebt sich – und steht mitten in seinem Zimmer, als ob es das normalste der Welt wäre. Er schiebt das Bett vom Fenster weg, vor dem eine hügelige Landschaft lockt, geht in den Flur, dreht sich um, nimmt Anlauf und springt durch das Fenster in seine Traumwelt, durch die er unbeschwert, körperlos, hindurchfliegt, um Julia am Strand zu küssen.

Die Beziehung zu ihr entwickelt sich anders als geplant; genauso überrascht haben mich die weiteren Protagonisten: die Schwägerin, die nicht nur den Haushalt für ihre Familie führt, sondern sich auch um Ramon kümmert und ihn trotzdem nie als Belastung sieht; sein Neffe, der Ramons Gedichte abtippt und ihm Dinge bastelt, die ihm das Leben etwas erleichtern; der Bruder, der ihn trotzig zurechtweist, dass sich in seinem Haus gefälligst niemand umzubringen habe; der Vater, der senil durch den Film greist, nur um zum Schluss ganz schlicht und ergreifend zu sagen, dass nur eins schlimmer sei, als wenn ein Kind vor den Eltern stirbt – nämlich, wenn ein Kind vor den Eltern sterben will.

Und dann ist da noch Rosa, eine junge Frau, die Ramon bei einer seiner öffentlichen Bitten um Sterbehilfe im Fernsehen gesehen hat und nun ganz allmählich eine Freundin wird. Zum Schluss wird sie es sein, die ihm das Zyankali besorgt. Aber erst, nachdem sie erfolglos versucht hat, Ramon dazu zu bewegen, leben zu wollen. Sie erkennt, dass es der größte Liebesbeweis ist, ihn gehen zu lassen.

Das Meer in mir macht beide Positionen sehr deutlich: die der Menschen, die Ramon lieben und nicht möchten, dass er stirbt und diejenigen, die ihn ebenso lieben und genau deshalb möchten, dass er stirbt. Der Film bleibt dabei stets sehr behutsam und zurückhaltend. Die Dialoge sind keine großen philosophischen Auseinandersetzungen, sondern schlichte Gespräche voll Ehrlichkeit und Sehnsucht; die Gerichtsszenen zeigen keine geschwungenen Reden und Aufruhr im Publikum, sie sind fast nicht existent. Wozu auch. Sie verwehren Ramon das, was er sich wünscht, daher wird ihnen kaum Platz eingeräumt. Viel ausführlicher erzählt der Film vom alltäglichen Leben seiner Figuren, von Ramon, von seinen Freunden, in deren Leben Kinder zur Welt kommen, Menschen erkranken, sich streiten, sich versöhnen. Das Leben Ramons kommt einem dabei fast ereignislos vor, aber nicht umsonst oder banal. Ganz im Gegenteil: Er scheint umgeben von so viel Zärtlichkeit und Liebe, dass man ihn genausowenig gehen lassen möchte wie seine Familie.

Der Film ergreift keine Partei, er macht aus dem Leben nichts Heiliges und aus dem Tod nichts Begehrenswertes. Er zeigt nur, dass für manche Menschen der Tod schlicht eine Alternative zum Leben ist. Ramon sagt es selbst: „Wir haben das Recht zu leben. Aber nicht die Pflicht.“ Und so entlässt uns Das Meer in mir in unser eigenes Leben mit einer vielleicht neuen Wertschätzung für uns, für unsere Zerbrechlichkeit, aber auch unsere Stärke. Für Respekt uns selbst gegenüber und unseren Freunden. Und für unsere Entscheidungen. Wie immer sie auch ausfallen mögen.

Sex on screen

Der Guardian mal wieder mit einem seiner schönen Quizzes. Diesmal geht’s um … genau. 6 von 10.

Das Kanzleramt

Ich drücke die Daumen: Am 23. März startet Das Kanzleramt, eine zwölfteilige Serie, die wohl so ein bisschen The West Wing auf deutsch sein soll. Klingt spannend, vor allem, weil Robert Atzorn und Klaus J. Behrendt die Hauptrollen spielen: Der Fernsehkanzler.

Das Ensemble, wie es der Hamburger Produzent Ulrich Lenze und sein Kreativpartner, Hans-Christoph Blumenberg, Autor und Regisseur, für dieses Projekt zusammenbekommen haben, ist so ungewöhnlich wie das Projekt. Und so ist die ganze Veranstaltung, auf die sich das ZDF eingelassen hat, auch nicht billig, von den Bauten über die Ausstattung bis zu den Gagen. Fernsehen für Anspruchsvolle, sagen die Verantwortlichen. Ein Projekt gegen die Niveausenkung, ohne Verzicht auf die Quote. Entsprechend hoch ist das Risiko.

