A Love Song for Bobby Long

Unaufgeregtes, aber hübsch anzusehendes Filmchen mit Scarlett Johansson als Purslane, eine junge Frau, die von ihrem white trailer trash-Freund zu spät von der Beerdigung ihrer Mutter erfährt, die sie seit Jahren nicht gesehen hat. In deren Heimat New Orleans trifft sie auf einen versoffenen Professor für englische Literatur (John Travolta, meist überzeugend, manchmal ein bisschen übers Ziel hinaus) und einen jungen Mann (Gabriel Macht), der seit Jahren ein Buch schreibt und die beide im Haus ihrer Mutter leben – das nun ihr gehört. Und so zieht sie auch ein.

In Laufe von Love Song for Bobby Long (Lovesong für Bobby Long) lernen wir die weiteren Freunde der beiden kennen, streifen mit ihnen durch den Klischeesüden, hören viel Musik, die uns von Verlust und Trauer erzählt, müssen Zitate von berühmten Schriftstellern erraten, erfahren nach und nach die Hintergrundgeschichte von Travolta und Macht und deren Verbindung zur verstorbenen Mutter und gucken Johannsson beim Erwachsenwerden zu. Der Film überschlägt sich nicht gerade mit Originalität; fast jede Wendung im Film ist genauso vorhersehbar wie melodramatisch, und die große Versöhnung der Tochter mit ihrer toten Mama genau wie mit ihrem vorher unbekannten Papa ist völlig neben der Spur. Trotzdem fühlt sich Bobby Long seltsam ehrlich statt banal und rührend statt kitschig an. Vielleicht, weil Johansson so offenherzig spielt, dass wir einfach möchten, dass der Film funktioniert. Vielleicht, weil die Mischung aus Louisiana-Bilder und -Tönen, literarischen Zitaten und guten Darstellern sehr stimmig zusammengestellt wurde. Vielleicht auch, weil Filme eben manchmal besser sind als das Leben. So ähnlich sagt es auch Purslane zum Professor, der Bücher mehr mag als das Leben: “You’re living in some fantasy world where life’s a book and no one takes responsibility for writing. Every idiot knows that books are better than life. That’s why they’re books!”

PS: Das schönste Zitat im Film kommt übrigens von Robert Frost: Happiness makes up in height for what it lacks in length.

3 Antworten:

  1. Sagen Sie mal Frau Gröner, mal so unter uns Betschwestern: Wie schaffst Du es eigentlich, diese ganzen Filme immer zu sehen? Bist Du nebenbei Filmvorführerin im Grindl-Kino oder so?

  2. Filmvorführerin werde ich erst wieder, wenn ich keine Lust mehr auf Werbung habe. Bis dahin frequentiere ich “The First”, die wunderbare Videothek um die Ecke vom Grindel, die nur englischsprachigen Kram im Regal hat. Und während der Kerl sein Wochenendsportprogramm guckt, kann ich ebenso entspannt vier, fünf Filmchen auf DVD wegschauen.

  3. Verstehe! Auch praktisch, wenn man den Kerl (oder die Gattin) einfach mal wegschicken kann, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Moment, meistens werd ich weggeschickt (“geh bloggen/Golf spielen/Auto putzen”)…. ahem, muss mal mit der Gattin sprechen!