Quinoa-Brotsalat

Ich weiß nicht mehr, über wie viele Links ich schließlich bei Foto e Fornelli im Blog gelandet bin; jedenfalls lachte mich dort ein Quinoa-Brotsalat an, über den ich auch schon in Ottolenghis Genussvoll vegetarisch gestolpert bin. Meine Variante ist ein Mittelding aus beiden, und bei den Zutaten gilt meist „frei Schnauze“ statt Grammangaben.

(Ich weiß nicht, warum mir das Foto unscharf vorkommt, auf Flickr sieht’s gut aus.)

Für ein hungriges Persönchen.

Erstmal Quinoa zubereiten. Ottolenghi will 40 Gramm, Alexandra hat auf 100 erhöht, ich habe mich für die ungefähre Mitte von 70 Gramm entschieden. Warum? Achtung, gedanklicher Schlenker: Im Originalrezept wird das Brot im Ofen geröstet, zerbröselt und dann mit dem Salat vermischt, bis es matschig ist – wie bei einem Panzanella eben. Da ich aber kein matschiges Brot haben, aber trotzdem ein Mehr an Mundgefühl neben dem Gemüse erreichen wollte, muss bei mir das Quinoa für das Gebrösel im Mund sorgen. Ich will aber auch keinen Berg Quinoa mit ein bisschen Gemüse. Daher war ich mit den 70 Gramm sehr zufrieden.

70 g Quinoa unter heißem Wasser abspülen, um die Bitterstoffe rauszukriegen. Dann in die mindestens dreifache Menge kochenden Wassers werfen und für circa zehn Minuten kochen. Bei mir hat es etwas länger gedauert, und ich habe etwas Wasser nachgegossen.

Ein Brötchen (oder irgendein Brot, das mengenmäßig auf „ein Brötchen“ hinausläuft – bei mir war’s ein Stück Baguette) in Knoblauchcroutons verwandeln.

2 Tomaten,
1/4 Salatgurke und
1 Avocado in mundgerechte Stücke verwandeln. Aus
Olivenöl,
1 EL Zitronensaft und
1 EL Rotweinessig ein Dressing zubereiten. Alles vermischen, noch
1/2 rote Zwiebel drüber plus ordentlich
Petersilie und
Minze.

Mit dem warmen Quinoa vermischen, salzen, pfeffern, Croutons oben drauf, lecker.

Filmfest München 2012

Ich habe einen weiteren Grund gefunden, nach München zu fliegen neben Fußball und der wundervollen Bayerischen Staatsoper: das Filmfest. Ich hatte zwar nur noch Zeit für die letzten beiden Tage, aber in denen habe ich in charmanter Begleitung sieben Filme gesehen. Für den Besuch in der Pinakothek der Moderne am Sonntag (wegen der ich eigentlich da war!) hat die Kondition nicht mehr gereicht, aber immerhin noch für Taxi Driver auf DVD. Ein rundum cineastisches Wochenende also.

Unser toller Plan: Wir gucken uns ein paar Trailer an oder picken uns Filme nach Namen, Darsteller_innen oder Regisseur_innen raus. Das hat manchmal ganz gut geklappt, manchmal leider so was von gar nicht.

Freitag, 17 Uhr, Wagner’s Dream

Ich twitterte vor Wochen mal den Trailer und ahnte wehmütig, dass ich diesen Film nie sehen würde – und dann lachte er mich im Programm an. Der charmante Begleiter besorgte Karten, und so saß ich gut gelaunt im Gasteig. Der Film deckt eine Zeitspanne von fünf Jahren ab: von der Idee einer Neuinszenierung von Wagners Ring durch Robert Lepage, über die ersten Bühnenbildideen bis hin zur Installation in der Metropolitan Opera und den Premieren der vier Ring-Opern.

