Tagebuch Donnerstag, 9. Januar 2020 – Genius

Der Pförtner vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv hatte sich schon nach meinem ersten Besuch meinen Namen gemerkt. „Guten Morgen, Frau Gröner!“ Ich bin verliebt.

Im Archiv einen Platz ganz hinten gesucht, weil da noch was frei war. Dumme Entscheidung, denn direkt neben mich setzte sich eine Dame, die anscheinend in ihren Parfumflakon gefallen war. Gefühlt zehn Minuten atmete ich durch den Mund, aber dann setzte ich mich um, weil ich es schlicht nicht ausgehalten habe. Ich behaupte, mir kribbelte danach noch die ganze Zeit die Oberlippe, weil ich sie auch zwei Plätze weiter noch roch. Ich lenkte mich durch einen schönen dicken Papierstapel ab.

Stundenlang Zeitungsartikel gelesen. Ich weiß inzwischen, dass man über die Ausstellung „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“ (1936) eine richtig schöne Masterarbeit hätte schreiben können. Oder vielleicht sogar eine Diss. Wieder viel gelernt, erfahren, ergänzen können. Tippeditipp.

Kleine Anmerkung zur Liste in der Wikipedia: Gabriele Münter hing mit zwei Bildern nur in Berlin und in München; in Breslau, der anderen Station der Ausstellung, hing sie nicht. Ihre Werke hießen Bagger und Blauer Bagger (Kat. Ausst. Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst, durchgeführt von der Forschungsgesellschaft für das Straßenwesen e.V., Berlin, im Auftrage des Generalinspektors für das deutsche Straßenwesen und der Reichskammer der bildenden Künste, Schloss Schönhausen Berlin, Oktober/November 1936, München 1936, S. 19), und wenn ich mich richtig erinnere, habe ich mindestens eins davon auf der Münter-Ausstellung 2018 im Lenbachhaus gesehen. Ihre Werke sind wieder ein schönes Beispiel dafür, dass es zwischen dem Schwarz und Weiß der NS-Kulturpolitik eine Menge Grautöne gab.

Nach Feierabend eingekauft, Kuchen gebacken, ein gutes Telefonat geführt.

Dann wieder Spelling Bee bei der NY Times gespielt und erstmals die höchste Stufe beim Wörterfinden erklommen. Die Biene kriegt dann einen Doktorhut! Die wissen genau, wie sie mich ködern, die Racker.

Abends beim Fertigmachen im Bad Deutschlandfunk gehört, der gerade ein sinfonisches Werk spielte, was mir sehr gefiel. Ich riet wild in der Gegend rum: 50er Jahre? Im Bett guckte ich am Handy nach: Es war Aaron Coplands 3. Sinfonie von 1946 (Wikipedia-Eintrag). Fast richtig geraten.

Asimov’s Empire, Asimos’s Wall

Gibt es noch irgendeinen Herren, dessen Bücher man lesen, dessen Filme man gucken, dessen Kunstwerke man sich ansehen oder anhören kann, ohne daran zu denken, dass er ein Mistkerl ist? Asimov ist dann also auch raus.

„When you consider Asimov’s treatment of women, you find an identical pattern. As a young man, he was shy and romantically inexperienced, which was reflected in the overwhelming absence of female characters in his fiction. He openly stated that his relationship with his first wife was sexually unfulfilling, and it was shortly after his marriage that his fingers began to rove more freely. While working as a chemist at the Philadelphia Navy Yard during World War II, he liked to snap women’s bras through their blouses—“a very bad habit I sometimes can’t resist to this day,” he recalled in 1979—and on at least one occasion, he broke the strap. […]

After his celebrity increased, his behavior at conventions became more egregious, as the editor Edward L. Ferman reminisced of a fan gathering in the late 1950s: “Asimov … instead of shaking my date’s hand, shook her left breast.” Asimov was open about his practices: “I kiss each young woman who wants an autograph and have found, to my delight, that they tend to cooperate enthusiastically in that particular activity.” He defended himself by saying that he was universally seen as “harmless,” and the implication that it was all just an act culminated in his satirical book The Sensuous Dirty Old Man (1971), in which he wrote, “The question then is not whether or not a girl should be touched. The question is merely where, when, and how she should be touched.”“

(via @dogfood)