cerebus hat mir einen schönen Artikel aus der Globe and Mail zugeschickt: Eine Firma verlor einen dicken Auftrag, weil sich im Vertrag ein Kommafehler eingeschlichen hatte: Comma quirk irks Rogers:

„A grammatical blunder may force Rogers Communications Inc. to pay an extra $2.13-million to use utility poles in the Maritimes after the placement of a comma in a contract permitted the deal’s cancellation. The controversial comma sent lawyers and telecommunications regulators scrambling for their English textbooks in a bitter 18-month dispute that serves as an expensive reminder of the importance of punctuation.“

Nein, das ist natürlich nicht schön, dass jemand Geld verliert, aber die Story ist Wasser auf meiner rechtschreibrechthaberischen Mühle. Außerdem passt der Artikel gut zu einem Eintrag beim Deppenleerzeichen, wo sich der Autor zur Recht über den neuen Namen der Universität (!) Hannover aufregt: Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover. AUA! Dem Argument, dass sich besonders eine Lehranstalt, an der man übrigens auch Germanistik studieren kann, an Rechtschreibregeln halten sollte, ist die Uni nicht besonders zugänglich – ich zitiere aus der Antwort des Präsidenten auf die Anfrage des Weblogautors:

„Das Präsidium der Leibniz Universität Hannover hat sich bewusst gegen Bindestriche zwischen den einzelnen Begriffen entschieden. Wir möchten die Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, kurz Leibniz Universität Hannover, als Marke etablieren. Der Verzicht auf Bindestriche erleichtert auch den Einsatz der Marke im internationalen Bereich. Dabei nehmen wir den Verstoß gegen die Rechtschreibregeln in Kauf.“

Hm. Ja. Gut, dass Coca-Cola – eine der wertvollsten Marken der Welt und meines Wissens nach auch ein ganz kleines bisschen im internationalen Bereich tätig – sich nicht so einen Quatschkopp um seinen Namen gemacht hat.

Okay, I’m now officially in love with the Gilmore girls. Eine weibliche Hauptfigur zu erleben, die im Teenageralter vor der Bibliothek von Harvard fast vor Glück ohnmächtig wird und sich Sorgen macht, noch nicht genug Bücher gelesen zu haben – im Gegensatz zu den üblichen kleinen Zicken, deren einzige Probleme es sind, weniger als 500 Kalorien am Tag zu essen und den Nagellack passend zum Porsche von Papi zu finden –, lässt mich beseelt lächelnd vor dem Sonntagsnachmittagsfernseher zurück.

Hiermit entschuldige ich mich übrigens offiziell beim Videothekar meines Vertrauens, der mich zutiefst enttäuscht angeblickt hat, als ich ihn gefragt habe, ob er die Mädchen aus Stars Hollow denn irgendwo rumstehen hätte.

„Da ist ja die Frage schon ne Beleidigung.“

„Wieso, weil das Mädchenfernsehen ist?“

„Nein, weil du doch weißt, dass wir alles haben, was gut ist. Außerdem ist das kein Mädchenfernsehen. – Ich guck das auch.“

Im Auto neben mir ist ein Kindersitz auf den Beifahrersitz geschnallt. Darin sitzt aber kein Kind, sondern – eine kindsgroße Plüschbiene. Sofort an Roald Dahls Gelee Royal gedacht.

Meine Maklerin hat ein bemerkenswertes Talent, mich zu den dümmsten Zeitpunkten anzurufen. Vorgestern hatte ich mein Handy in der Hosentasche, als ich auf dem Agenturklo saß – aber ich rede ja gerne über die Höhe meines Gehalts und das vom Kerl, wenn meine Jeans meine Knöchel umspielt und meine Kolleginnen zuhören. Und gestern stand ich mit Einkaufstüten und Blumen bepackt am Geldautomat, den Rucksack quasi zwischen den Zähnen, als sie anrief. Ich musste mich fünf Minuten später vergewissern, dass ich sowohl Karte als auch Geld eingesteckt hatte.

Memo to me: Falls es so aussehen sollte, als könnte demnächst eventuell die hauchdünne Chance bestehen, dass Körperflüssigkeiten zwischen Mäusezähnchen und mir ausgetauscht werden – schnell das Handy ausschalten.

(Ja, wir ziehen zusammen. Bigfatsmiley – und einen bigfatgrumpy hinterher, der sich geistig schon wieder auf das Sechs-Regalmeter-Bücher-Einpacken einstellt. Ich wohn doch hier erst fünf Minuten, verdammt!)

