Tagebuch, Donnerstag, 5. April 2018 – Schreibtisch statt Bibliothek

Da ich auf einigen Baustellen noch auf Feedback wartete, überlegte ich morgens, den Vormittag in der Stabi zu verbringen; einerseits kunsthistorisch, andererseits, weil ich dort Bücher liegen habe, aus denen ich mich für einen Kunden bediene. Dann klingelte aber um 8.40 Uhr mein Handy, was mich sehr irritierte. Meine Geschäftszeiten sind von 9 bis 18 Uhr und außerhalb dieser Zeit ignoriere ich alle unbekannten Nummern und gehe nur sehr selektiv an bekannte ran. Die hier kannte ich, und ich wartete genau von diesem Kunden auf eine Ansage zum weiteren Vorgehen, die ich auch bekam. Ich hatte doch noch weitaus mehr zu tun als gedacht und das ganze auch noch in einem engeren Timing als gedacht, weswegen die Stabi ohne mich und mein sehnsuchtsvolles Wimmern auskommen musste. Stattdessen kochte ich meine übliche Kanne Arbeitstee und ging tippen.

In der Mittagspause wollte ich mir die SZ kaufen, weil mir die doppelte Zeitungslektüre vorgestern so gut gefallen hatte. Außerdem überlegte ich, auf den Markt zu gehen, von dem ich mir irgendwie falsch gemerkt hatte, dass er Donnerstag war. Zeitung gekauft, zum Marktplatz vor der Kirche gegangen bzw. in die Richtung geguckt, aber keine Marktstände gesehen. In diesem Moment fuhr ein Bus vor, in den ich kurzerhand sprang – dann fahre ich halt zum ständigen Markt am Elisabethplatz und gehe zu Fuß zurück: Zeitung, Gemüse, Bewegung, ein perfekter Plan.

An der Schellingstraße musste ich dafür in die Tram umsteigen, sah aber, dass die nächste noch acht Minuten auf sich warten ließ. Direkt an der Haltestelle ist eine Drogerie, und da München den Frühling übersprungen und gleich von Winter- auf Sommersonne umgeschaltet hat, was meine alabasterweiße, zarte Memmenhaut richtig doof findet, ging ich noch schnell hinein und erstand Sonnencreme in der üblichen Packungsgröße und eine kleine Tube, die in die Stadiontasche passt (mein Platz liegt in der zweiten Halbzeit immer in der Sonne, was ich stark anprangern möchte).

Als ich wieder vor die Tür trat, war die Tram natürlich genau vor meiner Nase abgefahren. Also ging ich in den Edeka an der Ecke, von dem ich weiß, dass sein Gemüse einen Hauch besser ist als das meines Stamm-Edekas, der durch die Bank eher miesen Matsch hat, weswegen ich inzwischen sogar beim Lidl oder Netto einkaufe, obwohl ich Discountern irgendwie misstrauisch gegenüber stehe – das wird eventuell einen Grund haben, dass alles so billig ist (Personalkosten, anyone?). Im Edeka fand ich schöne Kartoffeln, die ich abends in die Pfanne werfen wollte plus Thymian, Knoblauch hatte ich noch. Auf dem Weg zur Kasse entdeckte ich reduzierte Osterhasen und erstand spontan zwei, von denen ich einen F. auf den Esstisch stellen wollte, denn der Herr wohnt recht nah an dieser Ecke.

Als ich frohgemut seine Wohnungstür öffnete, ahnte ich anhand der Schuhe und Jacken, dass der Mann heute überraschend im Home Office arbeitete. Immer wenn ich ihm eine Kleinigkeit da lassen will, ist er selbst da! Meine Überraschungen sind nie Überraschungen! Dafür konnte ich kurz kuscheln und plaudern, musste dann aber dringend wieder nach Hause, denn um 14 Uhr erwartete ich einen Telefonanruf eines eventuellen Neukunden, und bis dahin wollte ich wenigstens ein Scheibchen Brot gegessen haben, um das Telefonat nicht durch Magenknurren zu stören.

Wieder zuhause angekommen, per Bus, ohne Bewegung, stellte ich fest, dass die Entscheidung, die SZ zu kaufen, eine sehr gute gewesen war, denn die FAZ war mal wieder nicht im Briefkasten. Ich überlege, mein Abo zu kündigen, denn ich rege mich über die zwei, drei Exemplare, die pro Monat fehlen, sinnloserweise mehr auf als mich über die ca. 20 Exemplare zu freuen, die hübsch gefaltet und pünktlich bei mir ankommen.

Avocadobrot, Kundentelefonat (unter anderem mit einem Blog-Leser, huhu!), Tippen, weiteres Kundentelefonat, Kundenmails, Tippen, Feierabend. Für F. und mich Fondant Potatoes und Pimientos de Padrón gemacht, danach spanische Süßigkeiten verkostet (und nach drei Bissen sehr satt gewesen). Als Absacker Espresso für ihn, Flat White für mich. Erstmals eine Schaumkonsistenz produziert, die der wenigstens ähnelt, die man für Latte Art braucht. Ich behaupte, ein chinesisches Schriftzeichen gegossen zu haben.

Danach auf dem Sofa tausend Fotos aus Sevilla, Madrid und den dortigen Museen angeschaut und über Kunst geredet. Von einem Jesus sehr beeindruckt gewesen. Gemeinsam eingeschlafen.