Bowling for Columbine

Bowling For Columbine (2002)

Drehbuch: Michael Moore
Kamera: Brian Danitz, Michael McDonough
Regie: Michael Moore

Ich habe schon in vielen Weblogs gelesen, wie berührt die Leute waren, als sie aus Bowling For Columbine gekommen sind.

Hm.

Ich war, ehrlich gesagt, total angepisst, als ich aus dem Kino kam. Ich muss den Inhalt dieses Dokumentarfilms (ich wollte das offizielle Genre nur noch mal erwähnen) wohl nicht mehr wiedergeben. Jeder weiß inzwischen, dass Michael Moore, der Regisseur des Films, sich gegen den freien Verkauf von Schusswaffen und Munition einsetzt. Gute Sache, keine Frage. Und dass Michael Moore jeden, der meint, dass Waffen vielleicht doch nicht so blöd sind, für einen weltfremden Trottel hält, wird auch ziemlich deutlich, vor allem zum Schluss, als er sich mit Charlton Heston, dem Vorsitzenden der National Rifle Association (NRA) unterhält. Beziehungsweise ihm ständig ins Wort fällt, wie Moore das sowieso den ganzen Film lang mit seinen Interviewpartnern macht, weil er gar keine Lust auf eine Auseinandersetzung hat, sondern nur seinen Punkt machen will.

Das, was mich so dermaßen genervt hat, ist, dass das gute Anliegen des Films völlig untergeht in entweder einer emotionalen Soße aus Zeitlupenbildern, pathetischen Gesten und A Wonderful World im Hintergrund oder einer generellen Abrechnung mit dem politischen System Amerikas, seiner Gesetzgebung, seiner Nachrichtensender, seiner Bewohner.

Moore beginnt gleich mit den klischeemäßigen Rednecks, die im wahren Leben Immobilienmakler sind, aber trotzdem eine geladene .44er unter dem Kopfkissen haben. Genau, wie wir es sehen wollen. Dann kommen die erschütternden Bilder aus der Columbine High School, die von der Überwachungskamera während des Massakers aufgenommen wurden. Gute Sache, hätte Moore nicht noch einen dramatischen Score unter die Bilder gelegt, damit auch der Depp in der letzten Reihe im Kino kapiert, dass hier gerade etwas ganz Furchtbares abgeht. Im Folgenden sehen wir lustige Montagen, die die generelle Waffenverrücktheit der Amerikaner belegen sollen, viele unattraktive Menschen, denen praktisch „High School Dropout“ auf der Stirn steht, und die uns erzählen, dass sie echt gerne Waffen tragen oder zuhause Napalm herstellen, und ein paar Jugendliche aus Kanada, die schuleschwänzend bei Taco Bell rumlungern und uns, quasi in Vertretung für ganz Kanada, berichten, dass bei ihnen im hohen Norden alles ganz anders ist.

Ja, mag ja alles sein. Aber wieso, verdammt nochmal, greift Moore auf so völlig nutzlose Aussagen, die niemals repräsentativ sein können, und auf billige Taschenspielertricks zurück, wenn sein Anliegen doch ein gutes und wahres ist? Wieso muss er eben A Wonderful World unter die Auflistung der amerikanischen Sünden der Vergangenheit packen, um uns ein fassungloses Tränchen abzuringen? Wieso muss er – Gipfel der Peinlichkeit – das Bild eines getöteten Mädchens theatralisch bei Charlton Heston liegen lassen, damit der alte Mann sich vielleicht doch noch besinnt? Wieso verdammt er zuerst alle amerikanischen Medien in Grund und Boden, um sie dann ganz selbstlos für seine Mission „Keine Munition bei K-Mart“ einzuspannen? Wieso hat er das nötig, wo er seinen Punkt doch bereits nach wenigen Filmminuten klar gemacht hat? Waffen töten unschuldige Menschen, nirgendwo mehr als in Amerika, was als Konsequenz bedeutet: Schaffen wir das 2. Amendment ab, und wir haben eine Menge weniger Probleme. Darum geht’s, und das hab ich auch kapiert. Dafür muss ich nicht noch den Rundumschlag über den unterschwelligen Rassismus haben, die verfehlte Sozialpolitik, den Zeigefinger auf die Rüstungsindustrie und die Heiligsprechung von Marilyn Manson. Meine Güte.

