Melinda and Melinda

Melinda and Melinda fühlt sich an, als ob man in einem Drehbuchseminar sitzt, in dem verschiedene Teilnehmer ihren ganz individuellen Verlauf einer Geschichte erzählen, von der nur der Anfang vorgegeben war. Die Prämisse: eine Dinnerparty. Plötzlich klingelt es an der Tür, und eine junge Frau unterbricht die Partyatmosphäre. Wie geht es weiter? Wird die Geschichte zu einem Drama oder zu einer Komödie?

Woody Allen zeigt in Melinda and Melinda beide Seiten. Radha Mitchell jammert oder zirzt sich in beiden Versionen durch den Film – mal mehr, mal weniger überzeugend. Das Drama ihres Lebens zeigt, wie sehr sie durch die Fixierung auf ihre Beziehungen genau diese zerstört hat, die Komödienfassung lässt sie dagegen glückliche Momente in trauter Zweisamkeit erleben. Der Film springt zwischen beiden Realitäten hin und her, was ihn davor rettet, völlig belanglos zu sein. Natürlich ist das Allen’sche New York mal wieder wunderschön, natürlich hat er wieder den üblichen amerikanischen All Star-Cast am Set, der so gerne mal europäisches Kino machen würde, und natürlich gibt’s wieder Swing im Abspann. Die üblichen Versatzstücke halt, diesmal noch garniert mit etwas zu philosophischen Dialogfetzen, die sonst nicht mal Allens ewig geistvolle Figuren von sich geben müssen. Melinda and Melinda ist eine Fingerübung, aber kein wirklich funktionierender Film. Ich jedenfalls habe mich mittendrin gefragt, ob Allen einfach keine Lust gehabt hat, sich auf eine Handlung zu konzentrieren, weil er gemerkt hat, dass der Stoff eben doch arg dünn und wenig überraschend war. Und das ist er leider auch in zwei Varianten.

4 Antworten:

  1. Liest man im Internet Melinda-and-Melinda-Reviews, fühlt es sich an, als ob man in wieder in der Uni in einem Seminar sitzt, in dem verschiedene Teilnehmer ihre ganz individuelle Rezeption eines Films erzählen. Die Prämisse: Der selbe Streifen. Plötzlich klingelt es an der Tür, und eine junge Frau unterbricht die Partyatmosphäre. Wie geht es weiter? Wird das Review zu einem Drama oder zu einer Komödie?
    Anke Gröner zeigt in ihrem M&M-Text Sonnen- und Schattenseite ihres Können. Sie jammert und zirzt sich durch das Review – mal mehr, mal weniger überzeugend. Das Drama ihres Lebens zeigt, wie sehr sie durch die Fixierung auf Filme eben genau diese zerstören kann, die glücklichen Momente lassen die Bandbreite ihrer Rezeptions- und Formulierkunst erahnen. Das vorliegende Review springt zwischen beiden Polen hin und her, was es davor rettet, völlig belanglos zu sein. Natürlich ist der Grönersche Schreibstil mal wieder wunderschön, natürlich träumt sie den Traum vieler Blogger, endlich vom Feuillton, oder wenigstens einem Verlag entdeckt zu werden, und natürlich gibt’s wieder Blues im Abspann. Die üblichen Versatzstücke halt, diesmal noch garniert mit einem anmaßenden Unterton, auf den Gröners ambitionierter Blog ansonsten verzichtet. Melinda and Melinda ist eine Fingerübung, aber keine wirklich funktionierende Filmkritik. Ich jedenfalls habe mich mittendrin gefragt, ob Gröner einfach keine Lust gehabt hat, sich auf Film und Text zu konzentrieren, weil sie gemerkt hat, dass ihre Argumentation eben doch arg dünn und wenig überraschend ist. Glücklicherweise nur in den seltensten Fällen.

  2. Hey, Moment, das ist meine Retourkutsche!

    PS: Hab schon nen Verlag, reicht, danke.

  3. @ Retourkutsche: Ich bin nur der Meinung, dass es ab und zu auch mal Reviews über Reviews geben muss ;)

    @ P.S.: Habe ich übersehen, stimmt! Ich dachte aber mehr an sowas wie hier.
    hier. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch. “Karasek” ist hier ausnahmsweise nicht im Sinne einer Beleidigung gewählt, sondern sein Buch als Beispiel. Genug Material haben Sie ja!

  4. Herrje, ich steh auch mal wieder so was von auf dem Schlauch heute. Erst jetzt habe ich das mit der Retourkutsche kapiert. Entschuldigen Sie, besuche Ihren Blog recht unregelmäßig und habe daher nicht bemerkt, dass Sie den selben Taschenspielertrick bereits verwendet haben – Zwei Dumme, ein Gedanke!