Nachtragend

Zwei Einträge zum 11. September: ein fiktiver Dialog von Scott Rosenberg und ein Stempel von misscaro.

Plus des Tages: eine Mutter, die ihre beiden kleinen Töchter auf zwei Stolpersteine vor einem Haus in Eppendorf aufmerksam macht und den beiden erklärt, was es damit auf sich hat.

Minus des Tages: Ja mach nur einen Plan, sei nur ein großes Licht.

„Hören Sie hier die neue Sirene“

All we have is now

Ich kannte mal jemanden, der jedes Jahr das Kursbuch der Bahn auswendig gelernt hat. Das ganze. Man konnte ihn aus heiterem Himmel fragen, wann der nächste Zug von keine Ahnung Heidelberg nach keine Ahnung Flensburg fährt und ob und wenn ja man wo umsteigen müsste, um spätestens gegen acht Uhr abends dazusein. Er überlegte nicht mal, sondern antwortete freundlich, dass man dafür um keine Ahnung kurz vor zwölf in Heidelberg einsteigen müsste um und dann da um schließlich.

Ich habe ihn mal gefragt, warum er dieses ganze dicke Buch auswendig lernt und erwartete Antworten wie Man muss ja vorbereitet sein Man muss ja wissen wo man hinwill Man muss ja wissen wann man ankommt Man muss. Stattdessen antwortete er ebenso freundlich wie auf die Heidelberg-Frage, dass es ihn eben interessiert, wann Züge aus Heidelberg nach Flensburg fahren oder nach Dortmund oder Berlin oder Eisenhüttenstadt. Nix mit Vorbereitet sein Ziele kennen Wege wissen. Nur losfahren, um anzukommen.

Wenn’s doch so einfach wär.

On workbooks

Mark Fenske schreibt ein Weblog. (Ich hoffe jedenfalls, dass es kein Fake ist, aber selbst wenn, liest sich’s gut.) In einem Eintrag erläutert er, warum er so an seinen Workbooks hängt, also den Kladden, die man in hunderten von Meetings und Ausdenksitzungen vollschmiert – mit Ideen, Ideenansätzen, Ansätzen von Ideenansätzen und viel, viel Blödsinn. Ich hänge auch an dem Kram; ich weiß allerdings nicht warum. Ich habe noch nie, auch nicht zu Zeiten, wo ich im Kopf nur eine riesige Wolke aus Nichts hatte und dringend eine Eins-A-Goldidee für einen wichtigen Wichtigkunden brauchte, in meinen alten Aufzeichnungen rumgewühlt, um vielleicht doch noch Gold zu finden, wo ich wusste, dass eher Müll war. Trotzdem stehen alle meine bisherigen Kladden zuhause im Regal. Vielleicht, weil ich weiß, wieviel Arbeit in ihnen steckt und wie wenige Ideen, die es ins reale Leben geschafft haben – als Anzeige, Film oder Katalog. Ich glaube, ich würdige meinen armen, geduldigen Begleiter aus Papier dadurch, dass ich sie aufhebe; ich würdige meine Ideen und ich würdige eine Menge Arbeitszeit, die ich mit netten Kollegen verbrütet habe.

Aber meine Kladden sehen nicht so cool aus wie die von Fenske. Und Headlines kann ich eh nur tippen.

(Hier wollte ich eigentlich eine Seite einscannen und meine Sauklaue der staunenden Leserschaft vorführen, aber da stehen überall Kunden- oder Produktnamen oder Dinge, die ich selbst nicht mehr entziffern kann oder will. Daher bleibt dieser Eintrag leider pointenlos.)