Von einem Dokumentarfilm erwarte ich, dass er mir die Chance gibt, mir selber eine Meinung zu bilden. Natürlich wird jeder Regisseur mich in die Richtung kriegen, in die er mich haben will – dafür sorgt schon seine Bildauswahl und welche Fakten er mir präsentiert. Aber selbst wenn ich vorher weiß, aha, dieser Film ist gegen freie Waffenverkäufe, dieser Film ist gegen Rechsradikalität, dieser Film ist gegen den Grünen Punkt, möchte ich wenigstens das Gefühl haben, dass mir ein paar Widerworte präsentiert werden. Und das abschließende Urteil würde ich gerne selber fällen.

Ich habe vor einiger Zeit mal einen Dokumentarfilm, der seinen Namen auch verdient und nicht in billige Polemik abrutscht, gegen die Todesstrafe gesehen. Er heißt A Hanging und besteht nur aus Interviews. Mit den Eltern der zwei jugendlichen Opfer, mit dem Bruder des Mörders, mit den Gefängniswärtern, die den Täter schließlich hinrichten. Nur Interviews. Keine wackelige Kamara, keine Musik, nur die eindringlichen Worte aller Beteiligten. Bei diesem Film habe ich Rotz und Wasser geheult, weil er ehrlich war, weil er mich sehr berührt hat und weil er mich nicht manipuliert hat, wie Bowling For Columbine das meiner Meinung nach ganz widerlich gemacht hat. Es geht also. Ich brauche den ganzen buntbildrigen Overkill nicht, den Michael Moore mir anbietet. Ich brauche nur die Fakten, und die hatte ich bereits nach ein paar Minuten.

Und was ich nebenbei auch nicht brauche, ist das abfällige deutsche Gutmenschengelächter in den Reihen hinter mit über die ach so doofen Amis. Ihr wollt auch keine Schwarzen neben euch in der Wohnung haben, ihr wollt auch nur ganz banal euer kleines Leben leben, und wenn ihr könntet, würdet ihr euch auch eine Knarre unters Bett legen, damit euch niemand den Fernseher klaut. Jede Wette. Also haltet die Klappe.

8 Mile

8 Mile (2002)

Darsteller: Eminem, Kim Basinger, Brittany Murphy, Mekhi Phifer
Drehbuch: Scott Silver
Kamera: Rodrigo Prieto
Musik: Eminem
Regie: Curtis Hanson

Meiner Meinung nach haben die Produzenten von 8 Mile sich keinen Gefallen getan, einen der bekanntesten HipHop-Künstler als den Underdog aus Detroit zu besetzen. Eminem ist leider nicht ganz so wandlungsfähig wie Madonna, die in jedem Video (und in jedem Film) anders aussieht, so dass man wenigstens VERSUCHEN kann zu vergessen, dass da gerade ein Megamusikstar VERSUCHT zu schauspielern. Was allerdings weder bei Madonna noch bei Eminem funktioniert. Die beiden können gerade mal das darstellen, was sie kennen, nämlich sich selber. Deswegen haben Evita, The next best thing, Shanghai Surprise und wie sie alle heißen, nicht funktioniert. Und deswegen funktioniert 8 Mile auch nicht. Weil Eminem vielleicht zwar mal White Trailer Trash war, inzwischen aber Millionen verdient. Und deswegen fällt es einem verdammt schwer, ihm, ohne zu schmunzeln, dabei zuzusehen, wie er in einer typisch verranzten Detroiter Farbrik um Extraschichten bettelt, um ein paar Dollar zusammenzukratzen.

