Montag, 14. November 2022

Gearbeitet. Xing-Profil gelöscht. Avocadotoast gegessen. Wäsche gewaschen. Staubgesaugt. Die Tiffany-Dornenkrone von Kendrick Lamar in der „Vogue“ bewundert. Die ersten drei Folgen der neuen Staffel „The Crown“ geguckt. Mit Mama telefoniert und ihr Zugverbindungen rausgesucht. Und für sie ergoogelt, wie man Koffer aufgibt. Und ab wann ihr Reisebüro vor Ort heute geöffnet ist. Und um wieviel teurer die 1. Klasse im Zug denn wäre. Und wie dieses Buch hieß, über das es im Deutschlandfunk letzte Woche einen Bericht gab.

Sonntag, 13. November 2022 – Die Stadt knirscht und atmet

F. hat die klassischen Konzerte der Stadt stets besser im Blick als ich, und so fragte er irgendwann, ob ich Lust auf die Münchner Philharmoniker hätte, die neben Rachmaninoff und Rimski-Korsakow auch ein Stück von Anna Thorvaldsdottir geben würden: „Archora“, eine deutsche Uraufführung, Samstag abend das erste Mal, Sonntag morgen das zweite. Wir entschieden uns für den Sonntag um 11 Uhr und ich saß zum ersten Mal in der Isarphilharmonie.

Wir kannten die Komponistin aus einem spannenden Abend in der Pinakothek der Moderne, der mir noch lange im Gedächtnis geblieben ist, vor allem der Gesang von der Rotunde und ihre wunderbare Antwort aus dem Einführungsgespräch, wo sie beknackterweise gefragt wurde, wie sie als Frau das denn hinkriegte mit dem Komponieren und dem Rest des Lebens, man müsse ja auch mal einkaufen: „Send husband to the supermarket.“

Die weltweite Uraufführung von „Archora“ fand im August diesen Jahres statt, weswegen es noch keine Einspielung gibt, aber die Komponistin verlinkt auf ihrer Website netterweise eben diese Aufführung im Rahmen der Night of the Proms. Dänisches Radio, geht ab Minute 4 los.

Das Stück hatte mich sofort und ließ mich auch die ganzen 18 Minuten nicht mehr los. Zunächst folgte ich einfach den Instrumenten willenlos und ließ mich ziehen, ohne groß nachzudenken, aber irgendwann kamen dann, wie immer bei Musik, die Bilder im Kopf wieder. Ich verdrängte die isländische Landschaft, die meine erste Assoziation war, weil ich das als zu klischeeig empfand, und landete bei einer Stadt, einer Großstadt, komischerweise bei Los Angeles, obwohl ich da noch nie war. Für mich klang das Stück im besten Sinne nicht menschengemacht, sondern so, als ob mir Flächen, Gebäude und Straßen, eher Asphalt und Beton als grüne Hügel, etwas sagen wollten. Auch jetzt beim Aufschreiben und zweiten Hören sehe ich eher Highways und menschenleere, zerfallende Gegenden als lauschiges Moos und Moor.

F. musste bei Thorvaldsdottir an einen unserer Lieblingskünstler denken, Hans op de Beeck und sein Werk „Staging Silence 2″ mit der zerfallenden Stadt aus Zuckerwürfeln, das wir mal in der Sammlung Goetz erlebt hatten, hier zu sehen. Da waren wir anscheinend nicht ganz so weit voneinander entfernt. Rachmaninoff war schön, Rimski-Korsakow dann totaler Romantikplüsch, auch schön, aber meine Aufmerksamkeit wanderte. Der SZ-Kritiker empfand den Abend/den Morgen genau andersherum, jeder wie er mag.

Nachmittags die Bagels gebacken, die ich Samstag abend angesetzt hatte, zum Mittag gab’s ein Schockschwerenot nicht fotografiertes Rösti mit Ei und Salat, den Nachmittag verbrachte ich vor dem Football-Stream, denn die NFL gastierte hier in München, abends gab es dann Trash-TV auf Netflix („Dubai Bling“, kann man sich eher schenken). Ein schöner bunter Tag.

Samstag, 12. November 2022 – Kuchenschlacht

Okay, der Vorlauf der Kuchenschlacht fand bereits am Freitag statt, als ich nicht nur einen, sondern gleich zwei kleine Kuchen buk, weil die Arbeit mit der KitchenAid sich nicht wie Arbeit anfühlt. Zuerst buk ich einen 18-Zentimeter-Apfelkuchen nach diesem bewährten Rezept, wobei ich dem ganzen einen weihnachtlichen Touch gab und die Äpfelviertel vor dem Zerkleinern in Lebkuchengewürz und braunem Zucker wälzte. Die Zitrone ließ ich weg, das war nicht so gut, die fehlte mir dann doch. Ansonsten aber: guter Kuchen. Und weil ich so schön dabei war, buk ich gleich noch die Hälfte des Kentucky Butter Cakes in der 20-Zentimeter-Kastenform nach. Der wurde so richtig schön boozy aka: auch guter Kuchen.

Abends kam F. vorbei, wir tranken die üblichen Date-Night-Rotweine in guter Qualität, klönten und quatschten und fielen recht spät ins Bett. Ich setzte den ebenfalls üblichen Rotweintröt ab, weiterhin in die Twitter-Timeline, so lange sie noch da ist. Wie twitterte ich so elegant am Freitag: „Auch wenn ich wüsste, dass Twitter morgen untergeht, würde ich heute noch einen Apfelkuchen backen.“ Im Thread sind die Phasenfotos meiner Backschlacht zu sehen.

Gestern gab es dann Apfelkuchen zum Frühstück. Das war schön.

Danach holte ich den geweiteten Bling-Ring vom Juwelier ab und anschließend eine neue Hose aus der Packstation und damit ist das Klamottenbudget in diesem Jahr wirklich mal aufgebraucht. Das habe ich eh fürchterlich überzogen, aber es hat auch fürchterlich glücklich gemacht. Ich glaube, ich habe in diesem Jahr mehr Kleidung gekauft als in den letzten fünf Jahren zusammen, das behauptet jedenfalls mein inneres Milchmädchen, um vom Kontostand abzulenken.

In diesem Zusammenhang: Die neue Hose ist von Tom Tailor, die auch große Größen haben, was ich vor der in meiner Insta-Timeline gelandeten Anzeige nicht wusste. Und sie haben anscheinend ein gutes Kundenmanagement: Ich kaufte die Hose zunächst eine Größe zu groß (das war ungewohnt) und schickte sie zurück. Im Paket für mich lag aber noch ein Rabattcode über 15 Prozent auf die nächste Bestellung. Den Code gab ich natürlich ein, als ich die Hose eine Nummer kleiner orderte, aber die Website zickte und buchte den vollen Betrag ab. Ich schrieb also eine freundliche Mail an die Firma und fragte, ob man den Code noch nachträglich anrechnen könne, wobei ich damit rechnete, die übliche Mail à la „Sorry, geht nicht, die teuflische Technik, Sie kennen das“ zurückzubekommen, aber: Stattdessen kam eine Mail zurück à la „Ja, natürlich geht das, sorry für die Umstände, hier ist Ihr Geld“. Das war auch schön.

Den Rest des Tages verbrachte ich unter zwei Decken und mit zwei Pullis auf dem Sofa und las „Schöner Wohnen“, die „Vogue“ und den „Spiegel“ und knickte irgendwann ein und drehte die Heizung zum ersten Mal auf. Es scheint Herbst zu werden.