(Link via Werbewunderland)

Mit Robbie ins Kino

Wie die immer wieder anders aussehende Website von Herrn Williams mir per Newsletter mitteilte (ja, ich habe den Robbie-Williams-Newsletter abonniert, ja, SCHON GUT), wird sein Konzert am 9. Oktober im Berliner Velodrom in einige Kinos auf diesem Planeten übertragen. Diese Aktion sei der erste digitale Cinecast (schönes Wort) der Welt. Ob’s stimmt, weiß ich nicht, aber hier steht, in welchen Kinos man Robbie quasilive sehen kann.

morning paper

Der Guardian hat sein Erscheinungsbild überarbeitet. Bunter, kleiner, aber deswegen nicht billiger oder banaler. Ich muss mich noch ein wenig an die neue Schrift gewöhnen, da ich der alten sehr zugetan war, aber – passt schon.

Akustische Diskontinuität

Wenn man sich vor den Fernseher am Empfang stellt und Phoenix anschaltet, hört man Angela Merkel. Wenn man sich aus dem Agenturfenster lehnt, hört man nur die pfeifenden Protestler.

Gurkensalat

Illustrator David Lanham verkauft Zeichnungen und verschenkt schöne Icons und Desktop-Hintergründe. Mein derzeitiger heißt bei David In a pickle. Bei Anke heißt er Spacegurke.

Message in a bubble

Lush-Badebombe „Softy“: ca. 5 Euro.

Lush-Bubble Bar „Turbo Bubble“: ca. 4 Euro.

Lush-Shampoo „Trichomania“: Probestückchen. 0 Euro.

Bodyshop-Papaya-Körperpeeling: ca. 9 Euro.

Ikea-Duftkerzen „Glittra“: ca. 3 Euro.

Entspannende Musik: ca. 19 Euro.

Lecker Gläschen Cabernet zum dekorativen Rumstehen am Wannenrand: ca. 3 Euro:

Quietscheentchen: ca. 8 Euro.

Mein Gesichtsausdruck, als ich den Wasserhahn volle Kanne aufdrehte, um das Bad einzulassen, ohne allerdings vorher den blöden Hebel umgelegt zu haben, so dass das verkackte Wasser nicht aus dem Hahn, sondern aus der Dusche kam, die ich aus völlig unerfindlichen Gründen in der Hand hielt, in Richtung Gesicht, und ich so erstens mich selbst schon mal komplett unter Wasser setzte und dazu auch noch das halbe Bad inklusive Kerzenlöschung: unbezahlbar EXTREM ANGEKOTZT UND TOTAL UNENTSPANNT.

Der Gesichtsausdruck vom Kerl, der mich hinter der Badezimmertür brüllen hörte: extrem belustigt und total unmitfühlend, der Arsch.

“Being poor”

Autor John Scalzi schreibt, was es bedeutet, arm in Amerika zu sein. Seine Kommentatoren ergänzen. Und ein paar Spacken ruinieren mal wieder den Tonfall des Eintrags mit wirklich wichtigem Genöle. Wenn ihr Zeit habt, lest auch die folgenden Posts, die sich ebenfalls mit dem Thema beschäftigen.

(entdeckt durch einen Kommentar auf German Joys)

Primaten mit Handy oder: Rotweinbloggen

Die Lu kam vorbei, völlig ausgehungert nach der Elbwanderung, hatte ihren Teller schon leer, bevor der Kerl oder ich überhaupt angefangen hatten zu essen, ich war dann ebenfalls relativ schnell durch, weil ich ein Weberknechtbeinchen im Salat entdeckt hatte und mich fragte, wie ich a) den Rest hatte finden und wegwaschen können, aber nicht bemerken können, dass dem Herrn ein Beinchen fehlt und b) ob ihm vielleicht noch mehr als eine Extremität beim Salateinpacken abgerissen wurde und c) ob ich die jetzt intus hätte oder die lieben Gäste, aber da war der Rest vom Tisch ja beinhart (haha), los iss, jetzt isses auch egal, und so’n Bein merkt man eh nicht, aber ich bin dann erstmal beim Prokeln in Lebensmitteln geblieben, bis der Chirazpegel hoch genug war, um den Teller leerzumachen, währenddessen erzählte Lu von ihren Swarowski-Flipflops, richtete Grüße von Lyssa aus, wir hechelten kurz die Sphäre durch, bevor wir zu den wichtigen Themen kamen (Kerle, Kinder und Kakaogehalt guter Schokolade), der Kerl zog sich irgendwann zurück und schlief in Klamotten ein, während der Mädchenabend noch weiterging, und wie immer um gewisse Uhrzeiten redet man dann über Verflossene und die von uns Gegangenen und warum man nie weiß, was man auf Friedhöfen sagen soll, wenn man denn am Grab steht und wie ungerecht es ist, wenn jemand noch sagt, ich ruf dich an und dann ruft dich jemand anders an, um dir zu sagen, dass dich der andere nie wieder wird anrufen können, mehr Rotwein, mehr Wasser, ich mag es, wenn die Stimmung kippt von lauten hahawasgehtsunsgut zum bewussten gutdassesunssogutgeht, guckmalwaswiralleshaben, guckenwirmalwaskommt, wirdschon, istesbisjetztjaimmer, noch schnell ein Bild geflickrt, noch kurz den Kerl zum Abschied aufgeweckt, um dann wieder mit ihm einzuschlafen, du hoffentlich auch, komm nochmal rum, dasmachenwirmalwieder.