Politik ist für Nichtpolitiker eigentlich nicht unterhaltsam, geschweige denn spannend. Wie soll Politik einen interessanten Spielfilm abgeben, wenn darin nicht – Modell Hollywood – die Außerirdischen angreifen, im Kanzleramt ein Mord passiert oder wenigstens Sex im Hinterzimmer, mit Blick auf den Reichstag, gefilmt wird? Nichts davon im Kanzleramt. Die Serie erzählt von Politik und den Menschen, die sie machen. Kann das gut gehen? Politik im Hauptabendprogramm, zur Prime Time um 20.15 Uhr. Am Mittwoch? Zwölf Mal?

Ich hasse es, wenn mein Sohn schönere Formulierungen hat als ich

Da musste der dann immer die Tentakel-Nummer bringen, und alles zuscheppern.

Einmal das Regal lang:

(Read franziskript)

Jane Austen, Ingeborg Bachmann, Simone de Beauvoir, Harriet Beecher-Stowe, Tania Blixen, Simone Borowiak, Charlotte Brontë, Emily Brontë, Else Buschheuer, Candace Bushnell, Lara Cardella, Hillary Rodham Clinton, Agatha Christie, Emily Dickinson, Waris Dirie, Marion Gräfin Dönhoff, Doris Dörrie, Colette Dowling, Marguerite Duras, Karen Duve, Helen Fielding, Debra Ginsberg, Marlen Haushofer, Jana Hensel, Judith Hermann, Patricia Highsmith, Francis Hodgson-Burnett, Alice Hoffman, Elfride Jelinek, Zoe Jenny, Judith Kerr, Anne Lamott, Harper Lee, Doris Lessing, Astrid Lindgren, Rosa Luxemburg, Camryn Manheim, Carson McCullers, Colleen McCullough, Edna St. Vincent Millay, Toni Morrison, Audrey Niffenegger, Amélie Nothomb, Joyce Carol Oates, Shannon Olson, Astrid Paprotta, Rosamunde Pilcher (jajaja), Christine de Pizan, Mirjam Pressler, Annie Proulx, Uta Ranke-Heinemann, Anne Rice, Maria Riva, J. K. Rowling, Gina Ruck-Pauquèt, Jehan Sadat, Françoise Sagan, Alice Schwarzer, Anna Seghers, Mona Simpson, Valerie Solanas, Susanna Tamaro, Any Tan, Deborah Tannen, Donna Tartt, Lynne Truss, Anne Tyler, Kaari Utrio, Karin Vogt, Alice Walker, Velma Wallis, Martina Wimmer, Anna Wimschneider, Christa Wolf, Virginia Woolf, Julie Zeh, Marion Zimmer-Bradley. Und Anne Frank.

Highway to Heaven, Stairway to Hell

Wenn man sonst nix zu tun hat, könnte man ja mal eine Umfrage starten nach den beliebtesten Songs, die auf Beerdigungen gespielt werden. Der englische Sender Music Choice hat genau das getan, und was ist Nummer Eins geworden? Der gute Robbie mit Angels. Jedenfalls auf der Insel. Die Europäer mögen lieber The Show must go on von Queen. Und fast so gerne Led Zeppelin und AC/DC, denn die beiden sind auf Platz 2 und 3:

Frank Sinatra’s My Way was second in the UK vote with Monty Python’s Always Look on the Bright Side of Life in third place. More than 45,000 people were surveyed by digital TV station Music Choice.

The European chart, which included Denmark, France and Germany, put Led Zeppelin’s Stairway to Heaven in second and AC/DC’s Highway to Hell in third.

Queen’s Who Wants to Live Forever was highly favoured by both UK and European voters.

„Frauenleiden”

Es fühlt sich ja schon ein bisschen wie Seniorenstudium, Hermès-Tuch und Anti-Aging-Creme an, wenn einem der Apotheker nach der Bitte um „Irgendwas gegen Menstruationsbeschwerden“ Dolormin mit der Bemerkung „Speziell für die Dame“ verkauft.

(Egal. Knallt.)

Schlechtes Meeting: Weltuntergang.

Gutes Meeting: Die Welt gehört mir.

Werbung ist anstrengend.