Veganes Auberginen-Spinat-Curry

In der letzten Biokiste lag eine Aubergine, mein Endgegner, und eine riesige Tüte Spinat, weil ich mal wieder vergessen hatte, auf die Mengenangaben zu gucken. Daher googelte ich nach Rezepten mit diesen zwei Zutaten und stieß auf dieses kurze YouTube-Video. Das Rezept gefiel mir so gut, dass ich es seitdem dreimal mit jeweils anderem Gemüse gemacht habe, hat immer geschmeckt. Und die 400 Gramm Spinat sind jetzt auch endlich aufgegessen.

Für zwei Personen. Mengen sind aber lustig skalierbar.

In einem größeren Topf
1/2 TL Senfkörner,
1/4 TL Fenchelsamen und
1 Lorbeerblatt in
1 EL Pflanzenöl, bei mir Sonnenblume, anrösten, bis die Gewürze duften.

300 g Aubergine, in mundgerechte Stücke zerteilt, dazugeben, sowie
1 EL gemahlenden Koriander,
1 TL Chilipulver,
1/2 TL Kurkuma,
2 EL Zwiebelpaste (bei mir eine fein gehackte, kleine Zwiebel) sowie
2 EL Tomatenmark. Alles kurz anbraten, dann mit
2–3 EL Wasser ablöschen und ca. fünf Minuten köcheln lassen.

100 g frischen Spinat, zerzupft, in der Flüssigkeit zerfallen lassen. (TK geht vermutlich auch.)

Mit
120 ml Kokosmilch (eine halbe kleine Dose) und
360 ml Wasser aufgießen und mit
1/2 TL Salz würzen. Alles kurz aufkochen und mit
Jasminreis servieren. Das Rezept möchte Dill als Deko, ich habe lieber Koriander genommen. (Lorbeerblatt irgendwann mal entfernen.)

Ich habe beim zweiten Kochen längst nicht so viel Wassser dazugeben und einen Teil davon auch mit passierten Tomaten aus der Dose ersetzt, das sah dann alles nicht mehr so wässrig aus wie hier auf dem Bild. Außerdem gab’s bei mir gnadenlos 200 g Spinat, was mir auch gut gefallen hat. Beim zweiten Kochen hatte ich neben dem Spinat Mohrrüben, Kartoffeln und Paprika im Topf, danach gab’s das ganze auch noch mit Zucchini und Kartoffeln. Geht anscheinend alles, solange die Gewürzmischung stimmt.

Donnerstag, 10. November 2022 – Post aus Ramersdorf

Morgens Zahnarzt, ansonsten Arbeit, mittags ließ ich die KitchenAid Möhren und Rotkohl schreddern (heute mittag probiere ich die Schneidetrommel, die scheint mir für Rotkohl besser geeignet zu sein, und dann habe ich alle drei Reiben erfolgreich benutzt), zum Feierabend versackte ich vor „Buying Beverly Hills“ auf Netflix, gebt mir Real-Estate-Reality-Shows, ich gucke die alle weg, und dann kam noch Post, über die ich mich sehr gefreut habe.

Ein Bewohner der ehemaligen Mustersiedlung Ramersdorf, heute nur noch Ramersdorf, war bei der Suche nach historischen Dokumenten über die Siedlung auf meinen Blogeintrag vom August 2019 gestoßen, wo ich über meine Suche nach vier Wandfresken von Protzen in eben diesem Münchner Stadtteil schrieb. In seiner Mail kam dieser Satz vor: „Darin beschreiben Sie Ihre erfolglose Suche nach Protzens Fresken, die Sie offensichtlich zu den Akten gelegt haben, da wir nie einen Brief von Ihnen im Kasten hatten ;-)“ Den Satz verstand ich zunächst gar nicht, weil ich den Herrn ja gar nicht kannte, bis ich meinen eigenen Eintrag nochmal las, der mit den Sätzen endete: „Nix gefunden also. Aber immerhin an der frischen Luft gewesen, wie meine Oma immer so schön sagte. Ein bisschen nölig wieder nach Hause gefahren. Ich lege Ramersdorf jetzt vorerst zu den Akten. Und irgendwann werfe ich jedem Einwohner der Siedlung einen Brief in den Kasten: „KENNEN SIE DIESES HAUS? HABEN SIE DIESES BILD SCHON MAL GESEHEN? RUFEN SIE MICH AN!“ Darüber musste ich selbst sehr lachen.

In der Druckfassung der Diss kürzte ich den Ramersdorf-Teil noch etwas runter im Vergleich zur eingereichten Diss, denn das war für mich zwar eine spannende Sache, aber so richtig was mit den Autobahngemälden hatte es dann doch nicht zu tun. Und ich hatte kein einziges Fresko wiederfinden können, und es war für den Gesamtzusammenhang irgendwann egal, ob die noch da waren oder nicht. Kill your darlings oder: Treib dich nicht zu lange auf Nebenschauplätzen rum. Aber ich wagte anhand von Google Maps, den alten Zeichnungen in den Bauzeitschriften und den Fotos aus dem Nachlass eine Vermutung, in welcher Straße die Fresken gewesen sein könnten, ich zitiere mich mal selbst, brav mit Fußnoten:

„Die Kunst an den Häuserwänden wurde größtenteils erst während der Ausstellungszeit angefertigt,[28] weswegen Protzens Werke in keiner mir bekannten Publikation, die meist Bilder von vor der Eröffnung nutzen, zu sehen sind. Auf einem Foto im Stadtarchiv München von 1936 sind drei von ihnen aber mit etwas Mühe zu erkennen (Baumpflanzen, Heuwagen, Äpfel). [29] Nimmt man die Häuserzüge als optische Orientierung, könnten die Fresken in der heutigen Bernauer Straße angebracht worden sein; sie sind sehr wahrscheinlich nicht mehr vorhanden. Das oben erwähnte Fresko von Albert Burkhart ist hingegen noch am Haus in der Stephanskirchener Straße 22 zu sehen. Möglicherweise war Burkart die Verbindung von Protzen zu Harbers, der ihm den Auftrag für die Fresken oder sogar den für die zeitgleich stattfindende Ausstellung „Die Straße“ verschafft hatte.[30] Der Name Burkarts findet sich in einem undatierten Eintrag zwischen 1930 und 1932 in Protzens Gästebuch.[31]“

28 „Um eine besonders enge und nachwirkende Berührung des Besuchers mit der Kunst herbeizuführen, werden die Bilder in und an den Häusern der Siedlung erst während der Besuchszeit der Ausstellung durchgeführt.“ Harbers, Guido: „Die neue Einfamilienhaussiedlung München-Ramersdorf“, in: Das Bayerland 45 (1934), S. 499–502, hier S. 502.
29 StdA München, FS-KULA-115, Bild KR/15–16/IV 19: „Reichskleinsiedlung Ramersdorf 1936“.
30 Ulrich Christoffel erwähnt Graßmann im Artikel „Jüngere Münchner Maler 1“ auch als „Wandmaler“, der „in München an der Hl.-Blut-Kirche in Bogenhausen die Engel mit dem Schweißtuch und eine Sonnenuhr“ gemalt habe, vgl. Christoffel, Ulrich: „Jüngere Münchener Maler 1“, in: Die Kunst für alle 8 (1937), S. 196–200, hier S. 200. Im zweiten Teil des Artikels wird auch Albert Burkhart erwähnt: „In den letzten Jahren hat er hauptsächlich religiöse Bilder und Fresken gemalt und sich mit der Übertragung der Zeichnung auf die Bildgestaltung beschäftigt“, vgl. Christoffel, Ulrich: „Jüngere Münchener Maler 2“, in: Die Kunst für alle 9 (1937), S. 215–218, hier S. 218. Burkart und Graßmann werden auch in einem Artikel in Kunst und Volk erwähnt, in dem unter anderem „gute Arbeiten an Siedlungen und Privatbauten“ aufgeführt werden, vgl. Schindler, Edgar: „München als Pflegestätte monumentaler Malerei“, in: Kunst und Volk 7 (1937), S. 206–213, hier S. 211. Protzen wird nicht erwähnt. [AAAAAH, ich habe den vierten Fehler im gedruckten Buch gefunden. Das S vor 211 ist kleingeschrieben. AAAAAH!]
31 DKA, NL Protzen, Mappe 9, vorl. Sign. 30: Gästebuch o. S.