Die Geschichte von 8 Mile ist keine großartig neue Sache: Der junge Jimmy, genannt Rabbit (Eminem), versucht sich bei einem HipHop-Battle in einem Club, den ein Freund von ihm führt. Beim ersten großen Auftritt versagen ihm die Nerven, und er wird von der Bühne gebuht. Sein Privatleben sieht auch nicht besser aus: Er hat sich von seiner Freundin getrennt, muss deswegen wieder bei seiner alkoholkranken Mutter (Kim Basinger, ja, geht) unterkriechen, die in einem, genau, Wohnwagen lebt. Mehr Klischee geht kaum noch.

Der Film erzählt von Rabbits Versuch, etwas eigenes auf die Beine zu stellen, sich irgendwann nicht mehr auf seine Gang zu verlassen, sondern mit seinen Songs selber etwas zu erreichen. Kann man machen, hab ich aber auch schon spannender gesehen. Die Lovestory mit der chronisch erkältet klingenden Brittany Murphy im Schlampenlook wirkt ziemlich aufgesetzt und überflüssig, aber immerhin kriegen wir dadurch Eminem in einer Sexszene zu sehen. Nötig gewesen wäre diese allerdings nicht, vor allem, weil man ständig auf seine dunklen Haare guckt, die man an ihm einfach nicht gewöhnt ist.

Das war jedenfalls konstant mein Problem: Ich krieg die wahre Eminem-Geschichte einfach nicht aus dem Kopf. Genau wie Britney Spears noch 100 Filme drehen kann – auch sie wird immer der Megapopstar bleiben. Ich werde ihr keinen anderen Charakter abnehmen, weil sie eben keine Schauspielerin ist. Und leider ist Eminem auch kein Schauspieler. Er macht seine Sache recht ordentlich, kommt auch gut durch die Dialoge, aber man sieht eben immerimmerimmer Eminem vor sich und nicht Rabbit. Und beim letzten, entscheidenden Battle, den er gewinnt, steht eben auch Eminem, der Superstar, auf der Bühne – mit genau den Moves, die wir von ihm kennen, und mit der Professionalität eines Showmenschen, der es gewohnt ist, sich vor Publikum zu präsentieren. Das ist nicht der kleine Jimmy, der gerade das erste Erfolgserlebnis auf der Bühne hat, das ist Eminem, wenn auch nicht ganz so großkotzig wie sonst.

Der Film hat durchaus gute Momente, etwa wenn Jimmy spontan eine gerappte und neu getextete Version von Sweet Home Alabama bringt oder seine kleine Schwester in den Schlaf singt. Er schafft es zeitweilig wirklich, seinem Charakter etwas Faszination und Wahrhaftigkeit einzuhauchen, die über die übliche Macho-HipHop-Posen-Reißerei hinausgeht. Aber wenige Augenblicke später guckt er eben wieder böse unter seiner Strickmütze hervor, und die ganze Stimmung ist im Eimer.

Dafür gibt’s ne Menge Musik, im Original lernt man ganz viele böse Wörter, und … öhm … das war’s dann auch. Vielleicht hätte der Film besser mit jemandem anders in der Hauptrolle funktioniert, obwohl ich persönlich dann gar keine Lust mehr gehabt hätte, in den Film zu gehen. Vielleicht will er auch gar nicht als Film funktionieren, sondern nur zeigen, dass Eminem ganz anders ist, als wir glauben. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass8 Mile , so wie er gedreht wurde, eine ziemlich halbgare Sache bleibt. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich gut.

Ach ja, und wenn ich dir, lieber Marshall, noch einen kleinen Rat mit auf den Weg in den nächsten, wohl unvermeidlichen Film mitgeben darf: Wenn du auf die nächste Dialogzeile wartest, kannst du den Mund ruhig zumachen. Wirklich.

