13 channels of shit on the TV to choose from

Krank sein und im Bett liegen macht mit Digitalfernsehen eindeutig mehr Spaß als mit Kabel. So kann man statt diverser Gerichtsshows Wahlkampf auf Amerikanisch auf Planet gucken, wo Kennedy gegen Nixon antritt. Smalltalk zwischen JFK und Tricky Dick vor dem ersten Fernsehduell: „Und, bleiben Sie noch länger?“ „Nein, ich reise morgen aus Chicago ab.“ „Ah-ja.“ Oder statt Jamba-Werbung in der Endlosschleife VH1 Classic mit den ganzen fiesen Songs, die einen durch die Pubertät begleitet haben. Oder auch eine Show mit christlicher Popmusik. Oder man lässt einfach NASN laufen, dann fühlt es sich fast so an, als wäre der Kerl da.

Ich bin drin

Ich bin am 25. Mai 1987 aus der evangelischen Kirche ausgetreten. Das Datum weiß ich, weil ich mich Montagabend durch eine Menge alter Ordner gewühlt habe, um die Austrittserklärung wiederzufinden. Die brauchte ich nämlich am Dienstag (plus Taufdatum und -ort), um wieder in die evangelische Kirche einzutreten.

Meine Gründe, wieder in die Kirche zu gehen, habe ich bereits in diesem Blogeintrag vom 18. März 2004 dargelegt. Ich würde es heute genauso schreiben, daher linke ich mal eben in die Vergangenheit. Ich habe aber bis vor kurzem gezögert, wieder der Institution Kirche beizutreten. Religion und Glaube sind für mich private Dinge. Ich versuche, christlich zu leben bzw. so zu leben, wie ich für mich Christ-Sein definiere; dazu muss ich keiner Organisation beitreten, und dazu muss ich auch keine Steuern zahlen.

Seit einigen Wochen denke ich allerdings anders. Ich habe mich daran erinnert, dass es mir persönlich sehr geholfen hat, mich in meiner dunklen Zeit in eine Kirche flüchten zu können. Hätten alle anderen Christen ebenso gedacht wie ich (mein Glaube – meine Sache), hätte ich keine Kirche gefunden, in die ich mich hätte setzen können, um zur Ruhe zu kommen – schlicht und einfach aus dem Grund, weil niemand mehr die vielen Gotteshäuser, die mir zur Verfügung stehen, finanziert hätte. Mein Patenkind wird vielleicht nicht in einen kirchlichen Kindergarten gehen können, weil er keine Geldmittel hat. Und viele soziale Dienste würden ebenso nicht geleistet werden können, weil sie niemand bezahlt.

Also habe ich die Wiedereintrittsstelle angerufen, um mich zu erkundigen, ob ich bitte wieder ein zahlendes Mitglied meiner Gemeinschaft werden könne und somit anderen den gleichen Schritt zu ermöglichen, den ich vor einigen Jahren gemacht habe. Ich wurde zu einem Gespräch mit dem Pastor des Michel gebeten, in dem ich ihm meine Gründe erklärt habe. Ich fand es sehr spannend, mit einem Pastor über Kirche, Glaube, die Auseinandersetzung mit der christlichen Geschichte zu reden, denn natürlich hat er mich auch gefragt, warum ich damals ausgetreten bin und wie ich zum Glauben zurückgefunden habe. Ich möchte dieses Gespräch hier nicht wiedergeben, weil es mir persönlich sehr viel bedeutet hat und ich einige seiner Worte (ganz unchristlich, nänänä) nicht teilen will. Aber einen Ausschnitt schreibe ich auf: Ich habe seit Monaten ein schlechtes Gewissen, wenn ich am Abendmahl teilnehme, weil ich ehrlich nicht wusste, ob ich das überhaupt darf. Ich bin zwar konfirmiert, aber ich wusste nicht, ob ich mein Recht zur Teilnahme durch meinen Kirchenaustritt nicht verwirkt habe. Pastor Röder meinte dazu: „Eigentlich müsste ich jetzt sagen: Nein, daran hätten Sie nicht teilnehmen dürfen. Aber mal ehrlich: Guckt Gott nach zwei Buchstaben auf der Lohnsteuerkarte? Zum Abendmahl werden wir von Jesus eingeladen, und wenn Sie sich eingeladen gefühlt haben, dann durften Sie auch daran teilnehmen.“

