Heute folge ich dooce und ihrem Mann Jon bei der Geburt ihrer zweiten Tochter. Good luck, guys!

Dr. Horrible’s Sing-Along Blog

Okay, der richtige Kracher ist es nicht, aber Dr. Horrible’s Sing-Along Blog ist trotzdem schön, denn schließlich singen Neil Patrick Harris mit, dem ich seit How I Met Your Mother verfallen bin, und Nathan Fillion, in den ich seit Buffy und Desperate Housewives verknallt bin und den ich gerade frisch auf Firefly anschmachte und auf Twitter verfolge.

Hier steht genauer, worum’s geht und wieso überhaupt und hier kann man sich’s angucken: 1, 2, 3, 4, 5, 6, knapp 45 Minuten insgesamt.

Hallo, liebe My-Muesli-Jungs: meine letzte Mischung namens Strawberry Sun mit Erdbeeren und Sonnenblumenkernen schmeckt sehr lecker. Und hallo, liebe anonyme Müsli-Verschicker, auf deren Karte zwar steht: „Blogger brauchen Vitamine“, die aber dann ein staubtrockenes Schokomüsli verschicken: fail.

„Man muss zuerst etwas können und später etwas wagen, dann geht’s!“

Surfguard über die Größe der Blase, in der wir Twitterer, Blogger und Manchmal-Piratenwähler existieren.

“30 ROCK is a rip-off of THE MUPPET SHOW!” Via Empires Gezwitscher.

Uwe geht zu Fuß

Uwe geht zu Fuß erzählt von: genau, Uwe. Uwe ist mit seinen fast 66 Jahren einer der ältesten Menschen mit Down-Syndrom in Deutschland und lebt in Heikendorf, einer kleinen Gemeinde mit 8.500 Einwohnern an der Kieler Förde. Der Film beschreibt, wie sehr Uwe zum Dorf und das Dorf und seine Menschen zu seinem Leben gehören. Und das ganze auf eine respektvolle Art und ohne kitschig-rangewanzt um Toleranz zu betteln.

Der Film schafft es nicht nur, uns ein einmaliges Leben zu zeigen, sondern auch die Menschen, die es einmalig machen. Da sind zum einen die vielen Vereine, in denen Uwe ganz selbstverständlich Mitglied ist; wie zum Beispiel der Tennisclub, in dem er sogar ein eigenes Turnier ausrichten durfte – das er locker gewann, weil er mal eben bestimmte, dass er jetzt gewonnen habe. Oder der Fußballclub, bei dem Uwe seit Jahrzehnten als 1. Betreuer beschäftigt ist und für die Ausgabe der Elektrolytgetränke zuständig ist, die, wie ein Spieler vorsichtig anmerkt, manchmal etwas individuell schmecken. Was aber niemanden zu stören scheint.

Ich fand es bemerkenswert, dass sämtliche Menschen im Film mit Uwe eben nicht wie mit einem Kind umgehen, dem man alles verzeiht – wie zum Beispiel gepanschte Getränke. Stattdessen hat man stets das Gefühl, dass das eben alles Eigenarten von Uwe sind, die zu ihm gehören und die ihm niemand übel nimmt. So wie man seinen Freunden nicht übel nimmt, dass sie immer zu spät kommen oder beim Essen immer nachsalzen, ganz gleich, wie’s schmeckt. Menschen sind verschieden und haben ihre Macken, und Uwe mischt eben komische Getränke. Na und?

Uwe geht zu Fuß zeigt nicht nur die ewig beschworene Freundlichkeit von Down-Syndrom-Erkrankten, sondern auch, dass Uwe durchaus einen eigenen Kopf hat, dass er weiß, was er will und dass er klare Grenzen setzen kann. Wenn ihm etwas nicht passt, dann kriegt man das schon mit; so beschwert er sich lautstark, dass in einem seiner Geldumschläge zum Geburtstag „nurn Zehner“ drin sei. Gleichzeitig kriegt man aber auch mit, wie sehr sich Uwe über Dinge freuen kann: ein gutes Eis, ein geschenktes Hemd seines Shantychors oder dass er mal wieder kurz das Training des Fußballclubs leiten darf.

