Broeding

Mein Kurzkurzurlaub in München beinhaltete nicht nur die Alte Pinakothek, sondern vor allem einen Besuch bei der charmanten Frau Kaltmamsell und einem gemeinsamen Essen im Broeding. Das Restaurant ist recht klein und war bei unserem Besuch hell erleuchtet; hätte ich das gewusst, hätte ich die Digitalkamera eingepackt. So lag diese faul zuhause rum, während ich im Laden mit dem iPhone fotografierte. Zudem waren wir so ins Gespräch und die begleitenden Weine vertieft, dass ich zwei Gänge komplett vergessen habe.

Der Gruß aus der Küche: kalte Tomatensuppe mit Mozzarella und Artischockenchips. Unaufgeregt und stimmig. Dazu gab’s für mich als Aperitif einen Apfelsekt (mehr! nochmal! kaufen wollen!) und für meine Begleiterin irgendwas Alkoholfreies, das mit Kardamom gewürzt war. Auch ganz großartig. Blöderweise ist das das einzige Getränk, an das ich mich erinnere. Ich muss wirklich anfangen, die Etiketten der Weinflaschen zu fotografieren, wenn sie mir entgegengehalten werden – oder zumindest notieren, was ich hatte, denn bis auf einen Grünen Veltliner (na toll, DEN hab ich mir gemerkt) haben mir alle Weine sehr, sehr gut geschmeckt. Aber immerhin habe ich mir merken können, dass Smaragd nicht nur ein Edelstein, sondern auch ein Gütesiegel für Wein aus der Wachau sein kann, denn der Service war nicht nur schnell und freudlich, sondern auch sehr auskunftsfreudig.

1. Gang: Zweierlei vom Reh mit Salat und Cranberry-Mayonnaise. Mit essbaren Blumen kriegt man mich ganz leicht rum, aber der Kracher war für mich die Cranberry-Mayonnaise. Ich liebe ja die Kaffeemajo aus dem Momofuku, aber auf die Idee, da was Fruchtiges runterzurühren, wäre ich nie gekommen. Während der Kaffee diese weichwarme Schlotzigkeit von Majo unterstützt, geben die leicht säuerlichen Cranberrys dem ganzen einen richtig schönen Schubs in die frische Richtung, ohne dass es plötzlich zu Jogurt wird. Sehr seltsam beim ersten Bissen und sehr großartig beim zweiten.

Den 2. Gang habe ich vergessen zu fotografieren, das wäre Seeforelle mit Pfifferling-Sugo gewesen. Den hätte ich euch gerne gezeigt, weil der weiße Fisch eine herrlich knusprige Haut hatte, und obwohl ich kein Pilzfan bin, habe ich den ganzen Pfifferling-Sugo, den mein Löffel nicht erwischt hat, mit Brot aufgetunkt. Sehr wenig Waldboden, aber dafür sehr viel Würze.

3. Gang: Kartoffel-Ravioli mit schwarzen Walnüssen. Angenehm cremige Füllung, leicht knackige Nüsse, alles irgendwie kuschelig zusammengewürzt – flauschiges Wohlfühlessen.

4. Gang: Gebratene Lammhüfte mit Bohnen und Zucchiniblüte. Die Bohnen waren vielleicht eine Winzigkeit zu hart, aber das mag persönlicher Geschmack sein. Jedenfalls hat mich der Rest des Menüs mehr begeistert. Vor allem die Zucchiniblüte, an die ich mich auch noch nie rangetraut habe, weder beim Essen noch beim Zubereiten. Aber wie schon gesagt: Mit essbaren Blumen kriegt man mich immer. Mit Lamm sowieso.

5. Gang war Käse: Fougerus mit marinierter Feige und, wie Frau Kaltmamsell sich ausdrückte, Keksen aus dem Ökoladen. Ich formuliere es wohlwollender: Die formstabilen Kekse boten einen spannenden Kontrast zu … nee, warte. Die waren steinhart, aber dafür war der Käse äußerst schmackhaft, sowohl mit der Feige als auch mit dem würzigen roten Irgendwas. (Das ist der Paprikatomatenschlumpf, und der hat auch schon fünf Gläser Wein intus.)

Frischestes, fast fruchtiges Magenaufräumen mit Basilikumsorbet, Olivenöl und Sauerrahm. Danach gab’s noch herrlich warme, süße Marillenknödel mit Hollersauce und einem ebenso wunderbaren Dessertwein, aber auch die habe ich vergessen zu fotografieren.

Den einzigen Wein, den ich per Notizfunktion auf dem iPhone notiert hatte, als die Flasche auf dem Nachbartisch stand, war der Morillon Zieregg vom Weingut Tement. Von dem würde ich mir gerne noch einen Nachschlag ordern, aber der Weinshop vom Broeding wird gerade überarbeitet. Macht mal hin, ich will noch mehr Geld bei euch ausgeben. Und wiederkommen will ich auch. Dringend.