Was mich völlig umgehauen hat, war das Bühnenbild, das im Trailer gut zu sehen ist. Neben der rein mechanischen Funktion der einzelnen beweglichen Elemente kam noch die spezielle Oberfläche der Elemente hinzu: Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob es eine LED-Technologie war, aber die grafische Oberfläche macht nicht nur Projektionen (auch in 3D) auf sie möglich, sondern reagiert auch auf Bewegungen der Sänger_innen. So blubberten zum Beispiel bei den Rheintöchtern plötzlich Blasen an ihnen entlang, je nachdem, wo sie hinrutschten.

Für das 45-Tonnen-Gebilde musste die Met sogar ihren Bühnenboden mit Stahlträgern verstärken, weil die Gefahr bestand, dass es schlicht zu schwer für die Bühne ist. Das unheilvolle Knirschen, als die „Treppe“, wie ich sie nenne, zum ersten Mal auf die verstärkte Bühne geschoben wurde, war mit einer der spannendsten Momente im Film. Denn sonst war es leider eine routinierte und gut anzusehende, aber doch relativ überraschungsarme Doku. Das freut sicher die Besetzung und das Publikum in New York, dass fast alles nach Plan lief, von den üblichen Pannen bei der Premiere mal abgesehen, aber ich als Kinogängerin hätte gerne etwas mehr Drama gehabt. Dafür haben mich Kleinigkeiten versöhnt: Als Lepage seine Inspiration Island und Vulkane anspricht, die man danach als Bühnenbild und Projektion in der Walküre wiedersieht, erklingt im Hintergrund der Feuerzauber aus eben dieser Oper. Und bei der Konstruktion der Elemente in Lepages „Werkstatt“ hören wir Fafner und Fasolts Motiv, die Walhall errichten. Das war schon schön.

Freitag, 19.30 Uhr, Strutter

Warum wir uns den Film aussuchten, weiß ich schon gar nicht mehr. In den ersten fünf Minuten dachte ich auch, uh-oh, ich weiß schon, warum ich sonst kein Independent-Kino gucke, denn die darstellerischen Leistungen der Jungs und Mädels machten relativ schnell klar, dass sie Kumpels von Regisseur Kurt Voss waren und keine Profis. Der Hauptdarsteller Flannery Lunsford schlug sich aber recht wacker, und sobald er zum ersten Mal sang, hatte der Film gewonnen.

Inhalt: Sänger einer kleinen Band wird von Freundin verlassen, die sich ausgerechnet sein musikalisches Idol als neuen Lover aussucht. Die Band zerbricht … und so weiter und so fort. Alles charmant und hübsch erzählt, großartige Songs, und nach dem Film waren Regisseur und einige Darsteller_innen anwesend. Nach einigen Fragen – unter anderem die nach der Finanzierung, die von Kickstarter erledigt wurde – rockte Lunsford dann noch das Haus.

Ich war in sehr puscheliger Stimmung und freute mich auf Matthew McConaughey, Gina Gershon und Emile Hirsch. Ganz. Böser. Fehler.

Freitag, 22.30 Uhr, Killer Joe

(Achtung, total verspoilert, damit niemand sich diesen Film mehr anguckt.)

Den Film hatte Kai wegen Regisseur William Friedkin ausgesucht; ich las nur „Matthew McConaughey“ im Programm und quietschte Zustimmung. Nach zehn Minuten im Kino war das Quietschen einem fassungslosen Zähneknirschen gewichen. Wäre ich alleine gewesen, wär ich sofort rausgegangen, so hielt ich es noch bis zur 80. Minute aus, aber dann ging wirklich nichts mehr. Draußen stand ich mit zitternden Händen rum, twitterte „Altherrenkackscheiße“ und schnorrte Besucherinnen um Zigaretten an, denn meine Güte! brauchte ich nach diesem Dreck eine Kippe. Meine Reaktion war übrigens die vom Regisseur gewollte: “You’re not supposed to enjoy it.” HAT FUCKING FUNKTIONIERT, Friedkin.