Der Film hat mich nicht nur wegen Uwe und seiner Geschichte berührt, sondern wegen der Geschichte des ganzen Dorfes. Denn es geht zwar um Uwe, aber man ahnt, dass er auch deswegen glücklich und zufrieden vor sich hinleben kann, weil seine Umwelt es ihm ermöglicht hat. Uwe geht zu Fuß beschreibt auch das enge Gefüge einer Dorfgemeinschaft. Vielleicht hat mich der Film so fasziniert, weil ich selbst auf dem Land groß geworden bin und erst in der Großstadt gemerkt habe, wie beschaulich und freundlich es ist, in einem Dörfchen zu wohnen. Der Film fängt diese besondere Stimmung wunderbar ein: die Schützenumzüge, die Dorffeste, die manchmal ungelenken Tanzvorführungen und den ehemaligen Bürgermeister auf seinem blauweißgestreiften Gartenstuhl. Da kann man herrlich Witze drüber machen – oder sich eingestehen, dass Uwe in einer Großstadt wahrscheinlich kein so gutes Leben geführt hätte.

Uwe geht zu Fuß hat mich zum Lachen gebracht, zum Weinen, zum Nachdenken und zum Innehalten, und mir ist mal wieder bewusst geworden, wie gut es mir geht und dass ich nicht verlernen darf, mich über kleine Dinge zu freuen. Wie über einen guten Film zum Beispiel.

Der Film ist auf DVD erhältlich und läuft ab 18. Juni im Metro-Kino in Kiel. Und im Weblog von Regisseur und Autor Florian von Westerholt gibt’s noch mehr Infos und Links.

Kiki hat wie ich die Piraten gewählt und begründet, warum. Und Alexander hat sich die Wähler dieser Partei in ihrer Gesamtheit mal genauer angeschaut.

RocknRolla

Ach, so viele gute Leute dabei, und die geben sich auch meistens richtig Mühe, wie zum Beispiel Tom Wilkinson, der mir als Gangster, der seiner Umwelt dauernd vermitteln will, dass er ein Gangster ist, sehr gut gefallen hat, weil er so schön überzieht, was er tut, oder Gerard Butler, den ich zwar nie angucken kann, ohne an SPARTA!EINSELF zu denken, der hier aber angenehm rotzig durch die Gegend pöbelt und prügelt und klaut, oder Thandie Newton, die hier leider die Klischee-Femme-Fatale geben muss, aber immerhin darf sie überhaupt mitspielen, denn außer ihr kommt überhaupt keine Frau vor, oder mein angebeteter Jeremy Piven, der eine fiese Brille tragen muss und leider so klingt wie er immer klingt, was bei RocknRolla ein bisschen irreführend ist, denn der Film spielt in London in der Unterwelt, und Piven klingt halt immer nach Beverly Hills und Höhensonne, aber egal, das ist nicht so schlimm, denn der Film überzeugt gerade einmal in den ersten zehn Minuten, wo Regisseur Guy Ritchie seine übliche Mixtur von coolen Sprüchen, die nicht mehr cool sind, wenn man älter als 13 ist, abfackelt, zusammengeschnitten mit der ebenfalls abgehangenen Videoclip-Ästhetik, die nicht mal mehr VH-1 zeigen will, und danach wird alles nur eine absolut oberlangweilige Drehbuchmatscherei über lauter Betrüger, die echte Männer sein wollen und doch nur sich selbst überschätzende Volltrottel sind, Storylines, die sich auf tausend Schauplätzen verlieren, ohne jemals irgendeine Dringlichkeit zu entwickeln, die mich für den Film interessieren könnte, und deswegen ist es auch nicht schlimm, dass Piven überhaupt nicht in diesen Quatsch reinpasst, denn es passt eh nix zusammen, und diese kleine Schreibübung, die ihr gerade lest, hat euch durch ihre nachlässige Interpunktion wahrscheinlich atemloser gemacht als es RocknRolla jemals könnte, auch wenn er sich noch so viel Mühe gibt, das arme kleine Ding, weil es so groß sein möchte und doch nur ein kleines Würstchen geworden ist, dem man die ganze Zeit zurufen möchte, sich doch bitte mal den Mund mit Seife auszuwaschen und seinen Schulabschluss nachzuholen.

Boy A

Boy A beginnt damit, dass wir einem gut 20jährigen Mann im Gefängnis dabei zusehen, wie er sich einen neuen Namen überlegt. Sein Therapeut/Begleiter schenkt ihm ein Paar Turnschuhe, die „Escape“ heißen, und bereitet ihn vorsichtig auf das Draußen vor, wo schon ein Job als Kurierfahrer auf ihn wartet und ein kleines, unpersönliches Zimmer. Boy A nennt sich ab sofort Jack – und im Laufe des Films erfahren wir, was er zuvor als Eric getan hat, um im Gefängnis zu landen.