Der freundliche Mailschreiber schickte mir ein Foto mit, in dem eins der Fresken von Protzen zu sehen ist – in der Bernauer Straße. HA! Ein kleiner Triumph. Und wie ich jetzt weiß, ist das Fresko wirklich nicht mehr vorhanden, es wurde inzwischen übermalt.

Mittwoch, 9. November 2022 – Küchenhilfe

Seit dem äußerst entspannten Backen in der alten Heimat, wofür mir das Schwesterlein ihre Küchenmaschine geliehen hatte, dachte ich über die Anschaffung einer solchen nach. Ich schwankte ewig zwischen der Bosch MUM 5 und – natürlich – der schicken KitchenAid, las Testberichte, fragte Leute und schließlich wurde es die KitchenAid. Die gab es gerade in einem Bundle mit dem Gemüseschneideraufsatz und dazu auch noch in einer der zwei Farben, über die ich nachdachte, und für weniger Geld als erwartet und daher wurde sie gekauft.

(Seit ich das Foto gesehen habe, denke ich darüber nach, die eine Kiste vom unteren Brett wieder auf das obere zu stellen. Ich wollte die Reihe bewusst auflockern, aber auf dem Foto sieht es total nervig aus. Andererseits sehen hier auch die gestreiften Stoffbezüge der Kisten irrwitzig schief aus, was sie in der Realität nicht ganz so sind. Hier kunsthistorische Überlegungen zu Selbstbild und Abbild einfügen.)

Ich hatte mir den gestrigen Vormittag freigenommen, der kleine Luxus der Selbständigkeit, um mit dem Maschinchen rumzuspielen und vor allem erstmal die Bedienungsanleitung durchzulesen. Ja, ich bin Bedienungsanleitungsleserin (und innere, meist entnervt schnaufende Bedienungsanleitungslektorin). Als erstes wurde die Maschine fürs Foto drapiert, denn eigentlich wollte ich sie dort stehenlassen. Das hat sich im Laufe des Tages aber schon wieder geändert, ihr Platz ist jetzt das schwarze, aufrechte Kallax, das am rechten Bildrand noch zu erahnen ist. Sie thront jetzt über der Küche und sieht dabei wunderschön aus.

Meine Schwester schickt mir seit Wochen Tipps, wo man ihre Maschine gerade günstig kaufen kann – sie hat eine ganz kleine Bosch-Maschine –, und ja, die wäre deutlich günstiger gewesen als die KitchenAid, aber einer meiner Kaufgründe war ehrlich gesagt auch die Optik. Die Vernunft und der Geldbeutel drängten zur MUM, aber persönliche Tipps und mein Herz, das derzeit sehr viel Hübschizität um sich braucht, drängten zur KitchenAid. Das Arbeiten selbst fand ich dann bis auf eine Kleinigkeit deutlich angenehmer als das mit der kleinen Bosch, die ruckelte und hakelte dann doch ab und zu, während der schwere KA-Trumm einfach nur bossig in der Küche steht und vor sich hinarbeitet.

Ich hatte mir als Rezept einen Carrot Cake rausgesucht, den ich so noch nicht gebacken hatte (vermutlich Paywall); ich habe nur ein uraltes, verlässliches Rezept im Blog, aber ich wollte ein neues ausprobieren. Erfreut stellte ich fest, dass das Anschrauben des Aufsatzes ein Klacks war und kein Studium der Ingenieurswissenschaften erforderte (das hatte ich so auch in einigen Rezensionen gelesen). Das Raspeln der Möhren war ebenfalls entspannt, was mich freute, denn das ist, warum auch immer, eine der Tätigkeiten, die mich in der Küche sehr nerven. Ich habe eine anständige Standreibe, aber ich benutze sie nicht gerne. Gerade esse ich recht oft lustige Bowls mit geriebenem Rotkohl und eben Möhren, und ich brauche immer einen inneren Pep Talk darüber, wie lecker das wird, bevor ich nörgelnd und lamentierend Gemüse reibe. Jetzt kann ich höchstens über das Abwaschen nörgeln, denn der weiße Aufsatz im Bild darf nicht in die Spülmaschine, die Reibtrommeln und die Stopfer schon. Abwaschen nervt mich allerdings weitaus weniger als Raspeln, das ist abends immer mein Zen-Signal für den Körper, dass es jetzt langsam ins Bett geht, noch schnell die Küche hübsch machen und dann Bubu.

Ich hatte allerdings auch gelesen, dass sich das weiße Teil verfärbt und ja, das tat es. Momentan ist es innen orange und heute mittag wird es vermutlich lila. Damit kann ich leben, solange es außen hübsch bleibt.

Das Verrühren von Zucker und Eiern war genau der Traum, den ich haben wollte, weil ich nebenbei die anderen Zutaten bereitstellen konnte. Ich hätte auch gar nicht an der Maschine bleiben müssen, das ist ja der Witz an ihr, aber ich erwischte mich selbst dabei, wie ich versonnen in die Schüssel guckte, wo gearbeitet wurde, während meine linke Hand auf dem rundlichen Ende der Maschine ruhte, weil es sich so gut anfühlte. Ähem.

Die einzige, oben erwähnte Kleinigkeit, über die ich im Vorfeld nicht nachgedacht hatte, war der Transport des Teigs von der Schüssel in die Backform. Bisher hatte ich mit Mamas alten quietschorangenen oder 70er-Jahre-beigefarbenen Plastikschüsseln gearbeitet, die einen Griffrand haben, so dass man die Schüssel entspannt hoch und schräg halten kann, während man mit dem Teigschaber den Teig in die Form bugsiert. Die Schüssel, die mit der KitchenAid zusammen kam, hat keinen Rand und keinen Griff, was mir erst auffiel, als ich eins von beiden greifen wollte. Ich hadere noch damit, mir eine zweite Schüssel anzuschaffen, denn eigentlich verarbeite ich keine wirklich schweren Teige und mit der ARSCHTEUREN zweiten Schüssel wäre dann auch der Schnäppcheneffekt ziemlich dahin. Der gestrige Teig hatte zwar durchaus Gewicht, aber das Umschaufeln ging halbwegs okay. Allerdings eben auch nicht so geschmeidig wie ich es gerne habe, denn ich musste die Schüssel halt irgendwie festkrallen, um sie zu halten. Hm.

Die zweite Kleinigkeit, die aber vermutlich eher Gewöhnungssache ist: Normalerweise stelle ich die Schüssel, in der arbeite, auf die Waage, kippe die entsprechende Menge Mehl, Zucker etc. nach und nach rein und mixe dann weiter. Die KA-Schüssel muss unarretiert werden und ich muss den Motorarm hochklappen, um sie zu lösen. Vermutlich werde ich in Zukunft in einer zweiten Schüssel Zeug abwiegen und dann in die KA-Schüssel kippen, damit ich mir diese zwei Schritte sparen kann, aber wie gesagt, das wird die Gewöhnung zeigen, was mir im Endeffekt leichter fällt.