Jetzt geht’s mir besser. Auch weil ich direkt nach dem Gespräch noch kurz im Michel war. Hallo sagen. Oder „Da bin ich wieder.“

Call me Schnuckimuckel

Mein Art Direktor erzählte mir gestern schamerfüllt, dass sein erstes Auto ein roter Fiat Panda mit Ferraripferdchen-Aufklebern war, der auf den klangvollen Namen „Güpo“ hörte, weil ihn außerdem noch ein „Güllepower“-Sticker der Vorbesitzerin zierte.

„Ey, sag nix gegen mein Auto! Zum Van Halen-Konzert nach Bremen? Natürlich mit Güpo! Ein Bett, ein Regal, fünf Bastkörbe und drei Leute? Passte alles in Güpo. Und überhaupt: Wie hießen denn deine Autos, hä?“

Meine Autos hießen Superduck (ratet), Dreckskarre, Brünnhilde, Feuervogel (drei Unos in den Farben weiß, blaumetallic und rot) und Rocky (goldener 3er-BMW, prolligste geilste Karre wo gibt).

Und selbst?

Capote

Salon Audiofile bietet eine 54-minütige Lesung mit Truman Capote. (Ich nehme an, für ein bisschen Werbung gucken, wenn man kein Premium-Abonnent ist, was ich turnusmäßig und gebetsmühlenartig mal wieder jedem meiner geschätzten Leser ans Herzchen legen möchte.)

In der Einleitung zum Audiofile wird ein neues Biopic über den Dichter erwähnt, das bisher komplett an mir vorbeigegangen ist: Philip Seymour Hoffman spielt Capote. Keine Ahnung, wann der Film in die deutschen Kinos kommt. Müssen wir uns halt mit dem Trailer begnügen.

Oh, welcome back: Jimmiz ist wieder da.

Du bist eklig

Mein bescheidener Beitrag zur seit gestern laufenden „Du bist Deutschland“-Kampagne (deren Spot ich teilweise göttlich getextet finde – teilweise allerdings total widerlich) und dem Gegenentwurf von Spreeblick.

(Ach so, Googlenasen: Kommt mal aus diesem uralten Beitrag raus, bitte.)

I, God Uphere

The land, it here,
The sea, it over there,
The sky, it way upthere,
And Man, he claims he everywhere.

But I, God uphere, know better
I know the land, it will be here,
    the sea, it will be there,
    the sky, it will be upthere,
But Man, he rise, he shine, then
    he fall to rise nomore.

So, sing now,
    sing now of land, of sea, of sky,
    sing now of Me uphere!
    But for Man, just weep,
    just weep for him
    cause there no other thing,
    no other thing he do
    but earn,
    but earn his sunset death.

(I, God Uphere, Albert Wendt, 1976)

Monster-in-Law

Okay, okay, ich geb’s zu, ich bin ein leichtes Opfer für Filme, in denen geheiratet wird. Ich mag dieses aufgerüschte Hollywood-Tränenfest, und deswegen können solche Filme bei mir auch selten danebengehen. Selbst die, in denen Jennifer Lopez mitspielt.

In Monster-in-Law (Das Schwiegermonster) heiratet La Lopez Michael „Alias“ Vartan – und dazu auch noch dessen Mama, die wundervolle Jane Fonda (von der mir durchaus bewusst ist, dass sie sich durch überdurchschnittlich viele Einträge in letzter Zeit zieht). Die Filmstory hat ihren Namen kaum verdient: Mama findet Schwiegertochter in spe doof, weil sie eben ihre Schwiegertochter in spe ist und versucht nun alles, sie zu Tode zu nerven. Lopez ist aber nicht ganz so blöd, wie sie unlustig ist, und setzt sich mit gleichen Mitteln zur Wehr. Kurz: Zickenkrieg à la bonheur. Das Schöne an den zugegebenermaßen recht vorhersehbaren Attacken ist, dass beide Diven sich nichts schenken und auch mal mit zerwuscheltem Make-up oder kopfüber in Nudelsoße vor der Kamera erscheinen. Und das allerschönste ist Wanda Sykes als Fondas Assistentin, die trocken und biestig alles kommentiert. Zum Schluss haben sich natürlich alle wieder lieb, Fonda trägt kein Weiß auf der Hochzeit von JLo, und Stevie Wonder rockt den Abspann. Nicht ganz feministinnentauglich wegen uralten Rollenklischees, aber anspruchslos unterhaltend. Mehr erwarte ich von Hochzeitsfilmen ja gar nicht.