Der Film lässt einen sofort an den James-Bulger-Fall denken: Die Story ist ähnlich, wenn auch weit genug weg, um deutlich als Fiktion erkennbar zu sein. Trotzdem macht die Bulger-Geschichte den Film weitaus intensiver, weil man weiß, dass einmal Derartiges passiert ist und dass heute in England zwei junge Männer herumlaufen, die ein Kleinkind zu Tode gequält haben. Boy A macht es dem Zuschauer nicht leicht, sich die Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen, zu sympathisch und schüchtern und ungelenk ist Jack, zu bemüht bei der Arbeit, zu freundlich zu dem Mädchen, das ihn auf ein Date einlädt. Es fällt einem sehr schwer, seine Geschichte nicht als die von zwei Menschen zu sehen, und genau das macht Boy A so faszinierend. Denn das Unvermeidliche passiert; seine Mitmenschen finden heraus, wer er ist bzw. wer er einmal war. Und sein gequältes „I’m not that boy!“ klingt für uns überzeugend, weil wir ihm bei seinen inneren Qualen zusehen durften, sich von seinem kindlich-mörderischen Alter Ego zu trennen und ein neuer Mensch zu werden, dem aber immer bewusst ist, wo er herkommt und was er getan hat.

Ich hadere noch etwas mit dem Ende des Films und bin mir nicht sicher, ob es passt, aber es ist immerhin schlüssig. Vielleicht ist das Hadern auch nur Wunschdenken meinerseits, vielleicht habe ich inzwischen Eric schon vergessen. Aber vielleicht ist das auch genau das, was sowohl eine Resozialisierung als auch dieser Film von mir wollten.

Seven Pounds

Seven Pounds (Sieben Leben) hat eine sehr spannende Grundidee, die sich, wenn man sich vorher nicht über den Film informiert hat, allmählich nach 20 bis 30 Minuten erschließt. Danach muss man allerdings eine Stunde lang Schmalzkram über sich ergehen lassen, bis dann das Ende zwar noch schmalziger wird, aber aus dem Film wieder eine runde Sache macht.

Will Smith spielt Ben Thomas (oder auch nicht), der angeblich für das amerikanische Finanzamt arbeitet und Menschen aufsucht, denen er noch eine Stundung ihrer Steuerschuld gönnt (oder auch nicht). Nebenbei scheint er aber auch noch auf der Suche zu sein nach Leuten, denen er anderweitig helfen kann, und stößt auf eine Frau, die von ihrem Freund geschlagen wird, und auf mehrere Menschen, die dringend auf Organspenden warten. Zusammen mit blitzartigen Flashbacks eines Autounfalls und eines ehemals glücklichen Paares wird langsam klar, wohin die Reise geht.

Ich mochte an Seven Pounds, dass er über weite Teile aus Bruchstücken besteht, die man selbst zusammensetzen darf, was den Film um einiges mitreißender macht als wenn man die Geschichte brav linear erzählt bekommen hätte. Aber auch das rettet ihn nicht davor, im Mittelteil ganz fürchterlich zu versanden, weil die Story sich da mal nicht auf ihr Ziel konzentriert, sondern unbedingt noch ein bisschen Geturtel und ein paar Schnulzen für den Soundtrack unterbringen will. Erst zum Schluss kommt wieder Zug in die Sache, und dann ist der Film auch relativ schnell zuende. Die der Story zugrunde liegende Moral wird netterweise komplett ausgeklammert; man muss keine Für-und-Wider-Diskussionen über sich ergehen lassen, sondern darf alleine mit Thomas’ Entscheidung klarkommen. Deswegen verzeihe ich Seven Pounds auch die Albernheiten mit den Druckmaschinen und den verregneten Gläsern im Gegenlicht, die Kuscheligkeit verbreiten wollten, wo es eher wehtut, sie anzuschauen anstatt sie genießen zu können.