„Und wenn dir gar nichts mehr einfällt, schreib übers Wetter“

Wir brauchten früher keine große Reise
Wir wurden blau auf Borkum und auf Sylt
Doch heute sind die Blauen nur noch Braune
Denn hier wird leider niemand tiefgekühlt

Ja, früher gab’s noch kältefrei, da war das Freibad zu im Mai
Ich saß den ganzen Tag in unserem Haus
Da hatten wir noch Handschuh an und Eisklotzfüße dann und wann
Und jeder Schneemann zog die Jacke aus.

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr

Und was wir da für Kältewellen hatten
Bikinifabrikanten gingen ein
Da gab es minus 40 Grad im Schatten
Wir mussten mit dem Heizöl sparsam sein

Der Regen klatschte ins Gesicht, da brauchte man die Dusche nicht
Ein Schaf war damals froh, wenn es mal fror
Es war nicht wie in Afrika und niemand machte FKK,
Doch heut, heut summen die Eisbären laut im Chor

Wann wirds mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr

Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts
Nur über 1000 Meter gab es Schnee
Mein Milchmann sagt: Das Klima hier, so scheiße
Und schuld daran ist nur die FDP

Ich find, das geht ein bißchen weit, doch bald ist wieder Urlaubszeit
Und wer von uns denkt da nicht dauernd dran
Trotz allem glaub ich unbeirrt, dass unser Wetter besser wird
Nur wann, und diese Frage geht uns alle an!

Wann wird’s mal wieder richtig Sommer
Ein Sommer, wie er früher einmal war
Kein Sonnenschein von Juni bis September
und gern so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.

1 gegen 9

Die SZ tut mal so, als ob Lehmann und Kahn sich streiten würden. Das Duell wird moderiert von Sabine Christiansen, Maybrit Illner und Kicker-Redakteur Rainer Holzschuh: Ich sag mal: Vorfahrt für Abwehr.

Lehmann: Wir müssen etwas fürs Mittelfeld tun, wir müssen Sicherheiten für die Menschen in der Abwehr schaffen, aber wir müssen auch nach vorne schauen. Ich sage immer – und damit liege ich ganz auf der Linie von Jürgen Klinsmann – Angriff ist die beste Verteidigung. Vor allem aber müssen wir die Gegentorquote verringern, das ist das Wichtigste. Mehr Abwehrplätze, darum geht es. Ich sag’ mal: Vorfahrt für Abwehr.

Kahn: Dann sagen Sie den Leuten doch endlich, wie Sie das machen wollen. Sie reden nur in Widersprüchen. Das ist eine Milchmädchenrechnung, die Sie da anstellen. Weniger Gegentore schaden dem Wachstum im Angriff, das wusste schon Herberger. Ihr Trapattonismus würde uns auf Jahre hinaus ruinieren.

„Jacko singt jetzt für die Flutopfer.“

„Kein Wunder, da rennen ne Menge Waisenkinder rum.“