Tagebuch Montag, 17. Mai 2021 – Schreibtischglück

Muss man ja auch mal festhalten, wenn der Tag am Schreibtisch gut war. Gutes Alltagsessen gezaubert. Mit offenem Mund (und einer warmen Teetasse in der Hand) dem abendlichen Hagelschauer zugeguckt und einen Blitz von gefühlt zwei Straßen weiter gesehen.

Leider festgestellt, dass zwei meiner gern gesehenen Serien nicht verlängert wurden: all rise hatte tolle Frauenfiguren, die Storys waren mir meist egal, aber: tolle Frauenfiguren. Dazu The Unicorn: Ich hätte nicht gedacht, dass ich die Serie mögen würde (Witwer muss wieder daten, ächz), aber die hatte ein großartiges Ensemble. Auch hier waren mir die Storys fast egal, machte aber nichts, es gab schöne Dialoge und sehr lustige Darsteller*innen. Schade um beide, meiner Meinung nach.

Außerdem ein neues Buch angefangen und hervorragend geschlafen.

In zwei Tagen durchgelesen: The Vanishing Half von Brit Bennett, hier Rezensionen zur deutschen Ausgabe. Ich mochte das Buch sehr, auch in seiner sparsamen Sprache, die teilweise eher andeutet als ausführt. Gleich mal The Mothers, Bennetts ersten Roman, auf die Merkliste gesetzt.

Ebenfalls mit Gewinn durchgelesen: Theresa Sepps Diss über Ernst Buchner. Und mit durchgelesen meine ich durchgelesen, nicht das übliche Diss-Lesen: die zwei Kapitel, die einen wirklich interessieren, lesen, die anderen überfliegen oder ignorieren. Sehr gut geschrieben, nicht zu viel akademisches Gequatsche, sondern lesbar, unglaublich. Viele Fußnoten, aus denen ich ebenso viele Literaturtipps notiert habe. Den hier zum Beispiel: Laut Fußnote konnte Enderlein zeigen, dass „die ‚jüdische‘ Provenienz der Kunstwerke nicht zwingend zu einer Preisschätzung unter Marktwert führte“, was bisher mein Kenntnisstand gewesen war. (S. 186)

In Auktionskatalogen aus der NS-Zeit wurde Besitz von jüdischen Verkäufern (also meist zwangsweise versteigerte oder geraubte Gegenstände) mit einem Sternchen gekennzeichnet, hier ein Beispiel. Der Katalog macht es einfach, indem er schon im Titel von „teilweise nicht-arischem Besitz“ spricht. Bei den besternten Gütern konnte man, so mein bisheriges Wissen, davon ausgehen, dass sie günstiger zu haben waren als die nicht-besternten. Die Studie von Enderlein muss ich dringend lesen. (Auch hier wieder der kurze Gedanke, dass niemand, wirklich niemand von irgendwas irgendwas wissen konnte.)

An die Sternchen musste ich denken, als ich den gestern bereits verlinkten Artikel zu Schwarzer Geschichte und deren Rekonstruktion durch kaum vorhandene Archivalien las: „A quick look into an old city directory—one of the few mainstream historical sources that reliably included Black people—reveals that the building once belonged to a pair of brothers, Hammond and Charles Smith. I know it’s them, because the city directory was also segregated. Black-owned businesses were denoted by a small c, meaning “colored,” next to their name.“

Heute morgen retweetete ich ein Beckmann-Gemälde vom MoMA-Bot und stellte beim Klick auf den Link fest, dass das MoMA seit Kurzem (?) die gezeigten Werke auch im Rahmen von Ausstellungen abbildet. Dort kann man, wenn man Glück hat, auch die Kunstwerke neben dem eigentlich gesuchten anklicken. Sehr gute Sache.