Yes Man

Schnell mal eben nach Schema F runtergedrehte Komödie mit Jim Carrey, der als nörgeliger Bankangestellter nie ausgeht, seine Freunde langsam, aber sicher vergrault und seiner Ehefrau hinterhertrauert, die ihn schon vor drei Jahren verlassen hat. Ein Ex-Kollege bedrängt ihn, zu einem Seminar zu gehen, in dem ein williges Publikum von einem unangenehmen Heilsbringer davon überzeugt wird, zu allem einfach mal laut JA! zu sagen. Wenn jemand mit dir in die Kneipe will – sag ja, anstatt vor dem Fernseher rumzulungern. Wenn ein Obdachloser dein Geld möchte – gib ihm alles, was du hast. Und wenn du an einem schwarzen Brett vorbeikommst, nimm dir alle Zettel mit, die dort aushängen und mach alles, was auf ihnen steht.

Das ist dann auch schon alles, was in Yes Man (Der Ja-Sager) passiert. Jim lernt Koreanisch, nimmt Flugstunden, gewährt jedem Bittsteller einen Kredit, trifft eine tolle Frau und alles ist supi. Dann gibt’s die üblichen Hindernisse, und dann ist alles wieder supi. Und wenn nicht Zooey Deschanel und Rhys Darby, der unnachahmliche Bandmanager Murray aus Flight of the Conchords, mitgespielt hätten, wäre der Film bei mir keine 20 Minuten alt geworden, denn die beiden sind einfach charmant und ein bisschen neben der Spur und nicht so banal wie alles um sie herum.

Wer eine Ausrede braucht, um sich eine Pizza zu bestellen oder einen Eimer Popcorn zu essen, der kann sich Yes Man unproblematisch angucken. Für alle anderen gilt: Direkt neben diesem Film steht in der Videothek bestimmt ein besserer.

Wahlempfehlung

Ich schließe mich nach reiflicher Überlegung so ziemlich jedem Wort von Konstantin an und habe gerade mein Kreuzchen bei der Piratenpartei gemacht:

„– Ich wähle die Piratenpartei trotz ihres beknackten Namens. Ich fand vor bald 30 Jahren auch, dass „Die Grünen“ ein beknackter Name ist.

– Ich wähle die Piratenpartei, obwohl sie in Deutschland, anders als in Schweden, weit davon entfernt ist, drittgrößte Partei des Landes zu sein. Das waren die Grünen übrigens auch mal.

– Ich wähle die Piratenpartei trotz ihrer thematischen Beschränkung auf einige wenige Themen – auch die bereits erwähnten Grünen haben mal als Zweipunktepartei angefangen.

– Ich wähle die Piratenpartei, weil diese Themen (kann man nicht oft genug verlinken, das)

– Informationelle Selbstbestimmung (den meisten von uns als „Datenschutz“ bekannt)
– Patentrecht
– Urheberrecht
– Transparenz und
– Open Access

eben nicht eine schicke Bemäntelung einer heimlichen Verschwörung zur Verbreitung von illegaler Pornografie und/oder zur raschen Vernichtung der Musikindustrie durch ungehemmten Musikklau sind, sondern zentrale Themen der Kommunikations- und Informationsgesellschaft, in der wir nach dem weitgehenden Abschluß der industriellen Gesellschaft leben. Verdammt noch mal.“

Edit: „Freiheit wählen“ von UnPolitik.de:

„Alle oben erwähnten Probleme – und das sind beileibe nicht alle existierenden – sind nicht in den letzten paar Jahren entstanden. Somit muss sich jede Partei mit Regierungsverantwortung, mindestens seit Beginn der 90er Jahre, den Vorwurf gefallen lassen, an der aktuellen Misere, der Parteienverdrossenheit, sowie den finanziellen und bürgerrechtlichen Problemen mit Schuld zu sein. Und leider ist auch anzunehmen, dass sämtliche etablierten großen Parteien nicht willens oder in der Lage sind diese Probleme zu lösen.

Es scheint einfach an der Zeit für neue Lösungsansätze zu sein, welche die etablierte „politische Elite“ nicht zu bieten hat.

Ich glaube an die Demokratie. Ich glaube an die Zukunft, an eine mögliche bessere Zukunft.

Ich glaube, dass das Volk sich nicht von seinen Dienern, den Parlamentariern, vorschreiben lassen darf wann und wie es kommunizieren darf, wann und wo es sich versammeln darf und auf welche Weise es demokratische Willensbildung betreiben darf.