Ich hatte jedenfalls viel Freude bei der Arbeit und, Zauberei, dazu auch noch tollen Kuchen. Hach!

Dienstag, 8. November 2022 – Spontanfußball

F. fragte mich, ob ich die Dauerkarte seiner gewohnten Sitznachbarin in der Allianz-Arena übernehmen wollte für das Abendspiel gegen Bremen. Wollte ich.

Der FCB ist mir in den letzten Jahren eher egaler geworden, aber ich war seit über einem Jahr nicht mehr in der Arena und vor allem nicht abends. Daher kannte ich die tolle Lightshow noch nicht, die kurz vor Spielbeginn bzw. beim Einlaufen der Mannschaften abgefackelt wird. Eigentlich wollte ich alles doof und übertrieben finden, aber mit hochgezogener Augenbraue beim Sport zu sitzen, ist auch albern. daher fand ich alles toll und bunt und aufregend und brüllte auch brav die Namen der Spieler bei der Aufstellung mit. Dann drückte ich aber Bremen die Daumen, was leider nicht viel geholfen hat. Zur Halbzeit stand es bereits 4:1, danach kam bis kurz vor Schluss nichts mehr, was F. im Chat mit der eigentlichen Karteninhaberin ausdrückte. Über ihre Antwort musste ich sehr lachen.

Ab Minute 72 leerte sich das Stadion und ich muss zugeben: Wenn ich alleine gewesen wäre, wäre ich auch gegangen, das war schon arg langweilig. Aber wir wissen ja alle, wer vor dem Schlusspfiff geht, ist ein fieser Möp und KEIN ECHTER FAN. Mir inzwischen auch egal. Vielleicht müssen die Leute die letzte Bahn kriegen, vielleicht hat der Babysitter angerufen oder sie denken sich halt, puh, langweilig, ich geh jetzt und mach mir eine bessere Zeit. Ich bin auch im Theater oder der Oper schon in der Pause gegangen; warum soll ich mir das antun, wenn ich’s doof finde?

Ruhige Rückfahrt, gut nach Hause gekommen, geht in München doch alles etwas schneller als wenn man sich bis nach Augsburg aufraffen muss. Das war mal wieder nett. Und das Stadion sieht halt doch schick aus, weswegen ich es immer wieder fotografieren muss.

Montag, 7. November 2022 – Druckerquatsch

Morgens eine Runde Werbetexte abgegeben, ich warte nun auf Feedback, und texte für den Kunden auf einer anderen Baustelle weiter.

Aber vorher wollte ich noch in den guten alten Einzelhandel. Seit einem Jahr, als ich mein neues MacBook erwarb, hadere ich mit meinem Drucker. Er druckt und kopiert noch, erkennt aber das MacBook nicht mehr zum Scannen. Und ab und zu muss ich dann doch mal was scannen – meistens Verträge für freie Tätigkeiten, die unterschrieben werden müssen – und so suchte ich seit ungefähr einem Jahr mehr oder weniger motiviert einen Drucker. Mal setzte ich mich an Testberichte und ähnliches, mal googelte ich einfach, mal schaute ich entnervt bei Amazon vorbei, aber irgendwie fand ich nie einen Drucker, der kein Tintenabo von mir wollte, halbwegs attraktiv aussah oder bei dem ich mir sicher war, dass er mit dem „neuen“ OS klarkommt. Gestern dachte ich mir naiv und doof, ach, gehste doch da mal in den Saturn, da sind bestimmt nette Menschen, die dir helfen.

Ich erspare mir die genauen Beschreibungen, ihr kennt den Einzelhandel ja auch. Jetzt wo ich so gute Erfahrungen mit Kleidung und Schmuck gemacht hatte, dachte ich, das muss doch bei Technikquatsch auch gehen. Geht es nicht. Mehr als Kartons umdrehen und mit mir gemeinsam die Systemanforderungen durchzulesen war nicht möglich und so richtig sicher war sich der junge Herr auch nicht, ob mein ausgefallener und irre seltener Rechner wohl mit diesem bestimmten Canon-Klotz klarkommt.

Also fuhr ich wieder nach Hause (immerhin mit ein paar anderen gesuchten Kleinigkeiten im Rucksack, wenn auch nicht mit allen) und fragte auf Twitter. Dort bekam ich Hilfe, nämlich eine sinnvolle Liste, die ich mir offensichtlich nicht selbst hatte ergoogeln können, warum auch immer, und den Hinweis, dass die Files-App, die auf dem iPhone vorinstalliert ist, auch scannen kann. Auch das wusste ich nicht, ich benutze mein Handy nur für Fotos, Fahrkarten und Twitter und um in Augschburg Wurst im Stadion zu bezahlen. Daher behalte ich meinen alten Drucker und scanne jetzt per Handy und hasse Musk noch mehr, wenn er mir diesen herrlichen, hilfsbereiten und stets höflichen Dienst kaputtmacht.

Covid ist erneut ein Stückchen näher herangerückt: Nachdem F. seine Infektion im August überstanden hatte, laborierte meine Schwester seit vorletzter Woche damit herum, und am Wochenende hat es dann auch den Schwager erwischt. Er hat starke Schluckbeschwerden und ist für zwei Wochen krankgeschrieben. Grippe my ass.

Abends im Bad gab’s wieder Deutschlandfunk, wo ich César Francks Violinsonate in A Dur, FWV 8, kennenlernte, die mir sehr gefiel. (Komisches Vorschaubild ignorieren, Link funktioniert.)

Sonntag, 6. November 2022 – Bügelbrett

Warum auch immer um 5 Uhr wachgewesen. Zwei Stunden lang TikTok-Aufräumvideos angeschaut; wenn Twitter den Bach runtergeht, wird das meine neue Plattform, allerdings nur passiv. Ich hadere weiterhin mit Mastodon, setze dort pflichtbewusst ab und zu einen Tröt ab, aber eigentlich ist mir dort drüben alles egal. Frau Catatonique twitterte gestern so passend: „Ich hoffe, alle die Kunst-, Fotografie-, Architektur-, Random-Restaurants- und Wasweißich-Retweet-Accounts, die ich aus alltagstherapeutischen Gründen brauche, ziehen auch nach Mastodon um, oder verschwinden jedenfalls nicht; ich brauch die. Manche sogar ganz innig.“ Genau das. Meine Timeline ist voller Bots, die mir schlicht Schönheit und Ästhetik in die Timeline spülen und das fehlt auf Mastodon total. (Okay, der Kochbuchbot ist da, aber der versorgt mich nur mit schönen Texten.)

Hackr dazu:

„twitter ist ein einhorn, das im zoo unserer webdienste/plattformen einen singulären charakter hat. viele gängige techniken aus den playbooks (von startups und usern) für social media greifen bei twitter nicht und sind öfter als nicht eher kontraproduktiv. […] für mich ist es völlig unerklärlich, dass mehr oder weniger überhaupt keine interpretation der ereignisse nach musk das soziale objekt der jeweiligen plattform auch nur im ansatz berücksichtigt. alle tun so, als wäre überhaupt jedes soziale netzwerk austauschbar gleich, social graph baby!, als könnte und sollte man jetzt halt genausogut auf tiktok (das ist ja eh die zukunft, dort sind doch die jungen) oder ins fediverse oder in die blockchain oder sonstwohin gehen, dabei geht es überall um was völlig anderes.“

Den Rest des Tages eher ruhig verbracht. Bisschen Wohnung geputzt, bisschen Zeug vom Wäscheständer geräumt, keine Lust zum Bügeln gehabt. Doofer Nebeneffekt meines hauchdünn veränderten Kleidungsstils – weniger bunte Shirts, mehr dunkelblaue Blusen, auch alltags zur Jeans, wenn ich ins Museum gehe, dazu ein bisschen Farbe ins Gesicht, wie früher, aww –, also doofer Nebeneffekt: Ich muss mehr bügeln. Das nervt noch ein bisschen, weil mein geschätzt 30 Jahre altes, winziges, mit einem arg hässlichen Bezug bestücktes Bügelbrett nervt. Das mag im großen Zusammenhang mit Weltkrisen und Klimascheiß sehr lächerlich klingen, aber ich habe in über 50 Lebensjahren gelernt: Wenn ich Dinge nicht schön finde, benutze ich sie nicht oder mindestens ungern und mache mir das Leben damit sinnlos schwer. Ich habe gelernt, nicht mehr das erstbeste Küchengerät oder Brett, Messer, Schlumpf zu kaufen, weil es da und günstig ist, sondern auf die Variante zu warten, wo mein kleines Herzchen hüpft und sich denkt, ach, das habe ich doch gerne in der Hand und im Blickfeld. Daher denke ich über ein neues Bügelbrett nach. Vielleicht war ich daher um 5 wach.