Star Trek: Nemesis

Star Trek: Nemesis
(USA, 2002)

Darsteller: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, Tom Hardy, Ron Perlman, LeVar Burton, Michael Dorn, Marina Sirtis, Gates McFadden
Drehbuch: John Logan
Kamera: Jeffrey L. Kimball
Musik: Jerry Goldsmith
Regie: Stuart Baird

Ja, ich gebe zu, ich bin ein Trekkie. Ich liebe The Next Generation, ich vergötterte Deep Space Nine, und ich habe sogar von Voyager jede Folge gesehen. Ich habe eine Uniform, einen Kommunikator, ne Menge Bücher über die Enterprise und ein Autogramm von Brent Spiner. Daher hat es mir auch das Herz gebrochen, als ich die ganzen negativen Kritiken zu Star Trek: Nemesis gelesen habe, die mir bescheinigten, dass dieser Film der schlechteste in der ganzen Reihe sei. Ich bin mit ganz tief geschraubten Erwartungen ins Kino gegangen – und wurde positiv überrascht.

Vordergründig geht es – wie immer – um böse Außerirdische (in diesem Fall dürfen mal wieder die Romulaner ran), die der Enterprise oder ihrem Captain ans Leder wollen. Es gibt – wie immer – Dialoge, die man schon hundertmal gehört hat (“Shields down to 40 percent”), kleine Witzchen, die nur funktionieren, wenn man die Charaktere kennt, zum Schluss gewinnen natürlich die Guten, und die Enterprise sieht ziemlich lädiert aus. Kennen wir alles, und wenn wir ehrlich sind, wollen wir genau das sehen. Weswegen sonst gibt es die Star Trek-Filme überhaupt noch? Es passiert nicht mehr als in einer normalen Doppelfolge; der einzige Unterschied zum Fernsehen ist, dass die Special Effects besser aussehen.

Was also macht den Reiz aus, sich nochmal die alte Besatzung auf ihrer letzten Reise anzuschauen? Das, was Star Trek für mich immer zu etwas Besonderem gemacht hat: der menschliche Unterton, der in jeder besseren Geschichte mitschwingt. Während Star Wars für mich immer ein bloßes Effektfeuerwerk war, hatten die besseren Episoden von Trek immer ein Thema, das mich berührt hat, eine Umsetzung, die sich vom üblichen Serien-Allerlei abgehoben hat und eine Auflösung, die mich an das Gute im Menschen hat glauben lassen. Ja, pathetische Worte, ich weiß, aber genau deswegen ist Star Trek für mich mehr als blöder Science Fiction-Grütz.

Star Trek: Nemesis beschäftigt sich mit dem Thema Individualität und der Frage, was uns eigentlich zu dem macht, was wir sind. Wir bekommen gleich von mehreren Seiten Ideen dazu präsentiert: Picard zum Beispiel trifft seinen Klon Shinzon, der im Gegensatz zu ihm, dem guten, nachdenklichen Captain, ein egoistischer, rachsüchtiger Hitzkopf ist. Shinzon sieht sich nicht als ein Kopie, sondern als ein Echo. Schönster Satz im Film, als er Picard schon abgeschrieben hat: “You will not live to see the victory of the echo over the voice.” Wieso ist Shinzon so anders als Picard? Sind es etwa doch nicht nur die Gene, die einen Menschen ausmachen, sondern auch die Umstände, in denen er aufwächst, der Einfluss seiner Umgebung und seine Erziehung?

Es scheint so zu sein, denn selbst Data, unser Lieblingsandroide, schafft es nicht, seinem Prototypen B-4, den die Enterprise auf einem Planeten entdeckt und zusammenbaut, seine eigene Persönlichkeit zu übermitteln. Er kann alle Erinnerungen und Fähigkeiten seiner selbst in B-4s positronisches Gehirn transferieren – aber er kann aus ihm keine Kopie Datas machen.