Symphony of a golf swing. Oder anders: Tiger Woods in Superzeitlupe. Genießen und weinen.

(via Golfers Delight und Birdies & Bogeys)

Syberia ist schuld. Bis jetzt hab ich die Gilmore-Mädels im Fernsehen immer ignoriert, aber neuerdings ist unsereiner ja bei Amango (und ziemlich begeistert), und wenn die DVDs da schon mal rumliegen und quasi nix kosten, kann man ja einfach mal in eine Staffel reingucken. Hab ich gemacht, und jetzt liegen alle, alle, alle Folgen, die jemals erschienen sind, in meiner Wunschliste, und ich kann abends nix anderes mehr gucken, obwohl ich doch noch die dritte Staffel von Northern Exposure hier rumliegen habe und demnächst die letzte Staffel von Will & Grace hier aufschlägt.

Ich kann die Girls jetzt jedenfalls auch aus tiefstem Herzen empfehlen. Man spürt zwar deutlich den Trend, jeden Sachverhalt mit drei Sätzen statt mit einem auszudrücken, aber solange die Sätze schön gedrechselt und komplett unrealistisch sind, passt das schon wieder. Die Handlung ist kuschelig mädchenkompatibel – eigentlich geht’s fast immer um wer mit wem oder warum nicht, um Eltern und ihre Kinder und Enkelkinder, um Familie, Freunde und Nervensägen. Außerdem spielt die Serie in einer pittoresken Fantasiekleinstadt, in der ständig Leuchtketten in den Bäumen hängen und mildes Licht zaubern, Mädels tragen Schuluniformen, Männer haben große Werkzeugkoffer und Frauen zeigen sich gerne in fließenden, gemusterten Kleider mit Strickjacke oder in praktischen Khakis. Es gibt auch ein bisschen Sex, aber irgendwie hatte ich erwartet, dass die Bewohner von Stars Hollow sich per Blumenübergabe befruchten und das auch erst, wenn sie verheiratet sind. Keine großen Konflikte, nur der übliche Trennungsschmerz und Beziehungskram. Könnte ich stundenlang gucken.

(Und nebenbei gibt es sogar zwei dicke Frauen, die mitspielen.)

Ich wollte eigentlich noch was zur neuen, völlig unverschämten Kampagne der Bild schreiben, aber das Bildblog bringt es viel besser auf den Punkt als 100 Zeilen Hass:

Der Kerl liest aus einem Artikel aus dem Economist vor, in dem es um verschiedene Verhaltsmuster von Männern und Frauen geht:

„ (…) the toys preferred by young females are objects that offer opportunities for expressing nurturing behaviour, something that will be useful to them later in life. Young males, whether simian or human, prefer toys that can be used actively or propelled in space, and which afford greater opportunities for rough play.“

Ich: Und deswegen kaufen Kerle Sportwagen, während Mädels eher den Kombi wollen.

Persönlich beleidigt sein vom hundertfachen Fettschmelzwunderpillenspam.

Eine kurze Zusammenfassung der Entwicklung der Medizin in Europa.“

Stefan Niggemeier hat jetzt auch ein Weblog. Allerschärfstes Will Na endlich.

JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!

(Im Klartext: Ich war wieder auf der Driving Range. Und diesmal hat nix mehr weh getan. Jetzt muss ich nur noch rausfinden, warum mein Slice in den vier Wochen Zwangspause noch viel schlimmer geworden ist als vorher. Dazu muss ich natürlich wieder auf die Driving Range. Lalala … summdibrumm … Lebbe is gutt.)

Firewall

Hui, Harrison Ford als braver Bank-SysAdmin, der sich plötzlich mit der Situation auseinandersetzen muss, dass böse Böslinge in sein schickes Haus eingedrungen sind und seine Familie und ihn in ihrer Gewalt haben. Er soll nun ganz viel Geld auf das Gangster-Konto kriegen, ohne dabei irgendeinen seiner 800 Mitarbeiter misstrauisch werden zu lassen. Das ganze zieht sich über Tage hin, die üblichen Fluchtversuche durch dicke Plotlöcher sind auch dabei, ein bisschen Blut, ein paar Paniksituationen, ein bisschen „Einer gegen alle“, Mütterchen Virginia Madsen darf leider bloß blond sein und um Gnade wimmern, und dann ist plötzlich alles vorbei und alles wieder gut. Firewall ist im banalsten Sinne altmodisch – man weiß von der ersten Minute an, wie’s ausgeht, Harrison Ford macht das, was ein Harrison Ford eben so macht (mit knirschendem Kiefer dem Filmende entgegenbrummeln), und man guckt sich den Film eigentlich nur an, weil man auf das geekige Passwort-Dechiffrier-Gadget-Sprech steht. Ich jedenfalls.