Samstag, 5. November 2022 – Juwelierbesuch

Ich erwähnte gestern den Granatschmuck von Omi, den ich zum Fine Dining ausführte. Beim Anlegen fiel mir auf, dass ich keine passenden Ohrringe habe – nämlich nichts goldenes. Ich trage ausschließlich Silberschmuck und weiß gar nicht mehr so genau warum. Ich bin mir sicher, dass ich vor dreißig Jahren oder so, als ich begann, mich von Plastikmodeschmuck und Nickel zu verabschieden, bestimmt mal Gold ausprobiert habe; vielleicht war es auch schlicht eine Kostenfrage, sich für Silber entschieden zu haben, keine Ahnung. Jedenfalls stand ich Freitag abend vor dem Spiegel und löste meine kleinen Alltagssilberstecker aus den Ohren und ging mit ungeschmückten Läppchen aus dem Haus, weil ich ernsthaft nichts hatte, was passte.

Mir gefiel der Schmuck aber so gut, dass ich spontan die Entscheidung traf, mich um goldenen Ohrringe zu kümmern. Klein, schlicht, soll zu allem passen, muss also kein Granat sein. Eigentlich hatte ich mir ein paar Juweliere und Goldschmiedinnen aus meiner Insta-Timeline gefischt (Scheytt-Galerie, Melanie Lang), aber auf dem Weg zum Bus, den ich zur ersten Location nehmen wollte, ging ich – wie so ziemlich an jedem Morgen – am Juwelier am Josephsplatz vorbei, in dessen Schaufenster ich seit zehn Jahren reingucke. Und gestern dachte ich mir, schauste doch erstmal hier rein.

Kurze Fassung: Ich besitze nun winzige goldenen Creolen, der Ring von Omi, den ich als Muster mitgenommen hatte, wurde für lau poliert und strahlt nun ganz wundervoll, und ein weiterer Ring vom Mütterchen, den ich gerne Bling-Ring nenne, wird für mich geweitet, denn der passt mir nur auf den kleinen Finger, was ich eher doof finde.

Ich schrieb über den Ring schon mal (mit Foto), den hatte ich nämlich bei unserem letzten Sterneessen am Finger. Der Juwelier zuckte kurz zusammen, als ich den präsentierte (Bling halt), untersuchte ihn dann und stellte verwundert fest: „Das ist 18-karätiges Gold, das beste, was es gibt.“ Kleine Pause. „Die Steine eher nicht so.“ Ich musste lachen, das wusste ich ja vorher, das Mütterchen hatte den mal bei einem Juwelier begutachten und schätzen lassen. Den Preis fürs Weiten ist er mir trotzdem wert, weil er so schön knackig-grell ist. Gegen ihn werden die Ohrläppchen total abstinken, aber das ist ja auch der Plan.

Von wann Omis Ring ist, konnte er mir nicht sagen; vom Stil her tippe ich auf 1960er oder eher 1970er Jahre. Die Kette könnte noch jünger sein, ist aber eigentlich egal. Ich denke an Omi, wenn ich den Schmuck trage, genau wie ich an sie denke, wenn ich aus ihren Teetassen trinke. Und mit dem Bling-Ring denke ich jetzt an Mama und Papa gleichzeitig; Papa, wie er von Geschäftspartnern Zeug aufgedrängt bekommt, und Mama, die dieses Zeug ungetragen im Bankschließfach liegen ließ. Jetzt ist es an einem willigen Finger gelandet.

Freitag, 4. November 2022 – Festessen im Festaufzug

F. führte mich ins Alois aus, das Fine-Dining-Restaurant vom Dallmayr. Ich habe genau ein Foto gemacht, das kommt jetzt.

Ansonsten habe ich 18 Gänge lang geschwelgt, genossen, gestaunt und war glücklich. Los ging’s mit einer Gemüse-Consommé, die man in drei Schlückchen getrunken hatte. Davon hätte ich gerne ein paar Liter für zuhause mitgenommen, und schon dieser Reinkommer hat den roten Faden gelegt zum Rest des Abends. Tiefes Umami, ein herrlich fettiges, aber nicht schweres Mundgefühl, alles einfach rund und gut.

Und so ging’s dann auch weiter. Ein kleines Stückchen Forelle kam mit Wasabi und Meerrettich, und ich fand es irre, zunächst den Wasabi zu schmecken, dann den Fisch und im Abgang dann den Meerrettich. Dann kam eine (eingelegte?) Tomate mit Sahne und einem Hauch Trüffel, und ich schwelge immer noch von diesem einen perfekten Bissen, frisch, säuerlich, wieder umami, dann die weiche Sahne, die einen Hauch Milchsüße mitbrachte, und zum Schluss die kleine erdige Trüffelspitze. Das Bild oben ist Forellenkaviar (aus Hamburch!) mit Nori und Dill, und das Häppchen war derart frisch, dass F. jetzt über eine Kaviarbestellung für Silvester nachdenkt. „So als Vorspeise?“ (Kann also eher keine Pizza zu Silvester machen.)

Ich möchte nicht alle Gänge aufzählen, aber meinen ersten Seeigel notieren. Den gab es mit Kürbis, Sanddorn und Safran und es schmeckte so unglaublich gut wie das Foto aussieht.


(Foto von Annette Sandner, von ihrer Instaseite gescreenshottet, ich hoffe, das war okay.)

Ich musste an einen Gang aus dem Jante denken, wo wir vor einem Jahr gewesen waren; dort gab es Jakobsmuschel mit Johannisbeere, also auch Meer mit Frucht, und mit dem Gang habe ich eher gehadert – ihn aber bis heute nicht vergessen.

Zum Rib-Eye, das in einer (erneut) Umamibombe Zwiebelsauce lag, gab es nicht den erwarteten Rotwein, sondern: Sherry. Und was für einen. Ich kenne Sherrys eher als rosinig, der hier war quasi pure Walnuss (Website behauptet Mandel, natürlich Quatsch), was so unglaublich gut passte, dass der Rotwein nicht vermisst wurde. Grandiose Idee. Und das letzte Dessert von zweien war warmes Fujisan Bread mit einer kalten, festen Kokoscreme. Das Brot (aka luftiges Brioche mit ordentlich Zucker drauf) sollte man mit den Händen zerzupfen und dazu die kalte Creme löffeln. Mit den Fingern zu essen liebe ich sehr, daher war das für mich ein perfekter Abschluss eines perfekten Abends.

