Tagebuch Donnerstag, 21. März 2019 – Autobahnen und Schafe

Wieder Sofakaffee mit Blick ins Grüne. Auch wenn ich manchmal noch mit der hohen Miete für die neue Wohnung hadere, gerade wenn die Auftragsbücher nicht überquellen – alleine für diese täglichen fünf Minuten Ruhe und Ausblick hat sich der Umzug gelohnt.

Vielleicht lande ich doch irgendwann in einem Vorort, wo der Weg nach ganz draußen nicht so weit ist. Kann ich mir noch nicht vorstellen, aber fragt mich zum 25-jährigen Blogjubiläum noch mal.

Den Großteil des Tages verbrachte ich am Schreibtisch und hatte meine Nase in Büchern über die Reichsautobahn bzw. deren künstlerische Verarbeitung. Eine grundlegende Dissertation, die sich seit ihrem Erscheinen 1989 in so ziemlich jedem Aufsatz oder Buch über das Thema wiederfindet, hatte ich im letzten Sommer schon durchgelesen, aber nicht exzerpiert, das war die Zeit, wo ich eigentlich mit Grossberg beschäftigt war. Das holte ich jetzt nach. Gleichzeitig folgte ich vielen Fußnoten, die mich in Bücher führten, die ich seit einiger Zeit mein eigen nenne; viele grundlegende Werke habe ich mir antiquarisch gegönnt, um erstens in ihren rummalen zu können und zweitens, um nicht dauernd dafür in eine Bibliothek zu müssen.

Jetzt wo es wirklich ans Schreiben geht, denke ich wieder über einen festen Platz in der Stabi nach. Ich will noch diverse Zeitungen und Zeitschriften durcharbeiten, und gerade die würde ich gerne in Ruhe lesen und sie vor allem nicht dauernd durch den Lesesaal schleppen müssen. … Habe die letzten zehn Minuten damit zugebracht, dieses Angebot eines festen Platzes mit abschließbarem Schränkchen voller Bücher auf der BSB-Website wiederzufinden, leider erfolglos. Dafür habe ich interessiert festgestellt, dass es ab dem Sommersemester eine LMU-Card gibt, die unseren alten labberigen Studiausweis und den Plastik-Bibliotheksausweis vereint – und ersetzt. Ich bekomme eine neue Bibliotheksnummer! Ich muss mir jetzt kurz vor Schluss noch neue Abholregalnummern merken? ICH BIN ZU UNFLEXIBEL FÜR SOWAS!

Ein bisschen in LaTeX rumgewurschtelt, nur zum Warmwerden.

Nachmittags fuhr ich kurz zu F., der seit einigen Nächten an Schlaflosigkeit leidet. Ich dachte über ein kleines Körbchen mit Einschlafhilfen nach, Milch, Honig, Tee, langweilige Hörbücher mit schlimmen Stimmen, aber dann griff ich zu Papier und Schere, faltete, malte und bastelte lange Ketten mit kleinen Schafen, die ich nummerierte und bei ihm im Bett platzierte.

Heute haben wir getrennt geschlafen und F.s morgendliche DM, die sonst immer um kurz nach 8 Uhr hier aufschlägt, kam erst um viertel vor 9 an. Ich gehe also davon aus, dass meine Schafarmee geholfen hat.

Who Should Own Photos of Slaves? The Descendants, not Harvard, a Lawsuit Says

Die Nachkommin eines Sklaven, dessen Foto seit über 170 Jahren genutzt wird, klagt auf die Herausgabe eben dieses Fotos. Spannende Frage zu den Themen Reparationen und dem Erbe vieler amerikanischer Institutionen. Also „spannend“ nicht im Sinne von „Ich hol mir mal Popcorn“, sondern „Wie wird Unrecht wieder gutgemacht oder es wenigstens versucht“.

„The images of the father and daughter, identified by their first names, Renty and Delia, were commissioned by a professor at Harvard and are now stored in a museum on campus as precious cultural artifacts.

But to the Lanier family, they are records of a personal family history. “These were our bedtime stories,” Shonrael Lanier said.

On Wednesday, Ms. Lanier’s mother, Tamara, 54, filed a lawsuit in Massachusetts saying that she is a direct descendant of Renty and Delia, and that the valuable photographs are rightfully hers. The case renews focus on the role that the country’s oldest universities played in slavery, and comes amid a growing debate over whether the descendants of enslaved people are entitled to reparations — and what those reparations might look like.

“It is unprecedented in terms of legal theory and reclaiming property that was wrongfully taken,” Benjamin Crump, one of Ms. Lanier’s lawyers, said. “Renty’s descendants may be the first descendants of slave ancestors to be able to get their property rights.”“