Und ich glaube, dass man zur Wahl gehen muss. Man muss den wählen, der am ehesten dafür steht, mehr Demokratie und mehr Transparenz zu schaffen. Und man muss jemanden wählen, der sich bisher nicht des Missbrauchs seiner politischen Macht schuldig gemacht hat.“

Und: „Ist die Piratenpartei die SPD von heute?“ bei den ruhrbaronen:

„Der 1863 gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV) von Ferdinand Lassalle war wie die Piratenpartei heute eine Protestgruppe mit einem minimalistischen Programm, ganz auf die Interessen einer gesellschaftlichen Gruppe zugeschnitteen, die von den herrschenden Schichten nicht wahrgenommen wurde und für die sich niemand einsetzte. Die Arbeiter. Es ging um das Wahlrecht und Unternehmen in Arbeiterhand. Die Forderungen waren selbst im eigenen politischen Umfeld der gerade entstehenden Arbeiterbewegung umstritten und stießen beispielsweise bei Karl Marx auf offene Ablehnung. Später wurde aus diesem kleinen Verein die SPD.“

How Twitter Changed the Way I Live

Via so ziemlich allen Leuten, denen ich folge: How Twitter Will Change the Way We Live. Gut, die Headline finde ich ein bisschen zu hoch aufgehängt, aber der Artikel spricht genau die Dinge an, die Twitter für mich inzwischen unverzichtbar gemacht haben – was ich selbst nicht geglaubt hätte, bevor ich mich angemeldet habe. Das Stichwort social warmth hat es mir besonders angetan:

“And yet as millions of devotees have discovered, Twitter turns out to have unsuspected depth. In part this is because hearing about what your friends had for breakfast is actually more interesting than it sounds. The technology writer Clive Thompson calls this “ambient awareness”: by following these quick, abbreviated status reports from members of your extended social network, you get a strangely satisfying glimpse of their daily routines. We don’t think it at all moronic to start a phone call with a friend by asking how her day is going. Twitter gives you the same information without your even having to ask.”

Neben dem Status, wann wer aufsteht, sich einen Kaffee holt und wieder am Rechner sitzt, finde ich die Gruppenausflüge, wie ich sie nenne, am spannendsten. Steven Johnson, der Autor des Artikels, beschreibt das so:

“In the past month, Twitter has added a search box that gives you a real-time view onto the chatter of just about any topic imaginable. You can see conversations people are having about a presidential debate or the American Idol finale or Tiger Woods — or a conference in New York City on education reform. For as long as we’ve had the Internet in our homes, critics have bemoaned the demise of shared national experiences, like moon landings and “Who Shot J.R.” cliff hangers — the folkloric American living room, all of us signing off in unison with Walter Cronkite, shattered into a million isolation booths. But watch a live mass-media event with Twitter open on your laptop and you’ll see that the futurists had it wrong. We still have national events, but now when we have them, we’re actually having a genuine, public conversation with a group that extends far beyond our nuclear family and our next-door neighbors. Some of that conversation is juvenile, of course, just as it was in our living room when we heckled Richard Nixon’s Checkers speech. But some of it is moving, witty, observant, subversive.

Skeptics might wonder just how much subversion and wit is conveyable via 140-character updates. But in recent months Twitter users have begun to find a route around that limitation by employing Twitter as a pointing device instead of a communications channel: sharing links to longer articles, discussions, posts, videos — anything that lives behind a URL. Websites that once saw their traffic dominated by Google search queries are seeing a growing number of new visitors coming from “passed links” at social networks like Twitter and Facebook. This is what the naysayers fail to understand: it’s just as easy to use Twitter to spread the word about a brilliant 10,000-word New Yorker article as it is to spread the word about your Lucky Charms habit.”

Die Nacht, in der Obama zum Präsidenten gewählt wurde, habe ich in Berlin verbracht. Zu der Zeit war ich dort gebucht und saß morgens um zwei mutterseelenalleine auf einem Sofa, das nicht meins war – und habe mich trotzdem nicht alleine gefühlt. Denn um mich herum twitterten so viele Leute aus der ganzen Welt Wahlergebnisse, Statistiken und interessante Links, dass ich mich gefühlt habe wie im Wahllokal. Und es kam mir nicht einmal komisch vor, denn durch mein Bloggen habe ich mich schon längst daran gewöhnt, dass Menschen, die ich nur digital kenne, manchmal genauso wichtig und echt für mich sind wie die, denen ich persönlich gegenübersitze. Ich empfinde eine @-Botschaft via Twitter als genau die gleiche Konversation wie die face to face. Ich bleibe inzwischen mit vielen Menschen eher per Mail in Kontakt als per Telefon und habe nicht das Gefühl, eine Gesprächsebene verloren zu haben.