Der übrigens für mich auch deshalb perfekt war, weil ich mich in meiner Kleidung so wohl fühlte. Ich saß mal wieder in etwas von Frau Rinaldi gewandet da (blaue Hose, herrlich luftige blaue Bluse) und trug dazu Granatschmuck von Omi. Omi hat nicht viel Schmuck besessen oder getragen, aber den Granatschmuck verbinde ich immer mit ihr. Ich habe ihn vor kurzem aus dem Norden mitnehmen dürfen und freue mich sehr, dass mir der Ring perfekt gepasst hat.

Donnerstag, 3. November 2022

Ich war in der Mittagspause in der Alten Pinakothek, wo einiges umgehängt wurde. Eigentlich wollte ich das verbloggen, aber irgendwie hat die Arbeit mich heute zu sehr im Griff. Ich verweise auf meinen kurzen Thread drüben bei Twitter. Mit schönen Bildern!

Mittwoch, 2. November 2022

Es gibt drei Gründe, warum ich bei Knuspr ordere: Ich muss keine Coke-Zero-Kiste tragen, man kann die Bestellung auf eine Stunde genau abstimmen und das hat bisher auch immer hervorragend geklappt, und: Dort bekomme ich M&S Lemon Curd. Ich liebe Lemon Curd und mache den eigentlich selbst. Früher mit diesem einfachen Rezept, heute etwas komplizierter und daher seltener, aber auch um so vieles besser. Aber: Der von M&S schmeckt fast wie selbstgemacht und hält sich länger, weil keine frischen Eier drin sind. Ich werde nie von diesem Lieferdienst loskommen.

Direkt nach der Lieferung ging’s in ZI, Spontanbesuch, weil ich endlich zwei Wikipedia-Einträge fertigkriegen wollte, an denen ich teilweise seit Mai sitze, wie mir die Versionsgeschichte anzeigt. Es fehlte immer noch ein bisschen Literatur, was ich nachschlagen wollte, aber in diesem Jahr kam ja quasi dauernd etwas dazwischen. Jetzt sind beide Beiträge online, einmal zu Ria Picco-Rückert, einmal zu Paul Rosner. Außerdem habe ich bei Wolf Panizza noch etwas anlegen können, über das ich stolperte, als ich nach Rosner in den ganzen Münchner Ausstellungskatalogen suchte, die im ZI so schön im Regal stehen.

Ich benutze die Wikipedia inzwischen wie eine Stoffsammlung. Zu den allermeisten Künstlern und Künstlerinnen, zu denen ich arbeite, gibt es wenig bis gar keine Literatur, siehe Rosner, zu dem ich gerade einen Artikel in der „Weltkunst“ gefunden habe; ich muss aber noch „Die Kunst für alle“ durchgucken, das hatte ich gestern natürlich vergessen. Normalerweise ist fehlende Literatur das Killerargument für Wiki-Einträge (Relevanz!), aber genau das ist ja die Crux zu dem Komplex der Kunst, in dem ich mich bewege: Nach 1945 wollte man elegant alles vergessen oder ignorieren, weswegen man sich mit den meisten Kunstschaffenden nicht mehr befasste. Oder sie liefen einfach weiter mit, siehe Protzen, siehe Panizza. Aber eine vernünftige kunsthistorische Aufarbeitung ist zu kaum jemandem vorhanden, der zur NS-Zeit systemkonform gearbeitet hat. Ausnahmen sind die üblichen großen Namen wie Breker, aber auch dort gibt es erschreckende Lücken bzw. ist die Literatur erst wenige Jahre alt, weil sich inzwischen eine neue Generation von Kunsthistorikerinnen an die Arbeit gemacht hat.

Gerade den Eintrag zu Panizza habe ich aus diversen Fundorten hier und da zusammengestückelt, genau wie meinen kurzen Absatz zu ihm in der Diss. In der Ausstellung „Kunst und Leben 1918 bis 1955“, über die ich schon schrieb, fiel mir ein Foto im Wandtext zu einem anderen Maler auf. Das Foto zeigte eine Liste des sogenannten Kunstbeirats und war überschrieben mit „Verzeichnis der laut Beschluß des Kunstbeirates vom 12. Februar 1937 auszuscheidenden und abzuschreibenden Kunstwerke, Liste B“, unter dem Foto stand die Quelle: Sammlungsarchiv Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München. Dort wurde angegeben, dass im Februar 1937 ein Werk von Panizza aus dem Lenbachhaus entfernt wurde. Das legte ich gleich im Wiki-Artikel an, denn wo sonst sollte man sowas anlegen? Meine Einträge sind quasi dokumentierter Forschungsstand, der sonst nirgends so zusammengefasst zu finden ist. Ich behaupte, das genügt allen Relevanzkriterien.

Vom Kunstbeirat hatte ich übrigens noch nie gehört, daher war ich doppelt dankbar für das Glossar, das im Lenbachhaus in der Ausstellung ausliegt und das ich mit dem Katalog zusammen nach Hause getragen habe. Dort wird das Gründungsdatum mit 1924 angegeben, im Wiki-Eintrag zum Lenbachhaus mit 1925.

Auf der Suche nach dem einzigen Ausstellungskatalog von Frau Picco-Rückert im ZI suchte ich nach der Signatur Pic 110, aber davor stand ewig Pic 86, Pic 86, Pic 86, ein Regal, noch eins, noch eins … was zum … Oh. Okay.

Gerade im Kubikat nachgeguckt: Beim Stichwort „Picasso“ kommen 5960 Einträge. Da bin ich ja sehr andere Suchergebnisse gewöhnt.

Ach, wenn ich eh grad bei P rumlungere:

Jetzt fühlt sich’s echt an.

Sonntag Dienstag, 1. November 2022

Feiertag in Bayern. Auch nach zehn Jahren (OMG ZEHN JAHRE) Bayern freue ich mich als Niedersächsin immer noch über alle Tage, an denen Jesus oder Maria irgendwas gemacht haben. Wir hatten ja nichts, nicht mal Feiertage.

Ich merke allerdings auch nach zehn Jahren (OMG ZEHN JAHRE), dass ich öfter Heimweh nach dem Norden habe als früher. Daher musste ich in diesem Etsy-Shop ein winziges bisschen Geld lassen.

Gestern buk ich Brownies nach dem guten alten butterreichen Rezept und schlug wie immer Zucker und Eier schaumig auf, bevor der Rest der Zutaten dazukam, anstatt alles in die aufgelöste Butter zu kippen. Dadurch werden die Brownies deutlich luftiger als klietschig, was ich sehr gerne mag. (Ich nehme inzwischen deutlich weniger Zucker, schmeckt auch.)

Außerdem spülte mir Instagram ein Rezept mit Lauch von Herrn Ottolenghi in die Timeline, das hervorragend passte, weil ratet was am Freitag in der Biokiste war. Ich hatte nicht alle Kräuter im Haus und unfassbarerweise auch keine Sahne – die hatte ich nämlich letzte Woche in charmanter norddeutscher Gesellschaft in Ostfriesentee gekippt. Daher gab es bei mir Joghurt und Tahini zum Dippen, was auch prima passte. Rezept wird noch verbloggt, das ist, glaube ich, hinter der Paywall. (Wenn sich irgendeines meiner Online-Abos lohnt, dann das für NYT Cooking.)

Den Rest des freien Tags trieb ich mich parallel auf Twitter und Mastodon rum, was mich schon nach wenigen Stunden überforderte. Mein Kopf ist übervoll, ich muss mal wieder etwas ändern. Ich weiß nur noch nicht was. Erste Idee war, mehr auf TikTok zu lurken, denn da folge ich hauptsächlich Menschen, die Blumen hübsch arrangieren oder ihre Wohnung aufräumen, was mein persönliches ASMR ist, aber sowas von.

