Absurdes Amerika

Das New York Times Magazine befasst sich in dieser Ausgabe mal wieder komplett mit Filmen, zum Beispiel mit dem Unterschied zwischen ausländischen und amerikanischen Filmen: What is an American Movie Now?

An American entry in this year’s Cannes competition, Shrek 2 continues the animated saga of the lovable, irascible green creature (whose voice is that of the international star Mike Myers doing a Scottish brogue); his bride, the princess; and his faithful donkey (voice by the very funny Eddie Murphy). Shrek 2 has the added bonus of Antonio Banderas, who gives the growing Latin market a chance to cheer for his Puss in Boots. As charming as Shrek 2 is, I found it an unsettling example of how big studios represent the United States to the world. While other countries have interpreted globalism as a chance to reveal their national psyches and circumstances through film, America is more interested in attracting the biggest possible international audience. At Cannes, war-torn Croatia was shown through the eye of the director Emir Kusturica, the French elite was exposed in Look at Me, the fear of female genital mutilation was depicted in Senegal’s Moolaade. And so on. America had a green fantasy creature and Michael Moore, who went on to win the festival’s top prize with his documentary Fahrenheit 9/11.

(…)

When you look at the big international hits of the year, it is easy to understand why the world views America with a certain disgust. Shrek may be a lovable (and Scottish) ogre, but nearly every other global hero in American movies is bellicose, intellectually limited, stuck in ancient times or locked in a sci-fi fantasy. American films used to be an advertisement for life in the states – there was sophistication, depth, the allure of a cool, complex manner. Now most big studio films aren’t interested in America, preferring to depict an invented, imagined world, or one filled with easily recognizable plot devices. “Our movies no longer reflect our culture,” said a top studio executive who did not wish to be identified. “They have become gross, distorted exaggerations. And I think America is growing into those exaggerated images.

My fear is that it’s the tail wagging the dog – we write the part, and then we play the part.”

Shopping is not creating

Hey, rüstige Rentner, senile Senioren, putzige Pensionäre, nervige Neunzigjährige – der Großeinkauf am Samstag geht nicht dadurch schneller, dass ihr mir an der Kasse ständig den Einkaufswagen in die Hacken rammt. Wirklich. Und wenn ihr es noch so oft versucht.

Einsatz in vier Wänden in Bagdad

Eine irakische TV-Show sorgt dafür, dass ausgebombte Familien wieder ein Dach über dem Kopf haben: Iraqi’s hit house makeover show.

Labour And Materials, broadcast on Iraqi satellite channel Al Sharqiya, does not merely redecorate a room, but reconstructs entire properties destroyed in the ongoing conflict in the country.

The programme makers select families whose homes have been made uninhabitable either during the war or since, and reconstruct it to the extent of supplying new furniture – and even shiny new kitchen gadgets – for free.

Kongblog

Die Jungs und Mädels von The One Ring bleiben ihrem Helden Peter Jackson treu und schreiben mit anderen zusammen ein Produktionstagebuch vom Set von King Kong.

(via Sixtus)

Alptraum

Du weißt, du hast einen Nerd zum Freund, wenn der Kerl morgens aufwacht und dir schweißgebadet erzählt, er habe einen Alptraum gehabt: Alle Browser wären von seinem Rechner verschwunden, und der einzige, der noch funktionierte, war der Explorer.

SamstagSieben

1. Wo warst du, als die Mauer am Abend des 9. November fiel?

In Bremen in meiner Studentenbutze ohne Telefon. Ich habe die Bilder im Fernsehen gesehen und dann meinen Freund heulend aus einer Telefonzelle angerufen. Aber nur kurz. Musste wieder fernsehen.

2. Wohin ging deine erste Reise in den für dich neuen Teil Deutschlands?

So ganz neu war der Teil nicht. Wir haben Verwandte „drüben“ in Brandenburg und Thüringen; die haben wir des Öfteren besucht. Außerdem habe ich mehrere Jugendfreizeiten mitgemacht, daher kannte ich vor allem den Süden der DDR schon. Von den Städten, die ich besucht hatte, hat mir neben Weimar Leipzig am besten gefallen. Daher ging dort auch meine erste Reise nach der Grenzöffnung hin. Die Thomaner in der Thomaskirche anhören.

3. Was ist für dich „typisch BRD“?

Die Bezeichnung „Ost-Berlin“ für die Hauptstadt der DDR.

4. Was ist für Dich „typisch DDR“?

Die Bezeichnung „BRD“ für die Bundesrepublik.

5. Die deutsche Wiedervereinigung ist gut, weil ”¦

… weil nun wieder zusammen ist, was zusammen gehört. Ganz einfach.