Gerade die Dialoge, die sich um das Thema „Was macht uns zu dem, was wir sind“ fand ich ziemlich gelungen und eben genauso, wie ich es von einer guten Trek-Folge erwarte. Der Anspruch, mehr zu sein, als man ist, besser zu werden, als von einem erwartet wird, nach Höherem zu streben, als einem zugedacht wurde – all das macht aus uns gute Menschen, gute Individuen. Die Tatsache, dass Shinzon trotz seiner Erbanlagen all diese Fähigkeiten nicht hatte, zeigt, dass wir alle an uns arbeiten müssen, um bessere Menschen zu werden. Wenn wir das wollen, denn auch Shinzon hatte die Chance (Picard nennt sich einen Spiegel für ihn, quasi ein Ziel, auf das sein Klon hinarbeiten könne), schlägt sie aber aus und wählt den bequemen Weg: der, bei dem der Einzelne, er selbst, gewinnt. Data hingegen, der als Android eigentlich nie den Anspruch an sich hätte stellen müssen, menschlich zu werden, es aber trotzdem immer verfolgt hat, wählt den unbequemen Weg: den, bei dem die Gemeinschaft gewinnt. Und er selbst zahlt idealistischerweise den Preis dafür.

Ich finde, Star Trek: Nemesis ist ein würdiger Abschied für diese Crew. Ich hätte mir noch ein paar mehr emotionale Szenen gewünscht und weniger halbgare Jokes, aber für diese kleinen Mängel haben mich der wie immer wunderbare Score und die anständigen Effekte entschädigt. Ich denke, Nicht-Trekkies werden dem Film nicht viel abgewinnen können, und anscheinend sind auch die Fans nicht ganz so angetan von ihm – ich persönlich kann nur widersprechen. Kein riesengroßes Kino, bei dem ich völlig aufgewühlt wurde, aber solide Unterhaltung – und auf jeden Fall besser als Insurrection und vor allem Generations. Und dazu ein schnuckeliger Bösewicht, dessen Namen ich mir mal merken werde. Ich fand’s gut. Dismissed.

My Big Fat Greek Wedding (2002)

My big fat Greek WeddingDarsteller: Nia Vardalos, John Corbett, Andrea Martin, Michael Constantine, Louis Mandylor
Drehbuch: Nia Vardalos
Kamera: Jeffery Jur
Musik: Alexander Janko, Chris Wilson
Regie: Joel Zwick

Die schlechte Nachricht zuerst: Dieser Film ist so originell wie eine Scheibe Toastbrot, total verkitscht, lebt nur von einer kleinen Idee, die auf 90 Minuten ausgedehnt wird und ist total unglaubwürdig.

Und die gute: Er macht verdammt viel Spaß.

Ja, natürlich haben wir alle schon mal die üblichen Ethno-Komödien gesehen, in denen der eine Partner (denn natürlich geht es um die Liebe zwischen zwei Menschen) aus einem anderen Kulturkreis kommt wie der andere, und natürlich führt dieser Kulturclash zu allerlei Verwirrungen, Tumulten und Aufregungen, und natürlich stehen unsere Liebenden das tapfer durch und lieben sich hinterher noch mehr, und natürlich liegen sich zum Schluss alle glücklich in den Armen. Das Schöne an diesem Rezept ist ja: Wenn es gut gemacht ist, guckt man gerne zu, auch wenn man schon in der ersten Minute des Films weiß, wie die letzte aussehen wird. Denn was ist falsch daran, sich an einem blöden verregneten Sonntagnachmittag einfach mal ein bisschen gute Laune zu gönnen?

Nia Vardalos, die das Drehbuch nach ihrem Ein-Personen-Stück geschrieben hat, spielt auch die Hauptrolle, und das so großäugig, sympathisch und pointensicher, dass es niemanden gibt, der ihr ihr Glück nicht gönnt. John Corbett (immer noch unvergessen als philosophierender Radiomoderator in Northern Exposure (Ausgerechnet Alaska), der besten Serie aller Zeiten) macht alles mit, was die wirre, laute, nervige, griechische Großfamilie von ihm will und stolpert so herzzerreißend gutmenschlich-tolerant durch die Gegend, dass man gar nicht anders kann, als sich genauso in ihn zu verknallen wie Nia.
Und die angesprochene Familie, die Nia und John in den Wahnsinn treibt und die in Wirklichkeit natürlich doch ganz großartig ist? Ich gebe zu, dass sie meine Nerven schon arg strapaziert haben, aber das mag daran liegen, dass ich diesem Familientrubel auch im wahren Leben rein gar nichts abgewinnen kann. Mich hat der Film jedenfalls nicht davon überzeugt, dass es toll es, wenn alle in deine Hochzeit reinquatschen oder dich mit dem netten Griechen von nebenan verkuppeln wollen. Aber für 90 Minuten kann man sie ertragen, vor allem, weil man weiß, dass sie es alle ja nur schrecklich gut meinen.
Und das ist auch die Erkenntnis, die man im wahren Leben als Nachwuchs irgendwann hat: Egal, was die Eltern irgendwann mal verbockt haben – meist geschieht es aus diesem fiesen Elterngefühl, alles für die Brut tun zu wollen, weil man sich nichts sehnlicher wünscht, als glückliche Kinder zu haben.

