Tagebuch Samstag, 31. Oktober 2020 – Ein typischer Samstag

Gemeinsam aufgewacht. Morgens länger Zeit miteinander verbringen zu können, freut mich immer.

Den vorletzten Bagel des letzten Backschwungs vertilgt, neuen Brotteig angesetzt.

Mein Fahrrad aufgepumpt, dessen Vorderreifen am Freitagabend überraschend total platt war, weswegen ich den Bus zum Tantris genommen hatte. Im Nachhinein frage ich mich, ob es überhaupt einen Fahrradständer am Sternetempel gegeben hätte. Vielleicht irgendwo verschämt um die Ecke.

In die Sportklamotten geworfen und nur so halb motiviert mitgeturnt. Gestern waren wieder lustige Bauch- und Rückenmuskelsachen dran, weswegen man größtenteils auf der Yogamatte lag. Dort blieb ich auch die Hälfte der Übungen einfach liegen, nahm mir Auszeiten und atmete tief in mich rein anstatt noch 30 Sekunden zu planken. War auch mal nett.

Eh angeschwitzt schnappte ich mir den Staubsauger und hübschte die Wohnung oberflächlich auf. Ich vermisse den Hamburger Staubsaugerroboter schon sehr.

Fußball geguckt, auf dem Sofa rumgelegen, abends Pizzateig angesetzt und mit F. gemeinsam verspeist, dazu ein Bierchen. Was man halt so nach einem Tantris-Besuch essen mag.

Gemeinsam eingeschlafen, beide angenehm entstresst und sehr müde.

Ich bin auf einen der vielen Twitter-Posts des DFB reingefallen, der „50 Jahre Frauenfußball“ feiern wollte. Natürlich feiert der DFB das Ende seines eigenen Verbots von Frauenfußball, wie Mara Pfeiffer (@wortpiratin) klug ausführt.

Frauenfußball: Das falsche Jubiläum

„Der Deutsche Fußball-Bund feiert am 31. Oktober 50 Jahre Frauenfußball – und das sagt viel aus darüber, was man in Sachen Verband und dessen Verhältnis zu dem Thema wissen muss. Denn natürlich spielen Frauen auch in Deutschland viel länger Fußball als 50 Jahre. Was 1970 endete, war das 15-jährige Verbot, sie in Vereinen spielen zu lassen, die im DFB organisiert sind. Der Jahrestag wäre ein guter Anlass gewesen, mit dem falschen Wording aufzuräumen. Der DFB hat die Chance, wie vieles im Frauenfußball, achtlos am Spielfeldrand liegenlassen.

Lange schien hierzulande gewiss, dass Frauen 1930 begannen, in Teams organisiert Fußball zu spielen. Damals gründet die 18-Jährige Lotte Specht aus Frankfurt den 1. Deutschen Damenfußballclub. Zuvor hat sie über eine Annonce Gleichgesinnte gesucht. Etwa 40 Rückmeldungen erhält die Tochter einer Metzgerfamilie, 35 der Frauen gründen Anfang 1930 in der Gastwirtschaft “Steinernes Haus” nahe des Römers den 1. DDFC.

Die Spielerinnen, kurzzeitig trainiert von einem Mann, kicken meist gegeneinander, seltener gegen Männerteams. Dabei begegnen ihnen Häme und Spott und auch unter dem Druck der Eltern geben sie ihr Hobby bald auf: Bereits im Herbst 1931 wird der Verein aufgelöst. Wer heute “Lotte Specht” als Suchbegriff auf der Homepage des DFB eingibt, erhält null Treffer für die Pionierin, selbiges gilt für ihren Klub. Der erste Männerverein BFC Germania 1888 und seine Gründer, die vier Jestram-Brüder, sind selbstverständlich zu finden. […]

Zur Zeit der Nationalsozialist*innen verschärft sich die Haltung gegenüber fußballspielenden Frauen, ohne dass ein konkretes Verbot erlassen wird. Der “männliche Kampfcharakter” widerspreche “dem Wesen der Frau”. Auch dem im Juli 1949 wiedergegründeten Deutschen Fußball-Bund sind spielende Frauen nicht recht. Der Sport wird als “unweiblich” und “nicht frauengemäß” gesehen und der Verband schafft auf seinem Bundestag am 30. Juli 1955 in Berlin Fakten: Er verbietet Frauenfußball in seinen Reihen. Im Detail heißt das, die im DFB organisierten Vereine dürfen weder Abteilungen führen oder gründen, noch Frauenteams ihre Plätze überlassen. Schieds- und Linienrichtern wird verboten, Frauenspiele zu leiten.

Die Begründungen sind kurios: “Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.” Auch Auswirkungen auf die Fortpflanzung werden diskutiert. Verbieten kann der DFB nur Aktivitäten unter seinem Dach – weder das Spiel, noch dessen Ausbreitung auch bei Frauen. Die kicken und gründen munter weiter. […]

Beim DFB ringt man sich im Herbst 1969 durch, das Thema wieder auf die Agenda zu heben. Gesellschaftlich hat es durch die neue Frauenbewegung abermals Schwung bekommen, die Forderungen nach Gleichberechtigung werden lauter. […]

Beim DFB-Bundestag am 31. Oktober 1970 hebt der Verband sein Verbot auf. Es geht ihm darum, die Deutungshoheit zurückzugewinnen: zu den Auflagen gehören eine monatelange Winterpause, ein spezieller Ball, das Verbot von Stollenschuhen und eine verkürzte Spielzeit.

Mehr als 15 Jahre hat man den Frauen Steine in den Weg gelegt. Weil sie auch nach 1970 nicht geleichwertig behandelt werden, hat der Sport diese Zeit nie wirklich aufgeholt.“