Was schön war, Jahresanfang 2022

Eigentlich wollte ich diese Woche schon konzentriert anfangen zu arbeiten, aber es ist eher eine Woche von konzentriertem Kochen, Lesen und Ausruhen geworden. Mir ist erst in den vergangenen Tagen klargeworden, wie anstrengend inzwischen die Zeit in der alten Heimat ist, auch wenn Papa nicht mehr zuhause lebt. Auch das Mütterchen ist eben keine 25 mehr und ich beschäftige mich mehr mit ihrem Zustand als jemals zuvor.

Pastinaken, Möhren, Edamame, Sprossen, ordentlich Butter und Knoblauch.

Kung-Pao-Tofu. Ich sollte öfter mit Szechuanpfeffer kochen. Oder wenigstens kurz die Nase ins Döschen stecken, das duftet herrlich!

Bohnensuppe mit Tomaten und gerösteten Zwiebeln, Ottolenghi im Guardian. Im gleichen Link das Rezept zum folgenden Bild: Sauerscharfe Suppe mit Sprossen, im Rezept mit Kohl, bei mir mit Zucchini und Rettich.

Seit längerer Zeit, quasi seit Beginn der Diss, suchte ich ein Buch, das in München nur in der Stabi steht und auch dort nur in den Lesesaal geliehen werden kann. Es ist ein Überblickswert über Darstellungen von Arbeit und Industrie, ich das ich ewig reingeschaut habe, aber nie am heimischen Schreibtisch. Deswegen suchte ich auf archivalischen Plattformen, aber das Ding war meist jenseits von Gut und Böse bepreist. Bis letzte Woche, wo ich ein angebliches Bibliotheksexemplar für 50 Euro fand (sonst fingen die Angebote für die Hardcoverausgabe jenseits der 100 an; das Softcover wollte ich nicht, das hat eine eher bescheidene Abbildungsqualität und um die geht es mir ja vorrangig). Die Rezensionen machten mich etwas nervös; anscheinend verschickte der Verkäufer öfter mal Ware, die nicht dem Zustand entspricht, mit dem er sie angeboten hat. In meinem Fall traf aber alles zu: Das Buch sieht quasi unberührt aus. Danke, Institut für Kunstgeschichte der Uni Karlsruhe, dass sich bei euch anscheinend niemand für den Titel interessiert hat.

Pinkfarbene Tulpen in meiner Bibliothek. Dort dachte ich ewig über eine neue Wandfarbe nach, Gardinen, vielleicht die Regale lackieren, dämliche Buchen-Billys? Im Endeffekt schob ich ein Regal wieder dorthin, wo es schon beim Einzug gestanden hatte, drehte ein weiteres aus dem Raum spießig wieder an die Wand zurück, obwohl wir ja wissen, dass „Alles an der Wand lang“ eine total langweilige Einrichtungsart ist. Im Moment möchte ich aber Langeweile und Übersicht in diesem Raum. Und Tulpen.

In der Küche dachte ich ebenfalls über Veränderungen nach, hielt mich aber zurück und bestellte keine breiten Unterschränke, sondern schichtete Zeug in Körbe um, die jetzt im weiterhin zu flachen und zu niedrigen Regal stehen. Immer noch nicht perfekt, aber aufgeräumter und ruhiger.

Die Inhalte der ganzen angebrochenen Packungen aus dem Vorratsschrank wurden in Gläser und Flaschen umgefüllt. Wodurch im Schrank Platz wurde für die eher unahnsehnlicheren Dinge in meiner Küche (Gewürzdosenchaos). Ich betrachte meinen Frühjahrsputz verfrüht als erledigt.

Bei der Date Night mit F. einen Sauvignon blanc für besser als erwartet entdeckt. Generell ein sehr schöner Abend. Sollten wir öfter machen. (Verpiss dich endlich, Virus.)

Zuwendungen von Leserinnen erhalten: einmal eine 1-Kilo-Tüte Quaxi aus Bonn, einmal zweihundert Seiten Trost aus Berlin. Vielen Dank für beides!

Am Freitag kam nach fürchterlich langen drei Wochen endlich wieder meine Gemüsekiste. Am Heiligabend hatte ich sie abbestellen müssen, weil ich nicht in der Stadt war, und letzte Woche machte der Versender wohlverdienten Urlaub. Zur Feier des Tages bestellte ich deutlich mehr als sonst und habe nun Tempeh (noch nie gegessen) und Lauchzwiebeln, deren Grün gefühlt dreimal so lang ist wie bei der Supermarktware. Sehen so Frühlingszwiebeln aus? Egal, Spring Onion Pancakes für alle!

Die ebenfalls mitbestellten Franzbrötchen konnten nicht vollständig überzeugen, aber auch ein mieses Franzbrötchen ist besser als gar kein Franzbrötchen.

Mit dem neuen Rechner kamen ein paar Einschränkungen, wie immer, wenn man gefühlt vier Betriebssystemversionen überspringt, weil die alte Kiste einfach nicht mehr mitkommt: Mein Photoshop lief nicht mehr. Ich könnte jetzt natürlich weiterhin meine wenigen Fotos fürs Blog auf dem alten Rechner bearbeiten und sie mir per Mail schicken. Oder weiter, wie in den letzten Wochen, mit Vorschau und Gimp rumstümpern. Oder ich abonniere für 11 Euro im Monat ein Adobe-Paket und darf entspannt an meinem neuen Rechner arbeiten. Dafür werde ich vermutlich Amazon Prime kündigen, ich versuche eh, dort nicht mehr so oft zu bestellen. Auch die drei Probemonate AppleTV werde ich nicht verlängern, dort gibt es quasi nichts, was mich interessiert.

Von Gabriele Tergit ist ein weiterer Roman erschienen: „So war’s eben.“ Der DLF berichtete.

Erneut einer Vorlesung aus der Berliner Humboldt-Uni gefolgt. Wenig Neues für mich – es ging um Raul Hilbergs Standardwerk –, trotzdem wichtig.

Mich vor einem Aufsatz gedrückt und stattdessen einen langen Blogeintrag verfasst. Meine Lust zum Bloggen geht seit Monaten immer mehr zurück. Vielleicht liegt es an der Situation mit Papa, vielleicht auch einfach damit, dass ich es schon so lange mache. Jahrelang habe ich damit kokettiert, dass Bloggen für mich wie Zähneputzen ist, das mache ich halt einfach. Aber so langsam habe ich das Gefühl, dass meine Blogeinträge auch immer mehr dieses Niveau haben: wie einfach nebenbei gemacht (so entstehen sie halt derzeit). Deswegen freuen mich Einträge wie der vom Mittwoch, weil ich über den nachdenken musste. Dieser hier ist Pflichterfüllung, weil Menschen mir Süßigkeiten und Bücher schicken oder mich auf Patreon unterstützen. Ich ahne trotzdem, dass dieses Jahr vielleicht das letzte sein wird, in dem ich diese Tagebuchform mit Kochblogeinsprengseln weiterführen werde. Ich habe am 1. Juli 2002 meinen ersten Blogeintrag in dieser Form veröffentlicht; vielleicht sollte ich das nach 20 Jahren einfach mal lassen oder ändern. Ich werde mir das bis Ende Juni überlegen.