Tagebuch Sonntag, 6. September 2020 – Massaker und Mayonnaise

Ausgeschlafen, mich gut gefühlt, gebloggt, ein bisschen Wasser getrunken und dann den neuerdings online gebuchten Sportkurs begonnen. Lerneffekt: auf nüchternen Magen bzw. nur mit einem Glas Wasser drin eine Stunde walken zu gehen – kein Problem. 30 Minuten Cardio – keine Chance. Nach 25 Minuten mit ein bisschen Kreislaufmemmigkeit abgebrochen, beim Cool-Down nur noch zugeguckt und anstatt mich zu dehnen schnappatmend auf dem bequemen Schreibtischstuhl gesessen und einen Liter Wasser geext. Dann wohl doch eher wie bisher nachmittags anstatt morgens zuhause auf der Yogamatte rumwuseln. (Ich habe jetzt eine Yogamatte.)

Mein derzeitiges Körpergefühl scheint auch von Corona beeinträchtigt worden zu sein: Ich mag gerade nicht draußen in engen Tights rumlaufen, sondern erledige das auch lieber alleine ohne Zuschauer oder Mitläufer zuhause. Hier laufe ich nun auf der Stelle, was eindeutig weniger befriedigend ist als draußen auf stillgelegten Friedhöfen, aber ich möchte das gerade so. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass ich durch Corona noch weniger vor die Tür komme als vor der Pandemie, und allmählich machte ich mir um meine Grundkonstitution ein wenig Sorgen. Dass ich gerade was Cardio angeht Nachholbedarf habe, zeigte sich bereits am Freitag, als ich nach dem Workout, das sich hauptsächlich mit dem Operkörper und den Armen befasste, geduscht und entspannt einen Kuchen backen wollte und beim Halten des Handmixers und der dazugehörigen Drehbewegung dauernd „Au … au … au“ vor mich hinmurmelte, weil meine Unterarme eindeutig überbeansprucht waren. Der Trainer im Video so launig: „Tomorrow you will feel sore – I actually like to feel sore.“ Ich nur so: „Whatever, ich hab Kuchen, du Kasper, au. But good workout, buddy, see you tomorrow!“

Gestern lachte mich ein weiteres Kuchenrezept von der NYT an, ein Blaubeerrührkuchen in der Kastenform mit Haferflockenstreuseln oben drauf. Ich hatte nur Schokomüsli, das passte auch, aber der ganze Kuchen war ein einziges hässliches Massaker. Ich weiß wirklich nicht, warum manche Rezepte von der NYT hervorragend funktionieren und andere null. Gestern postete ich das Ergebnis mutig auf Insta (mehr echtes Leben auf Insta!), aber heute morgen wollte ich den bläulich-schimmelig aussehenden Bröselberg schon nicht mehr sehen. Gelöscht.

Als Ausgleich – oder weil ich dachte, heute geht eh alles schief – rührte ich mir wieder eine Mayonnaise an. Also per Hand, nicht mit dem Mixstab, das klappt bei mir irgendwie auch nicht mehr, what the hell, aber von Hand ging es gestern, und ich behaupte, meine Unterarme sind seit Freitag irre muskulös geworden, denn das ewige Rührbesenschwenken hat nicht so angestrengt wie sonst. Es gab meinen geliebten Caesar Salad und ich war mit dem Tag versöhnt.