Das erste „Ach du Scheiße“ entfuhr mir, als eine halbbekleidete Gershon Hirsch die Wohnwagentür öffnet und die Kamera sich an ihrer unrasierten Scham weidet. Total wichtiger Plotpoint! Echt! Dann kam Töchterchen Dottie ins Spiel, die wunderbar das total wichtige Filmklischee „blonde Nymphe“ erfüllt. Die Kerle sind komplette Deppen oder sadistische Arschlöcher, die Frauen raffgierige Biester, die mit Sex alles erreichen. Oder eben Dottie, die zunächst völlig verpeilt rüberkommt und dem Killer brav ihre Jungfräulichkeit schenkt, weil Mama und Papa sie darum bitten. Auch sie sehen wir völlig unbekleidet (TOTAL WICHTIGER PLOTPOINT!). Das einzige, was mich ein winziges bisschen mit diesem Scheiß aussöhnen konnte, war eine einzige Dialogzeile, wo man mitkriegt, dass die Verpeilte doch nicht so doof ist. So sitzt Dottie mit Killer Joe am Esstisch und fragt: “When are you going to kill our Mama?”, woraufhin er tadelnd meint, dass sei keine “proper dinner conversation”. Dottie: “Not if you plan to poison her.”

Während McConaughey Gershon das Gesicht blutig schlug, bin ich gegangen. Kai erzählte mir zwar noch, dass Dottie „gewinnt“ und alle anderen dahingerafft werden – oder so ähnlich, ich hab nicht zugehört, ich war mit Rumzetern beschäftigt –, aber das war mir egal. Rauchen. Und trinken. Viel trinken.

(Auf diese Runde folgten noch drei. Bis halb sechs Uhr morgens waren wir damit beschäftigt und ich wieder mit der Welt versöhnt.)

Samstag, 14 Uhr, Das Kino und sein Double: Erinnerung an Rainer Werner Fassbinders „Despair“

Sehr spannende Doku über die Dreharbeiten zu Despair mit Dirk Bogarde und Andréa Ferréol. Regisseur Robert Fischer ist gleichzeitig einer der Leiter Programmkuratoren des Filmfests, und seine Begeisterung für das Medium war nach dem Film sehr, sehr spürbar. Was mich aber völlig dahingerafft hat, war die Anwesenheit eines Dänen, dessen Namen und Funktion ich peinlicherweise vergessen habe von Christian Braad Thomsen, seines Zeichens Autor, Filmemacher und Fassbinder-Spezialist. Er hat Fassbinder bei den Filmfestspielen in Cannes 1978, wo Despair aufgeführt wurde, im Hotelzimmer interviewt. Fischer wusste von diesem Interview und bat um ein paar O-Töne für die Doku – und bekam stattdessen das ganze Material, Bild und Ton. Die Szenen sind erstmals zu sehen, und Thomsen erzählte mit wackeliger Stimme, dass er sie auch zum ersten Mal nach über 30 Jahren wiedersehe – “I didn’t have the courage to watch it”.

(Danke an Jörg Etzel für die Korrekturen. Etzel war in diesem Jahr einer der Redakteure für den Katalog zum Filmfest.)

Samstag, 17 Uhr, Working Girl

Einer meiner guilty pleasures: Working Girl von 1988 mit Melanie Griffith, Sigourney Weaver und Harrison Ford. Den Song Let the River Run von Carly Simon singe ich gerne, wenn ich auf dem Laufband triumphiere, und in diesem Film habe ich zum ersten Mal die Unsinnigkeit von High Heels verstanden, weil Griffith morgens mit bequemen Sneakers ins Büro kommt, um sich da die angeblich so wichtige corporate footwear anzutun. Ich hatte den Film noch nie im Original gesehen – hätte ich das, wäre mir seit 20 Jahren die Piepsstimme von Griffith auf den Zeiger gegangen. Egal. Schöner Film.