Nebenbei: Logisch, dass der Bankraub schief gehen muss, wenn alle Rechner auf Windows laufen. Pffft.

The Big White

Müde Fargo-Kopie, aber immerhin mit vielen bekannten Gesichtern, die mich davon abgehalten haben, den ganzen Kram nach ner Stunde auszumachen. Robin Williams spielt den Gatten von Holly Hunter, die am eingebildeten Tourette-Syndrom leidet. Außerdem hat er einen Bruder, der seit fünf Jahren vermisst ist. Die böse Versicherung in Form von Giovanni Ribisi will aber dessen fette Lebensversicherung nicht auszahlen, bevor Brüderchen nicht sieben Jahre vermisst ist. Wie praktisch, dass Robin in einem Müllcontainer eine Leiche findet und nun versucht, sie als seinen toten Bruder auszugeben. Leider wollen auch die Kerle, die die Leiche produziert haben, sie irgendwann mal wiedersehen und legen sich mit Robin und Holly an. Und so weiter und so fort. The Big White (The Big White – Immer Ärger mit Raymond) versucht, gleichzeitig eine Komödie und eine Liebesgeschichte zu sein und kriegt beides nur halbherzig hin. Die anfänglich skurrile Idee wird dann doch irgendwann unappetitlich, aber leider nicht so gekonnt schräg wie in Fargo. Reicht eben doch nicht, den Film komplett im Schnee spielen zu lassen und ne Menge Schimpfwörter auf die Tonspur zu packen.

Don Fabis Kampf um die Mitte der Welt – sehr schöner Artikel aus der SZ über Fabian Vera aus Ecuador, der beweisen will, dass der Äquator durch seinen Acker verläuft und nicht, wie 1736 von französischen Gelehrten festgelegt und per Denkmal bestätigt, 250 Meter südlich.

„Fabian Vera prüfte die Position seiner Mitte der Welt mit Sextanten, sah sich bestätigt, erfuhr vom Pendel Foucaults und dass sich seine Schwingungsebene am Äquator nicht dreht, auch dies trat ein. Schließlich besann er sich auf Methoden abseits der Wissenschaft.

Er rammte Totempfähle in den Boden, um zu prüfen, ob sie zur Tagundnachtgleiche Schatten werfen, sie taten es nicht. Er hieß Wünschelrutengänger, Spiritisten und Sterngucker willkommen, sie bestätigten ihn. Er untersuchte die Schwänze neugeborener Schweine, sie kringelten sich, wie erwartet, auf seinem Grund nicht. Eines Tages spürte er die Energie. Jetzt war für ihn jeder Zweifel ausgeschlossen. Es war just zu der Zeit, da die von der anderen Mitte der Welt dem Ärger auf dem Acker nördlich von ihnen Beachtung zu schenken begannen.

Mit jedem bisschen Wissen hatte Fabian Vera auch sein Museum erweitert. Die Totempfähle ließ er stehen, dazu stellte er noch Sonnenuhren auf seine Linie, die je nach Jahreszeit nur im Norden oder nur im Süden die Zeit anzeigen, der Sonne über dem Äquator wegen. Sein Wissen über die Gravitation brachte ihn auf die Idee, zwei Nägel in die Spitze eines auf seiner Linie stehenden Pfeilers zu schlagen, auf ihren Köpfen ließ er mit Leichtigkeit rohe Eier balancieren, um die schwächere Schwerkraft am Äquator zu zeigen. Als er die Coriolis-Kraft kennen lernte, kaufte er eine Baby-Badewanne, mit Stöpsel, seither beweist er jedem Besucher, dass Wasser nördlich seiner Linie in einem Strudel gegen den Uhrzeigersinn abläuft, südlich davon im Uhrzeigersinn.

Fabian Vera war geschickt. Er hatte Experimente und eine erstklassige Geschichte von Legenden, Schätzen, Schrumpfköpfen. Die dort drüben auf der anderen Mitte der Welt hatten nur ihr Denkmal, umgeben von geschleckten Läden, wo gelangweilte Verkäufer überteuerte Ponchos und gebratene Meerschweinchen anboten.“