The Longest Yard

Haudrauf-und-Schenkelklopf-Remake des Football-Klassikers mit Burt Reynolds, der auch in der Neuauflage mitspielen darf – mit stilechtem graumelierten Toupet unterm Helm. Ansonsten ist Adam Sandler diesmal der Footballstar, der im Knast landet und eine Gefangenenmannschaft trainieren muss, die gegen die Wärter antritt. Natürlich sollen die Jungs verlieren, und natürlich gewinnen sie trotzdem. Sie sind eine so dufte Truppe, wie sie sich Zwölfjährige auf dem Schulhof als Clique erträumen: viele homophobe Witze, keine Mädels, die irgendwie stören, und außerdem entdeckten natürlich alle ihre guten Seiten. Wie überhaupt in allen amerikanischen Knastfilmen fast nur nette, aufrichtige, sich gut artikulierende Menschen mit starkem Ehrgefühl hinter Gittern landen, um dort ihre bisher gut verborgenen guten Seiten zu entdecken. Chris Rock muss im Laufe des Film leider dran glauben, aber auch er darf vorher viele Witze machen, wenn auch eher rassistischer Natur. Aber da er Chris Rock ist, ist es natürlich total witzig und schon okay.

The Longest Yard (Spiel ohne Regeln) ist ein typischer Film aus der Umkleidekabine: Er hat so dermaßen dicke Eier in der Hose, dass er gar nicht anders kann als direkt in die Endzone vorzudringen. Charakterentwicklung, die über das Sportfilmreißbrett hinausgeht – keine. Frauenrollen, die über die Klischees von geldgeilem Miststück bis ältliche Schlampe hinausgehen – keine. Handlungsstränge, die irgendwie überraschen – keine. Komischerweise macht der Film trotzdem halbwegs Spaß, weil er recht gut getimt ist (oder böse: weil er keine Zeit auf Nebenplätzen verschwendet) und Football nun mal eine ansehnliche Sportart ist. Wer allerdings eher auf Eiskunstlaufen steht, kann sich den Film gestrost schenken.

(Memo to me: nächstes Wochende Ice Princess ausleihen.)

The Upside of Anger

Melancholisches und doch hoffnungsvolles Familiendrama. Terry (Joan Allen), Mutter von vier Töchtern, wird aus heiterem Himmel vom ihrem Ehemann verlassen. Sie beginnt zu trinken, die Beziehung zu ihren Kindern wird immer schwieriger, und außerdem ist da noch Denny (Kevin Costner), der mit ihrem Mann geschäftlich verbunden war und nun plötzlich immer mehr in ihr Leben tritt.

Der Film beginnt mit einer Beerdigung, was mich etwas genervt hat, denn wann immer im Laufe des Films es irgendeinem Charakter mal für fünf Sekunden nicht gut ging, habe ich denjenigen schon unter der Erde gesehen. Ohne den Kniff zu Beginn wären viele der kleinen Handlungshöhepunkte sicherlich nicht ganz so schwerwiegend gewesen. The Upside of Anger (An deiner Schulter) bemüht sich, eine komplizierte Familiensituation so zu erzählen, wie sie eben ist: kompliziert. Darüber hinaus spart er aber auch nicht an der Komik, die sich aus Tragik fast immer ergibt. Teilweise sind die Dialoge schmerzhaft, weil wahr, und teilweise sind sie grotesk und damit nicht weniger wahr.