Samstag, 19.30 Uhr, Rampart

Dieser Film hat die Männerfreundschaft @probek – @thetruemilhouse wahrscheinlich empfindlich geschädigt. Eigentlich versuchte Kai, mir Your Sister’s Sister schmackhaft zu machen, obwohl er ihn schon gesehen hatte. Milhouse twitterte aber, er würde uns Rampart ans Herz legen: „Sehr intensiv, fast experimentell. Schon wirklich eigen. War erst verärgert, fand ihn kurze Zeit später toll.“ Da ich Kai davor bewahren wollte, einen Film zweimal sehen zu müssen – falsch verstandene Rücksichtnahme, wie ich inzwischen weiß –, saßen wir also um 19.30 Uhr in Rampart, und dieses Mal wäre Kai gerne nach zehn Minuten gegangen. Das erfuhr ich aber erst nach 60 Minuten, als ich zum ersten Mal flüsterte: „Das nächste Mal hören wir nicht auf Milhouse.“ Danach quengelten wir leise weiter vor uns hin, teilten Erdnüsse und warteten nicht mal darauf, dass der Abspann zu Ende war.

Die Story, copypaste von der ffmuc-Seite: „Dave Brown ermittelt in Los Angeles in einer Anti-Gang-Einheit. In seinen Methoden ist er wenig zimperlich, die Grenzen zwischen Recht und Unrecht sind bei ihm fließend. Was er nicht weiß: Seine Einheit steht unter Beobachtung. Als er eines Tages bei der Misshandlung eines Verdächtigen gefilmt wird, gerät sein Leben vollends aus den Fugen: Er steht im Zentrum eines Polizeiskandals – seine Karriere als Cop ist beendet. Und auch privat läuft alles schief: Die beiden Ex-Frauen und seine Töchter wenden sich von ihm ab.”

Klingt erstmal okay. Das Dumme ist nur, dass Woody Harrelson nicht der Schauspieler ist, diesen Film tragen zu können. Denn statt eines banalen Actionfilms oder eines Mainstream-Dramas – das hatte ich nach dem obenstehenden Text vermutet – ist Rampart eher eine Meditation als ein stringent erzählter Film. Jede Szene dauert gefühlt zehn Minuten, und in ihr passiert meist: nichts. Oder nur Zeug, das in 30 Sekunden hätte abgefrühstückt werden können. Oder Zeug, das langweilt und die Story nicht vorantreibt, die, wie gesagt, sowieso nur in Ansätzen vorhanden ist.

Kai war danach extrem genervt (könnte auch Hunger gewesen sein, man kommt hier ja zu nix außer Erdnüssen), ich auch, aber dummerweise arbeitet Rampart in einem weiter. In mir jedenfalls. Ich grübele immer noch über die Motivation von Brown, seiner Biografie, seinem Verhalten Frauen gegenüber, das so gar nicht zu seinen brutalen Methoden passen will, die er im Arbeitsalltag hat – und dann in Ansätzen doch … sein Charakter erscheint mir immer vielschichter, je länger ich über den Film nachdenke. Und wenn dieser ne halbe Stunde kürzer gewesen wäre und einen anderen Hauptdarsteller gehabt hätte, hätte ich wahrscheinlich „Meisterwerk“ getwittert. Hm. Muss ich allen Ernstes noch mal gucken. (Ich höre das Gackern aus München bis hierher!)

Samstag, 22 Uhr, Safety Not Guaranteed

Der letzte Film, den wir verschwitzt erreichten, weil die Stammstrecke in München pausierte (London-Feeling) und wir vom Cinemaxx am Isartor in die HFF mussten. Schwitzen macht mich quengelig, aber der Film hatte mich nach einer Minute versöhnt.