Ein weiterer Gruppenausflug war der Grand Prix, bei dem ich twitternd mit dem Rest der Welt über manche Kostüme gelästert habe. Und ich freue mich jetzt schon auf die Fußballweltmeisterschaft, wo bei jedem Tor Millionen von gleichlautenden Tweets bei mir aufschlagen und ich das Gefühl haben werde, mitten im Stadion zu sein.

Und, ich gebe es ja zu, ich liebe es, Promis zu folgen. Nicht vielen, und einige habe ich auch schon längst wieder entfolgt, aber ich mag diese seltsame Mischung in meiner Timeline, die aus Freunden, Bekannten und völlig Fremden besteht und eben Promis, die man glaubt zu kennen, weil man ihre Filme oder TV-Shows gesehen hat.

“The average Twitter profile seems to be somewhere in the dozens: a collage of friends, colleagues and a handful of celebrities. The mix creates a media experience quite unlike anything that has come before it, strangely intimate and at the same time celebrity-obsessed. You glance at your Twitter feed over that first cup of coffee, and in a few seconds you find out that your nephew got into med school and Shaquille O’Neal just finished a cardio workout in Phoenix. (…)

And because, on Twitter at least, some of those people happen to be celebrities, the Twitter platform is likely to expand that strangely delusional relationship that we have to fame. When Oprah tweets a question about getting ticks off her dog, as she did recently, anyone can send an @ reply to her, and in that exchange, there is the semblance of a normal, everyday conversation between equals. But of course, Oprah has more than a million followers, and that isolated query probably elicited thousands of responses. Who knows what small fraction of her @ replies she has time to read? But from the fan’s perspective, it feels refreshingly intimate: “As I was explaining to Oprah last night, when she asked about dog ticks …”

Ich bin durch Twitter auf so viele spannende Webinhalte aufmerksam geworden, die mir entgangen wären, wären sie „nur“ durch Weblogs propagiert worden. Bei Blogs lese ich immer noch lieber diejenigen, die mir Geschichten erzählen anstatt mich mit Links vollzuballern. Bei Twitter habe ich komischerweise nichts dagegen, dauernd auf Links zu klicken – jedenfalls auf die, die mich erahnen lassen, was sich dahinter verbirgt. Alleine ein Bruchteil aller #Zensursula-Links hat mich politisch mehr motiviert als ich es seit Jahren war. Und auch wenn der Flashmob zum Grundgesetzlesen vielleicht nicht der Reißer war, den man sich erhofft hatte, so hatte ich das zum ersten Mal seit Langem wieder das Gefühl, mich engagiert zu haben, etwas gemacht zu haben, etwas, was wichtig war. Genau wie das Unterzeichnen und Verlinken der ePetition gegen die Internetsperren – die sich sicherlich auch und gerade durch Twitter so rasend schnell verbreitet hat.

Das ganze Gequengele, Twitter verbreite nur Banalitäten und Nichtigkeiten, kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich glaube, die Quengler folgen einfach den falschen Leuten. Oder sie haben keine Lust dazu, sich schon wieder mit einer neuen Technik auseinanderzusetzen, die mal wieder einen Status Quo ändert, zum Beispiel den der Regenbogenpresse, die kaum noch Klatsch veröffentlichen kann, ohne dass die betreffenden Promis kurz und trocken twittern: „Alles erstunken und erlogen.“ Oder den der Politiker, die sich bisher recht sicher waren, dass ihr Wahlvolk sich nur alle vier Jahre mal äußert und dann auch bitte nur per Stimmzettel. Oder ganz einfach den von dir und mir und Hinz und Kunz, die sich plötzlich permanent in einer Konversation befinden und in einer Gemeinschaft von Gleichgesinnten.

The Sofa News

Hole mit LoveFilm ein bisschen Filmbildung nach, indem ich nur altes Zeug in die Ausleihliste packe, das ich entweder noch nicht kenne oder nur synchronisiert. Bisherige Ausbeute: Lawrence of Arabia (ist mir zu lang, Entschuldigung, Filmgötter, aber der ist nichts für mich), Rio Bravo (hab ich dutzende Male als Kind mit Papa gesehen, ging auf Englisch 30 Jahre später irgendwie gar nicht mehr), The Italian Job (großartig), Pulp (nach 50 Minuten eingeschlafen), A Place in the Sun (auch großartig, aber mit Montgomery Clift und Elizabeth Taylor kann man ja auch kaum was falsch machen).