Im Film funktioniert es, und ich habe an vielen Stellen so laut lachen müssen, dass ich selbst die frustrierten Schnitten neben mir ignorieren konnte, die die ganze Zeit „Im wahren Leben wär das nie passiert“ in Richtung Leinwand gezischt haben. Nein, wäre es nicht. Schön, dass das hier Kino ist und nicht das wahre Leben. Obwohl: John Corbett könnte auch ruhig mal in Hamburg vorbeischauen. Ich kenn da einen Griechen, der macht echt lecker Moussaka.

Unfaithful

Unfaithful (Untreu): mittelmäßiger Film mit einer großartigen Diane Lane. Die Story von einer Ehefrau und Mutter aus den Suburbs, die einem aufregenden, jungen Unbekannten (yummy: Olivier Martinez) verfällt, beginnt recht vielversprechend, endet dann aber doch im üblichen moralinsauren Sumpf. Schade. Aber Richard Gere fand ich nach Jahren des Schmuseschauspiels endlich mal wieder gut.

Shanghai Noon

Shanghai Noon: Kollegenempfehlung. Och nö. So sehr ich Owen Wilson liebe und so sehr ich Jackie Chan genossen habe, so zäh fand ich den Film. Buddy Movies mag ich zwar sehr gerne, aber der war mir zu überfrachtet und dementspechend nicht schnell genug.

The Young Americans

The Young Americans (Todesspiele): mit Viggo und grottenschlecht. Glaube ich jedenfalls, denn erstens habe ich mit britischem Englisch wirklich Probleme, zweitens ist Viggos Rolle viel zu kurz und drittens hab ich ihn im Schnelldurchlauf geguckt. Trotz Harvey Keitel. Sorry, Mann.

28 Days

28 Days (28 Tage): mit Viggo. Und mit Sandra Bullock, die ich wirklich gerne mag. Ich finde sie sowohl komisch als auch dramatisch glaubwürdig, ich mag sie, wenn sie romantisch guckt, ich mag es, wenn sie sich selbst verarscht, ich finde sie ehrlich und nicht so glattgebügelt. Der Film selber ist natürlich nicht gerade eine kreative Offenbarung, aber trotz seiner konventionellen Handlung (Sandra ist Alkoholikerin, kriegt eine Reha aufgebrummt, wehrt sich dagegen, kommt dann doch zur Vernunft, trennt sich von ihrem Säuferfreund, kriegt allerdings nicht auch noch Viggo ab) ziemlich ordentlich.

The Prophecy

The Prophecy (God’s Army – ich liebe „deutsche“ Verleihtitel): mit Viggo und einem immer mehr zur Karikatur seiner selbst werdenden Christopher Walken. Auch sonst verschenkt dieser grottige Müll ne Menge guter Leute (Adam Goldberg, Amanda Plummer, Eric Stoltz … na gut, Virginia Madsen hatte auch mal ein paar gute Rollen), und über die „Handlung“ müssen wir uns, glaube ich, nicht unterhalten. Viggo darf einen Vollbart tragen und den Teufel spielen. Dabei hat er ausnahmsweise mal kaum einen Akzent – sonst nuschelt er ja gerne vor sich hin –, das rettet den Schrott allerdings auch nicht. Aber immerhin weiß ich jetzt, wo Chris Cunningham die Idee zum Frozen-Video von Madonna her hatte: Viggo verwandelt sich nämlich zum Abschied in eine Menge schwarzer Vögel, die in den düsteren Himmel aufsteigen. Schön geklaut, Baby. Hatte der Film ja doch noch was Gutes.

