Tagebuch Sonntag, 1. November 2020 – Museumsbesuch

Ich hatte in der letzten Woche mehrere Menschen in meiner Twitter-Timeline, die sich über andere aufregten, die jetzt nochmal schnell irgendwas machen, bevor es ab heute für mindestens vier Wochen nicht mehr möglich ist. Beim Tantris habe ich mich entschuldigt gefühlt, der Termin stand seit März; beim gestrigen Museumsbesuch muss ich aber gestehen: Ja, das war einer von den Dinge, die man vermutlich hätte sein lassen können. Andererseits weiß ich auch, dass die Villa Stuck äußerst selten überlaufen ist, und deswegen trafen F. und ich uns dort um 11 Uhr, um einmal das ganze Haus abzuarbeiten. Der Herr ging zu Fuß, ich radelte, womit wir immerhin den ÖPNV umgehen konnten.

Die Ausstellung, wegen der wir ins Museum wollten, war Margret Eichers „Lob der Malkunst“. Die Künstlerin verarbeitet auf ihren Wandteppichen (ja, genau) popkulturelle Motive und setzt sie in Beziehung zu gelernten, klassischen Motiven. Mein Favorit war ein Teppich, dessen zentrales Bildfeld eine Computerspielszene mit einem Soldaten und seinem Gewehr zeigte. Ich kenne mich in Ballerspielen nicht genug aus, um zu wissen, welches Spiel hier referenziert wurde, aber ich nahm das als generische Abbildung hin. Das Spannende war die Verbindung zu alten Motiven: Das Werk hieß „Das große Rasenstück“ und verwies damit natürlich auf Albrecht Dürers gleichnamiges Aquarell, das auch optisch in Ausschnitten zu sehen war. Im Hintergrund des Soldaten, der sich quasi aus Dürers Wiese erhebt, waren Apfelbäume zu sehen, sie verweisen auf das Paradies und erinnerten mich ebenfalls an ein Dürer-Werk.

Die restlichen Werke fand ich spannend bis egal; die Technik, Motive als Teppich zu zitieren und nicht als Collage oder ähnliches, ist für zwei, drei Räume interessant – und dann beliebig, leider.

Auch die Teppiche von Beate Passow konnten mich nur kurz fesseln, auch hier herrschte bei mir Bewunderung für die Mühe vor anstatt Begeisterung für Motive und Ideen.

Für Maya Schweizers Videokunst hatten wir dann leider beide nicht die innere Ruhe. Wir blieben beide nur gut 15 Minuten vor einem oder mehreren, kürzeren Werken, konnten uns aber nicht so recht konzentrieren. (Vielleicht DIE GESAMTSITUATION?) Daher verließen wir auch diese Räume eher schnell.

Vielleicht hätten wir doch die klassische Moderne, die auf zeitgenössische Kunst aus der Sammlung Goetz trifft, in der Pinakothek nehmen sollen, aber die ist Sonntags wegen des herrlich geringen Eintritts von einem Euro gerne mal etwas voller, und so brav waren wir dann doch, dass wir uns bewusst ein leereres Haus aussuchten.

Ich radelte im Regen nach Hause, wo ich zunächst mein vorgestern angesetztes Kartoffelbrot nach Lutz Geißler buk. Es ging nicht so gut auf wie erwartet, war aber trotzdem äußerst schmackhaft – und vor allem sehr saftig.

Seit Freitag ist die erste Folge der neuen Staffel des Mandalorian online. Ich bin der Serie, die bei Kenner:innen wie F. nur „Baby Yoda Show“ heißt, bisher weiträumig ausgewichen, weil ich froh bin, nie wieder Star Wars gucken zu müssen. Gestern warf mir Giardino aber einen YouTube-Clip in die Timeline, der mich interessierte: „The Tradegy of Droids in Star Wars“, der die eigentümliche Beziehung zwischen Humanoiden und Robotern in diesem Teil des Universums untersuchte. Das Ding war voller Mandalorian-Clips und -Spoiler, und nachdem ich mich seit einem Jahr über ein Meme freue, das aus der Serie stammt …

… gab ich nach und guckte gestern alle acht Folgen der ersten Staffel. Und war überrascht: Das machte größtenteils sehr viel Spaß, weil Star Wars aufhörte, große Weltenzusammenhänge zu erklären, sondern einfach nur unterhalten wollte. Hätte ich gewusst, dass das Ding von Jon Favreau stammt, hätte ich es früher geguckt, aber ich war halt bockig. (Dass F. seit Monaten „I am Star Wars now“ zitiert, half auch ein bisschen.)


(Reddit)