#12von12 im Januar

Wie immer am 12. des Monats: zwölf Bilder vom Tag. Alle anderen gibt’s bei Draußen nur Kännchen.

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Das erste, was ich sehe, wenn ich aufwache: Luise. Sehr schemenhaft, zugegeben. Ich bin schon gespannt darauf, wie der Blick im Sommer sein wird, wenn es morgens im Zimmer heller ist.

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Immer noch leicht körnig, weil das Licht immer noch düster ist: mein Frühstück. Heute eher ein Flat White statt des üblichen Cappuccinos – der Milchaufschäumer war anscheinend noch nicht ganz wach.

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Ich hatte am Montag Serverprobleme, weswegen ich meinen langen Blogeintrag über meinen kurzen Parisbesuch nicht in der WordPress-Maske tippen konnte. Aber rumsitzen wollte ich natürlich auch nicht, also schrieb ich ihn vorgestern erstmal ohne Links und Bilder in ein Word-Dokument.

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Aus dem dann nur gut eine Stunde später ein schöner Blogeintrag wurde.

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Eigentlich wollte ich gestern erst in die Stabi und dann ins Zentralinstitut für Kunstgeschichte. So sehr ich letzteres liebe – manchmal hat die Stabi dann doch einen Katalog oder ein Buch, das dort nicht steht. So wie jetzt gerade, wo ich in der Stabi die englische Ausgabe einer Dissertation über Kiefer und seine Bilder zu Celans Todesfuge lese anstatt die französische im ZI. Draußen vor dem Fenster mischten sich aber Regen und Schnee, weswegen ich zuhause weitertippte, wo auch genug Bücher lagen, aus denen ich mich bedienen konnte. Mit einem Ausblick auf neue Tulpen und einem kleinen Snack an meiner Seite.

In meiner Hausarbeit wollte ich Närrin ja alle Bilder aufzählen, in denen Kiefer auf Wagner rekurriert, und sie neu besprechen, weil mir die bisherige Forschung zu dem Thema zu wischiwaschi ist. Während des Referats kamen mir so fünf, sechs Bilder unter und ich dachte launig, ach, das wird gehen. Es gibt leider kein Werkverzeichnis von Kiefer, weswegen ich die Zeit vor und nach dem Jahreswechsel damit zubrachte, alle Kataloge durchzublättern, die im ZI stehen. Inzwischen bin ich bei 23 Werken mit eindeutigem und zehn Werken mit nicht-eindeutigem Wagner-Bezug – und ich habe noch nicht mal alle Kataloge durch geschweige denn die Datenbanken aller Museen dieser Welt angeklickt (das mache ich dann auch erst bei der Dissertation).

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Dementsprechend sieht meine Hausarbeit aus, die bisher nur aus der Einleitung, dem Forschungsstand und den blanken Daten zu den Bildern besteht. Ich habe gestern angefangen, diese wenigstens rudimentär zu beschreiben; also nicht in allen Einzelheiten (es gibt ja auch ein Abbildungsverzeichnis), aber wenn ich schon über Wagner-Bezüge rede, dann möchte ich wenigstens genau die möglichst präzise erläutern. Also: Was soll der Speer bei Parsifal I, wieso ist Siegfried’s Difficult Way to Brünhilde eindeutig Wagner und nicht Nibelungenlied und so weiter.

Blöderweise frisst das mehr Zeichen als ich dachte. Ich darf – extra noch mal nachgeguckt – 50.000 Zeichen inklusive wissenschaftlichem Apparat schreiben. Nach meiner gestrigen Arbeit bin ich bei 43.000 und ich habe mit meiner These (Wagner bei Kiefer ist ein Hinweis auf das Familiäre und nicht den großen, anonymen NS-Staat) noch nicht mal angefangen geschweige denn alle Bilder beschrieben. Daher überlege ich jetzt ernsthaft, diese Arbeit nicht als reguläre Hausarbeit, sondern als meine Forschungsarbeit zu nehmen, die eigentlich erst im 3. Mastersemester vorgesehen ist und 70.000 Zeichen umfassen darf. Das werde ich dringend mit meiner Dozentin besprechen müssen. Ich weiß ja inzwischen, dass ich mich in jedes Thema reinfresse und bei jedem Thema irgendwann denke, daraus kann man viel mehr machen, aber dieses Mal fühlt sich das wirklich nach Forschung und einer neuen Sichtweise auf ein Werk an, während ich im Bachelor doch gefühlt nur Zeug aus der Sekundärliteratur zusammengetragen und neu interpretiert habe. Die Arbeit, die ich jetzt gerade leiste – ein auszugsweises, thematisches Werkverzeichnis – habe ich so aber noch nicht vorgefunden. Hm. Anke: Sprechstundentermin machen statt weitergrübeln. Heute.

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Bis dahin jammere ich noch darüber, dass ich keinen Platz mehr auf meinem Schreibtisch habe.

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Und dass in jedem Buch andere Maße für die gleichen Bilder stehen, was mich wahnsinnig macht.

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Gegen 17 Uhr gab’s dann Mittag. Ich gönnte mir zwei Folgen Grace and Frankie auf Netflix, bevor ich mich für die Abendveranstaltung aufhübschte: eine Buchpräsentation in den Kammerspielen. Genauer gesagt, eine Präsentation dieses Werks:

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Netterweise gab es die Möglichkeit, das Werk in den Kammerspielen zu erwerben, was F. für mich erledigte, während ich noch unterwegs war. Gut, dass ich den ollen Rucksack aufgesetzt hatte anstatt das damenhafte Handtäschchen zu nehmen, denn die beiden Bücher wiegen fast fünf Kilo und sind riesengroß.

Die Präsentation begann mit zwei kurzen Vorträgen: Was soll das eigentlich, wer hat damals Mein Kampf gelesen, wer sollte es heute noch lesen usw. Dann trug eine Schauspielerin der Kammerspiele Passagen des Originaltextes vor, die dann von den vier anwesenden Editoren Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger und Roman Töppel zerpflückt wurde. Man bekam einen guten Eindruck davon, wie die letzten Jahre der Arbeit an dem Buch verlaufen waren, dass quasi jeder Satz angeguckt, überprüft und notfalls kommentiert wurde. Die Ausführungen waren allesamt sehr lehrreich und so komisch das klingt: Ich freue mich darauf, in der Edition lesen zu können.

Bemerkenswert fand ich die Einleitung von Christian Hartmann, dem Leiter des Projekts, der klarstellte, dass man mit einer gewissen Haltung an die Sache gegangen wäre, um die, halbwegs O-Ton, „Lügen, Verfälschungen und Andeutungen Hitlers“ zu korrigieren. Er meinte, man könne diesem Buch nicht neutral gegenüberstehen. Ich erinnerte mich an die ersten Amazon-Rezensionen, die genau das beklagt hatten: dass man eben die Haltung spürt, mit der jemand an den Originaltext gegangen ist und diesen, jetzt aber O-Ton Hartmanns, „umzingelt“ hat mit seinen Anmerkungen. Dann scheint der Plan ja funktioniert zu haben.

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Zuhause wollte ich dann aber doch nicht mehr in der Edition lesen – sie ist in ihrem Format leider sehr bettunfreundlich – und las daher weiter Patricia Highsmiths The Price of Salt, or Carol. (Den Film habe ich nicht durchgehalten, die Geschichte interessiert mich aber.)