A Perfect Murder

A Perfect Murder (Ein perfekter Mord): Mit Viggo. Murder war der erste Film, in dem mir der Kleine aufgefallen ist. Ich hab ihn damals auf Deutsch im Kino gesehen und dann nie wieder, weil mich Michael Douglas’ Synchronstimme so nervt (bei aller Liebe für Volker Brandt). Ehrlich gesagt kann man auf den Film auch verzichten, aber ich guck mir so gerne die perfekten Frisuren von Gwyneth Paltrow an. Und natürlich die Sexszene mit You-know-who.

Return to me

Return to me (Zurück zu dir): Den Trailer zu der Schnulze hatte ich schon hundertmal gesehen, jetzt hab ich’s endlich geschafft, mir den Film auszuleihen – und wofür? Um die letzte halbe Stunde im Schnellvorlauf zu gucken.

Die Geschichte von einem Witwer (David Duchovny), der sich unwissenderweise in die Frau (Minnie Driver) verliebt, die das Herz seiner toten Gattin bekommen hat, reicht dann doch nur für 15 Filmminuten. Der Rest soll arg kuscheliger Hintergrund sein: die patente Schwester mit ungefähr 17 Kindern und einem rauhe-Schale-goldenes-Herz-Ehemann, der irische Großvater mit dem italienischen Restaurant, die wahnsinnig netten Angestellten des Restaurants, die alles daran setzen, die beiden Hauptdarsteller zu verkuppeln … och nö. Das war selbst mir zuviel Schmalz. Und Schnulzen sollten eh nicht länger als 90 Minuten sein. Zwei Stunden waren zuviel.

Permanent Midnight

Permanent Midnight (Voll auf Droge): Ben Stiller als heroinsüchtiger Hollywoodschreiberling Jerry Stahl. Hmmmmnö. Ich bin zwar immer wieder von Ben beeindruckt, aber die Story war mir doch ein bisschen zu lahm: abhängig werden, doofe Sachen machen, gefeuert werden, einen Entzug machen, clean bleiben, in Talkshows auftreten und ein Buch über „abhängig werden, doofe Sachen machen, gefeuert werden, einen Entzug machen, clean bleiben“ schreiben. Langweilig. Da hab ich schon schockierendere Junkiefilme gesehen. Und ich denke mal, der Witz an solchen Filmen ist die Botschaft „Finger weg“. Hab ich bei dem Film nie gedacht. Dafür geht er viel zu glimpflich aus.

(Aber, wow, ich liebe den Filmtitel. Den originalen, meine ich.)

American Psycho

American Psycho: Ich finde es schon eine mutige Leistung, aus dem Buch überhaupt einen Film zu machen, und dass dieser – was die Gewaltdarstellungen angeht – nicht an das Buch heranreichen kann, ist eigentlich klar. Und ich bin dafür, ehrlich gesagt, auch ziemlich dankbar. Denn einen Snuff-Film muss ich mir nicht angucken; ich fand das Lesen teilweise schon an der Grenze zum Zumutbaren.

Was ich am Film mochte: die geschickte Einbindung der im Buch seitenlangen Ergüsse über Popmusik der 80er Jahre, die gesamte Ausstattung und, jajaja, den extrem aufgeschnuckelten Christian Bale. Was ich allerdings vermisst habe, und das werfe ich dem Film auch vor, ist Batemans allmähliches Abgleiten in den kompletten Irrsinn, den ich im Buch meine gefunden zu haben. Während er am Anfang die Leute „nur so“ umbringt, bastelt er sich am Ende Halsketten aus ihren Rückenwirbeln. Diese Entwicklung habe ich nicht gesehen. Ansonsten fand ich den Film, wie gesagt, mutig. Allerdings auch ein bisschen langweilig. Da helfen auch die schicken Oberarmmuskeln von Balebaby nicht.