Mündliche Mutprobe

Ich war neulich zum zweiten Mal im Trific, unter anderem, um die Erdbeeren endlich mal halbwegs scharf zu fotografieren, denn die habe ich natürlich nochmal gegessen. Außerdem habe ich so endlich Christian kennengelernt, auf dessen schönes Bloglayout ihr gerade alle schaut (alle außer den DRÜCKEBERGERN AUS DEM FEED!), Frau Monalisa und hammwanich mit charmanter Begleitung. Little Jamie und Isa kannte ich schon, aber das macht das Treffen ja noch netter.

Ich habe mich sofort auf den Gelben Muskateller gestürzt und dann todesmutig eine Vorspeise mit Tintenfisch bestellt, dem ich bisher immer weiträumig ausgewichen bin. Tintenfisch ist so ein Viech, bei dem ich mich wirklich frage, wie jemals wer auf die Idee gekommen ist, das essen zu wollen. Ist da mal ein Oktopus in einem Fischerboot gelandet und Herr oder Frau Fischer haben sich gedacht, ach guck mal, gleich acht Arme, da werden endlich mal alle satt und vorportioniert isses auch schon, oder was?

Im Zuge meiner neuen Liebe zum Kochen und Genießen habe ich mir aber vorgenommen, nicht immer die sichere Bank von der Karte zu bestellen – also das Zeug, das ich kenne –, sondern auch mal irgendwas, was ich noch nie gegessen habe. Diesmal also Tintenfisch. Der genaue Name der Vorspeise war Risotto mit Calamaretti, Erbsen und Spargelpesto und hat, wie alles in dem Laden, grandios geschmeckt. Ich hatte mir unter Calamaretti naiv kleine Stücke von Tintenfisch vorgestellt, die nicht mehr erkennen lassen, von was sie abgeschnitten wurden. Auf dem Teller lagen dann allerdings drei winzige Kraken und warteten darauf, in meinen Mund zu wandern, worauf ich meinen neuen kulinarischen Mut doch ein bisschen in die Ecke werfen und ein Käsebrot bestellen wollte.

Aber wer nicht wagt, der wird nicht satt. Also nicht lange darüber nachgedacht, wieviele Beinchen da gerade über meine Zunge wandern, rein damit – und lecker war’s! Weitaus weniger gummiartig als ich gedacht hatte und dazu äußerst schmeckig gewürzt.

Zwei Stühle weiter landete eine andere Vorspeise vor zwei Gästen: Austern. Auch noch nie gegessen, und Isa und ich quietschen dann auch ein wenig memmenhaft rum, was Jamie dazu hinriss, uns gnadenlos eine Auster anzubieten. Ich dachte, wenn ich schon Zeug mit Tentakeln essen kann, kann ich auch Mollusken essen. Die Schale war viel schwerer als ich erwartet hatte, und sie roch sehr frisch und salzig. Und so hat die Auster dann auch geschmeckt: ein bisschen wie schales Meerwasser, aber nicht langweilig oder unangenehm. Auch hier: kein Glibber, kein Gummi, einfach ein neues Essgefühl und ein einzigartiger Geruch in der Nase.

Ich werde beim nächsten Mal nicht unbedingt die Fischplatte Surprise ordern, aber ich war mal wieder sehr dankbar für ein paar neue Erfahrungen. Auch wenn ich nach der Auster relativ schnell einen großen Schluck Wein genommen habe. Und jetzt, nach dem Tippen, nehm ich noch einen, denn wie mir die Wikipedia verraten hat – im Gegensatz zur edlen Spenderin der Auster –, war die Muschel noch lebendig. Jetzt hab ich tagelang ein schlechtes Gewissen. (Und kann nie wieder über die Deppen beim Dschungelduell lästern, die lebendige Kakerlaken essen.)