6. Die deutsche Wiedervereinigung ist schlecht, weil ”¦

Die Wiedervereinigung ist nicht schlecht. Nur der Prozess an sich war im Nachhinein nicht ganz glücklich. Man hätte mehr gute Ideen der DDR übernehmen sollen als nur den grünen Abbiegepfeil, zum Beispiel die bessere Kinderbetreuung in Horten. Man hätte über eine neue Verfassung nachdenken können anstatt einfach das bundesrepublikanische Grundgesetz auf die „neuen Länder“ auszudehnen. Und man hätte sich etwas mehr Gedanken über die wirtschaftliche Zukunft machen können. Aber ich finde, für einen vorher noch nie dagewesenen Versuch, zwei sehr unterschiedliche Staaten zu einem zu machen, haben wir uns ganz gut geschlagen.

7. 3. Oktober, 9. November oder doch ein anderes Datum? An welchem Tag sollte Deutschland sich selbst feiern (Nationalfeiertag)?

Mit dem 9. November habe ich bis zum Mauerfall immer die Reichspogromnacht verbunden; daher finde ich es etwas makaber, diesen Tag zu feiern. Mit dem 3. Oktober kann ich gut leben. Die Unterzeichnung des Einigungsvertrages ist schließlich der offizielle Anfang eines wiedervereinten Deutschlands.

(via Cult7)

Reden, Tusch, Schere, Band, Bürgermeister, Schaumwein, Lachsschnittchen.

Dann kommt mal rein.

“IMDb me”

Die Internet Movie Database ist laut Guardian nicht mehr nur eine üppig gefüllte Datenbank, sondern inzwischen auch eine Art von Online-Dating-Service. Zumindest in Los Angeles, wo so ziemlich jeder zweite Einwohner von der IMDb erfasst wird: Out of site.

“It is the premier dating vessel for Hollywood,” said Bree Turner, an attractive actress who stars in the Oxygen Network series Good Girls Don’t… and has had roles in the films Sorority Boys and American Pie 2. “You can find out if the schmo is lying when he said he just wrapped Soderbergh’s next feature or was the indie darling at Sundance. And you can see if he was an ex-porn-star because IMDb will put everything you have ever done on celluloid up.”

(…)

Meanwhile, IMDb’s reach and influence are pervasive – indeed, invasive. It is relentless. If you once had a stand-in role on a public access cable show in Uruguay, you’re probably in the IMDb archives. The site lists approximately 1.6 million actors and crew-members, and, in nine years, has gone from hobbyist’s toy to major business force, a staple in the workday of every casting and talent agent, producer and studio executive across town. Founded in the UK in 1995 and owned by Amazon, it claims 18 million visitors per month and is tended to by 100,000 hardcore users – a netherworld of Tivo-enraptured, Netflix-hooked individuals with far too much time on their hands.

Reisebericht

Herr Praschl war in London.

(Life caching ist auch so ein Ausdruck, den man sofort klauen möchte.)

Mamma Miracoli

Ich bin mal wieder auf dem Musical-Trip. Gestern war Mamma Mia im Operettenhaus Hamburg dran, das ich noch von Cats in schlechter Erinnerung hatte. Mamma Mia hat damit netterweise nichts zu tun, auch wenn das Publikum eher zu Andrew Lloyd Webber gepasst hätte. Ich war bestimmt halb so alt wie die Herrschaften vor und hinter mir. Dafür habe ich aber doppelt soviel Krach gemacht. Zusammen mit meinen beiden schwulen Freunden. Mit wem soll man auch sonst ins Musical gehen?

Mamma Mia besteht aus Abba-Songs, die zum größten Teil recht hübsch ins Deutsche übersetzt wurden und um die eine nichtssagende Handlung gestrickt wurde. Nicht ganz so nichtssagend wie We Will Rock You, aber ähnlich auf die Lieder aufgepfropft (dieses Wort sieht eklig aus). Aber die Schreiberlinge stehen genauso wohlwollend zu ihrem Material; es wird nicht alles bierernst genommen, sondern liebevoll verarscht. Denn wenn die drei älteren Damen, die früher in Schlaghosen auf der Bühne gestanden haben, „Chicitita, was ist gescheh’n“ singen, dann wissen sie, dass sie Müll singen und das zeigen sie uns auch durch völlig überzogene Gesten und Intonation. Passt schon.

Die Menschen auf der Bühne hatten grundsätzlich ne Menge Spaß an ihrem Tun, genau wie das Publikum, mich eingeschlossen. Viele kleine Gags halfen über manche textliche Durststrecke hinweg, wenn mal wieder die Handlung erklärt werden musste. Und wenn gar nichts mehr ging, durften junge, halbnackte Männer in Schwimmflossen die kleinen Schwäne tanzen oder der ganze Chor die kongeniale Zeile „Wenn das Mami wüsst“ singen. Ich wollte die ganze Zeit nur mitgrölen, was aber nicht ging, weil ich ja die deutschen Texte nicht kannte und der Opa neben mir wahrscheinlich nen Hörsturz gekriegt hätte. Aber ich summe seit Stunden „Gimme Gimme Gimme (A Man After Midnight)“ vor mich hin.