Zum Start des ersten Frauenfilmfestivals in Großbritannien fragt der Guardian, warum es so wenig weibliche Regisseure in der Filmwelt gibt und lässt verschiedene Frauen und Männer aus dem Business zu Wort kommen: Why are women directors such a rare sight?

“I haven’t been directed by a woman. I’d love to be; it would make a big difference. Often as an actress you can feel very alienated, especially if you are playing the female lead in a male-dominated cast and environment. It’s very hard to feel relaxed, to feel able to express yourself and to feel that you will be heard in that kind of environment.

The other area that is really important to get women involved in – even more than directing, I think – is writing. Everything starts in the writing, and getting more and more women’s perspective in the writing will have a huge impact on the quality of films we get. At the moment, we don’t really see women as we see ourselves and as we really are because it’s only men writing for us.

I’ve read a lot of scripts where I’ve thought: “No women would ever say that! No woman would ever behave like that!” Women are put into these categories of bitch, mother or sex symbol. If we had more women writing we would have a more realistic representation of what it’s like to be a woman.”

Viele Filmstudenten in Amerika wollen gar nicht im traditionellen Filmgeschäft arbeiten, sondern ihre gelernten Fähigkeiten anderweitig einsetzen: in der Politik oder im Militär, zum Beispiel. Is a Cinema Studies Degree the New M.B.A.?

Rick Herbst, now attending Yale Law School, may yet turn out to be the current decade’s archetypal film major. Twenty-three years old, he graduated last year from the University of Notre Dame, where he studied filmmaking with no intention of becoming a filmmaker. Rather, he saw his major as a way to learn about power structures and how individuals influence each other.

“People endowed with social power and prestige are able to use film and media images to reinforce their power – we need to look to film to grant power to those who are marginalized or currently not represented,” said Mr. Herbst, who envisions a future in the public policy arena. The communal nature of film, he said, has a distinct power to affect large groups, and he expects to use his cinematic skills to do exactly that.

At a time when street gangs warn informers with DVD productions about the fate of “snitches” and both terrorists and their adversaries routinely communicate in elaborately staged videos, it is not altogether surprising that film school – promoted as a shot at an entertainment industry job – is beginning to attract those who believe that cinema isn’t so much a profession as the professional language of the future.

Who’re you gonna call? DustBUSTERS!

(Frau Gröner motiviert sich zum Staubsaugen mit heidnischen Weisen aus ihrer Jugend. Es sei ihr verziehen.)

8. März

Infos zum Weltfrauentag

Terres des Femmes Deutschland

Equality Now

Amnesty International Deutschland

WomenWatch

Informationen zu Genitalverstümmelung bei Amnesty International Österreich

Informationen zu Genitalverstümmelung und Zahlen der „beschnittenen“ Frauen in den betroffenen Ländern bei Amnesty International

Buchtipp: Desert Flower von Waris Dirie über ihre Kindheit und Jugend in Somalia

Aktionsbündnis gegen Frauenhandel

Global Alliance Against Traffic in Women

EMMA

Alice Schwarzer

Buchtipp: Simone de Beauvoir, Das andere Geschlecht, Standardwerk der Frauenbewegung

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema Gleichstellung

Infos über die Suffragetten

Infos zum Frauenwahlrecht

Buchtipp: Eine eigene Geschichte von Bonnie S. Anderson und Judith P. Zinsser (Band 1, Band 2), Geschichte der europäischen Frauen

Buchtipp: Evas Töchter – Die weibliche Seite der Geschichte von Kaari Utrio, Geschichte der europäischen Frauen eine Ecke kürzer als die oberen beiden Bände (ich empfehle trotzdem Anderson/Zinsser)

Buchtipp: WahnsinnsFrauen von Sibylle Duda und Luise F. Pusch (Band 1, Band 2), verschiedene biografische Essays über Frauen in der Geschichte, die als verrückt abgestempelt wurden, weil sie nicht dem derzeitigen Frauenbild entsprachen, z.B. Emilie Kempin-Spyri, Virginia Woolf oder Bertha Pappenheim.

Buchtipp: Das Buch von der Stadt der Frauen von Christine de Pizan, geschrieben um 1405. De Pizan war eine der ersten Frauen, die von der Schriftstellerei leben konnte. Ihre Geschichte über eine fiktive Stadt, in der Frauen unter sich sein und so ihr Selbstbewusstsein stärken können, war eine Allegorie auf ihren eigenen Weg, sich als Frau im Mittelalter zu behaupten. Ihre Aufzeichnungen über das Leben von Frauen in dieser Zeit sind einzigartig.

In diesem Zusammenhang: