Sonntag, 6. November 2022 – Bügelbrett

Warum auch immer um 5 Uhr wachgewesen. Zwei Stunden lang TikTok-Aufräumvideos angeschaut; wenn Twitter den Bach runtergeht, wird das meine neue Plattform, allerdings nur passiv. Ich hadere weiterhin mit Mastodon, setze dort pflichtbewusst ab und zu einen Tröt ab, aber eigentlich ist mir dort drüben alles egal. Frau Catatonique twitterte gestern so passend: „Ich hoffe, alle die Kunst-, Fotografie-, Architektur-, Random-Restaurants- und Wasweißich-Retweet-Accounts, die ich aus alltagstherapeutischen Gründen brauche, ziehen auch nach Mastodon um, oder verschwinden jedenfalls nicht; ich brauch die. Manche sogar ganz innig.“ Genau das. Meine Timeline ist voller Bots, die mir schlicht Schönheit und Ästhetik in die Timeline spülen und das fehlt auf Mastodon total. (Okay, der Kochbuchbot ist da, aber der versorgt mich nur mit schönen Texten.)

Hackr dazu:

„twitter ist ein einhorn, das im zoo unserer webdienste/plattformen einen singulären charakter hat. viele gängige techniken aus den playbooks (von startups und usern) für social media greifen bei twitter nicht und sind öfter als nicht eher kontraproduktiv. […] für mich ist es völlig unerklärlich, dass mehr oder weniger überhaupt keine interpretation der ereignisse nach musk das soziale objekt der jeweiligen plattform auch nur im ansatz berücksichtigt. alle tun so, als wäre überhaupt jedes soziale netzwerk austauschbar gleich, social graph baby!, als könnte und sollte man jetzt halt genausogut auf tiktok (das ist ja eh die zukunft, dort sind doch die jungen) oder ins fediverse oder in die blockchain oder sonstwohin gehen, dabei geht es überall um was völlig anderes.“

Den Rest des Tages eher ruhig verbracht. Bisschen Wohnung geputzt, bisschen Zeug vom Wäscheständer geräumt, keine Lust zum Bügeln gehabt. Doofer Nebeneffekt meines hauchdünn veränderten Kleidungsstils – weniger bunte Shirts, mehr dunkelblaue Blusen, auch alltags zur Jeans, wenn ich ins Museum gehe, dazu ein bisschen Farbe ins Gesicht, wie früher, aww –, also doofer Nebeneffekt: Ich muss mehr bügeln. Das nervt noch ein bisschen, weil mein geschätzt 30 Jahre altes, winziges, mit einem arg hässlichen Bezug bestücktes Bügelbrett nervt. Das mag im großen Zusammenhang mit Weltkrisen und Klimascheiß sehr lächerlich klingen, aber ich habe in über 50 Lebensjahren gelernt: Wenn ich Dinge nicht schön finde, benutze ich sie nicht oder mindestens ungern und mache mir das Leben damit sinnlos schwer. Ich habe gelernt, nicht mehr das erstbeste Küchengerät oder Brett, Messer, Schlumpf zu kaufen, weil es da und günstig ist, sondern auf die Variante zu warten, wo mein kleines Herzchen hüpft und sich denkt, ach, das habe ich doch gerne in der Hand und im Blickfeld. Daher denke ich über ein neues Bügelbrett nach. Vielleicht war ich daher um 5 wach.