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Bin gerade in den dritten Band von sieben des Klassikers Auf der Suche nach der verlorenen Zeit eingestiegen. Der erste Band war ein Suhrkamp-Büchlein, noch schön in Garamond gesetzt und von 1992, wo anscheinend nicht genug Geld oder Zeit für ein paar hilfreiche Anmerkungen im Anhang war. Hat mir aber nichts ausgemacht, das Buch mäanderte auch so mit mir durch die Gegend, ich war zufrieden und eingemummelt in meinen lieben, schmeckigen Serifenbuchstaben mit dem geklecksten F, und daher hatte ich nichts zu nörgeln. Der zweite und dritte Band sind nagelneu, lila statt blau, sie haben beide ein Foto von Proust auf dem Einband und vor allem einen richtig dicken Anhang, weil auf fast jeder Seite mir mindestens zwei Fußnoten irgendwas erzählen möchten. Das habe ich anfangs ignoriert – im ersten Band hab ich ja auch keine Sekundärliteratur gebraucht –, aber irgendwann siegte natürlich die Neugier über die Bequemlichkeit, dauernd aus dem Lesefluss gerissen zu werden, um 600 Seiten weiter hinten drei Zeilen über einen Maler oder Schriftsteller oder Koch zu lesen, die heute niemand mehr kennt. Ich glaube nicht, dass es mich wirklich weitergebracht hat, diese Namen erklärt zu bekommen, aber ich habe angefangen, darüber nachzudenken, ob man in zwanzig Jahren auch einen Anhang für die heutige (oder auch schon wieder gestrige) Popliteratur braucht. Ich mag ja Bücher oder Filme, bei denen ich mir schlau vorkomme, weil ich irgendwas dechiffriert habe. Aber hat irgendjemand in zwanzig Jahren noch den gleichen Spaß daran oder sind derartige Bücher schon zwei, drei Jahre nach ihrem Erscheinen belanglos geworden, weil sie ohne die Referenzen nicht mehr funktionieren?

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Habe mir den sechsten Reiseführer aus der Vis-a-vis-Reihe von Dorling-Kindersley gekauft. Auch wenn ich noch nicht vollständig in New York, Washington und Rom war – mein Kopf kennt die Städte schon auswendig.

(Beim Linksuchen gesehen: Es gibt einen Hamburg-Reiseführer. Huschhusch ins Einkaufskörbchen.)

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Die letzten 20 Jahre habe ich nie hinterfragt, ein Auto zu besitzen. Als Landei hat man ja die Tage gezählt, bis man endlich 18 war und damit nicht mehr auf die drei Busse angewiesen war, die durch die Dörfer zuckelten und ab 20 Uhr den Betriebsschluss einläuteten. Durch die Monate in Berlin und die Lustlosigkeit, mich hier in Hamburg um meinen natürlich mit inzwischen leerer Batterie in der Tiefgarage vor sich hinschlummernden BMW zu kümmern, bin ich fast ein Jahr nicht mehr Auto gefahren. Als ich vor zwei oder drei Wochen wieder damit angefangen habe, kam mir alles auf einmal irrsinnig hektisch vor. Wie habe ich mich jemals auf den ganzen Quatsch konzentrieren können? Fahrspuren, Fußgänger, Radfahrer, Zebrastreifen, Straßenverhältnisse, Umleitungen und die Wahl des richtigen Radiosenders? Inzwischen geht’s wieder, aber im vorgestrigen Feierabendstau habe ich mich ganz dringend nach den iPodlärmigen Jungs, den breitbeinig dasitzenden Kerlen, den müden Müttern, den plärrenden Kindern und kreischenden Mädchen im Bus oder in der Bahn gesehnt – denn das hätte ich alles ausblenden können, indem ich ein Buch aus dem Rucksack ziehe.

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Bin gerade mal wieder dankbar. Dass ich soviele Bücher um mich rumstapeln kann, dass ich Zeit habe, sie zu genießen, dass es nie aufhört, spannend und aufregend und mitreißend und traurig und lustig und eine ganze andere Welt zu sein, eine Seite umblättern zu können.