Ich glaube, dieses gute Interview steckt leider auch hinter der Paywall: „How to Leave an Internet That’s Always in Crisis.“

Charlie Warzel sprach im Juli 2022 mit Kate Lindsay, beide vom Atlantic. Sie hat sich von Twitter und Insta verabschiedet und ist nur noch auf TikTok. Ich fand einige ihrer Aussagen sehr treffend und copypaste daher mal:

„[Twitter is a source of] a lot of my social anxiety, and it was, very unfortunately, a huge part of my life and how I feel about my work. I felt like I couldn’t leave it because of my job—that leaving it was committing career suicide. But being on it actively made me feel bad.

The way I was able to get off of it was less about social media and more about changing my attitude toward work. And coming to the — it doesn’t sound revolutionary — conclusion that my happiness is more important than my career. And that having a career that feels impressive doesn’t matter if I’m not enjoying myself. I always knew this but never committed. I’d take a month off Twitter or Instagram, but always thinking I’d come back. I always remember how quiet my brain felt. How nice it was. But then somehow convinced myself this wouldn’t work for me. […]

I think there’s something also to our plugging into this constant stream of horrific news with commentary attached. It was too much for me to be able to respond to productively. I think Twitter especially is a machine for overwhelming you. It was making me feel hopeless by shining a light on every problem in the world, very few of which I can actually impact. My brain sees this information and tries to go into fixing mode, but I can’t do much. So I feel out of control. […]

But it’s not just Twitter. Instagram was really hard for me. Instagram Stories, particularly. With Instagram there was the idea that my life is constantly available for perception and evaluation by other people. […] It infiltrated all these other corners of my life, too. I make pottery and I’d finish it out of the kiln, but it doesn’t feel done until I put it on my Instagram. I’ll make this thing from scratch and have this wonderful, meditative experience doing it, but if I don’t share it with this feed, part of my brain will think, What is the point? It’s so bad and dumb.“

Den Punkt kann ich leider nachvollziehen – manchmal fühlt sich mein Essen nicht vollständig an, weil es nicht gut genug aussieht, um es auf Insta zu posten. Völlig bescheuert.

Warzel schreibt in seinem neuesten Newsletter beim Atlantic darüber, dass Social Media nicht stirbt, aber sich – logischerweise, wie alles – verändert: „Welcome to Geriatric Social Media.

„Platform decay on Facebook continues apace; one year ago, in the first post of this newsletter, I compared a lot of what’s happening on Facebook to the vast wasteland of daytime TV. Twitter is full of non-Musk-related bad news, the most notable being that sports and entertainment content are waning in popularity on the platform while crypto and pornographic content are the platform’s fastest-growing categories. (Moral judgements aside, historically, it is usually a grim sign for platforms when they become disproportionately flooded by pornography and get-rich-quick material.) Similarly, places like Instagram feel a bit scuzzier lately. It’s anecdotal, but my feed and the feeds of people I talk to are so overrun with algorithmically recommended “related content” these days that you have to work a bit to find your friends in the morass. […]

There are a few things that I think are probably going on, instead. The first is that some platforms just have a natural network decay. Facebook was, at first, novel and exclusive (I got an invite from a friend who was in college! Very exciting!). Then, it grew and took on a different kind of utility (you could find all kinds of people on it from your past, or whom you met at a party!). Soon, every human you knew was on it, and, overnight, it morphed into a lot of people’s main news source. The loudest, angriest people—many of whom didn’t quite understand how to talk to people online—made it an unpleasant place to be, so a lot of people left or stopped engaging, and the loudest voices got louder. The same thing is happening on Twitter. […]

I’ve been thinking a lot about this line from Ezra Klein about Elon Musk regarding Twitter. The gist is that Musk is the ultimate player of the game of Twitter, and now he’s purchased the arcade. “He will have won the game,” Klein writes. “And nothing loses its luster quite like a game that has been beaten.” Now, only one person gets to buy Twitter, but I think everyone feels a bit of that loss of luster. We log on to our platforms, and we essentially know what everyone’s going to say and do. […]

Now, if your platform is in good health, with a vibrant, creative user base, and your recommendation algorithms do a good job of quickly assessing your users’ preferences, then it might work out for you. But if your user base is slowly atrophying due to the network decay I described above, or if your algorithms are pretty mediocre at understanding what your users like, your platform will start to feel a bit like a mall where all the stores have been replaced by weird cellphone-case kiosks. […]

Those who stay on will do so because they have meaningful relationships there or because it’s still useful for their career or, worse, because they’re still captured by the same attentional incentives and outrages of the Trump era and don’t want (or know how) to quit them. Call it Geriatric Social Media. (It feels especially right, using this moniker, that Twitter’s new owner is a 51-year-old who traffics in dusty, overused memes and likes to talk about how nobody can do real comedy anymore.)“

Bagels

Das ist jetzt das vierte Bagel-Rezept, das ich seit 2012 hier verbloggt habe. Bei den ersten drei Versionen steht inzwischen ein Hinweis für die Leute, die per Google hier landen, dass sie das Rezept bitte ignorieren sollten; meine Rezepte sind auch immer biografisch, das heißt, was ich 2012 super fand, muss ich 2022 echt nicht mehr mögen. So ist es auch bei den Bagels: Am Anfang war noch Butter und Milch im Teig, dann kochte ich die Bagels nur in Salzwasser und bepinselte sie mit Ei (meh), schließlich war ich nah dran an der Glückseligkeit eines knusprigen, zähen Bagels, die Zutaten sind fast dieselben wie im hier folgenden Rezept aus der NYT. Was ich dieses Mal anders gemacht habe, und ich ahne, dass das Teil der Zauberei ist: ewig kneten. Mit der Hand. Ja, das muss anscheinend so.

Das Rezept ist vermutlich hinter der Paywall, aber die YouTube-Version nicht. Die fand ich, wie fast immer bei Kochvideos, sehr hilfreich, gerade beim Formen und beim Aussehen des Teigs.

Ich habe bisher nur zweimal sechs Bagel zubereitet, noch keine zwölf auf einmal, weil ich schlicht nicht so viel Platz im Kühlschrank habe. Hier stehen die Mengenangaben für zwölf.

In einer kleinen Schüssel

120 ml lauwarmes Wasser mit
2 1/4 TL Trockenhefe und
2 EL Gerstenmalzsirup mischen. Gut umrühren, bis sich Sirup und Hefe im Wasser gelöst haben, fünf Minuten stehen lassen, bis sich Bläschen auf der Oberfläche bilden. Heißt: Die Hefe lebt, hurra. Falls sich keine Bläschen bilden, neu ansetzen oder auf Gott vertrauen und trotzdem weiterbacken. Hat mir bei funktioniert, Hefetütchen war schon ein paar Tage (Wochen?) geöffnet.

Ich habe schon Bagels mit Rübensirup oder Honig gemacht; vergesst das, geht in den Biomarkt oder ins Reformhaus, kauft Gerstenmalzsirup, hält sich ewig bzw. ist nach drei-, viermal Bagelbacken eh alle. Ich habe mit Lindenmeyers Gerstenmalzextrakt aus dem basic gearbeitet.

In einer großen Schüssel
885 g Mehl, Type 550, mit
17 g Meersalz mischen. In den Berg eine tiefe Kuhle machen, dann
420 ml lauwarmes Wasser und das Malz-Hefe-Wasser dazugeben. Mit einem Holzlöffel den Mehlrand in die Flüssigkeit rühren, wie beim Pastamachen. Wenn aus den ganzen Zutaten eine Art Teig geworden ist, denn kurz in der Schüssel zusammenkneten, herausnehmen und auf der Arbeitsfläche weiterkneten. Mit der Hand.