Der Ausgangspunkt von Safety ist eine Anzeige, die 1997 wirklich geschaltet wurde – und zwar, weil das Backwoods Home Magazine in Seattle ihre Anzeigenseite nicht voll bekam. Daher texteten sie selbst: „Wanted: Somebody to go back in time with me. This is not a joke. You’ll get paid after we get back. Must bring your own weapons. I have only done this once before. Safety not guaranteed.“

Im Film bittet Reporter Jeff seine Chefin darum, dieser Anzeige nachzugehen. Die Praktikant_innen Darius und Arnau werden von ihm mitgeschleppt, um den Absender auf die Spur zu kommen. Eigentlich will Jeff aber nur seine alte Jugendliebe wiederfinden, Darius empfindet sich als Außenseiterin und fühlt sich auf dieser Außenseitermission wohl, und Arnau war eben einfach da. Sie finden den Absender Kenneth, Jeff blitzt bei ihm ab, während Darius sich sein Vertrauen erkämpft, weil sie sowohl eine Mission hat als auch überzeugend Kenneths Formulierung der Anzeige bemängelt, denn sie wisse nicht, ob ein Morgenstern eine passende Waffe sei.

Ich will von dem Film überhaupt nichts verraten, außer dass ich mein Make-up verheult habe und mir gleichzeitig der Bauch vom Lachen wehtat. Schöne Grundidee, clever ausformuliert, und vor allem lässt der Film seine Figuren nie im Stich, so obskur die Story auch sein mag. Man hat nie das Gefühl, das ist jetzt bloß ne Fingerübung. Ganz im Gegenteil. Man kommt raus und denkt, ja klar, 42, logisch, alles fließt, passt schon. Und dann ist es auch noch warm und man weiß, dass zuhause (oder beim charmanten Gastgeber) ein Bier wartet. Perfekt. Perfekter Abschluss.

Nächstes Jahr wieder.

Ach ja, und Kai hat endlich was zu essen gekriegt.

Rilke über Rodin

„Denn Ruhm ist schließlich nur der Inbegriff aller Missverständnisse, die sich um einen neuen Namen sammeln. (…)

„Es ist eine dunkle Geduld in Rodin, die ihn beinahe namenlos macht, eine stille, überlegene Langmut, etwas von der großen Geduld und Güte der Natur, die mit einem Nichts beginnt, um still und ernst den weiten Weg zum Überfluss zu gehen. (…)

Mit dieser Entdeckung begann Rodins eigenste Arbeit. Nun erst waren alle die herkömmlichen Begriffe der Plastik für ihn wertlos geworden. Es gab weder Pose, noch Gruppe, noch Komposition. Es gab nur unzählbar viele lebendige Flächen, es gab nur Leben, und das Ausdrucksmittel, das er sich gefunden hatte, ging gerade auf dieses Leben zu. Nun hieß es seiner und seiner Fülle mächtig zu werden. Rodin erfasste das Leben, das überall war, wohin er sah. Er erfasste es an den kleinsten Stellen, er beobachtete es, er ging ihm nach. Er erwartete es an den Übergängen, wo es zögerte, er holte es ein, wo es lief, und er fand es an allen Orten gleich groß, gleich mächtig und hinreißend. Da war kein Teil des Körpers unbedeutend oder gering: er lebte. Das Leben, das in den Gesichtern wie auf Zifferblättern stand, leicht ablesbar und voll Bezug auf die Zeit, – in den Körpern war es zerstreuter, größer, geheimnisvoller und ewiger.“

Erst 20 Seiten gelesen, schon verliebt. Rainer Maria Rilke, Auguste Rodin. Buch bei Amazon (Affiliate Link) oder Volltext des ersten Teils bei Gutenberg.

Ein beschwipstes Dankeschön …

… an Schwaka, die mich mit einem Weinjournal überraschte. Mal sehen, ob das endlich meine Disziplin fördert, die in letzter Zeit unter der Mechanik „Oh ein Wein aufmachen eingießen Nase Mund lecker mehr“ etwas gelitten hat. Vielen Dank, ich habe mich sehr gefreut.