Mamma Mia fühlt sich ein bisschen an wie eine klassische Boulevardkomödie mit Musik; ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, dass Gisela Schlüter und Günter Pfitzmann aus den Kulissen kommen. Dass es mir trotzdem gut gefallen hat, lässt ahnen, welcher Art Unterhaltung ich im Rentenalter zusprechen werde. Wahrscheinlich gibt’s dann ein Musical mit der „Musik“ von Scooter. Und ich werde es gnadenlos gut finden.

„Du wickelst deine Worte so schön in Geschenkpapier ein.“

Every sperm is sacred, every sperm is good

Herr Werbewunderland hat sich auch als mein Nachwuchs geoutet. Ab wievielen Kindern gibt’s das Mutterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern und dem Stachelschwein, das aufrecht in einem Lilienfeld steht? Und was kriegen die Männer?

The Fog of War

The Fog of War ist ein Dokumentarfilm über das Leben und die Karriere von Robert S. McNamara, der unter Kennedy und Johnson Verteidigungsminister und damit auch mitverantwortlich für den Vietnam-Krieg war. Dieses Thema nimmt den größten Teil des Films ein, aber wirklich Weltbewegendes hat McNamara nicht dazu zu sagen. Vor allem, weil er selbst seiner Lieblingsstrategie folgt, die er uns sogar verrät: „Beantworte nie die Frage, die dir gestellt wurde; beantworte die, die du beantworten willst.“ So weicht er nicht nur den Vietnam-Fragen geschickt aus, er weicht auch seiner eigenen Biografie aus. Auf die Frage, ob er gewusst hat, was die verheerenden Brandbomben auf japanische Städte in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs anrichten würden, antwortet er, dass er auch dafür nicht verantwortlich war: “I was part of a mechanism that, in a sense, recommended it (the bombing).”

Trotzdem ist The Fog of War sehenswert geworden, denn der Film beleuchtet nicht nur einen spannenden Abschnitt der amerikanischen Geschichte, sondern gönnt uns auch ein paar Augenblicke mit der historischen Figur McNamara, wenn diese mal nicht on duty ist. So erzählt er zum Beispiel, dass er selbst den Platz auf dem Arlington Cemetery ausgesucht hat, auf dem JFK bestattet ist. Mit Tränen in den Augen berichtet er von einem Park Ranger, der ihm, nachdem er den Platz ausgesucht hat, erzählte, dass der Präsident noch vor wenigen Wochen hier war und selbst gesagt habe, dieses sei der schönste Platz in ganz Washinton. “And there he is buried.”

The Fog of War zeigt deutlich, wie sehr ein Politiker auch Jahre nach der Karriere noch verbal auf der Hut ist. Gleichzeitig zeigt der Film aber auch in einigen Momenten den Menschen hinter dem Amt, der fähig zu einem Resümee ist. So schließt McNamara sinngemäß mit den Worten, dass man erst in der Rückschau sieht, was man getan hat. Er wünsche sich, dass man diese Rückschau auch in der Hitze des Gefechts besäße.

The Ladykillers

Der erste Film von Joel und Ethan Coen, der meiner Meinung nach richtig in die Hose gegangen ist. The Ladykillers fängt gemütlich an und gewinnt leider nie an Tempo; dabei wäre das doch die einzige Chance gewesen, den Klassiker mit Alec Guiness noch zu übertreffen, wenn schon die Story der Gangster, die sich, als Musiker getarnt, im Hause einer alten Dame einnisten, sich nicht großartig ändert. Mir persönlich gefallen zwar die vielen Südstaatendetails, aber leider sind sie nach fünf Minuten nicht mehr charmant, sondern nur noch enervierend, Tom Hanks’ elaboriertes Gequatsche ist auch eher anstrengend denn unterhaltsam, und daher habe ich den Film nach 30 Minuten wieder aus dem DVD-Player befreit.

Erbsen auf halb 6

Gelungene Mischung aus Drama und Liebesfilm, leise erzählt und in schöne Bilder verpackt. In Erbsen auf halb 6 geht es um einen Mann, der bei einem Unfall erblindet, und eine von Geburt an blinde Frau, die ihm helfen soll, wieder zurechtzukommen. Aber anstatt eine Lehrstunde in Anpassung zu werden, verlegt der Film seine Protagonisten lieber in ein Roadmovie. Die beiden befinden sich plötzlich auf dem Weg nach Russland, wo der Mann seine todkranke Mutter besuchen will; im Nacken sitzen den beiden dabei der Partner der Frau und ihre nervige Mutter.

Was eine ziemlich anstrengende Reise hätte werden können, bleibt stattdessen eine zarte Liebesgeschichte, in der Worte mal stärker sind als Blicke und in der man im wahrsten Sinne erfühlt, was den Charakteren widerfährt. Ein sehr verbales Filmerlebnis; am liebsten möchte man die Bilder anfassen können, weil einem die Augen plötzlich zu gering vorkommen. Wie können sie auch gegen Liebeserklärungen wie diese ankommen: „Ihr Haar fällt langsam, ihr Geruch ist wie der Wind und ihre Stimme … die ist blau … wunderbar blau …“