Angeblich kommt eine Küchenmaschine mit diesem festen Teig nicht so gut klar, kann ich nicht beurteilen, ich habe immer noch keine (aber ich schenke mir eine zu Weihnachten, YAY). Ich fand den Teig nicht so fest wie Pastateig, habe aber gar nicht mit Handmixer und Knethaken angefangen, sondern eine gute Spotify-Playlist gesucht, meine Tee-Uhr umgedreht und 15 Minuten geknetet. Wie sagt Claire im Video so schön: „Zone out, just knead.“ 20 Minuten gehen auch, bei mir haben 15 gereicht.

Falls der Teig euch zu klebrig vorkommt – also er noch an den Händen oder gar an der Arbeitsfläche festpappt –, gaaanz wenig Mehl nachgeben. Lieber dreimal hintereinander Mehl dazugeben als einmal zu viel. Der Teig soll sich fest und angenehm anfühlen, aber nicht staubtrocken. Beim ersten Versuch war ich zu vorsichtig, da sind mir die Bagels ernsthaft am Backpapier festgeklebt, als sie über Nacht im Kühlschrank lagen.

Nach dem 15-Minuten-Workout den Teig zu einer Kugel formen und mit dem Verschluss nach unten in eine Schüssel legen. Ich nehme die Teigschüssel von eben, die NYT will eine saubere haben, aber die muss bei mir ja auch nicht abwaschen, also ignoriere ich das. Schüssel mit einem feuchten Küchentuch abdecken, an einem warmen Ort deponieren und für anderthalb bis zwei Stunden in Ruhe lassen, bis der Teig sich gefühlt verdoppelt hat.

Nach der Ruhezeit kurz in den Teig boxen, um die Luft aus ihm zu kriegen. Dann abwiegen und mit Hilfe eines Teigschabers zwölf gleichmäßige Brocken abstechen. Ich wiege die immer, mein Augenmaß ist bei Teiglingen nie korrekt und meist nicht mal ansatzweise. Wer richtig cool ist, sticht 13 ab, „baker’s dozen“. Da ich wie erwähnt bisher immer nur Teig für sechs Bagels hatte, habe ich sechs abgestochen, die mir auch nicht zu groß vorkamen.

Die Kugeln mit der Hand umkrallen und mit kreisenden Bewegungen auf der Arbeitsfläche rund schleifen (sieht man im Video gut). Die Arbeitsfläche dabei nicht bemehlen, die Teiglinge brauchen die Reibung zur Arbeitsplatte. Den rundgeschliffenen Kugeln fünf Minuten Ruhe gönnen.

Zwei Backbleche mit Backpapier auslegen und das Papier leicht mit Pflanzenöl bestreichen. Den Schritt habe ich mir beim ersten Versuch gespart, weil ich Fuchs dachte, Quatsch, du hast ja beschichtetes Backpapier, das reicht ja wohl. Nope, wenn der Teig so feucht ist, wie er sein soll, dann reicht das nicht, um die zarten, aufgegangenen Bagelchen heile vom Papier zu kriegen. Ölen, Kinder! (Das zwei Bild oben ist das ungeölte Blech. Von den sechs Bagels sahen gerade drei nach dem Abkratzen vom Blech noch wie Bagels aus, der Rest wurde zu Teigklumpen. Haben aber auch geschmeckt.)

Nun aus den Teigkugeln Bagels machen. Eine Möglichkeit: plattdrücken und mit dem Finger unfeierlich ein Loch in die Mitte bohren. Habe ich ewig gemacht, mache ich jetzt nicht mehr. Stattdessen rolle ich die Kugel zu knapp 25 Zentimeter langen Wülsten aus, drücke dann das eine Ende ans andere, nehme den Ring über meine Hand und rolle mit der Nahtstelle hin und her. Durch diese erneute Reibung auf der Arbeitsfläche verbinden sich die Enden, ta-daa, Bagels. Auch dieser Vorgang wird im Video gut erklärt. Hier habe ich auch verstanden, warum der Teig noch feucht sein sollte bzw. eben nicht staubtrocken: Das hilft schlicht beim Verbinden.

Die zwölf mehr oder weniger schick geformten Bagels nun auf die zwei Bleche verteilen. Locker mit Plastikfolie abdecken und ebenfalls locker ein feuchtes Küchentuch darüber legen; so schlafen die Bagels in zugfreier, feuchter Umgebung vor sich hin, bis sie am nächsten Tag baden dürfen. Die Bleche im Kühlschrank für mindestens vier Stunden parken, bis zu 24 sind möglich. Ich habe bisher einmal nach 12 und einmal nach 18 Stunden gebacken, an meiner geliebten Teigzähigkeit hat das nicht viel geändert.

Am nächsten Tag (oder wann immer ihr backen wollt) prüfen, ob die Bagels backfertig sind. Dazu eine Schüssel mit lauwarmem Wasser füllen und vorsichtig einen Bagel hineingleiten lassen. Sinkt er zu Boden, muss er noch ruhen, schwimmt er, kann gebacken werden. Falls der Bagel noch zickt, die Bleche bei Raumtemperatur weiter gehen lassen.

Den Ofen auf 230 Grad Ober- und Unterhitze vorheizen.

Falls eure Bagels noch Sesam oder ähnliches abkriegen sollten, dann jetzt die entsprechenden Tellerchen bereitstellen und befüllen. Außerdem sinnvoll: ein Gitter zum Abtropfen, darunter ein Handtuch oder Küchenpapier, und eine Schaumkelle.

Nun einen größeren Topf mit
Wasser,
1/4 Cup Gerstenmalz und
1 TL Natron füllen. Umrühren, damit sich alles auflöst. Die Farbe soll an kräftigen Schwarztee erinnern, mit der Angabe konnte ich gut arbeiten. Wenn es zu hell bleibt, mehr Malz, wenn es zu dunkel geworden ist, mehr Wasser.

Alles zum Kochen bringen. Es entsteht vermutlich Schaum an der Oberfläche, den abschöpfen, bevor die Bagels hineinkommen. Das Wasser sollte nur noch simmern bzw. köcheln. Der Geruch erinnert an Bierbrauen, Anwohnerinnen der Holstenstraße in Hamburg wissen, was ich meine.

Nun vorsichtig drei Bagel ins Wasser gleiten lassen. Sobald der letzte drin ist, den Timer auf dem Handy starten: 30 Sekunden, dann alle umdrehen und nochmal 30 Sekunden kochen, anschließend mit der Schaumkelle herausheben und auf dem Gitter abtropfen lassen. Falls noch Sesam etc. draufkommt, nur kurz abtropfen lassen, dann ins entsprechende Tellerchen tunken.

Sechs Bagels auf ein mit Backpapier belegtes Blech geben und für 20 bis 25 Minuten backen. Nach der Hälfte der Backzeit das Blech im Ofen um 180 Grad drehen. Die Bagels sollten ruhig ordentlich Farbe bekommen. Auf einem Gitter vollständig auskühlen lassen, während das zweite Blech bäckt.

Ich fand die Kruste hervorragend fest und knusprig, aber nicht bretthart. Das Innere ist zäh, wie ich es mag, und nicht flauschig oder brötchenähnlich. Ich überlege, ob ich noch einen Hauch mehr Salz in den Teig möchte, aber bisher haben mir die Bagels sowohl mit süßen als auch mit salzigen Belägen hervorragend geschmeckt. Am besten sind sie am Backtag; ewig sollte man sie aber auch dann nicht rumliegen lassen. Toasten ist immer gut. Man kann sie auch prima einfrieren.