Seelachs in Persillade mit Essigkartoffeln

Zwei Rezepte auf einmal ausprobiert – und dazu noch einen meiner beiden neuen Lieblingsweine getrunken. Verdammtes Delinat-Degustierpaket.

Die Essigkartoffeln stammen, wie viele Rezepte neuerdings, von 101 Cookbooks, der Persilladenfisch mal wieder aus dem ad-hoc-Kochbuch. Ich mochte die Kombination sehr gerne, und sie wurde wunderbar ergänzt durch diesen Wein, einen Viña Llopis aus Valencia, den ich seit einer Woche zu allem trinke und der mit allem klarkommt: säurehaltige Dressings, milder Mozzarella, Knoblauchbrot, alles egal, das Weinchen passt sich allem an. Pur schmeckt er recht herb, das Fruchtige kommt durch, aber ich finde ihn sehr mineralisch. Sobald allerdings ein würziges Essen dazukommt, wird er deutlich milder, ohne seinen Charakter zu verlieren – und seine Fruchtigkeit ist auf einmal süßlicher, ohne lieblich zu werden. Großartig.

Der andere Wein im Degustierpaket war übrigens noch besser: Der alr Vinho Verde hat mich davon überzeugt, dass nicht jeder Vinho Verde nach Luft und Wasser schmeckt. Der hier siedelt sich zwischen meinem bisherigen Lieblingswein, dem Gelben Muskateller vom Pollerhof, und so ziemlich jedem Soave an, den ich in letzter Zeit getrunken habe. Er ist sehr fruchtig und mild und eher zum Nebenbeitrinken geeignet. Im Zusammenspiel mit würzigem Essen wird er noch milder und geht ein winziges bisschen unter. Aber wirklich nur ein winziges bisschen. Ich werde mir von beiden Weinen ein kleines Kistchen bestellen. (Ich brauche mehr Freunde mit mehr Zeit, sonst kriege ich die ganzen Schätze nie alle, die schon in meiner Speisekammer lagern.)

Aber jetzt endlich zum Essen. Die Essigkartoffeln sollen eigentlich gegrillt werden, was bei uns nicht geht, weil nix Grill und nix Grillpfanne. Es waren dementsprechend eher nach Essig schmeckende Bratkartoffeln, aber trotzdem lecker.

Kartoffeln schälen und in circa 0,3 bis 0,5 Zentimeter dicke Scheiben schneiden. In einen Topf umsiedeln und mit Essig (ich habe Weißweinessig genommen) auffüllen, bis alle Kartoffeln bedeckt sind. Zum Kochen bringen, kurz aufkochen, bei mittlerer Hitze noch fünf Minuten weiterköcheln lassen und dann vom Feuer nehmen. Die Kartoffeln circa 30 Minuten im Essig auskühlen lassen und in eine Schüssel umsiedeln. Dort ganz vorsichtig mit Olivenöl, schwarzem Pfeffer und Meersalz marinieren – deswegen die relativ kurze Kochzeit: Wenn man sie schon durchgart, könnten sie beim Marinieren auseinanderfallen. So sind sie erst halbgar und bekommen nun auf dem Grill – oder eben in einer Pfanne – noch Farbe.

Den Seelachs (oder Dorsch) waschen, trockentupfen und mit Meersalz würzen. In einer kleinen Schüssel ein wenig kaltes Wasser bereitstellen, in einer zweiten einen Teelöffel Dijonsenf. In einem tiefen Teller Brotkrumen (bei uns waren es fertige Semmelbrösel) mit fein gehackter Petersilie vermischen. Einen Pinsel im Wasserschüsselchen befeuchten und durch den Senf ziehen; dadurch wird er streichfähiger. Eine dünne Schicht Senf auf den Fisch streichen und die bestrichene Seite in die Brotkrumen-Petersilie-Mischung tauchen.

Pflanzenöl in einer ofenfesten Pfanne heiß werden lassen; die Hitze auf mittlere Stärke zurückdrehen und dann den Fisch mit der Brotseite nach unten kurz anbraten, bis die Persillade gebräunt ist (circa ein bis zwei Minuten). Dann die Pfanne in den auf 180° vorgeheizten Ofen geben und den Fisch fertiggaren, circa acht bis neun Minuten.

Mir persönlich waren die Kartoffeln deutlich zu essiglastig; beim nächsten Mal werde ich 2/3 Essig auf 1/3 Wasser ausprobieren. Ich mochte die Säure sehr gerne, aber ich hätte sie gerne etwas milder gehabt; hier kommt sie sehr selbstbewusst reingepoltert und setzt sich erstmal breitbeinig auf die guten Stühlchen. Der Fisch dagegen war toll: Von der Persillade habe ich leider so gut wie nichts geschmeckt, aber die Konsistenz des Seelachs’ war perfekt. Ich bilde mir ein, inzwischen halbwegs okayen Fisch hinzukriegen, aber so zart und saftig war er noch nie. Beim nächsten Mal werde ich „echte“ Brotkrumen nehmen statt des Fertigzeugs (vielleicht wäre Panko auch eine Idee) und etwas frischere Petersilie; dieses Sträußchen stand auch schon ein paar Tage bei uns rum. Und mehr Senf, von dem habe ich gar nichts geschmeckt.

Beides zusammen war eine wunderbare Kombination: die sehr würzigen Kartoffeln mit dem eleganten Fisch haben prima zusammengepasst. Und der Wein, ach der Wein, ich mach jetzt die Flasche leer und hör auf zu bloggen.