Ich liebe Joan Allen und genieße jede Sekunde, die man sie auf der Leinwand sehen kann. Kevin Costner zeigt hier mal wieder, dass er durchaus weiß, was er tut; er ist liebevoll, ernsthaft, nervig und naiv und damit ein wunderbarer Gegenpart zur traurigen, widerlichen, anstrengenden, herzzerreißenden Allen. Auch die individuellen Biografien der Töchter spannen den Bogen von unaufgeregt zu lebenswichtig; sie werden von Erika Christensen, Keri Russell, Evan Rachel Wood und Alicia Witt überzeugend verkörpert. Ich konnte mich allerdings trotzdem bis zum Schluss nicht wirklich entscheiden, ob ich den Film nun mochte oder nicht. Die große Wendung zum Finale kam mir sehr an den Haaren herbeigezogen vor und hat damit die vorsichtige Exposition über zwei Stunden zunichte gemacht. Trotzdem habe ich so ziemlich jede Figur liebgewonnen, weil sie eben nicht ganz so schablonenhaft waren und klangen und agierten, sondern schon sehr den Geschichten ähnelten, die man sich im wahren Leben erzählt, von Freunden und Verwandten, Eltern und Geschwistern. Aber im Endeffekt blieb nicht viel übrig, was ich aus The Upside of Anger mitnehmen konnte. Außer vielleicht dem Gefühl, einem bisher unbekannten Nachbarn ein bisschen ins Fenster geguckt und an seinem Leben kurz teilgenommen zu haben.

Melinda and Melinda

Melinda and Melinda fühlt sich an, als ob man in einem Drehbuchseminar sitzt, in dem verschiedene Teilnehmer ihren ganz individuellen Verlauf einer Geschichte erzählen, von der nur der Anfang vorgegeben war. Die Prämisse: eine Dinnerparty. Plötzlich klingelt es an der Tür, und eine junge Frau unterbricht die Partyatmosphäre. Wie geht es weiter? Wird die Geschichte zu einem Drama oder zu einer Komödie?

Woody Allen zeigt in Melinda and Melinda beide Seiten. Radha Mitchell jammert oder zirzt sich in beiden Versionen durch den Film – mal mehr, mal weniger überzeugend. Das Drama ihres Lebens zeigt, wie sehr sie durch die Fixierung auf ihre Beziehungen genau diese zerstört hat, die Komödienfassung lässt sie dagegen glückliche Momente in trauter Zweisamkeit erleben. Der Film springt zwischen beiden Realitäten hin und her, was ihn davor rettet, völlig belanglos zu sein. Natürlich ist das Allen’sche New York mal wieder wunderschön, natürlich hat er wieder den üblichen amerikanischen All Star-Cast am Set, der so gerne mal europäisches Kino machen würde, und natürlich gibt’s wieder Swing im Abspann. Die üblichen Versatzstücke halt, diesmal noch garniert mit etwas zu philosophischen Dialogfetzen, die sonst nicht mal Allens ewig geistvolle Figuren von sich geben müssen. Melinda and Melinda ist eine Fingerübung, aber kein wirklich funktionierender Film. Ich jedenfalls habe mich mittendrin gefragt, ob Allen einfach keine Lust gehabt hat, sich auf eine Handlung zu konzentrieren, weil er gemerkt hat, dass der Stoff eben doch arg dünn und wenig überraschend war. Und das ist er leider auch in zwei Varianten.

My eyes! MY EYES!

Ihr Sanitärfachmann mit Humor und Sprachgefühl.

Das ist mal was Neues. Wo ist Blognesty International? Ich werde für meine politische Meinung von Blogrolls geschmissen!

(Ist aber eindeutig stilvoller als „Du mochtest meinen Lieblingsfilm nicht, wäwäwä, ich les dich nie wieder, wäwäwä.“)

will i stay or will i go

Unbegründet Sorgen gemacht. Trotzdem Stein vom Herzen. Alles bleibt gut.

(Merk dir das Gefühl.)

tracks revisited

Wer gestern Tracks auf arte verpasst hat und damit den Bericht über u.a. Spreeblick, Bildblog und Wirres, kann das hier nachholen. Übrigens wurde Johnny mal wieder falsch geschrieben.