Reverb 10: December 12 – Body Integration

Body Integration. This year, when did you feel the most integrated with your body? Did you have a moment where there wasn’t mind and body, but simply a cohesive YOU, alive and present?

Mit dem neuen Körperbewusstsein – ich bin okay so, wie ich bin – kommt automatisch eine neue Wertschätzung des eigenen Körpers. Er ist nicht mehr das dicke Ding, das irgendwie an meinem in Wirklichkeit schlanken Ich dranhängt und mich daran hindert, ein glückliches, anderes Leben zu führen. Stattdessen ist er auf einmal ein Teil von mir, um den ich mich kümmere. Und außerdem einer, der mich an gar nichts hindert. (Na gut, Primaballerina werde ich wohl nicht mehr werden.)

Dieses Kümmern hat mit der guten Nahrung angefangen, die ja lustigerweise überhaupt das neue Körperbewusstsein ausgelöst hat. Ich kann den Moment leider nicht mehr zeitlich einordnen, als ich das erste Mal vor dem Spiegel stand und mir dachte, ochjo, das ist eigentlich ganz in Ordnung so, das da alles. Es war ein schleichender Prozess, aber auf einmal bin ich nicht mehr am Ganzkörperspiegel im Flur vorbeigehuscht, sondern habe bewusst und interessiert reingeguckt. Und irgendwann kamen dann neue Klamotten, in denen ich mich auch bewusst und interessiert angeguckt habe und nicht mehr dachte, oh Gott, so geh ich nicht raus, sondern wo ich gedacht habe: So seh ich halt aus und so geh ich auch raus.

Und irgendwann habe ich dann nicht mehr darüber nachgedacht, wie ich aussehe, sondern habe mir einfach Klamotten angezogen, im Spiegel überprüft, ob alle Knöpfe dran sind und mein Reißverschluss nicht offen ist, mir zugenickt und fertig.

Eines der Kleidungsstücke, die ich beim Großen Rauswerfen 2010 schlicht übersehen habe, war mein Wintermantel, der mir zuletzt vor zehn Jahren gepasst hat, als ich nach Hamburg gezogen bin. Es ist einfach ein schlichter, dunkelgrauer, wadenlanger Mantel, einen Hauch tailliert. Nix Besonderes, aber ich mochte ihn damals und mag ihn auch heute noch sehr gerne. Meine neu erworbene Winterjacke vom letzten Jahr sieht an mir jetzt aus wie ein Zirkuszelt, und so habe ich mich sehr gefreut, als ich den Mantel noch im Kleiderschrank entdeckte. In ihn gewandet bin ich neulich spontan zwei Stationen zu früh aus dem Bus ausgestiegen, weil ich einen plötzlichen Bewegungsdrang verspürt habe (auch eine Nebenwirkung des neuen Körperbewusstseins). Die Luft war klar und kalt, es lag frischer Schnee, die Sonne schien, und ich ging einfach so nach Hause, gut gelaunt, warm eingepackt, der Mantel wehte um meine Waden und ich dachte mir beim Gehen, wie toll das ist, einfach so gehen zu können und wie brav mein Körper das alles mitmacht, was ich ihm so angetan habe in den letzten Jahren. Jetzt trägt er mich durch den Schnee nach Hause, und ich habe jeden Schritt gewürdigt und mich sehr eins mit ihm gefühlt.