Tagebuch Donnerstag, 5. März 2020 – Archiv und Bib, sorry, aufregender wird’s hier nicht mehr

Archiv war schon Mittwoch. Ich eruierte mit Google Maps und dem Raumfinder der TU, wo sich wohl das Architekturmuseum befinden könnte, erwischte in der Realität dann auch den richtigen Eingang am richtigen Gebäude – und irrte trotzdem fünf Minuten rum, bis mich die Archivarin ansprach, ob ich vielleicht ins Museum wolle. „Ich sag dauernd, wir brauchen hier ein Schild, das findet niemand!“ Ich möchte ergänzen: Drinnen wäre ein Schild „Ausgang“ auch super, diese schweren Holztüren sehen alle gleich aus.

Der Aufenthalt im Museum war leider auch nicht erfolgreicher. Der schriftliche Nachlass von Theo Lechner bestand aus zehn kopierten Seiten, die sich hauptsächlich um seine Berufung zum Prof 1940, wenn ich mir das richtig gemerkt habe, drehten. Immerhin eine Seite guckte ich länger an, denn da stand eine Art Lebenslauf mit den ganzen Projekten, die er betreute, und da schaute ich einfach, ob eins dabei war, bei dem ich auch Protzen verorten konnte. War’s nicht.

Die Archivarin gab mir noch den Tipp, es im TU-Archiv zu versuchen, aber die bewahren eher Personalakten auf, die brauche ich nicht. Und dann streckte sie mir zum Abschied die Hand entgegen und ich dachte erstmals in meinem Leben, oh Gott, Händeschütteln, dieser Leichtsinn!

So sieht’s aus, wenn man den Ausgang gefunden hat und auf dem Weg zum endgültigen Ausgang ist.

Abends sahen F. und ich uns nach gefühlt TAUSEND JAHREN endlich wieder; während ich in Berlin gewesen war, war er in London, dann war ich gefühlt erkältet, dann er, aber jetzt waren wir endlich wieder am selben Ort und trauten uns dazu auch noch in die gegenseitige Nähe. Das war schön.

Gestern war dann mal wieder ZI-Tag angesagt. Ich erwähnte vermutlich vor zwei Jahren mal meine ToDo-Liste, auf der ich notierte, was ich alles noch erledigen musste. Die ist inzwischen einer anderen ToDo-Liste gewichen, auf der ich nach Orten sortierte, was noch getan werden muss. Also was im ZI, was in der Stabi, was in welchem Archiv. Und die wird auch irgendwie nicht kürzer. Irgendwo hat mein Plan einen Haken.

Jedenfalls saß ich gestern von 9 bis 16 Uhr im Lesesaal, in den ich erstmal aus diversen Stockwerken Bücher und Zeitschriften schleppte. Ich behaupte, fünf Jahrgänge „Kunst dem Volk“ wiegen soviel wie eine Getränkekiste, Mistzeug. Immerhin ein prima Symbolbild für Nazischeiße gefunden.

(Josef Thorak. Bildquelle: „Kunst dem Volk“ Jan/Feb 1939, S. 27.)

Ich fand noch andere schöne Dinge, aber irgendwann verrannte ich mich mal wieder und fühlte mich irgendwann wie dieses gif, nach dem ich gestern abend auf Twitter fragte, wo es denn eigentlich herkäme:

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(Kommt aus It’s Always Sunny in Philadelphia, und jetzt muss ich die Serie wohl doch mal gucken.)

Jedenfalls spürte ich weiterhin der sinnlosen Frage nach, wen Protzen wohl kannte, damit er seinen ersten Autobahnjob antreten konnte, und verlor mich total in Ozeandampfern der Norddeutschen Lloyd, der Münchner Gobelin-Manufaktur, den Vereinigten Werkstätten und Fritz August Breuhaus de Groot. Versteht ihr alles, wenn ihr die Diss lest.

Halb verhungert, aber glücklich im Regen nach Hause geradelt, weil radeln und nach Hause. Dort gelernt: Auch wenn man sehr hungrig ist, nimmt man einen Löffel, um die letzten Maiskörner aus der Dose in die Salatschüssel zu kriegen und nicht die Finger. #aua #pflaster Auch gelernt: einhändig Rösti wenden ist sehr doof, wenn die andere Hand gerade damit beschäftigt ist, einen blutenden Zeigefinger hochzuhalten. War trotzdem lecker.