Tagebuch Mittwoch, 3. Oktober 2018 – Ausruhen galore und mit Ausrufezeichen

Na gut, fast. Ich habe die Betten neu bezogen – ICH HABE WIEDER EIN BETT, ES IST SO GROSSARTIG –, Wäsche gemacht – MEINE WASCHMASCHINE FUNKTIONIERT –, ein bisschen was weggearbeitet – AM SCHREIBTISCH IM ARBEITSZIMMER – und dann ein, zwei Stünchen versucht, meine zwei Wandschränke zu organisieren – WHERE ART THOU, BEST ABSTELLKAMMER EVER?!? Das Aufräumen hat auch das winzige Bad in Mitleidenschaft gezogen, weil ich immer noch nicht so recht weiß, wo ich was hinräumen soll und weil mir dort vor allem ein kleiner Schrank fehlt. Die Inhalte sind jetzt ein bisschen struktuierter als vorher, aber final fühlt sich das noch nicht an. Außerdem tauchen vor meinem inneren Auge weitere Bretter oder Haken auf, die man irgendwo in den Schränken andübeln könnte für NOCH MEHR STAURAUM. Mal sehen.

Zwischendurch, egal was ich tue, schaue ich mich in meiner neuen Wohnung um und finde alles großartig. Ich bleibe kurz im Flur stehen und denke, hey, guck mal, der geht noch drei Meter weiter, da kommt nicht sofort die Wohnungstür. Dann stehe ich im Arbeitszimmer und bewundere mein Rijksmuseumblau an den Wänden und sehe die große Fensterfront zum Balkon und denke, hey, guck mal, du kannst den Blick richtig schweifen lassen, nicht nur bis zu den Häusern auf der anderen Straßenseite. Dann stehe ich in der Küche und sehe den Tisch und denke, hey, guck mal, den kannst du jetzt ganz ausziehen, und da passen, wie du seit gestern weißt, acht Leute dran, und bald ist der neue Kühlschrank da und du hast jetzt eine anständige Arbeitsfläche, dann kannst du mal wieder Leute einladen, so wie früher, als dein Flur mehr als drei Meter lang war und du den Blick schweifen lassen konntest. Und dann gehe ich ins Schlafzimmer, das relativ leer ist und deswegen sehr beruhigend und finde alles erst recht großartig. Dann denke ich kurz an die Miete, mein Blutdruck steigt, ich atme mich wieder runter und freue mich einfach weiter.

Ansonsten habe ich den Tag damit verbracht, weiter Jane the Virgin zu gucken. Ja, ich bin extrem spät dran, aber ich hatte vor Ewigkeiten mal die erste Folge versucht und nach wenigen Minuten abgeschaltet. Ich Idiot, denn seit einigen Wochen bin ich total verknallt in den ganzen überkandidelten Zuckerguss und finde alles irre putzig und äußerst entspannend. Dazu die neue Folge Better Call Saul, ein, zwei Spezi (die Umzugsspezi sind dann jetzt fast alle), Salamibrot und vor allem die Kuchenreste vom Vortag, als meine Familie zum Kaffeeklatsch da war. Eine schöne Kanne Nilgiri dazu, den ich meiner Mama, Darjeeling-Fan, leider nicht so schmackhaft machen konnte, aber egal, mehr für mich.

Beim Fertigmachen für die Nacht im Bad ein bisschen B5 gehört, wie immer; ich höre seit Jahren keine Musik mehr im Bad, sondern nur noch Nachrichten. Gestern kam eine kurze Reportage darüber, wie die Inflation in Venezuela für Papierknappheit sorgt, was die Pressefreiheit empfindlich beschneidet. Über diesen Zusammenhang hatte ich auch noch nie nachgedacht. Ein Redakteur erzählte, dass seine Zeitung inzwischen per Twitter, Facebook und Instagram publiziert. Ich finde die Sendung leider nicht online, daher kann ich euch nur diese Bruchstücke zum Selberweiterdenken anbieten.

Im Bett weiter Fear von Bob Woodward gelesen. Kennt man ja eigentlich alles, aber es liest sich dann doch ziemlich unwiderstehlich. Wenn’s nicht so fürchterlich wäre. Vermutlich gucke ich deshalb gerade so gerne Jane the Virgin.