Twitter-Lieblinge Juni 2012

Dann war da noch diese Fußball-Europameisterschaft:

Und das letzte Favsternchen gehört der Lufthansa:

Zehn Jahre Nabelschau

Heute vor zehn Jahren, am 1. Juli 2002, erschien mein erster Blogeintrag auf ankegroener.de. Auf dieser Website war vorher schon ein wenig los, das netterweise kaum noch von webarchive.org gefunden wird – die ersten Kinokritiken, ein paar Kurzgeschichten, von denen ich wenige ins Blog rettete, schon damals ein Amazon-Wunschzettel und der im Nachhinein unfassbare Hinweis, doch bitte den Internet Explorer zu nutzen.

Es hat sich einiges geändert. Nein, sogar eine Menge, wie ich beim Wühlen im eigenen Archiv feststellen durfte. Denn eigentlich sollte hier ein Eintrag stehen, der noch mal nachvollzieht, was genau sich alles so geändert hat. Der wurde allerdings immer länger und länger, fing mit Blogplattformen an, darf man mit Bloggen Geld verdienen, unser Blogs!-Buch, die ersten Shitstorms, die damals noch keinen Namen hatten, sind Blogs der neue Journalismus, sollten Journalist_innen bloggen, machen Blogs die Welt schlechter oder besser oder machen sie überhaupt irgendwas außer da sein und plappern.

Zu den allgemeinen Dingen, mit denen ich mich beschäftigte, kam meine eigene Entwicklung, meine Depressionen, das In-den-Griff-Kriegen derselben, die Wandlung von der Singlefrau zum Pärchenbestandteil (dem das Kennenlernen eines Manns vorausging, dessen Blog ich las und der meins las), der erste Gesangsunterricht, Golfspielen, Opern, Gottesdienstbesuche, Bücher, Filme, Serien, Karl, drei Autos, zwei Werbeagenturen, der Weg vom Angestelltendasein in die Selbständigkeit, der Eintrag über Opa, der schließlich in einem Museum landete, mein Patenkind (SIE IST INZWISCHEN ACHT!), irgendwann dann gutes Essen und weniger Filme, der zweite Schwung Gesangsunterricht und kein Golfen mehr, Körperakzeptanz, Feminismus, Fußball, mein Buch … und über und zwischen allem das Fragen nach dem Warum und Wohin, das Hadern oder Abschließen mit Vergangenem und die Suche nach dem Morgen.

Ich habe tagelang an diesem Eintrag rumgefeilt und ihn schließlich gelöscht. Ich weiß, was sich in den letzten zehn Jahren geändert hat, denn ich habe fast täglich darüber geschrieben. Wer das nicht weiß, darf sich durch mein Archiv wühlen, das bemerkenswert unredigiert hier rumsteht; die Favorite Entries sind dabei ein guter Startpunkt. Ich bin über einige Einträge gestolpert, die ich so heute nie wieder schreiben würde; ich bin aber auch über viele, viele Einträge gestolpert, auf die ich stolz bin (ein paar davon sind oben verlinkt). Die glückliche Momente beschreiben – oder ganz und gar unglückliche. Die Veränderungen an mir zeigen, die ich für wichtig halte. Oder einfach die, die Augenblicke festhalten, damit ich sie nicht vergesse.

Mir ist auch aufgefallen, über was ich alles nicht geschrieben habe. Das vergessen viele Leser_innen ja gerne mal: dass man weitaus mehr ist als diese Pixel hier. Das vergesse ich in anderen Blogs oder, noch schlimmer, bei Twitter übrigens auch gerne. Deswegen will ich gar keine große Rückschau halten oder den vergeblichen Versuch starten, zehn Jahre in einen Eintrag zu quetschen. Stattdessen gibt es nur eine kleine, sehr hoffnungsvolle Essenz aus zehn Jahren Weblogschreiben:

Es hat mein Leben verändert. Und es verändert es täglich weiter, weil ihr da draußen auch Weblogs schreibt. Danke dafür.

(Eintrag vom 24. September 2002)